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Umfina «ngenommm mzm .Armeradtheilun r der Bürgermeister der Städte mit revtdirter Städteordnung, die über 3500 Einwohner haben, statt, um a« der Hand der Au-führungSbestimmungen de» Wahlgesetze« für die zweite sächsische Sländekawmer vom SS. März 1896 über die Durchführung der Bestimmungen diese- Gesetze« zu berathen. Bom Königlichen Ministerium de« Innern wird zur Teil nahme an diesen Beratungen rein technischer Natur Herr Geh. Regierungsrath Merz entsendet «erden. — Zum ersten Male, so schreibt die „Franks. Ztg." in einer Betrachtung über die diesjährigen Kaisermanöver, wird da« XII. (königlich sächsische Armeecorps) Schulter an Schul ter mit preußischen Truppenthellr« (Regimentern der um Erfurt koneentrirten s. Infanteriedivision de« IV. Corps) Rrich«tage ein nemr Entwurf he« Margarinegesrtze« zngehru werde. In Reser Fass«»« tft di« ««Seicht nicht zutreffend. E« wird auch bestätigt, daß an maßgebenden Stelle» der Ge dankt, den unlautere« Wettbewerb der Margarine durch neue gesetzliche Bestimmungen htntauzuhalten, ketne-weaß aüfgege« den sei. Indessen ist «an dort »ach wie vor »echt gewillt, de« Wettbewerb der Margarine mit der Raturbutter über haupt zu erschwerest oder gar unmöaltch zu machen, und man will desbalb weder hinsichtlich de« verbot« de« Färben« der Margarine noch der Bestimmung über die getrennten Ver kauf-lokale für Butter und Margarine «ach-eben. Die Mehrheit de« Reiche tage« hat bekanntlich in der letzte» Sitzung vor der Vertagung beide.vomBunde-rathe angefochtene» Punkte aufrecht erhalten. Der Bunde«rath hat die also verschärft« Vorlage verworfen. Die Einbringung eine« neuen Entwurf« ohne diese beiden Verschärfungen hätte also nur dann einen Zweck, wenn die Mehrheit de« Reichstage« ihren früheren Standpunkt aufgeben wollte. Erft wenn «an hierüber Ge wißheit erlangt haben wird, dürfte man sich regierungsseitig entschließen, eine neue Margarinevorlage beim Reichstage ein- zubringen. Türkei. Die Großmächte scheinen sich endlich ent schlossen zu haben, der Türkei gegenüber ernstere Saiten auf- zuziehen. Alle Zeichen deuten darauf hin, daß gegenwärtig eine Aktion i« Gange ist, welche die Pforte vor die Alter native stellen wird, entweder sich den Forderungen der Mächte zu unterwerfen oder als Staat abzudanken. Zu dieser Aktion der Mächte theilt man von gut unterrichteter Seit« mit: ,Me zuverlässig verlautet, soll die neueste Ein wirkung auf die Türkei weder von Oesterreich noch Rußland, sondern von Deutschland auSgeganaen sein, und zwar in dem Sinne, daß man nicht mehr mit sogenannten Garantien bei der gegenwärtigen Lage Europas zufrieden sein könne, daß vielmehr von Seiten der Türkei Schritte geschehen müßten, die die Mächte von der Lebensfähigkeit dieses Staate« Über zeugen." — Da« ist eine Sprache, die hoffentlich auch am Goldenen Horn verstanden werden wird. Euba. Ueber die Aussichten des cubantschen Aufstande« wird der „Franks. Ztg." aus New-Jork geschrieben: „In Kreisen, die der cubanischen Insurrektion nahe stehen, wird hier fortgesetzt rin großer Optimismus zur Schau getragen. Man schwört daraus, daß der Zweck der Revolution unbedingt erreicht wird, und man schätzt die Dauer des Kriege- noch auf ein bi« zwei Jahre. Männer von etwa« kühlerer Den kungsart urtheilen, daß die spanische Regierung weder die Revolution zu unterdrücken vermag, noch daß die Aufständi schen über die numerisch überlegenen spanischen Streitkräfte die Oberhand zu gewinnen im Stande sind. Die revolutio näre Partei hat, ehe die militärischen Operationen ihren Anfang genommen haben, sehr weit ausgeholt. Ein ganzes Jahr hat sich das Komitee damit beschäftigt, so viel Lebens mittel als möglich anzubauen, damit nach Beginn des Feld zuges die Truppen nicht unter dem Mangel an Proviant zu leiden