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Genosse Mhle-Leipzig über ,-Tie Religion in der Volks- schule" referieren sollte, war von der Amtshauptmann- schaft Zwickau verboten worden, weil „der Garten zur Abhaltung von politischen VersamUilungen ungeeignet sei, da nicht verhindert werden könne, daß minderjährige Per sonen an den Versammlungen teilnehmen". Tiefe Auf fassung vertrat auch die Kreishauptmannschaft, bei der gegen das Bersammlungsverbot Rekurs eingelegt war. Da gegen hat sich das Ministerium des Innern grundsätzlich dahin entschieden, daß die bloße Möglichkeit einer Be teiligung Minderjähriger für sich allein nicht ausreiche, um eine solche Versaintmlungsvvn vornherein zu verbieten. Ter eingelegten Beschwerde war daher die Beachtung nicht zu versagen. — Zum Nachfolger des kürzlich verstorbenen Bischoss Tr. Wuschanski ist der Prälat Professor T-r. Schäfer er wählt worden. Er hat! die auf ihn gefallene Wahl zum Bischof von Sachsen angenommen; sie bedarf noch der Bestätigung durch den Vatikan. T< Schäfer wird bis Ostern auf seinem' Lehrstuht'an der Straßburger Universi tät verbleiben. —y. Strehla, 2. Februar. Die 3. Strafkammer d«S König!. Landgerichts Dresden verhandelte heute nach- mittag gegen den 32 Jahre alten Buchhalter Gerhard Hildebrandt wegen Unterschlagung. Der Angeklagte war Buchhalter und Korrespondent bei der Montan- und Jn- dustrie-Gesellschaft mit beschränkter Haftpflicht in Strehla. Hildebrandt soll in dieser Stellung nach und nach inSge- iamt 575 Mark, die er für die Gesellschaft vereinnahmte, veruntreut haben. Die Beweisaufnahme dauerte mehrere Stunden. Hildebrandt wurde kostenlos freigesprochen. Lommatzsch. Der für 1906 entworfene Haushalt- plan für unsere Stadt schließt endgültig mit 65583 M. 22 Pfg. Bedarf und mit 46767 M. 30 Pfg. DeckungS- Mitteln, demnach mit einem durch Anlagen aufzubringenden Fehlbeträge von 18815 M. 92 Pfg. ab. Im Vorjahre stellte sich der Fehlbetrag auf 19899 M. 84 Pfg. Einer Erhöhung des Anlagensatzes bedarf es nicht. Dresden, 2. Februar. Eine grausige Mord tat, die bereits vor mehr als zwei Jahren verübt worden ist, ist heute vormittag von der Dresdner Kriminalpolizei aufgedeckt worden. In einem Schuppen deS Grundstück- Nr. 14 Am See wurde die Leiche eines jungen Mannes aufgefunden. Dem Fund liegt lt. „Dr. Anz." folgender Lorgang zu gründe. Am 16. Januar 1904 wurde der vureauoorsteher der Magdeburger Versicherungsanstalt in Leipzig Paul A. Hermann Wegner bez. Hartmann — er legte sich zuweilen zwei Namen zu — vermißt. Da zu gleich in den Kassen der Betrag von 1300 M. fehlte, nahm Man an, daß der junge Mann daS Geld unterschlagen habe und flüchtig geworden sei. ES wurden seitens der Leip- ziger Polizei auch Steckbriefe erlassen, die aber kein Ergeb nis zeitigten. Allerdings tauchte damals schon in Leipzig der Gedanke auf, Wegner könne daS Opfer eines Verbrechens geworden sein, denn am Tage seines Fortbleibens hatte er noch 4000 Mark Versicherungsgelder nach Magdeburg ge- sandt, es war aber nicht anzunehmen, daß ein Verbrecher, der mit gestohlenem Gelbe flüchtig wird, noch eine so hohe Summe wegschickt. Die Behörden fanden zunächst keinen Anhaltspunkt, der Licht in dieses Dunkel hätte bringen Annen. Vor einigen Tagen wurde nun in Dresden ein Mann festgenommen, der sich bet einzelnen Damen ein mietete, ihnen Theaterbillette schenkte und dann die Ab- Wesenheit der Dame