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3. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". Dnük md Verlag vm Laugar ä Wi,»«el«q m Ries». — Fik dir Redaktion vrrmtmortlich: Her«««« Gchmldl iu Riesa. ' « LS8. Mttwoch, SL. DeeeMber IVOS, Meud« Le» Aatzra Zur Venezuela-Angelegenhett. K Ter Gedanke, Präsident Roosevelt solle den Bene- zuelastreit als alleiniger Schiedsrichter schlichten, findet allgemein in der Presse eine ungünstige Ausnahme. Die meisten Blätter würden die Ueberweisung der Sache an das Haager Schiedsgericht vorzietzen. Einige Zeitungen lenken die Aufmerksamkeit aus die Thatsache, daß die Bereinig ten Staaten ebensalls Ansprüche an Venezuela haben. Ter Widerstand gegen das Schiedsrichteraml des Präsi denten Roosevelt ist in dem Gefühl begründet, daß die Entscheidung des Präsidenten die Bürgschaft Amerikas für die richtige Ausführung des Urtheils in sich schließen würde. Tie „Sun" regst an, den Präsidenten von Mexiko, Porsirio Dia-, zum Schiedsrichter zu wählen. Tie Kriegsschiffe „Tribüne" und „Giovanni Bausan" haben die Schooner „Castor" und „Maria Luisa" und die Schaluppen „Carmen", „Josefita" und „Cornelia", welche Stückgut geladen hatten, aufgebracht. Unter den fremden Importeuren in Caracas und La Guayra entstand große Erregung infolge eines Befehls des Kapitäns des italienischen Kriegsschiffes „Giovanni Bausan", welcher dem amerikanischen Tampfer „Caracas" die Einfahrt in La Guayra untersagte, da der Tampfer erst am IS. December von Newyvrk abgegangen sei. Tie fer Befehl steht mit dem Befehl des Kapitäns des englischen Kriegsschiffes „Tribüne" in Widerspruch, welcher den eng lischen Konsul davon in Kenntniß gesetzt hatte, daß die „Caracas" einlaufen dürfe. Auf Ersuchen des Kapitäns des amerikanischen Kanonenbootes „Marietta" und der amerikanischen Gesandtschaft erhielt später der Tampfer „Caracas" die Erlaubniß, in den Hafen von La Guayra einzulaufen. Ta sich die Blockade als nachtheilig für den amerikanischen Handel erweist, haben fünfzehn Import häuser ihre Aufträge für die Bereinigten Staaten einge stellt. Man glaubt, daß der Borrath von Lebensmitteln in Caracas nicht für mehr als vierzehn Tage ausreichen werde. Tas venezolanische Kanonenboot „Miranda" befindet sich jetzt im südlichsten Theil der Lagune von Maracaibo außerhalb des Bereichs der Verbündeten. Ter deutsche Kreuzer „Falke" versuchte zwar, ohne Lootsen über die bei Maracaibo befindliche Barre zu gelangen, mußte aber wegen der damit verbundenen Gefahr von dem Unternehmen abstehen. Er kreuzt jetzt vor der Lagune. Nach, einer Meldung der „Newyork World" aus Wil lemstad hatte der „Panther" die Prisen ins Schleppthau ge nommen, als der deutsche Konsul seine Hilfe verlangte. Da die Prisen anlerlos waren, der „Panther" aber seine Anker nicht entbehren konnte, hatte er nur die Wahl zwi schen Freigeben oder Versenken der venezolanischen Schiffe. „Panther" that letzteres, ging dann in den Hafen zurück, landete ein Detachement und nahm den Konsul an Bord. Ueber das Leben in Caracas, der Hauptstadt Venezuelas, nach der sich jetzt so viele Blicke richten, wird der „Boss. Ztg." von gut orientirter Seite geschrie ben: Tie Stadt liegt in einer herrlichen Umgebung. Ter Ausblick von dem Calvarienberge über die Stadt, das Guayrethal und auf die Silla und den Naiguata (2800 Meter) ist überwältigend schön. Das Klima ist fast euro päisch zu nennen, aber die Temperaturwechsel sind sehr schroff, und Caracas gilt im Allgemeinen nicht als gün stiger Aufenthaltsort für schwächliche oder zu Erkältungen neigende Leute. Der Fremde nimmt in Venezuela eine Art Ausnahmestellung ein. Man zollt ihm manche Rück sichten, hat Achtung oder auch eine gewisse Scheu vor ihm und vergreist sich nur im Nothfall an seinen: Eigen ¬ tum. Unter -«ordneten Regterungsverhältnissen ist die Sicherheit an Leben und Ei-enthum ziemlich groß, wenn gleich das Tragen von Revolvern allgemein gebräuchlich