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1. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". Rotationsdruck und Verlag von Langer t Winterlich in Riesa. — Für die Redaktion vaantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. H los. Freitag, S. Mai 1907, abends. «9. Jahr,. »timmmigSbild a«S dem Reichstage. l Eigener Bericht. 8. Berlin, S. Mat 1907. Nicht» von dem Glanz vergangener Lage. Am Bun- jst»rat»tische sitzen heute allein Graf PosadowLky und Herr l-ritke. Die Lribünen sind verhälMtSmäßig schwach be nscht; da» Publikum weiß, daß di« Tagesordnung nur ganz trockene» Veratung»material aufweist. Noch vor Eintritt in diese» nimmt der sogenannte Hessische „Lederkünig*. Herr Heyl zu Herrnsheim (nattonallib.) da» Wort, om gegenüber der Behauptung de» Abgeordneten Heine, Hine Arbeiter würden bei geringen Löhnen zu hohen Hmoentionalstrasen verpflichtet» entgegenzutteten. E» Handle sich nur um vertrauen»leute, denen Fabrikgeheim- Me auverttaut werden. Erster Gegenstand der Lage», ordnung ist die 15 Mtlltonen-Forderung der Regierung für Erweiternng -e» Kaiser Wilhelm-Kanals al» erste Rate. Der freisinnige Leonhardt beantragt Anweisung der Vorlage an die Budgetkommtsston. Di« Kanalerweiterung liege im strategischen Jntereffe, eine gründliche Erörterung der Vorlage sei dringend notwendig. Der Konservative v. Richthofen schließt sich dem Antrag an. Die Sozialdemokraten und Nationalliberalen, sowie da» Zentrum behalten sich ihre Stellungnahme in der Kommission vor; der Reformer Gräfe wünscht Beschäf. tigung pur deutscher Arbeiter und Unternehmer an dem Lau. Staatssekretär PosadowLky sagt Berücksichtig ung diese» Wunsche» zu, da e» sich um ein großes natio nale» Werk handle. Dem schwach besetzten Hause teilt der Präsident v. Stollberg vor Beginn der Postetatsbrratuug halb warnend mit, e» seien namentliche Abstimmungen für zwei Resolutionen zum Postetat beantragt. Da» heißt mit anderen Worten: „Wer nicht 20 Mark verlieren will, der bleibe hier". Diese Ermahnung hatte aber noch keine unmittelbare Wirkung. Der Antisemit Bruhn wendet sich gegen da» Monopel einer Berliner Firma, Uniform stücke für die Postbeamten zu liefern und spricht sich für Aufbesserung der Gehälter der Landbrtefträger aus. Für die Beamten in den polnischen Gebieten tritt der national liberale Orte! warm ein und befürwortet eine Gehalts zulage entsprechend den Zuwendungen an die preußischen Leamten. DaS Zentrum läßt durch den Abgeordnete« Fritzen seine ablehnende Stellung gegen die Ostmarken, zulage verkünden, da e» sich damit um die Verfolgung eine» politischen Zweckes handle. Gestützt auf ein sorg- Mig gesammeltes Material nahm sich der freisinnige Ab geordnete Neumann-Hofer, mit dem die Freisinnigen einen arbeitsfrohen und einen rednerisch sehr gewandten Herrn erhalten haben, der Postagenien, der Postunterbeamten, Lelegraphenarbeiter und der übrigen Beamtenkategorien an. Namens der drei freisinnigen Fraktionen legte er Ber- Wahrung gegen die Auffassung ein, daß die Beamten sich nicht mit ihren Wünschen an die Abgeordneten wenden dürften. In ähnlichem Sinne spricht der ZenttumSabge- ordnete Hug. Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird angenommen. Die Spezialberatung geht im Galopp vor sich. Wenn ein Abgeordneter länger als fünf Minuten spricht, murrt da« Hau», auch wenn er nur ein Wort noch sagen will. Der Staatssekretär Kr 8 tke gibt eine General antwort. Ihm scheint daS Sturmlaufen deS Hauses gegen ihn, um Höherbesoldung deS Postbeamtenkörper» zu er- langen, wenig zu rühren, denn aus seinen kurze« Ausfüh rungen hört man wenig Zusagen heraus. Um die Abge ordneten in ihrer Mehrheit nicht zu schädigen, wird über die freisinnige Resolution (Aenderung der Personalordnung) zu der noch ein Eventualantrag Eickhof- Neumann-Hof« eingebracht ist, und über die d« Konservativen (Verringe rung der Lelefongebührrn auf dem Lande) morgen zu Be ginn der Sitzung namentlich abgestimmt werden. Bei einer heute vorgenommenen Abstimmung hätte der Staat man chen Zwanzigmarkschein gespart. 