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Der Gvaf war lief ergriffen. Die Mutter meinte: nett, liebes Und!" Graf Wendelstein schwieg * 4 * » Sine Boche war vorübergegangen. Morgen wollte der Graf abreisen , Es war schon dunkel, als der Gast noch einen Spazier gang durch den Park vorschlug. Den Eltern war es zu frisch, so ging nur die Jugend. Wie immer, war Sieglinde «eben dem Grafen, und wie immer, war er gefesselt durch ihr Plaudern. Einige Male sah er sich um. Martha blieb ein wenig zurück. Zuletzt ließ sie die beiden allein gehen und blieb am Leiche stehen. Sie sah über das" Wasser, über die Wiese «ach dem Walde hin. Tie Wolken zogen schnell. Martha stand in tiefe Wehmut versunken. Keine bestimmten Be griffe verbanden sich mit ihrer Traurigkeit, es kam nur st» eine Bangigkeit, ein Berlassensein über sie. Ta stand plötzlich der Graf neben ihr — ohne ihre Schwester. «Ehe ich forztgehe, gnädiges.Fräulein, möchte ich noch ein paar Worte zu Ihnen sagen." ,Lu mir?" ,La, gestatten Sie es?' , Z ja." „Wir haben uns in diesen acht Tagen nicht viel gesehen; trotzdem liegt mir daran, daß ich keinen falschen Eindruck bei Ihnen hinterlasse. Ich bin Ihnen gewiß oberflächlich erschienen, und wenn ich mit Ihrer Schwester scherzte Sehen Sie, ich bin gewiß bestrebt, mein Leben nützlich austzufüllen; cch finde nicht' nur in Ver gnügungen und leichter Unterhaltung Befriedigung. Nach dem ich die Belt gesehen habe, will ich auf meinen Besitz, tümern schalten und nach Möglichkeit Gutes wirken, will ichs gleichzeitig mich selber noch immer mehr ausbilden, um mich an geistiger Erkenntnis zu bereichern , . . Der Graf sprach noch lange weiter^ Fest unverwandt waren Marthas Augen auf den Sprecher gerichtet. Und sie hörte und hörte — bisi man vom Hause her rief urch sie beide emporschraken. Als sie in den Saal traten, waren aller Augen auf sie gerichtet. Man wunderte sich wohl, dachte sich aber weiter nichts. * * Drei Lage später. Ein Brief kam an den Freiherrn bvu Lentheim vom Grafen Wendelstein, Verstört trat dieser zu seiner Frau Urs Zimmer, „WaS schreibt er?' „Er — hält an!" Wie elettrisiert sprang Frau von Lentheim auf, „Sieglinde!" rief sie. „Nein, nein!" fuhr der Freiherr daz-vischen. „Um Mavkhak" „Um — Martha?!" Sm Abend desselben Tages hatte Sieglinde sich in ihre Zimmer zurückgezogen. Ta trat ihre Schwester zu ihr. Sie setzte sich neben sie und faßte ihre Hand. Doch rmfanft wurde sie weggestoßen. „Du hast gut reden!" stieß Sieglinde hervor und sah «ttt haßerfülltem Wick aus Martha. Wie blaß sie war. Sieglinde richtete sich auf. Starr blickte sie auf die Schwester. „Abgelohnt?' wiederholte sie fast ungläubig. „Magst Du ihn denn nicht leiden?' „L doch," erwiderte die andere leise mit ihrer tiefen Stimme, „ich liebe ihn." „Und weshalb, Martha? Sage mir weshalb . . .?" Martha umfaßte ihre Schwester und drückte sie an sich. Gewiß war das auch eine Antwort. Ta stürzte Sieglinde auf die Knie nieder und schluchzte und wollte nicht aufhören. Und so hielten sie sich liebe voll umschlungen, die beiden Schwestern, und ließen ihre Tränen ineinander fließen. » * * Wieder waren einige Tage vergangen, da rollte der Wagen mit den beiden Schecken vor das Herrenhaus. Ter Freiherr trat ans Fenster. Wer lam denn da an? Leichten Schrittes eilte Graf Wendelstein die Freitreppe hinauf, wo der Freiherr und seine Gemahlin nicht wenig befremdet seiner harrten. Und dicht hinter ihnen stand Martha, die Hand aufs Herz gepreßt, ihre großen, blauen Augen auf den Ankömmling gerichtet. „Herr Graf," begann der Freiherr einigermaßen ver legen, „ich bedauerch ich kann nichts anderes