hätten. Selbstverständlich ist diese ungewöhnliche land- wirthschaftliche Tätigkeit den Organen der Regierung aus gefallen, allein diese waren weit entfernt, an einen Krieg in so großem Maßstabe zu denken. Die erwähnten Vorberei tungen kommen den Aufständischen für ihre Verpflegung sehr zu statten, während die Regierungstruppen häufig nicht da» Nöthigste zusammenbringen können, um ihr Leben zu fristen. Erst nachdem die Revolution ausgebrochen war, gingen der Regierung die Augen auf, aber zu spät. Tausende der spa nischen Soldaten erliegen noch dazu den Wirkungen de» Klimas. Dysenterie, gelbes Fieber und selbst da« Unge ziefer fordern ihre Opfer. Die Taktik der Aufständischen besteht darin, jeder Begegnung mit größeren spanischen Trup penmassen auszuweichrn; dafür fallen sie mit Sicherheit über kleinere Abteilungen her, insbesondere solche, die bestimmt find, Schießbedarf und Mu doorräthe von einer Garnison in die andere zu schaffen. Auf diese Weise werden die besten Truppen muthlos, ermüdet und teilweise auch demoralisirt. Die traurigste Folge des Kriege» ist, daß die „Perle der Antillen" der Verwüstung anheimkällt. vertliches und Sächsisches. Riesa, 3. September ISS8. — In Folge getroffener Bestimmung reisten Ihre Majestäten der Kaiser und König Alben früher al« anfäng lich festgesetzt von Zeithain bez. Möderau wieder ab und trafen bereit« 8 Uhr S Minuten Nachmittags wieder in Dresden ein. I« Folge der neueren Anordnungen fand auch nur ein Vorbeimarsch bei der Parade statt. — Se. Kgl. Hoheit Prinz Georg nebst hohem Gefolge traf gestern Abend mit dem Schnellzuge 8,22 Uhr hier ein und nahm i« Hoiel Kaiserhof Wohnung. Heute früh begab sich Se. Kgl. Hoheit zur Parade nach dem Truppenübungs platz Zeithain und kehrte darauf nach Dresden zurück. — Auf Veranlassung de« königlichen Ministerium« de« Innern findet, wie da« „L. Lagrbl." schreibt, i« Laufe de« j Monat« September eine Konferenz der AmtShauptleute und s ra-.S-eschlchte. I« der Wiener „Pol. Korr", der Allerwells-Offiziöse«, wird « ei«« Petersburger Brief« da« politisch« Ergeb- niß der Aarenreise »ach Wie» ftfüeftellt. E« heißt dar In hiesige» «aßge-endeu Kreisen äußert »um über den Verlauf de« Zarenbesuche« in Wie» volle Befriedigung. Kaiser Nikolau« II., sowie der Minister de« Aeußereo, Kürst Lobanow, haben in Wie« »ach jeder Richtung hin de» gün stigsten Eindruck e»»pfangeo. Die «nmittelbare Wirkung der Vnener Zusammenkunft bestehe darin, daß durch dieselbe eine nicht unwesentliche Erwärmung der persön lichen Beziehungen zwischen Kaiser Molau« U. und Kaiser Franz Josef, und zwischen dem Fürsten Lobanow «mb dem österreichisch-ungarischen Minister de« Arußeren, Grafen GoluchowSkt, eine willkommene persönliche Annäherung, sowie jene engere Vertrautheit mit den beiderseitigen Anschauungen und Intentionen herbeigeführt wurde, wie sie sich nur durch unmittelbaren Verkehr and gegenseitige Aussprache Herstellen lasse. E« sei dir« allein schon auch im politischen Betrachte «in Gewinn, dessen Werth von Niemandem verkannt werden könne. In sachlicher Beziehung darf au« den Andeutungen der erwähnten Kreise geschloffen «erden, daß hinsichtlich der schwebenden orientalische» Angelegenheiten eine erfreuliche Gleichartigkeit der leitenden Gesichtspunkte der beiden Staatsmänner zu Tage getreten sei und die Zuver sicht al« vollständig berechtigt erscheine, daß auch für die nächste Zukunft gegenüber allen etwaigen Ereignissen und Wendungen i« Oriente feiten« de« St. Petersburger und Le« wiener Cabinet« die gleiche Vorgang-weise beobachtet werden wird. Man dürfe daher, wie betont wird, die Wiener Entrevue al- ein dem europäischen Frieden zu Statten kommendes Eretgniß ansehen und von ihr behaupte», daß ihr Resultat ein so befriedigendes sei, al« dies über haupt von einer Monarchenzusammenkunft, die