benutzte, die Wohnung auSzurauben. Dieser Mann ist ein gewisser Arno Hoffmann, der Sohn achtbarer Eltern in Leipzig, der die Raubzüge mit einem Genossen ausführte. Auch dieser wurde von der Polizei entdeckt und festgenommen. Nachdem Hoffmann abgeliefert war, wobei er im Polizeigewahrsam den wilden Mann zu spielen suchte, wurde er mit anderen Verbrechern zusammen tn Haft behalten, da erfahrungsgemäß in solchen Fällen oft Geständnisse gemacht werden. In der Tat hat sich Hoff- mann auch zu verdächtigen Aeußerungen hinreißen lassen, daß er einen Mord auf dem Gewissen habe. Die Spuren wiesen nach Wien, wo noch Mittäter sich befinden sollten. Bor einigen Tagen kamen nun von dort zwei Leute aus Wien hier her und sagten auS, daß sie von Hoffmann be- stellt seien, um ihm in einer Sache zu helfen, die viel Geld einbrtnge. Der eine der Männer, namens Becho, dem Hoffmann gleichfalls Andeutungen über den Mord gemacht hatte, erstattete Anzeige an die Polizeidtrektion, Hoffmann habe den vureauoorsteher Wegner in Leipzig vergiftet, die Leiche in einem Koffer nach Dresden geschafft und in den von ihm gemieteten Schuppen gebracht. Die Miete für den Schuppen hat Hoffmann regelmäßig von verschiedenen Orten aus, wo er sich gerade befand, eingesandt. Die Polizei hat, während Hoffmann, wie oben gesagt, schon in Haft war, den Schuppen geöffnet und Nachgrabungen angestellt. Gestern vormittag wurde denn auch die völlig entkleidete Leiche zu tage gefördert und in daS gerichtliche Sektion«- zimmer gebracht. In dem Schuppen befand sich noch eine Kiste, die fraglos wieder zur Aufnahme einer Leiche dienen sollte. Die Kleidungsstücke deS Ermordeten hat Hoffmann nach Wien gebracht und verkauft. Die Polizei stellt noch fortgesetzt Erörterungen an. —y. Dresden, 3. Februar. DaS Schwurgericht verhandelte heute gegen den Kutscher Karl Otto Günther wegen Brandstiftung. Als Geschädigte kommen in Frage die Gutsbesitzer Naumann und Rolle in Stauda bet Priestewitz. Günther diente seit 3 Jahren als Bierkutscher in der Brauerei von Richter in Stauda. Er ist beschul digt, am 26. August 1905 zu Stauda eine dem Gutsbesitzer Nolle gehörige, mit 380 Zentner Getreide gefüllte Scheune, sowie ein Gebäude in dem die Witwe Sachse wohnte, daS einen Kuhstall enthielt und worin sich auf dem Boden 180 Zentner Stroh und eine Schneidemaschine befanden, vorsätzlich tn Brand gesetzt zu haben. Der verursachte Schaden beträgt mindestens 25000 Mark. Günther gab zu, daß er die Gebäude angezündet, er stellte jedoch in Abrede, das Feuer tn der Scheune angelegt zu haben. Der Angeklagte will damals angetrunken gewesen sein. Um daS Löschen deS Feuers zu verhindern, hatte Günther den Schützen des DorfteichrS gezogen und auf diese Weise da« Wasser abgelassen. DaS angrenzende Seitengebäude deS Gutsbesitzers Naumann wurde auch erheblich beschä digt. Der Angeklagte wurde zu 5 Jahren Zuchthaus, 11 Jahren EhrenrechtSverlust und Stellung unter Polizei aufsicht verurteilt. Zittau, 2. Februar. Ein Revolver-Attentat verübte der frühere Bäckermeister, jetzige Privatier Ernst Burk hardt, Weststraße 26 hier wohnhaft, aus seine Ehefrau. Er feuerte einen Schuß auf sie ab ohne zu treffen. Tie Polizei verhaftete ihn. Chemnitz, 2. Februar. Eine wegen Diebstahls und anderer Straftaten schon vielfach, auch mit Zuchthaus vor bestrafte, 27 Jahve alhe Frauensperson von hier wurde gestern vormittag in einem Haufe der Hartmannstraße