8«r Einbürgerung de» UeberweisungS- ««d ScheSderkehr» verbreiten die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin ein Zirkular an die Mitglieder der Korporation der Kauf mannschaft, die kommunalen und staatlichen Behörden, die wirtschaftlichen Vereine und sonstige Interessenten. Fn demselben weisen sie darauf hin, daß sich die deutsche Bevölkerung (im Gegensatz zu anderen Ländern) noch nicht hinreichend an die Mittel gewöhnt hat, welche geeignet sind, die Benutzung von Gold-und Silbermünzen, sowie von Banknoten und Reichskassenscheinen als Zirkulations mittel zu ersetzen, nämlich an die Anwendung des" Ueber- weisungs» und Schecksystems. Wenn eS gelingen würde, einen erheblichen Teil aller Zahlungen der Gewerbe treibenden und der Privatpersonen durch Ueberwcisungen oder Schecks zu erledigen, so würden dadurch große Be träge an Zirkulationsmitteln erspart werden, sowohl an Gold und Silber wie an Banknoten und diese ersparten Zirkulationsmittel würden sich in den Kassen der Noten banken, namentlich unseres Zentralnoten-Jnstitutes, der Reichsbank, ansantmeln. Je mehr dies der Fall ist, desto geringer würde der Bedarf an Zirkulationsmitteln sein, den die Reichsbank zu befriedigen hat, desto stärker würde der Barbestand der Reichsbank sein, was zur Ermäßigung deS Zinsfußes bei der Reichsbank und int ganzen Lande erheblich beitragen würde. Zur Ausdehnung des Scheck verkehrs ist es auf der anderen Seite erforderlich^ daß die Scheu verschwindet, die heute noch bei vielen Gewerbe treibenden, Instituten und Korporationen gegen die An nahme von Schecks besteht. Wenn daher, so schließt das Zirkular, auf der einen Seite, allen Gewerbetreibenden und Privatpersonen zu empfehlen ist, sich Bankkonti er öffnen zu lassen, so ist in gleicher Weise an alle die jenigen, die Zahlungen zu empfangen haben, die Mah nung zu richten, Ueberweisungen und Schecks anzunehmen, soweit nicht besondere Gründe deM entgegenstehen. Tie deutsche Bevölkerung hat sich im Lause der letzten Monate schwer beklagt über die Höhe deS Zinsfußes und die Opfer, die dem gesamten Verkehr dadurch auferlegt worden sind. Ein Mittel zur Abhülfe hat die Bevölkerung selbst in der Hand, und dieses Mittel besteht darin, daß jeder Gewerbe treibende und jeder wohlhabende Privatmann sich ein Bankkonto eröffnen läßt und eS durch das Ueberweisungs- und Schecksystem in der Weise benutzt daß dadurch bare Zirkulationsmittel erspart werden und auf diesem Wege eine Besserung unserer Geldverhältnisse herbeigeführt wird. Ta auf einem solchen Konto von den Bankhäusern Zinsen vergütet werden, so werden diejenigen, welche diese Zahlungsweise sich zu eigen machen, nicht nur der All gemeinheit dienen, sondern auch selbst Nutzen daraus ziehen, Tagesgeschichte. Die. gesetzliche Regelung der Zigarren-Hetruarbeit, wie der dem Reichstage vorliegende Gesetzentwurf sie vorschlägt, wird in der „Sozialen Praxis' von Professor Tr. E. Francke ausführlich besprochen. Francke begrüßt die Vorlage zunächst wegen ihrer grundsätzlichen Bedeu tung, weil sie nach dem Kinderschutzgesetz der erste weitere Schritt auf dem Gebiete der Heimarbeit ist. Taß gerade die Zigarrenarbeit zuerst Gegenstand der Regelung werden soll, findet FranckeS vollen Beifall aus dem Grunde, weil die Unsauberkeit bei der Herstellung von Zigarren nicht nur zahlreiche Arbeitskräfte, darunter viele weibliche und manche kindliche, sondern auch