kein politisches Objekt zur Veranlassung und zu« Ziele hatte, erwartet werden kann. — Dir „P. K." bemerkt dazu: Mit Rücksicht auf den inneren Zusammenhang der ganzen Mittheilung geben wir auch diejenigen Stellen unverändert wieder, die auf der Voraussetzung der weiteren Thätigkeit de» leider plötzlich »erstorbenen Fürsten Lobanow bafiren. LentfcheS Reich. Am 28. August war General feldmarschall Graf Blumenthal in Friedrichsruh zum Besuche des Fürsten Bismarck. Die „Hamb. Nachr." bemerken dabei: Der berühmte Heerführer ist jetzt 86 Jahre alt, hält sich aber noch merkwürdig stramm und ist bi« vor zwei Jahren »och auf Jagden mitgewesen, namentlich auf Hühnerjagden. Wenn auch von Statur bedeutend kleiner, al« der Fürst, wacht er doch einen stattlichen Eindruck. Der Gesundheits zustand de» Fürsten ist in der Besserung und scheint günstiger zu werden, al« er seit Monaten war. Der Landrath de» Kreise» Gtuh« in Westpreußen, v. Schmeling, hat den Zorn der polnischen Presse gegen sich wachgerufen, weil er in einer sehr energischen Verfügung den Versuchen der Polen entgegentritt, bei behördlichen Verhand lungen ihre Kenntniß der deutschen Sprache zu »erleugnen, obwohl sie da« Deutsche genügend beherrschen, um der Ver handlung zu folgen und sich auch verständlich ausdrücken zu können. Der Landrath macht es den angrstellten Beamten und Behörden zur Pflicht, bei allen amtlichen Verhandlungen die Anwendung der polnische« Sprache grundsätzlich auszu schließen, und höchsten« ausnahmsweise üi einzelnen Fälle», wo nach gewissenhafter Feststellung der Verhältnisse eine ausreichende Verständigung in deutscher Sprache nicht mög lich ist, die Anwendung der polnischen Sprache zuzulaffen. Zum Schluß heißt eS: „Daß bei den Gemeindeversamm lungen md Sitzungen der Gemeindevertreter ausschließlich deutsch gesprochen wird, betrachte ich für so selbstverständlich, daß e« überflüssig ist, noch besonder« darauf zurückzukommen." Hoffentlich finden diese Grundsätze überall gleichmäßige und beharrliche Anwendung. Der „Hamburger Korrespondent" will aus Deutsch- Südwestasrtka erfahren, daß dort eine allgemeine Unzu friedenheit über die Thätigkeit de« Majors Leutwrin bestehe. Der Assessor von Andequift soll bereit« die Enthebung von seinem Posten nachgesucht haben. Die Vertreter der Siede- lung«gesellschast Karl Weiß haben eine Klage gegen de» Landeshauptmann eingeretcht. Auch unter den Offizieren der Schutztruppe sei ein« wet verbreitete Mißstimmung vor handen. MM mache dem Major Lrutwein den Vorwurf, durch Nachgiebigkeit und stet« erneute Verhandlungen wesent lich zu den Aufständen der KhauaS-Hottentotten, Herero« und anderer Stämme beigetragrv zu haben. Die Miß stimmung ist so groß, daß ein Disziplinarverfahren gegen einzelne Offiziere wahrscheinlich sei. Major L-utwein solle in Kürze seinen Urlaub antretrn und werde nicht mehr auf seinen Posten zurückkrhren. Die Sache klingt sehr unwahr scheinlich. Wir thrilen sie vorläufig mit, indem wir dem Hamburger Blatt die Verantwortung für die Nachricht Überlasten. Ueber die Entsendung von großen deutschen Krieg«, schiffen nach Konstantinopel, von der einige Berliner Blätter zu berichten wußte«, ist an maßgebenden Stellen nicht« be kannt. ES ist lediglich für da« auf der Reise nach Konstan- tinopel befindliche neue Station-schiff „Ersatz Loreley", welche« zur Ablösung de« bisherigen Stationsschiffes „Lo,rlry", da« aber in Konstantinopel zum Verkauf gelangt, bestimmt ist, die Srlaubniß zur Einfahrt in de» Bosporus bei der Pforte verlangt worden. Die Mannschaft der „Loreley" kehrt über Land nach Wilhelm-havrn zurück. Die Hamburg-Südamerikanisch« DampffchifffahrtS-Gesell- schäft und der Norddeutsche Lloyd haben, wie die Schifffahrt«- und Srehandels-Korrespoudenz" meldet, in Gemeinschaft mit dem Hamburger Kolonisations-Verein von 