kurz danach angetroffen, als sie von einer«!' auf der Leipziger Straße stehenden Handwagen drei mit Kleidungsstücken und Schmucksachen gefüllte Pappkartons gestohlen, und da mit das Weite gesucht hatte. Tie Frauensperson, die vpn der Amtsanwaltschiast in Radeberg) von der Staatsanwalt-» schäft T-resden und Chemnitz wegen verschiedener Vergehen steckbrieflich verfolgt wird, wurde von der Kriminalpolizei hinter Schloß und Riegel gebracht. Es wurde ihr noch weiter nachgewiesen, daß sie in den letzten Tagen einem Bäckermeister, zu dem sie als Tienstmtzdchjen in Stellung gegangen war, 10 Mark unterschlagen und ein Geldtäsch chen mit 25 Mark gestohlen hat. Ferner hat die unredliche Person aus deM Korridor eines Grundstücks der Nordvor stadt verschiedene Kleidungsstücke und aus einer Wohnung aM Brühl zwei Taschenuhren gestohlen. Einen gestohle nen Mantel hatte sie auf dem Leibe. Chemnitz. In der Eisen- und Maschinenbranche ist der Geschäftsgang gegenwärtig ein guter. In fast sämt- lichen Bettieben wird mit Volldampf gearbeitet. Auch in den Eisengießereien läßt der Beschäftigungsgrad nichts zu wünschen übrig. Nur in den Erzeugnissen der Fahrrad- Industrie hat der Umsatz seit den letzten Wochen etwas nachgelassen und auch im Lokomotivenbau ist der Vorrat bedeutend zusammengeschmolzen. In der Textilindustrie herrscht ebenfalls flotter Geschäftsgang. Sowohl in der Strumpfwaren- wie in der Stoffhandschuhbranche liegen viel Aufträge vor; aber auch in der Trikolagen, und Möbel stoffbranche, sowie in der Tüllfabrtkation ist alles vollbe schäftigt, Hoffentlich hält dieser erfreuliche Geschäftsgang auch weiter an. Thurm b. Zwickau. .Gestiftet hat anläßlich der be vorstehenden Vermählung/einer Tochter der Ritterguts besitzer und Kirchenpatron Richjard Krvfert hier ein neues Geläute, drei Glocken, für die hiesige Kirche. Marienberg i. S. Ter Gesanttaustvand für die Schneebeseitigung in dem vorjährigen schjneereichen Wiw- ter beträgt für die Gemeinden des Bezirks Marienberg 10793 Mark gegen 3250 Marl als Durchschnitt der drei letzten Jahre. Vom Ministerium des Innern ist der Amts- hauptmannfchaft Marienberg eine außerordentliche Staats beihilfe von 2680 Mark zu den Kosten bewilligt worden. Frankenberg. Die Verlosung deS hiesigen Ge flügelzüchtervereins ist wegen eines Versehens, da« sich nach- träglich herausstellte, von den mit der Ueberwachung be- auftragten behördlichen Organen für null und nichtig er- klärt worden. Es macht sich deshalb eine neue Verlosung notwendig. Das Versehen bestand darin, daß die Gewinn nummer 53 zweimal vorhanden war, wogegen die Nummer 38 ganz fehlte. Plauen. Herr Kommerzienrat Herbert, Mitglied der Ersten Ständekammer, schenkte der hiesigen König!. Kunst- schule für Textilindustrie daS lebensgroße Bildnis deS ver- storbenen ersten Direktors der Anstatt, Professor HofmannS, sowie eine Stiftung von 1000 Mark zur Beschaffung einer Tchulfahne. Für die Hofmann-Stiftung schenkte Herr Ver- lagSbuchhändler Chr. Stoll hier 1220 M., sodaß die Stif- tung die Höhe von rund 9000 M. erreicht hat. Die Kgl. Anstalt, die ein großer Segen für die gesamte vogtländisch- erzgebtrgische Industrie ist, wird jetzt von 315 Schülern und 59 Schülerinnen besucht. WerneSgrüni. V, 2. Februar. Die Brauereifirma C. G. Männel hier, in deren Gebäuden eS in. der Zeit 00m 19. Dezember v. I. bis 13. Januar d. I viermal gebrannt hat, sichert jetzt für die