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Druck und Verla? vrm Langer L MinterltL In Mesa. — Für dt« R«daM- n o«ran1wort!ick: L. Langer tn Ntein. Sonnabend, 18. Januar 1907, abends «0. Jahrs schmanu. ist folgende-- 6i«vLdr«»K voll V»r1st»«l, V»W. 2. Beilage z«W „Aiefaer Laaevlatt" Herrn Profch :ren, zur Sti^ re« Ratio«« : Herr und a« migc« sämtli Vertreter » r VcrsammlüE )er Neformpai iber 1906, m Slrch eingela! hutz »»reise ember 1906 r und ein Fn ' Vertreter dies dnungs-Debliü ur herausstelli ML ZM- Lvä VvrltLlt vvo 8ts»t«x»p1er«ll, kkwätllioko», ^tiell llllä 8ON- »üxsll He«rtpkpi«rsn, M N»Uk8ItIlK von »lklbLrsll Oonpvns, vivläslläeo^alllsll u. x«!o«t«v ktücksn, M V«w»1tiinK voll ^VertpLpiersll (IIsbsrvttlÄillllx voll ^.uslosllll^kll, Ls- sorxllllx llsusr 2ins- der. viviäolläsllkoxsll rwv.), «r ^UlkdSHsstÜrriUtK oüsllvr iillä zvsoklokisa»«' Vexols, Rettich,r« »ar Imnrik, et«. rt-«r rs-«e. ^nnulime voll klolävrll Lllr Vvrrillsnllß ißkMßlrß 'chksch tiiheiis. steuert werden sollten, denn glücklich lei ja immer, wer etwaA wesentliches ererbe oder ererben könne. In Eng- land bringe diese Steuer einige Hundert Millionen ein ohne iur Volk selbst unpopulär zu sein. Tie indirekten Steuern aufzuheben und eine direkte Besteuerung ein- znfuhren, fei wohl stets ein guter Agitationsstoff für Sozialdemokraten und Freisinnige gewesen, doch müsse das wohl noch für längere Zeit ein frommer Wunsch bleiben. Unsere Staatsverfassung baue sich auf diesem System auf, denn das Reich! decke seine Ausgaben in erster Linie durch allerhand Zolleinnahmen usw., also durch in direkte Einnahmen. Nur die einzelnen Bundesstaaten seien befugt, direkte Steuern zu erheben. Wolle man nun dem Reiche eine höhere Einnahme verschaffen, welche die untern Volksschichten nicht direkt treffe, so müsse man zu einer Reichseinkoinmensteuer greifen und diese so gut Ivie mög lich ausbauen, und es scheine ihm durchaus nicht gerecht fertigt, da eine bestimmte Grenze von 4—5 Prozent fest zulegen: eS. sei doch jedenfalls noch lange keine Expro priation des Vermögens, wenn Einkommen von 100 009 Mark und mehr höher besteuert würden.' Für dies? Steuer werde sowohl er, als jeder andere Abgeordnete, welcher den guten Willen hat, den weniger Demittclten zn ent lasten, eintreten. Der Kvlonialpvlitik stehe er, so führte Redner aus, regierungsfreundlich gegenüber. Er sei über haupt in allen Fällen, in welchen es sich darum handle, unsere volkswirtschaftlichen Zustände zu heben und zu stützen, die Wehrhaftigkeit zu Land und Meer zu erhalten und die wirtschaftliche Entwickelung unseres'großen schö nen Vaterlandes entsprechend zn stärken, stets auf Seiten der Regierung zu finden. Ter sozialen Gesetzgebung stehe er freundlich gegenüber, sei zur Mithilfe gern bereit und wünsche dir scgenbringende Alters- und Juvaliditätsver- sickMung auch den Klein-Gewerbetreibenden, den Klein- Händlern, den unteren Privatbeamten usw. zugängig zu wachsen, wenn es so zu machen sei, daß es dein Betreffenden überlassen bleibt, ob er sich dafür oder dagegen entscheidet. Obwohl er Bauer sei, bemerkte der Redner weiter, stehe er mit gleichem Interesse zu den anderen Erwerbs ständen, er sei bestrebt, für alle Schichten des Wahlkreises gern und fleißig zu arbeiten und werde im Fall, daß ihm die hoste Ehre zuteil werde, den Wahlkreis zn vertreten, das möglichst Erreichbare zu erreichen suchen, was er be- Klopsei» an der Hauttür unterbrach seine Betrachtungen über das sctöne Kanton und das