1849 in der Pro vinz Santa Eathariaa in Süd. Brasilien ein Terrain von großem Umfangt erworben, welche« , sie zur Anlage einer deutschen Kolonie verwenden wollen. Durch die Blätter ging kürzlich die Meldung, daß de« schau hielt, beschttinkteu sich dir UebunM auf.de» «ahm» Uche Truppenkontingent». Inzwischen haben die alljährlich unter den Augen d«S Kassel- siattfindendrn Herbstübuna« einen tmmer grii» ßenn Umfing angenommen, den äußeren Anstoß zu» Manövrtre» mit ganze« .Nrmeradtheilungeu", wie man Truppenaufgebote nennt, die zu klein sind, um sie al» Armeen bezeichnen zu können, gab seiner Zeit Oesterreich-Ungarn auf dem Uebuna-seld« im Lisenburaer Komi- tat um Gum» und Stein am Anger. Damals operirte in Anwesen» het der beiden verbündrten Kaiser et« Heere-aufgebot, wie es bei un» selbst in den letzten Hebungen in Pommem und in den bevor stehenden in der Lausitz mit vier Armeecorps und zwei selbständigen Kavalleriedivisionen n«,ch nicht erreicht wurde und wird. Die Masse thut'S sreilich nicht allein, und wenn wir auf die g'schichtliche Ent wickelung der Kaisermanöver im letzten Decennium zurückblicken, so können wir un» mit großer Befriedigung sagen, daß die Wandlung nicht eine äußerlich« ist und nur auf rin immer wachsendes Aufgebot an.Personal, Pferden und Material" hinauSlommt, sondern daß auch daS Programm sich mehr und mehr vertieft hat, daß die Hebungen sich vor Allem von Jahr zu Jahr immer kriegsmäßiger gestalten, indem die früher überaus umsangreichen General- und Spe zial-Ideen längst zum unnützen Ballast geworden sind und Werth darauf gelegt wird, daß die Truppen aus dem Sattel kommandirt und nicht vorbereitete vef.chtSbilder einfach kopirt «erden. Wenn wir nach diesen Ausführungen nun von dem Schauplatze rin Wort sprechen wollen, aus dem das Kriegsthratrr zwischen der oberen Spree und Neiße sein wird, so müßte Vie eben gerühmte KriegSmäßigkeit der Uebungen eigentlich nicht zulassen, daß man schon letzt die Grenzen annähernd genau bestimmen könnte. Aber es sind so unzählige Bor bereitungen nöthig, bis man die Massen aneinander gerathen lasten kann, daß ein gewisser Plan elngehalten we den muß. Die Haupt zusammenstöße zwischen der Ost- und Westpartei werden sich nahe östlich Bautzen zwischen der genannten Stadt und Löbau, auch von hier auf Görlitz und Weißenberg hin abspielen. Das historische Hoch kirch, besten steil ansteigende Dorsgasse noch heute die .Blutstraße" heißt nnd in dessen alter Kirchr da» Grabmal des Helden Jakob von Keith zu sehen ist — teS trefflichen Schotten Name lebt fort in der Geschichte des preußischen Heeres in der Bezeichnung des ersten ober schlesischen Infanterieregiments Nr. 22 - wird auch in den nächsten Wochen wieder einmal, wie in den Octobertagen von 17S8. im Brennpunkte der Ereignisse liegen. Die Städte Bautzen, Löbau, Görlitz und Weißenberg werden in den Manöverberichlen gewiß viel genannt werden und die Kreckwitzer Höhen, von der Schlacht bei Bautzen her bekannt, vermuthltch auch in den zu ermattenden Kämpfen in der Lausitz «ine Rolle spielen. Nahezu gleichstarke Parteien wer den sich geaenüt «treten. Sprechen wir von einer Ost- und einer Westpatter, so finden wir auk dieser das V. und VI. Armeecorps die Schlesier und Posener, auf jener das drei Jnjantericdivisioncn statte XII. (königlich sächsische) Armeecorps, dem die mit ihren Regimentern um Ersurt konzentritte 8. Infanterie-Division deS IV. Corps zuge- theilt ist. Außerdem manövrirt beiderseits eine je sechs Regimenter starke Kavallerie-Division und endlich ist jeder der gegnerischen Par teien eine Lustschiffer-Abtheilung beigegeben. Es wird also in den bevorstehenden Manöver« genau derselbe Apparat in Aktion treten, wie im verflossenen Jahre in Pommem. Schade, daß der Zar nicht, wie damals Kaiser Franz Joses, den Uebungen selbst solgen