Ermittelung der Brandstifter eine Geldbelohnung von 500 Mark zu. Rochlitz, 2. Februar. Ein Privattelegramm meldet: Zwei Dienstmädchen, die beim Gutsbesitzer Schsleinstedt in Zaschwitz in Stellung waren, wurden gestern bei Lastau als Leichen aus der Mulde gezogen. Offenbar liegt Selbst mord vor. Tie Gründe für die Tat sinh noch nicht bekannt. Penig. Zu einer blutigen Messerstecherei kam eS in der Herberge zur Heimat Hierselbst, indem ein Handwerks bursche im Verlaufe eines Streites einem anderen Hand- werksburschen da» Messer in den Kopf stieß, so daß letz- lerer zusammenbrach. Der rohe Mensch wurde verhaftet, während sein Opfer schwer verletzt in» Krankenhaus ge bracht wurde. Wie sich später herauSstellte, ist der Ver- haftete ein schon mehrfach wegen vorsätzlicher Körperver letzung vorbestrafter Mensch. Leipzig, 1. Februar. Wege» Vergehen» gegen da» Nahrungsmittelgesetz erfolgen neuerding» mitunter Verur teilungen, die tn Fachkreisen nicht al» angemessen erachtet werden, da eS sich bei diesen „Nahrungsmittelfälschungen" oft um Gepflogenheiten in der betreffenden Branche handelt. ES widersprechen einander daher bet den fraglichen Der- Handlungen auch mehrfach die Sachoerstänisigen-Gutachten. Nachdem schon vor einiger Zeit der frühere Inhaber einer Leipziger Gewürzmühle auf Grund de» Nahrungsmittel- gesetze» verurteilt worden ist, erfolgte neuerdings auch die Bestrafung eine» wetteren FtrmentnhaberS dieser Branche. Der Kaufmann Paul Gottlieb Julius Langheinrtch wurde zu 1000 Mark, sein Prokurist Georg Pötzsch zu 100 Mark Geldstrafe verurteilt, von der »etter erhobenen Anklage de» Betrug» aber fretgesprochen. L. hat nach der Anklage in seiner Gewürzmüllerei den schwarzen Pfeffer geschält und gemahlen und al» weißen verkauft, die Schalen aber mit anderem Pfeffer gemahlen und al» „rein gemahlen" in den Handel gebracht, wobei er durch P. unterstützt worden ist. Ferner hat L. Bombay- mit Vanda-Mact» gemischt, aber unter der ausdrücklichen Bezeichnung de» Gemenge» an seine Kunden geliefert. Da diesen aber die Kenntnis davon, daß Vanda-Maci» als Gewürz keinerlei Wert besitzt, abgeht, wird auch in dieser Beziehung eine Nahrungsmittelfälschung al» vorliegend angenommen. Schließlich wurde den Ange klagten zur Last gelegt, daß sie Nelken, Ingwer, Majoran und Zimt zusammen mit den feinen Stielen gemahlen und verkauft haben. Die Angeklagten gaben an, daß sie ledig lich nach einer feststehenden Handelsgepflogenheit ihre Ge würze vermahlen, die Zusätze aber keineswegs in betrüge- rischer Absicht gemacht hätten. Durch dieselben sei eS ihnen nur möglich gewesen, der Konkurrenz zu begegnen. Es sei «ja aus den verschiedenen Sorten der geringere oder größere Zafatz ersichtlich. In dem Markranstädter Aufruhrprozeß wurden die Angeklagten Kemmnitz, Rost und Harnisch zu je 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis und fünfjährigem EhrenrechtSverlust verurteilt. Bei allen Verurteilten wurden je 2 Monate der erlittenen Untersuchungshaft als verbüßt in Anrechnung gebracht. Die übrigen Angeklagten wurden kostenlos frei gesprochen. Das Leipziger Lehrerseminar in der Südvorstadt wird nicht schon kommende Ostern eröffnet, wie ursprünglich ge plant, sondern erst Michaelis 1906. Die Klaffen sind bis her bekanntlich in Annaberg untergebracht und werden nach Leipzig überführt. Die Anstalt wird hier sogleich mit 20 Lehrkräften, einschließlich deS Seminardirektors, eröffnet: werden. )!