ist. Aber, wie Dr. Preuß übereinstimmend mit zahlreichen anderen Angesiedelten und Reisenden erzählt, steht Än Venezolaner selten zu dem Fremden in einem wirklich freundschaftlichen Berhältniß, das auf 'gegenseitiger Achtung beruht. Dem gewöhnlichen Bolle ist der Fremde schließlich nur der „Mussiuh" (Spottname für den Frem den, obwohl „Gringo" noch herabsetzender ist), aus dem er möglichst viel herauszuholen sucht. Mit größter Höf lichkeit und weitgehendster Gastfreundlichkeit tritt der Venezolaner Jedem entgegen, allerdings macht er auch Anspruch auf gleiche Behandlung. Er ist sehr empfäng lich für Schmeicheleien und legt großen Werth darauf, daß selbst unangenehme Angelegenheiten unter Wahrung der äußeren Formen der Hüslichkeit und des Anstandes er ledigt werden, und es ist meist sehr vortheilhwft für den Fremden, wenn er dieser Eigenheit Rechnung trägt. „Allerdings ist es mir', schreibt Dr. Preuß, „erschienene als ob besonders der Deutsche viel zu große Rücksichten aus die Gewohnheiten des Landes nimmt, in dem er lebt und sich den dortigen Sitten bezw. Unsitten so sehr an paßt, daß er dabei seine Eigenart völlig verliert." — Einen sehr guten Eindruck gewann Dr. Preuß von den venezolanischen Pflanzungsbesitzern. In ihnen fand er einfache, sehr verständige Leute von gwßer Gastfreundlich keit, sehr anständiger Gesinnung und oft nickK unbedeuten der Intelligenz, deren Arbeitsamkeit, Genügsamkeit und ruhiges, ernstes Streben in einem seltsamen Gegensatz steht zu der Verderbtheit des Beamtenthums, die sie alle genau kennen, gegen die sie sich aber vergebens auflehnen. Sie leiden am Meisten unter den fortwährenden Revo lutionen und zerrütteten politischen Verhältnissen, die ihren Wohlstand untergraben, und wären es vielleicht gern zu frieden, wenn irgend eine Macht Besitz ergriffe von Vene zuela, damit Ruhe und Ordnung einträte. Die Deutschen sind in ganz Venezuela, besonders in den Städten, sehr zahlreich. In Caracas und Puerto Cabello giebt es deutsche Klubs, sowie deutsche Bierbrauereien, in Caracas besteht sogar eine deutsche Schule. Tie Kleidung der Europäer in Caracas ist ähnlich wie in Europa. Auch in den heißen Küstengegenden werden leichte Tnchstoffe, sehr-selten die in Afrika üblichen weißen Anzüge und niemals Khaki ge tragen. Die Häuser sind meist so gebaut, daß sich in der Mitte ein freier Hofraunr und um diesen herum ein Säulengang befindet: iuaurisch-,painsche Art. In dem Hofraum stehen dann schöne Palmen und Ziergewächfe. Diese Bauart der Häuser findet man auch meist auf den Haziendas. Ta auch um die Außenseite des Hauses herum ein Säulengang zu laufen Pflegt, so sind die Zimmer meist sehr finster. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 24. December 1902. * Großenhain. Am 17. d. M. hat von Nachmittags 4 Uhr ab im BerhaudlungSsaale der königlichen Aml-Haupt- Mannschaft eine Directockalfitzung de- Großenhainer KreiS- oereinS für innere Mission unter Lritung de- Bor fitzende», Herrn Ami-hauptBann Dr. Uhlemann, stattgrfuudrn. Die reichhaltige Tagesordnung wurde in Folgendem erledigt: Zu Punkt 1) wurde von verschiedenen Mittheklungen Kmntuiß genommen. Dieselben betreffen: a di« B-rein-tage de- Lande-« verein» für innere Mission vom 14 bi- 16. April 1902, wegen Wilcher auf den bezüglichen Inhalt der Nummern 407 und 4i)8 )«r Bausteine hiugewiesen wurde; d., v und k. die Jahre-« berichte diese- Vereine» und der Brüdrronstalt mit Rettung-, hauS Moritzburg auf da» Jahr 1901, sowie dm 81. und 32. Bericht d«S Magdalene» Hüstverrtv»; o dir BetbcmdSkousermz der Stadt« und Kreisverttne am 18. September 1902 — bei den Tagen unter » und o waren dir Herren AwiShauptmar« Dr. llhlemann und Superintendent Pacht vertreten — ck. da» Handbuch der LkbrSthätigkeit irn Königreich« Sachsen, dessen Haltung al» i-hr «mpsehlen-wrrth bezeichnet wurde, und der Gohnny'sche Dorskalender 1903; x die Uebrrficht über di« iu den Raiuralverpslrgstationen in