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« « d Anzeiger Metlall md Amciger). der Telegramm-Adresse „Tageblatt", Riesa. Amtsblatt König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts »nd des Stadtraths zu Riesa iso. Montag, 17. August 18S«, Abends. 49. Jahrg. I» Gasthof z« Pochra soll - ! 1 Handwagen öffentlich versteigert werden. Riesa, am 13. August 1896. Hnarda wird wahrscheinlich Ende diese» Monat» den Bor* marsch nach Dongola antreten. Afrika. Die Buren find der festen Meinung, daß früher oder später die Abrechnung mit England kommen muß. Augenblicklich rüsten beide Bürenrepubliken, und Transvaal ist schon soweit damit vorgeschritten, daß e» einen Feldzug mit Ruhe entgegensehen kann. Der Oranje-Freistaat, der seit fast 30 Jahren keinen Krieg geführt hat, besaß neben mehreren veralteten Geschützen nur eine moderne Krupp- Batterie und einige Maximkanonen, hat aber jetzt eine Kom mission nach Pretoria gesandt, um mit der dortigen Regie rung über eine einheitliche Bewaffnung zu verhandeln. Höchst wahrscheinlich werden die Waffen und Munition von Deutsch land bezogen werden. Befehlshaber der Artillerie ist ein Deutscher, der als Feldwebel den französischen Krieg mitge macht hat. Er soll seiner Aufgabe in jeder Hinsicht gewachsen preußischen Gardeartillerie sehr ähnlichen Uniform einen außer ordentlich strammen Eindruck machen. Da»ARiesa« Tageblatt erscheint jede» Tag Abend« mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bet Abholung in dm Expeditionen in Riesa und Strehla oder durch uns«« Träg« frei in« Hau« 1 Mark KO Pfg., bei Abholung am Schalt« der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Pfg., durch den Briefträger stet in« Hau« 1 Mark SS Pfg. Auzetgeu-Atmahme sür die Rmmu« de» Ausgabetage« bl« Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße SS. — Für die Redaction verantwortlich: Hermann Schmidt,^Riesa. Donnerstag, den 20. August 1896, Vormittags V«12 Uhr Der Ger.-Vollz. b. König!. Amtsgericht das. I. V.: Audrae. LageSgeschichte. Deutsches Reich. Der neuernannte Kriegsminister von Goßler ist am 27. Januar 1895 Generallieutenant ge worden. Er war vorher Director des allgemeinen Kriegs departements, Mitglied der LandesvertheidigungS. Commission in Vertretung des Kriegsministers, stellvertretender Bevoll mächtigter zum Bunoesrath und zwar unter Kriegsminister von Kaltenborn - Stachau und Bronsart, unter Letzterem Jahr. Ende der achtziger Jahre war er unter Gene rallieutenant Blume, welcher das allgemeine KrtegSdeparte- ment leitete, Chef der ersten Abtheilung (Armee-Abtheilung). Am 23. Juli 1861 ist er Secondelieutenant geworden, am 9. Januar 1868 Premier, als solcher hat er den Feldzug mitgemacht, in dem er da» eiserne Kreuz 2. Classe erwarb. Die „Voss. Ztg." schreibt: Die Gründe, welche den Kriegsminifter zur Einreichung seines Abschiedsgesuches ver anlaßt haben, stehen in keinem Zusammenhänge mit der ge planten Reform der Militär-Strafprozeßordnung. In dieser Angelegenheit ist jetzt eine Allerhöchste Meinungsäußerung nicht gefallen, doch glaubt man, daß der Kaiser nicht abge neigt sei, den vom Reichskanzler und Kriegsminister befür worteten Reformvorschlägen zuzustimmen. Bronsart von Schellendorf ist deshalb au» dem Amte geschieden, weil in zahlreichen Fällen, bei denen es sich um persönliche Fragen handelte, seine Empfehlungen nicht die von ihm gewohnte Berücksichtigung san en. In Sachen der Militär-Strafpro- zeßordnung wird die Entscheidung erst nach der Rückkehr des Reichskanzlers nach Berlin fallen. Daran, daß Fürst Hohen- lohe um seine Entlassung einkomwt, wenn ihm nicht gestattet werden sollte, die viel besprochenen Resormvorschläge dem Reichstage zu unterbreiten, kann nicht gezweifelt werden. Der „Berl. Börsen-Ztg." wird von angeblich kompeten ter Seite geschrieben: „Die am 1. Februar d. I. vom Kommandanten S. M. Kanonenboot „Iltis" eingelaufene Meldung, daß der Zustand des Schiffskörpers, der Maschine und der Kessel vorläufig noch eine weitere zweijährige Jn- diensthaltung des Schiffes zuläßt, wird vielleicht nicht überall richtig verstanden. Tharsächlich muß jeder Schiffskommandant alljährlich im Februar eine eingehende Untersuchung des Schiffes und seiner inneren Bestandtheile vornehmen und an die Admiralität darüber berichten, ob er