sagen, als ich Ihnen geschrieben!" Nun war's an dem Grafen, zu erstaunen. „Aber die Depesche!" Da trat Sieglinde hinaus zu den andern. „Ent schuldige, Papa und Mama. Ich habe eine Depesche ge schickt, daß der Herr Graf kommen möge! — Es ist Dir doch recht, Martha?' * * -» Abends trat Frau von Lentheim an Sieglindes Bett. Martha war noch unten. Tie Mutter streichelte und liebkoste ihr Kind. Sie war tief ergriffen über diese Wendung. ,Laß nur, Mama," sagte Sieglinde. „Es ist gut so. Warum soll ich eher heiraten als Martha? Es ist wahr, ich hätte mich mit dem Gedanken vertraut gemacht, aber ich sehe ein, daß ich nicht für ihn passe. Ich will ver suchen, mich zu ändern, nicht etwa, damit mich dann bald ein anderer liebenswerter findet als er mich fandtz v nein, Mama, glaube das nicht. Dies alles war eine Ähre für mich, ich habe mich wie in einem Spiegel gesehen, Mshep fand ich, alles gut an mir, jetzt ist das anders geworden, und diese Erkenntnis ist mehr wert als eine Fürsten krone!" Denk- »md Sinnfprüche. Unersättlich Menschenkind, Wo hinaus mit deinem Willen? Durch den Wechsel im Genuß Hoffst du ihn zu stillen? Suchest hier und suchest dort, Schweifst vom Nahen zu dem .Fernen. Kannst du in des Lebens Zucht Nicht Genüge lernen? Halt' im Herzen, was du hast! Wolle nicht vom Fremden zehren! Sich beschränken ist die Kunst, Glück ist, nichts begehren. K W. LH. Fischer. Wtu verstört ihr schönes Gesicht auSsah! ^.Lstk habe abgelehnt!" sagte March» leise. _ , A «ch W» HchgU» Wt,t,,lk- w «sch, — Ulk Hst «chiW» WMvortllch: beryauvkchMihtst Stich. Erzähler an der Elbe. velletr. Gretisvetlea« r»« „Nteseer r«<errett". Nr. ». RI-I«. d-» i»»» »«. In Dur^und Moll. Novelle von T. von Schlippenjrach (Herbert Rivulet). Fortietzunx. Als ich die zwei Stunden gegeben! hätte und auf die Straße trat, fielen die ersten großen Regentropfen, und der Wind war zuin Sturm angewachfen. Ich eilte zur Haltestelle und blickte mich sehnsüchttg um, aber natürlich war weit und breit kein Wagen zu sehen, und schon tobte das Unwetter. Ich zog die Kapuze meines alten, Regen mantels über den Kopf, da redete mich jemand an. „Mein Fräulein, darf ich Ihnen den Schutz meines Schirmes anbieten?" fragte eine sehr wohllautende Stimme neben mir, und schon spannte das seidene Dach sich über meinem Haupt. Ich blickte schnell auf: ein großer Herr stand neben mir; er hatte den Kragen seines Ucberziohers hoch auf geschlagen, so daß ich sein Gesicht nur teilweise sah. Ich senkte schnell den Blick, so verlegen war ich und stammelte verwirrt meinen Dank. Es rauschte und plätscherte um uns her, die Tropfen prallten vom Asphalt ab und sprangen in die Höhe, und der Sturm heulte heftiger. „Sie werden ganz naß werden," sagte ichs denn ich bemerkte, daß mein freundlicher Retter den Schirm fast nur über meinen Kopf hielt, und verlegen fuhr ich fort: „Bitte, etwas näher zu treten; wir sind in gemeinsamer Gefahr, rins den Schnupfen zu holen und wollen den Schutz Ihres wohltätigen Schirmes teilen." Er lachte. „Das ist verständig gesprochen," entgegnete er und rückte mir näher. Nun standen wir dicht neben einander und warteten wieder. Wir wechselten kein Wort, bis wir noch tveit entfernt das Klingeln der Pferdebahn hörten. „Ta kommt die Rettung," sagte ich hoffnungsvoll. „Rechnen Sie wicht zu fest darauf," meinte der Fremde, „bei solchem Wetter ist oft alles besetzt." „Ick,! hoffe immer das Beste," versetzte ich heiter. Seine Voraussetzung bewahrheitete sich indes, der Wagenführer winkte mit der Hand ab und hielt nicht an. Was nun? Ich dachte daran, in das erste, beste Haus zu treten und dort das Unwetter