graue Peking — sein kleinei Diener Pub, ein verschmitzter Bursche aus Tientsin, stürzte setz' mit verbörten Minen ins Ziunuer. „Er ist'", niit drei anreren" flüsterte er ängstlich. „Ich bade es scbon am Klopsen gebärt, geh' und öffne," befahl der Opiumwirt nickt minder ängstlich. Und in dcvcter Haltuua, mit fast bis zur Erde geneigtem Oberkörper erwartete der dicke Kantoneie den späten Besuch, vor dem ibn Furcht und Schrecken ei stillte. „Seid in meiner niedrigen schmutzigen Hütte willkommen," o begrüßte er jetzt den gesürchteten Anlömmling mit der den Chinesen eigentümlichen übertriebenen Höflichkeit. „Daß ihr aus eurem herrlichen Palaste koiuint, um meine niedrigen Nannte zu beglücken, ist zu viel der Ehre jür mich unwürdigen allen Narren." Derjenige, den der dicke Opinmmirt so begrüßte und dem drei Begleiter in respektvoller Entfernung solgten, blickte sich mit einen» verächtlichen Lackeln um die schmalen Lippen in dem dem Opinmlasler yeweilsten Raum um. „Entnervtes Pack", so murmelte er. „Krämervolk, das nur Geivinn und Betäubung kennt." Es war eine merkwürdige Erscheinung dieser Mann und in seiner Umgebung um so merkwürdiger. Von starker Mittelfigur und untrrsetzt, stolzen und auf rechte»» Hauptes mit kühnem Blick, der Selbstbewusstsein und geistige Kraft verriet, stach er von den sklavisch und apathisch dreinschanenden Periönlichkeiten, die ihn umgaben, vorteilhaft ab. Sein Gesichtstypus zeigt eine seltsame Mischung, die eigen artig berührte. Um Mund l»nd Kinn zog sich ein feiner, schmaler Bart, die Vackeilknocben traten nicht so auffällig hervor, wie im rein mongolischen Typus, die Nase war nicht platt, sonder»» auch jür europäische Begriffe beinahe regelmäßig und aus feine» dunklen Äugen, die von starken Braueu beschattet waren, blitzte Klugheit und Entschioßenheit. Konzert gis unter Leiti » Herrn H. Gt »II. ee S0 Pf». z Herr««««. ckorj. 20. Januar „Mach' uns den Raum in der '.blauer znce ut, Keng," w herrschte er jetzt den Opiumwirt an, der beim Ton der be- ieblen?en Stimme noch mebr in sich zwammenkrock, ,wir kommen beme viele und außerdem ist beute eine wichtige Aus nahme. Dn kennst die Vorbereitungen." „Be'eblet Großmeister, euer Sklave gehorcht." Mit diesen Worten verließ Keng in Begleitung seines Dieners Puh das Opiuiil-Gastzim ner, um den Anweisungen des Ankömmlings Folge zu leisten und den Raum in der Mauer zurechtzumachen. Der seltsame Mann, den Keng mit „Großmeister" an geredet, ließ »ich mit seinen Begleitern, die iunner in einer aewifsei» respektvollen Entfernung blieben, auf einem schmalen Divan nieder und blickte, wie in Sinnen verloren, düster vor fick. Endlich begann er, nachdem er in Wut das Tischchen mit den Opium-Gerätschaften, das vor ihm stand, nmgestoßen: „Seht ihr Freunde, das ist unser Volk, so wird eS eine Bente der Fremdlinge, am Tage schachert es und feilscht mit de»» Fremden und täuscht und betrügt und am Abend sitzt er in den Opium Höhlen und entwürdigt sich und wird schwach und entnervt. Und die Fremde»» kommen zu Tausenden inr Land und nehmen e» in Besitz und spotten über uns. Ich lese ihre Zeitungen und weiß, was sie über uns denken. Feige» Gesindel nennen sie uns, »veil uns da» Volk der Zwerge, jene kleine Männer von Nippon, besiegt. Ja, e» war eine Schaube ,ür «ns und die Schande muß getilgt werden. Wir müsse» stark werden, wir müssen da» Volk ausrütteln, aufrüttelu «er Trägheit und Genußsucht." „Ja, wir müssen e» aufrütteln, wir müssen wieder stark werden", murmelten