glaubt, daß das Schiff „ohne größere Reparatur" noch ein Jahr Dienst thun könne. Das ist der springende Punkt. Wenn also von der „Iltis" offiziell gesagt wurde, daß ihr Zustand noch eine zweijährige Jndiensthaltung zuläßt, so heißt dies, der Kapitän verbürge sich dafür, daß das Schiff in den nächsten zwei Jahren keiner ernsteren Reparatur bedürfen wird, also un gemein seefest ist. Es wird nothwendig sein, dies hervorzu heben, weil manche — mit den Schiffsgebräuchen und tech nischen Ausdrücken nicht vertraut — glauben könnten, der „Iltis" werde überhaupt nur noch zwei Jahre diensttauglich sein. Dem Eintreffen des schriftlichen Berichts des AdmiralS v. T'rpitz sieht man hier zwischen dem 10. und 20. September entgegen. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die am 13. und 14. d. M. erfolgte Durfahrt der gesummten UebungSflotte durch den Kaiser Wilhelm-Kanal, deren vorzügliches Gelingen Sr. Majestät dem Kaiser von dem Staatssekretär des Innern, Staatsminister v. Bötticher telegraphisch gemeldet werden konnte, bildet einen glänzenden Beweis für die Leistungs fähigkeit des Kanals. Im Verlaufe von etwa 30 Stunden haben zwei Torpedoboorsdivisionen (3 O-Boote und 12 8- Boote), die aus Aviso», Kreuzern und einem Panzerschiff zu sammengesetzten Aufklärungsgruppen von zusammen 8 Schiffen, eine aus 3 und zwei au» je 4 Schiffen bestehenden Panzer divisionen und die Division der 4 Schulschiffe — inSgesammt mit dem Flaggschiff 39 Kriegsfahrzeuge — in kriegsmäßiger Schnelle die Schleusen und den Kanal ohne jede Störung durchfahren. Die Durchfahrt, welche zum Theil während der Nachtstunden erfolgte, ist nicht nur wegen der großen Zahl der in kurzen Abständen schnell auf einander folgenden Oertliches und Sächsisches. Riesa, 17. August 1896. — Vom Bezirk der Amtshauptmannschaft Großenhain haben bis jetzt inSgesammt über 1000 Militärvereins-Mit- glieder, ehemalige Soldaten, ihre Theilnahme an der Kaiserparade zugesagt. Besonders zahlreich betheiligen sich natürlich die hiesigen, Riesaer, Militäroereine und diejenigen der Umgegend. — Arg verregnet wurde gestern das Schützenfest. Gerade als der Festzug stattfand und die Wettinerstraße passirte ging ein gewaltiger Regenguß, gepeitscht von heftige« Sturme, nieder, so das die Festzugtheilnehmer>s vorzozen, sich schleunigst in die Häuser zu retiriren, um dort vor dem Unwetter Schutz zu finden. Nachdem dasselbe sich verzogen, wurde dann der Umzug fortgesetzt und ohne weiteren Zwischen fall beendet. Für den „Festjubel und Festtrubel" paßte die unerquickliche Witterung natürlich ebenfalls nicht, trotzdem herrschte aber auf dem Schützenplatze ein ziemlich lebhafter Verkehr. — Infolge des ungünstigen Wetters konnte das für gestern annoncirte 3. Abonnement-Concert vom Trompeter corps des 3. Feld-Art.-Reg. Nr. 32 nicht abgehalten werden und wird demzufolge erst später stattfinden. — Nach beendeter goldner Ferienzeit nahm heute der Ernst des Lehrens und Lernens wieder seinen Anfang. Gar niannichfach waren die Ziele, denen in den vergangenen Wochen zugestrebt wurde, und reiche Gelegenheit giebt e» daher auch sür Alt und Jung zum Austausch der verschieden artigsten Eindrücke, zu denen die frohe Ferienwanderung „über Berg und Thal" so vielfach Anlaß gab. Die junge W:lt dürfte nun wohl heute mit etwas gemischten Gefühlen wieder in die Schulstuben zurückgekehrt'sein; die Stunde der Erlösung schlägt dagegen andererseits jenen Bätern und Müttern, sür die infolge größeren Kinderreichthum» die letzt- verflcssrnen vier Wochen angesichts der ungebundenen Ferien lust der „lieben Kleinen" durchaus nicht immer die angenehm sten waren. Jetzt hat nun diese» süße sorgenlose Nichtsthun wieder sein Ende erreicht. Die Strenge des Schuldienste» verlangt erneut ihr Recht und nicht» bleibt übrig, als sich stramm „auf die Hosen zu setzen", damit der kritische Michaelis termin nicht etwa verhängnißvolle Mahnungen bringe. — Für die in der Kirche Anwesenden war es recht störend und es muß auch öffentlich gerügt werden, daß am gestrigen Sonntag während des Nachmittag-gotteSdienste- ein Tromulerzug trommelnd direkt an der Kirche vorüberzog. — Die Meerlurnfahrer haben am 9. August Capn und die blaue Grotte, am 11. August den Vesuv und die Gräberstadt Pompeji und am 12. August Neapel besucht. Auf