abzuwarten. Da fuhr eine leere Droschke vorüber. Ter Unbekannte rief sie an. „Bitte, steigen Sie ein, so kommen Sie wohlbehalten nach Hause." Er half mir in den Wagen. „Und Sie?" fragte ich zögernd, „wollen Sie im Regen und Sturm draußen bleiben?' Er lächelte fein. „Das hängt ganz von Ihnen ab, mein Fräulein!" Ich ruckte in die äußerste Ecke der Droschke. „Bitte, steigen Sie ein, wenn Sie den gleichen Weg haben," sagte ich kurz entschlossen. „Es wäre häßlich von mir, wenn ich Ihnen nicht den Platz gönnte, nachdem Sie sich so freundlich meiner annahmen." „Ich danke vcrbindlichst und bitte um ihre Adresse." - „UhlcmWWße 16 im Hof," derichtete^M« A Er saß neben mir. und wir fnh^n dürrk^ die Pots-- dmuerstrahe „Verzeihen Sie, mein Fräulein," begann er, „ich möchte Sie etwas fragen. Nicht wahr, Sie sind keine Berlinerin?' „Wie wissen Sie es?' fragte ich erstaunt und dachte, daß mein altmodischer Regenmantel es ihm veralten habe. Schützend zog ich die Kapuze noch tiefer ins Gesicht. „Eine Berlinerin hätte mich ruhig im Unwetter stehen lassen, während Sie mich freimütig davor bewahrten." „O! dann tat ich wohl etwas Unschickliches!" ries ich entsetzt. „Nein, nur etwas echt Weibliches, in der Fürsorge eines guten Herzens," versicherte er schnell. Wir schwiegen, bis die Tvoschke hielt. Ich fühlte mich erleichtert, als ich ausstieg und mich mit Dankes- worten verabschiedete. Im Hausflur blieb ich stehen und atmete tief auf, als ich die Droschke fortrollen hörte. Jedenfalls bin ich dem Fremden aber erkenntlich dafür, daß er mir eine tüchtige Erkältung erspart hat-. ». Tas Zimmer neben mir ist jetzt bewohnt, ich höre dort Schritte. Recht lästig ist mir die Nachbarschaft, ich spiele und singe viel und habe nun Rücksichten zu nehmen. Ta das Haus ein Eckhaus ist, so hat es zwei Ausgänge; mein Nachbar wird den andern benutzen müssen. Ich fürchte, es ist am Ende eine Nachbarin, eine nerven schwache alte Jungfer —r v weh, dann ist es mit meinem Spiel schlecht bestellt! Ich habe heute mit der Mutter einer Schülerin Un annehmlichkeiten gehabt. Sie kündigte mir, weil ich zu, streng bin. Tie Tochter ist ein völlig talentloses und faules Kind, und ich bin leider zuweilen recht Ungeduld^ gewesen. Bei Erhardts ist auch nicht alles so, wie es sein müßte. Es scheint in ihrer Ehe oft Stürme zu geben. Ich glaube, sie ist hauptsächlich daran schuld und er leidet darunter; sie plagt ihn mit Launen und grundlosen Eifer süchteleien. Es wird immer herbstlicher, oft kommt ein trostloses Gefühl der Verlassenheit über mich, und das Heimweh nach dem Einst, nach etwas Liebe und Glück erfüllt mein Herz. Frau Rekin ist eine kreuzbrave Frau, aber ihre Bildung ist mangelhaft, sie bietet mir nichts für den Geist. Desto besser sorgt sie für mein weibliches Wohl, ich habe ganz frische, runde Wangen bekommen und fühle mich kerngesund trotz der vielen Stunden, die ich jetzt gebe. An die große Stadt habe ich mich gewöhnt, und ich wage mich auch allein hinaus, sehe mir die Sehenswürdig keiten und Kunstschätze Berlins an, und neulich besuchte ich ein schönes Konzert. Hätte ich nur jemand, mit dem ich darüber meine Gedanken au ».tauschen könnte. . . o * * Heute ist mein Geburtstag, ich bin einundzwanzig Jahre alt. Vor einem Jahre lebte mein Mütterchen noch ; hier weiß kein Mensch, daß heute mein Wiegenfest ist. Mir ist traurig ums Herz. Ich setze mich lieber an mein geliebtes Pianino, statt mit dir zu plaudern, mein stummer Freund. . . Etwas Seltsames ist mir widerfahren. AH sang dich Nein« KärntneEÄ», dos fo: gut Zür MeinL-MioMVlg paßte; während ich mich keift müf-dem JnMcmHrft Ve- Feitete: - l -