die drei Begleiter wie aus einem Mrmde. Und als wollte er es gleich zeigen, wie er sich da» ge waltsame Ausrütteln denke, schüttelte der seltsame Mann einen ii» der Nähe liegenden Opiumberauschten so lange, bi» dies« die Augen ausschlug und sich verwundert umbltckte. „Wer stört mich in meinem schönen Traum?" Und « nur Vorwletmr^ voll 8»I«-S<äurLot:<ü»«ll vot« «x«ll«ll» Versollll« äsr - rr»r iur Vslllltillllx Lrvr »1» ollck mir Vl8tk0ll1I»lr»LA Der Zchrecken von Peking. Historischer Roman von Paul Gisbert. Nachdruck verböte::. 1. Kapitel. ver krstelmküpa „vom großen INrffer". Weltliche Stille breitete sich über Pekings Straßen — nur Winnen und Klappern der Nachtwächter hallte ab und zu Idos Dunkel. Ilm die bösen Geister, die Täinone zu «uclen, setzen die Mäcbter ei»» Instrument, das einer Irklopper ähnlich ist, in Bewegung. Die Nerven der Chi- I die an diesen Nachtlärm gewöhnt sind, stört dieses Ge- I» ihrem Schlummer nickt und wenn einmal ein bezopfter I des Reichs der Mitte ans dem Schlafe erwacht und jene« lern hört, dann legt er sich bernhigt auf die andere Seite Ireut sich der Pflichteifers der Wächter, die die bösen »r von der chinesischen Hauptstadt abhalten. «Tie Gäste des Opiumhauses von Keng-lü an der süd- I Pforte der Mauer, die die Chinesenstadt von der tarta- m trennt, hätten durch das ärgste Getöse nicht gewtckt tn können — sie schliefen verzückten Angesichts ans den n, schmalen Divans, die an den Wänden einer großen, ltzigei» Gemacks sich hin zogen. Ein widerlicher, süßer Ge- erfüllte dar Zimmer und wirkte selbst schon betänbend. Aber den Witt de« Opiumhauses, de»» dicken Keng-lü, » der betäubende Geruch nicht anznfechten, er war seit zehnten daran gewöhnt, in solcher Lust zu atmen. Schmunzelnd saß er dinier seiner Barre und zählte di« en silbernen Lael-Stücke, die er heute eingenommen; .er wieder «in beträchtlicher Zuwachs zu den Schätzen, di« er > auspespeichett Er verlohnte sich wohl, ein Opiumbaus alten. Noch ein Jahr und er konnte sich mit einem hüb- i Vermögen in seine südliche Heimat Kanton zurückziehrn, «r Leben dach fröhlich« zu genießen war, als hier in grauen, verstaubten, unwirtlichen Peking. Ein lautes voll ^Vsotrsslll, »llk LrVIkimvx 1»uckeo6«r Lootwvllxsll mit llllä otlll« Odoek-Vertbekr. «ei' SsM, NsuMr. L Iw Ass Llorr» k»dr1Ld«8ltLer8 LelLIer «mpLskIt «iok Zur Wahlbewequng. »Tie am 13. d. M. von her NeformPartei in Rmperts Walde bei Großenhain einberufene Wahl- Mammlung war sehr zahlreich besucht und hatte, einen iMchlagenden Erfolg. Ter Kändidat der Resormpartei, Irr Gutsbesitzer Gustav Gäbel aus Klessig, entwickelte Irl sein Programm, helcuchtete und erläuterte die Gründe, Mche zur Auflösung des Reichstages geführt haben und Ihm dabei dir an der Auflösung schuldigen Parteien Wer die Lupe. Er nahm dabei auf Manches and seiner Wt als Abgeordneter iur Reichstage von 1898—1903 Be lg. Ter Vortragende legte klar, daß die Haltung des WickumS als stärkste Partei der ganzen Gesetzgebung der Mn Jahre und allen Maßnahmen der Negierung einen Dcmpel aufgedrückt habe, welcher jede»» patriotisch, ge- Rmten, für sein Vaterland besorgten Tentschjen beängstig::» Id verstimmen müsse. Bei jeder neuen einigermaßen Deutend en Vorlage habe»» die Führer des Zentrums der »gü'rnng Schwierigkeiten zn machen gesucht, nm möglichst Il?n Vorteil für ihre katholische Kirche und den Papst I erlangen. In allen größeren Vorlage»» habe sich das Inlrnm, um seine eigennützigen Pläne dnrchizufnhren, le Mitwirkung