dem Besuv kam man auch zu der Stelle, wo vor wenig Tagen der ünzste Ausbruch erfolgt war. Vie Lava war noch gluthflüsstg, so daß Münzabdrücke hergrstellt werden konnten. « Schiffe, sondern namentlich auch dadurch bemerkenSwerth, daß die größten Panzerschiffe unserer Marine, die der Branden- burg.Klasse, mit vorzüglichem Erfolge daran theilgenommen haben. Sofern der Kanalbauverwaltung die Aufgabe gestellt war, eine für unsere größten Panzerschiffe bequem und sicher benutzbare Wasserstraße zwischen der Nord« und der Ostsee herzustellen, hat sie, wie diese Probe gezeigt hat, ihre Auf gabe glänzend gelöst. Die Kanalanlagen haben sich der außer gewöhnlichen Inanspruchnahme, wie sie so sich nur in seltenen Ausnahmefällen wiederholen wird, vollkommen gewachsen ge zeigt. Nicht minder haben sich die sämmtlichen Betriebsein richtungen, insbesondere die Schleusen, vorzüglich bewährt, und dem gesammten Personal, insbesondere den für die Leitung des Betriebes verantwortlichen Beamten, gebührt für die tadellose Lösung einer schwierigen Aufgabe die höchste Aner kennung. Die Ablegung einer solchen Probe kann nur dazu ,, „ dienen, den Ruf und das Ansehen unseres Kaiser Wilhelm- j-sein und das kleine Artilleriecorps in der kleidsamen, der Kanals im eigenen Lande wie im Auslande zu erhöhen und die letzten Bedenken in Betreff der Sicherheit und Bequem lichkeit dieses Wasserweges zu zerstreuen, die zu dem bisher verhältnißmäßig geringen Verkehr im Kanal bcigetragen haben mögen. Die neueste Nummer der „Politischen Korrespondenz,, meldet: „Nach einer aus Petersburg zugehenden Meldung erhält sich in dortigen, gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen die Version, daß das russische Kaiserpaar im Verlauf seiner Auslandsreise auch Berlin besuchen werde. Wir geben diese Mitiheilung unter Vorbehalt wieder." Oesterreich. In der Statthalterei zu Prag sprach am Freitag eine Abordnung des Exekutivkomitees der deut schen Landtagsabgeordneten vor, um gegen die permanenten Provocationen des deutschen Volkes durch die Tschechen Vor stellungen zu erheben und auf die Co^sequenzen aufmerksam zu machen, welche große Gefahren in sich schließen. DaS Auftreten der Tschechen werde eine Gegenaktion der Deutschen Hervorrufen. Die Deputation bat, dies zur Kenntniß de» Statthalters zu bringen. Rußland. Die Petersburger Presse zeigt der Reise des Zarenpaares gegenüber große Zurückhaltung. Die Preß- bestimmung, daß die russischen Zeitungen über die Reisen des Zaren nur das wiedergeben dürfen, was zuvor der amtliche Regierungsanzeiger gebracht, wird schon seit einiger Zeit nicht mehr streng befolgt. Aber es scheinen den Petersburger Zeitungen für di- bevorstehenden Besuche des KaiscrpaareS an den europäischen Höfen besondere Winke erlheitt worden zu sein, die sie nicht außer Acht lassen dürfen. Ist der Zar erst außer Landes, so werden die Zügel gewöhnlich etwas lockerer gelassen und wir dürfen uns gar keinem Zweifel da rüber hingeben, daß der Pariser Besuch weitaus in den Vordergrund gerückt und bejubelt werden wird. In den M nisterien herrscht jetzt allgemeine Arbeitsruhe, die jetzt auch im Ministerium des Innern eingetreten ist, das wegen der Arbeiterbewegung bis in den Sommer hinein zu thun hatte. Die Nachrichten über die Ausstände im Innern lauten auch jetzt durchaus noch nicht günstig; aus Polen wird sogar ein neuer Ausstand der Bergarbeiter gemeldet. Gerüchte, die in Petersburg über die Abberufung Schuwalows und seine Wiederverwendung im auswärtigen Dienst umlaufen, sind kaum ernsthaft zu nehmen. Sollte Schuwalow in Polen weichen müssen, so würde er überhaupt vom öffentlichen Leben zurückzutreten versuchen. Ebenso wenig wild der Großfürst Sergius seinen Moskauer Posten aufgeben. Er wird be kanntlich mit seiner Gemahlin demnächst East am Darm städter Hof sein. Ursprünglich hieß es, er solle dem Zaren auch nach Frankreich folgen. Diese Absicht scheint jetzt aber aufgegeben zu sein. Hingegen behauptet man noch jetzt, der Kaiser würde mit mehr Würdenträgern nach Frankreich, als an die übrigen Höfe gehen. Ggypte». Von der englisch, egyptischen Sudan-Ltt>e- dition liegen recht beunruhigende Nachrichten vor. Die Ba taillone haben durch Krankheiten viele Mannschaften verloren. E» herrscht eine unerträgliche Hitze. Die Garnison voa