Großenhain und Riesa aus dar Zeitraum 1. Januar bi» 1v. April 1992 stattgesuudenm Ver pflegungen. Zu diesem Punkte wurde bestimmt, daß die von oem Vezirk-verbande Großenhain vertraglmäßtg gewährleistet«» 2000 Mark nach Berhältniß dr» I >hre»aufwandr» unter dies« Stationen zu verthrile», entstehende Fehlbeträge aber von diesen zu tragen sind; ir. Aenderung der Wanderordiung sür mittel lose Reisende. Bon der vom Bezirksausschuss« beschlossenen Hrrabsetzung d«S Satze» der Mittellosigkeit von 2 Mk. aus t Mk. SO Pfg. wurde K nnlntß genommen. Pm kt 2) An Stell« de» früheren Herrn Bü grrmetster Boeter» in Resa wurde Herr Pfarier Friedrich daselbst al» Dbekl rialmirglled gewählt. Punkt 3) Zu den von den beftrllten Reviso rn ge« »rüllei. Rechnungen de» Keeltvereinl und der H rbrrgen ,ur Hrimaih in G.oßtr haia und Riesa >uf da» Jwr 1901 wu de Boilegung «» di« G^eioloertammlung beschlossen. Punkt 4) sch.isv, v rdr ttung srtien de» Mi siondorrein« brtr,ff«nd. E» wurde beschloss », hiersür eine gewisse Lumme im HauShaltplan -inzustellen sowie den Vorsitzenden und stellvertretenden Bor» fitzenden de» KrriSverrin» ,u ermächtigen, unter Einvernehmen mit den geistlichen Spezial-Konferenzen geeignete Flugblätter im Bezirk« zur V-rthrilrrng bringen zu lasten. Punkt S) Angelegen zeiten der Herberge zur Hrimarh in Großenhain betreffend, u. ES wurde von dem bezüglich der Schrrckau-Übung feiten de» SiadtrathS auSgrseritgtrn Erlaubnißschelnr, sowie b. davon Kennt- ntß genomm'N, daß dl« Sammuigen bl den in der hru'igrn Paifiantz il lm He'bera-saole ftoitgrsundenen Borträpen einen Erwäg von 104 Mk. 62 Psg ergeben h bin Im Anschlüsse wurde zu o ub r Verwendung eine» Theile» lvfselben br- ichilfs n, sowie zu ck sür wünschenSwerih erachtet, daß dergleichen Vorträge nicht «>r in der Stadt Großenhain fortgesetzt, sondern auch thunltchft in den Städ:«n Rt-la und Radrb rrg, sowie in einigen hierzu besonder» geeignet, n Landgemeinden herbrigrführt werden, wozu mit den Borfitzenden der geistlichen Spezial-Kon- serenzen in» Bernedm-n gttrelen werden soll. Punkt 6) Ana«, legcnheitrn der Herberg« zur Heimath in Riesa betnffind. Zu u und b, Beihilse der Stadrgrmrind« Riesa — 100 Mk. — und Vtrmiichinlß der Frau vrrw. Mühlman« au» Riesa — 300 Mark — wu dr Kenntniß genommen und den Gebern ge bührender Dank ouSgrsp,och-n. Zu v wurde über den Personal bestand der Herberge Beschluß gefaßt. Punkt 7) Angelegen heiten beider Herbergen betreffend. Zu ». Bon den B-ihilsen au» der Mendestiktung, je 100 Mark, wurde Krnntniß ge- nommen. Zu b Weihnachtsfeier in den Herbergen bewendet eS bei der jetzige« Handhabung, d. i. bei der Abhaltung am Weihnacht-Heiligabend. Zu o. Haftpflichtversicherung wurde be schlossen, die Herren Oberjustizrath Schruffler, Regierungsassessor Schmidt und Rechtsanwalt Kretzschmar in Großenhain, sowie KommissionSrath Sinz in Riesa zu einer gemeinsamen Berathuug und Beschlußfassung über dieselbe zu beauftragen. Zu ä. Her- berg-wesen wuroe von den vo'gelegten Schriftstücken Kenntniß genommen. Punkt 8) ES wurden zu a und d den Vereinen für Grmeindedlaconle in Radeburg und Umgegend, sowie in Zeithain je KO Mark, sowie dem evangelisch-lutherische« Männer- und JünglingSverrinr in Großenhain 20 Mark au- Krei»- verein-miiteln bewilligt Zwei Gesuche unter o und ä wurden abfällig brschiedeu. Punkt 9) Die Hiu-Haltpläu« auf da» Jahr 1903 wurden berathen und mit einigen Aeudrrungen und Vor behalten genehmigt. »IK84, ßelM HIK84, - llnuptstr. 60. ch llnuMtr. 60. U Ssgr. 18«. lolopbonUr«. - Praktische Weihnachtsgeschenke 8 in reichster Auswahl für »e»u« unel unck »isnvn H Solls» Raaraa au bllllgoa rrellm». Vlalaalllgtta» kaaediUt am kitt». S Gege« Ctlffe oder günstigste Roteozatzlooge«. I« der 1. Etage: 5 komplette Musterküche« in praktischer, formgerechter Zusammenstellung. t «I»84, «IK84, lloaptstr. 60. ^MRRvRR UURR^ MRUR^R H llnaptstr. 60. , VesioktiLULß otrne xern xeslaNel. - — «sm ß GMW It