die Konsumenten in Mit leidenschaft zieht. ES kommt hinzu, daß eine Ueberfüh- rung der Heimarbeit in Werkstatt oder Fabrik ziemlich leicht möglich ist, falls infolge der Schutzvorschriften eine Abnahme der Zigarren-Heimarbeit sich einstellt. Vom grundsätzlichen Standpunkte aus begrüßt Francke auch die Einführung deS Registerzwanges, das heißt die Anzeige pflicht sowohl für die Arbeitsräume als auch für die Ar beiter, und zwar unter Heranziehung des Unternehmers. Andererseits hat Francke auch einige Ausstellungen an der Regierungsvorlage zu machen. Bor allem bemängelt er, daß der Gesetzentwurf nur die Zigarren-Heimarbeit erfaßt, nicht die hausindustrielle Verfertigung von Zi garetten. Tiefe sind auch von dem' Geltungsbereich der abgeänderten BundeSratsvervrdnung vom' 17. Februar 1907 ausgeschlossen geblieben. Weshalb man der Zigarette sowohl in der Werkstatt wie in der Heimarbeit eine solche Sonderstellung einräumt, findet Francke nicht verständ lich Tie Gesundheitsschädigungen durch Unsauberkeit usw. bei der Herstellung von Zigaretten seien für Arbeiter und Konsumenten kaum geringer, alS in der Zigarren macherei. Francke hofft deshalb, daß der Reichstag auch betreffs der Zigaretten den Schutz der Arbeiter und der Konsumenten durchsetzt. Allerdings erwartet Francke in der Zigarren-Heimarbeit selbst die Erziehung zur Rein lichkeit in den RäuMen und zur Sauberkeit in der Ar beitsweise nur für den Fall, daß die Schntzvorschriften mit größter Strenge durchgeführt werden. lieber de« «rbeitsmarkt im Monat Mär; 1907 berichtet das „Reichsarbeitsblatt"': Auch in diesem Jahre war die Beschäftigungsgelegenheit sowohl auf dem ge werblichen wie auf deut landwirtschaftlichen Arbeitsmarkt im allgemeinen günstig. Ter frühe Termin des Oster festes trug zu einer stärkeren Anspannung der Beschäfti gung einer Reihe von Gewerben auch noch bei. Im Koh lenbergbau hielt die günstige Arbeitsgelcgmheit auch im März an, Arbeitskräfte waren gesucht, der Wagenmangel noch nicht beseitigt. Unverändert günstig lauten im allge meinen die Berichte auss der Eisen-, Metall- und Ma schinenindustrie; desgleichen ist die allgemeine Konjunk tur in der elektrischen Industrie als gut zu bezeichnen, wenn auch in den einzelnen Branchen die Beschäftigung in den letzten Monaten zurückgegangen ist. Chemische Industrie und Textilindustrie waren mit Aufträgen eben falls im allgemeinen gut versehen. Einen starken Anteil an der Steigerung der Beschäftigung im März hatte das! Baugewerbe, obgleich an einer Reihe von Bauten die Verhältnisse im Baugewerbe durch bevorstehende oder be reits ausgebrvchene Streiks und Aussperrungen nicht un wesentlich beeinträchtigt wurden. Ueberhaupt war der Be- richtiSmonat durch eine Reihe größerer Arbeitsstreitigkeiten charakterisiert, in einzelnen Fällen gelang es, eine güt- 12-33 Mk. 3-16 Mk. 8^ von 4,50 Mk. an 'R von 25 Mk. an. F Burschen-Anzüge Jünglings-Anzüge Kmben-Anzüge M Xmkeilen für ZrüWr mü Zimmer in fettiger unil I^nskvn ksi'ilvi'olrv! 2 12—42 Mk. Sommerpaletots nnd Ulster 8—30 Mk. Sommer-Lodenjoppen 12—22 Mk Wetterpelerinen »-w 2,50-18 Mk. Rock-Anzüge Fgntafiewesten in Seide, Wolle und Waschstoff, Gummimäntel, LüftersaccoS, Lüfteranzüge, Waschanzüge, Knabeujoppen, M. eiuzelue Jackett, Hose« «ad Weste«, a«ch Kuabeuhö-che«. W WWW» Eaorme »«»wähl, ««r bewährte haltbare Qualitäten Otz - 1« alle« Preislage«, fern« M aalL» vlaae Maschiatstevjacke« «ad Hose«, Sta»b«äutel, Malers ,«d vtldhauerkittel, Dieuerjacke«, Friseur- oo4N * jacke», Konditor-, Bäcker- «ad Kochjacke«, Flrtscherjacke», Moltamjackr«, Kalmuckjackea, sowie alles, wa« zur Herren- und Knaben-Bekleidung gehört, empfiehlt W kraiiL llvMLv, 28. ? KrSsttW ZpulchlsreW für Herren- Mlä jlllÄen-ßeltieickmg.