der Sozialdemokratie gesichert und sei in- Ilgc der 80 Mandate derselben die stärkste Partei und so llt die Majorität gewesen. Es sei geradezu ein Skandal, lie das deutsch^ Volk und die Regierung sich stets in liier gewissen Abhängigkeit dieser zwei Parteien befunden lbe und sei es'' durchaus mit Freuden zu begrüßen, daß Iidlich der Geduldsfaden gerissen sei und die Abgeordneten Ich Hause geschickt wurden. s ' Ter Kändidat erklärte seine Stellungsuahme zur Iteuerfrage dahingehend: Ich bin dafür, daß die unteren fassen des Werktätigen Volkes nicht noch mehr belastet crden, es habe ja auch seine Partei int letzten Reichs- M gegen die Zigarettensteuer, gegen die Fahrkarten md Frachturkundensteuer und gegen alle die neuen teuern gestimmt. Er trete ein für einen Ausbau der Erb- mstssteuer auch in direkter Linie, d. h. auch da, wo es ch um Erbschaften vom Vater auf das'Kind handle, es i ja natürliche daß kleine Erbschaften von einigen Hun- xrt Mark steuerfrei bleiben müßten, daß aber die größeren Erbschaften progressiv, d. h. steigend, je nach Höhe be-' reits früher als Abgeordneter getan habe. iK. - xte gratis Jeden» Stande und Berufe etwas''Besonderes zu der» sprechen und sich auf ein bestimmtes Programm festzulegen, müsse er ablehnen, denn ein pflichttreuer Abgeordneter könne nicht dem Einzelnen, sondern müsse der Gesamtheit nach seinem besten Ermessen dienen, daß dies geschehe,» werde, dafür bürge er mit seinen» Ehrenwort. Tie Programms und die Zusammensetzung der ver schiedenen Parteier» noch erläuternd, die Unterschiede zwi scheu liberal, naiionalliberal und freisinnig den Erschiene nen erklärend, und die Neformpartei, für welche er die Kandidatrlp angenommen habe, als eine dein werktätigen Mittelstand am nächsten stehende Partei bezeichnend,, schloß der Vortragende unter lautem Beifall seine Pro- grammrede. ? Nach 10 Minute»» Pause erhielt das''Wort der Kandi dat der Sozialdemokratie, Herr Nitzschke aus Großen hain, auf die Taner von 30 Minuten, welche aber bis auf 40 Minuten ausgedehnt wurden, um dein Herrn Ge legenheit zn geben, auch seine politischen Ansichten dcw Anwesenden zn unterbreiten. l Es wird uns stets nackgesagt, so führte Redner aus, wir seien paterlandsfeindlich und international. Beides sei unzutreffend. Tie Sozialdemokratie strebe an, die Ar beiter aller Länder zn vereinigen, um sie großen Zielen entgegenzuführen und darüber zu wachen, daß dem Volh nicht immer mehr Rechte geschmälert und gekürzt würden, weshalb sie sich dein Unternehmertum entgegenstelle, Tie Entrechtung sei zn allen Zeiten, einmal mehr, einmal minder ausgetreten, z. B. haben früher die Legislatur- ' Perioden 3 Jahre gedauert, jetzt habe man sie auf 5 aus gedehnt. (Tie Behauptung, daß dies eine Entrechtung sei, > ist dem Referenten unverständlich geblieben.) Ebenso sei es mit dem sächsischen Wahlrecht gewesen. Tie Sozial demokratie sei auch gegen jede Steuer auf alle Lebens rnittel und zwar aus dein Grunde, weil die Getreidezölle nur den Großgrundbesitzern zugute kämen usw. Auch trete sie jeder Neuforderung für Heer und Flotte entgegen, denn diese Ausgaben seien unnötig und belasteten das Volk un erträglich An der Hand Won statistischen Unterlagen kri tisierte der Redner den größten Teil unserer Zölle und Steuern, hält unsere staatlichen Einrichtungen für ver altet und gedenkt unser Volk auch ln Zukunft mit den üblichen Phrasen weiterzubeglücken.—Turch diese fast in allen Teilen unzutreffenden Behauptungen des früherer»