wird. Glänzende Paradetruppen und Paraden sieht man ja auch in Zars koje Selo und auch in Moskau auf dem dortigen Marsselde, der Chodynka grausigen Angedenkens. Aber was die Manöver selbst an belangt, so sind wir den Rusten über; die letzten derartigen Truppen übungen bet Narwa, denen unser Kaiser beiwohnte, standen nicht auf der Höhe der Ansprüche, die wir an derartige Proben aus die Kriegs tüchtigkeit des Heeres zu stellen gewohnt sind. — Die zweite Ferienstrafkammer des K. Landgericht- Dresden beschäftigte gestern eine Untersuchungssache gegen den 33 Jahre alten, schon mehrfach vorbestraften Maurer gesellen Ernst Hermann Blühr aus Görzig wegen Land streichen», Bettelns und wiederholten Rückfallsbetrugs. Der Angeklagte ist seit Ostern dieses Jahres b'S zu seiner am 8. Juni erfolgte Verhaftung in der Gegend von Riesa und Osaatz als Landstreicher herumgezogen und hat um milde Gaben angesprochen. Bei dieser Gelegenheit gab Blühr in siebzehn Fällen der Wahrheit zuwider an, er sei Saalbach aus ReppiS und im Stande durch „Bestreichen" und „Ver sprechen" alle Krankheiten zu heilen. Der Angeklagte täuschte hierdurch die leichtgläubigen Leute und bewog dieselben ihm für seine „Bemühungen" in den einzelnen Fällen 30 Pfg. bi« 1 M. 50 Pfg. zu geben. Blühr verwirkte 6 Wochen Haft und 1 Jahr Gesängniß. Der Angeklagte ist nach Ver büßung dieser Strafen der Landespolizeibehörde zu über weisen. — Dürfen sich Angestellte eines Geschäftes von den Lieferanten ihre« Chefs eine Provision zahlen lassen? Diese Frage ist infolge eines Specialfalles wie folgt entschieden worden: „Der Prinzipal ist berechtigt, den Handlungsgehilfen, der sich von den Lieferanten des Ersteren eine Provision versprechen oder bezahlen läßt, ohne vorherige Kündigung sofort zu entlassen, wenn auch ein Schaden für den Prinzipal hieraus nicht nachgewiesen wird." — Zu der Frage: „Was ist unter „Arznei" im Sinne des «rankenverstcherungsgesetze« zu verstehen?" hat neuer dings die Königliche KreiShauptmannschast Leipzig au» Anlaß eine» besonderen Falles eine sehr interessante Ent scheidung gefällt, in der zunächst darauf hingewiesen wird, daß da- bezeichnete Gesetz selbst eine Auslegung de» Begriffes „Arznei" nicht giebt. Auch an« den Reichstagsverhandlungen sei etwas Bestimmtes darüber, wa« bez. welche Heilmittel unter diesem Ausdruck verstanden worden find, nicht zu ent nehmen. Bon dem Professor Dr. Heinrich Rosin in Freiburg ist in seinem Werke „Das Recht der Arbeiterversicherung" — die Ansicht vertrete», daß unter „Arznei" nur diejenigen «önferen»''der^mt«ha»wtltm'e und j Zubereitungen bez. Droguea und chemischen Präparate zu verstehen seien, welche nach der Kaiserlichen Verordnung vom 27. Januar 1896 ausschließlich in Apotheken feilgehalteu und verkauft werden rürfe». Die Königliche Kreishaupt mannschaft Hierselbst hat indessen nach Gehör ihre« Medicinal- beifitzer« dieser Ansicht nicht beipflichten können. Sie ist vielmehr der Ansicht, daß unter Arznei im Sinne de» Kranken- versicherungSgesetze« auch diejenigen Arzneimittel mit inbe griffen find, welche nach der gedachten Verordnung auch außer halb der Apotheken feil gehalten oder verkauft werden dürfen. Nach Ansicht der Kreishauptmannschaft find unter Arzneien diejenigen Heilmittel-Präparate zu verstehen, welche genau den Vorschriften der Pharmakopöe für da« deutsche Reich entsprechen und von «pprobirten und konzesfionirten Personen ge^n'zwü ^ßffche L r in der Weise h-rgestrllt werde«, daß die Reinheit und Zu- und Posen) manövrirrn. s sammrn.etzung derselben den hierüber gegebenen gesetzlichen In Sachsen sind nicht -um ersten Male Kaisermanöver, al» 1 Vorschriften entsprechen. Der Begriff „Arzneimittel" gelte vor nunmehr 8 Jahren der Kaiser über da» XII. Armeecorps Heer- in gleicher Weise für die Präparate,.welche auf Grund eine«