( Mühlberg (Elbe), 2. Februar. Heute früh wur den sämtliche Wirtschaftsgebäude deS Mühlenbesitzer» Apitz. im nahen Wenzendorf mit allen Vorräten ein Raub der Flammen. Nur daS Vieh konnte mit Mühe gerettet wer den. Man vermutet Brandstiftung. HaaSs und Landwirtschaftliches. * Schuh werk wasserdicht'zu machen. So ost auch die Hausfrau iM'Winter in die Lage öommt, Schuh werk wasserdicht zu machen, so wicd'sie imUrer wieder fin den, haß es eine schmutzige Arbeit ist, die außerdem in ihren Resultaten nur teilweise befriedigt. Bei den oft empfohlenen Leinöleinreibungen werden Strümpfe und Kleider beschmiert. Tie käuflichen Schmieren dagegen: machjen das Leder oft spröde und rissig. Bei nachfolgendem, in der praktischen Wochenschrift „Mrs Haus" empfohle nen Verfahren werden jedoch alle diese Uebelstände ver mieden. Man löst so viel feingeschüittenes 'Paraffin in Benzin in einer verschlossenen Flasche auf, bis dieses nichts mehr annehmen kann. Tie Mischung wird mit einer wei chen Bürste und in den Fuge« zwischen Sohle und Ober leder mittelst eines Haarpinsels aufgetragen. Tas Ben zin verflüchtigt sich schnell, das Paraffin bleibt in den Poren des Leders zUrück und machst diese vollkommen was serdicht. Eine einmalige Behandlung genügt für lange Zeit, auch kann das Schuhwerk bald wieder wie gewöhn lich behandelt werden. Tie Sohlen sind im Anfang etwas glatt, darum Vorsicht! Selbstverständlich ist die Prozedur nicht bei Licht und Feuer vorzunehmen, da Benzin feuer gefährlich ist. * Sind die Scheuklappen der Pferde un entbehrlich? Hierüber sind die Meinungen geteilt, aber die Mehrheit wird sich wohl der Ansicht zuneigen, daß diese Klappen notwendig seien, um' das Scheuen zu verhüten. Es scheint indes jene Notwendigkeit nur bei äußerst wenigen Tieren vorzuliegen, wie jetzt die Tatsachen aus dem Landespolizeibezirke Berlin bewei sen, wo durch den Polizei-Präsidenten Tr. von Barries die Scheuklappen und die Aufsatz-Zügel für das gesamte Troschkenfuhrwerk abgeschafft worden sind. Man muß nur wissen, daß der Landcspolizeibezirk Berlin außer der ungeheueren Hauptstadt noch die volkreichen Städte Charlottenbuvg, Rixdorf und Schöneberg umfaßt, worin zusammen etwa 7000 Droschken existieren. Tie Fuhrherrew waren anfänglich gegen die neue Verfügung sehr einge nommen. Ihnen kam sogar ein Gutachten der Ober stallmeister aus dem Königlichen Marstall zu Hilfe, wel ches bekundete, daß Manche Pferde unbedingt mit Scheu klappen gefahren werden'müßten, da ohne sie das größte Unheil, zu gewärtigen stünde. Ter Berliner Polizei-Prä sident ließ sich jedoch nicht beirren; den Fuhrherren blieb daher nichts" "übrig, als sich zu fügen. Jetzt ist die Maßregel schon seit Monaten durchgeführt, und von den befürchteten Unzuträglichkeiten im Verkehr sieht man nichts. Natürlich war manchem Rößlcin zuerst die Augenfreiheit fremd, und es zeigte sich ängstlich, aber sehr bald befreundete ess sich damit, besonders wenn es nachsichtlich behandelt und nicht drangsaliert wurde. Tee Versuch der Abschaffung ist so glänzend gelungen, daß nach Mitteilung des Polizei-Präsidenten an den Berliner Tierschutz-Verein (28. Dezember 1905) „bon sämtlichen T-roschken-Pferden in Berlin, Charlottenburg, Schöneberg und Rixdorf nur vier ohne Scheuflappen nicht verwend bar waren, bei denen sie infolgedessen gestattet sind. Eines davon hat sich aber auch noch nachttäglich an