Volltext Seite (XML)
Riesaer K Tageblatt und Anzeiger Meblatt «nd Ämeigch. Telegramm-Adresse HD» «L 6 ckU Femsprechstelle „Tageblatt", Riesa. 44T. H, N KI H, U-H> H, Nr. 20. -er König!. Amtshanptmarmschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. ^i! 146 Freitag, 26. Juni 1896, Abends. 49. Jahrg. Da» Riesaer Tageblatt erscheint jede« Tag Abend» mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bet Abholung in dm Expeditionen in Riesa und Strehla oder durch unsere Träger frei in» Hau» 1 Mart bO Psg., bei Abholung am Schalter der katserl. Postanstalten 1 Mark 28 Psg., durch dm Briefträger frei tnS Hau» 1 Mart 65 Pfg. Anzeigen-Amratzme für die Nummer de» Ausgabetage» bi» Vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße öS. — Für die Redaction verantwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. Atchgehülfe gesucht. Beim hiesigen städtischen Aichamte wird baldigst ein Aithgehülfe gesucht. Schlosser oder Mechaniker, welche Lust haben, die Aichamtskarriere zu ergreifen, wollen sich baldigst melden. Borkmntnisse im Aichwesen nicht erforderlich. Näheres bei Herrn Aichmeifter Fritzsche Hierselbst. Städtisches Aichamt Riesa. Bürgermeister Rl-tzer, Vorstand. Gthr. Vertliches und Sächsisches. Riesa, 26. Juni 1SS6. — Seit einiger Zeit wird auf hiesigem Bahnhofe ein recht freche» Gaunerstückchen ausgeführt. An dem Hauptge bäude befindet sich bekanntlich auf der Perronseite ein Cho- kolade-Berkaufs-Automat, der gegen Einlegung eines Zehn pfennigstücks je nach Wahl des Einlegers eine Takel Thoko- lade oder aber andere Süßigkeiten verabreicht. In diesem Automaten wird bei Entleerung des Einnahmebehälters hin und wieder und stets nur je ein der Größe und auch an nähernd dem Gewichte eines Zehnpfennigers entsprechendes Stück gefunden, das einmal aus Zinn, ein anderes Mal aus Blei oder Messing hergestellt ist. Die Stücke entstammen zweifellos ein und derselben Hand, denn dieG.öße derselben differirt nicht um ein Jota, nur die Stärke ist je nach der Art des MetalleS um ein Weniges verschieden. Trotz aller Aufmerksamkeit, die man bisher darauf verwendet hat, ist es noch nicht gelungen, den raffinirten Thäter, der mit sehr großer Vorsicht zu Werke zu gehen scheint, zu erwischen. Er wird es aber jedenfalls noch so lange treiben, bis ihn die Nemesis ereilt. — Wie bereits bekannt gegeben wurde, läßt die Direk tion der Sächs.-Böhm. Dampfschifffahrts-Gesellschaft in rühm lichem Entgegenkommen auf verlautbarte Wünsche anläßlich des in Mühlberg stattfindenden 25 jährigen Jubiläums des dasigen Kriegervereins nächsten Sonntag wiederum ein Extra schiff Abends '/,1O Uhr von dort nach Riesa verkehren, worauf wir auch an dieser Stelle noch aufmerksam machen wollen. Wie man uns aus Mühlberg schreibt, werden an dem Ju biläumsfeste des dortigen Kriegervereins eine große Anzahl Militärvereine der näheren und weiteren Umgebung, auch mehrere sächsische, theilnehmen. Der Festplatz ist der schöne, schattige, große Kinderfestplatz hinter dem Schützenhause. Weit über tausend alte Krieger und auswärtige Gäste wird man in Mühlberg an diesem Tage erwarten. Im schönsten Fest schmucke wird sich die Stadt den fremden Besuchern zeigen. Auch an Unterhaltung auf dem Festplatze wird es nicht fehlen. Die Festfeier sowie auch der Festzug verspricht, falls der Himmel „gut Wetter" giebt, recht stattlich zu werden — Acht Tage später, am 5. und 6. Juli, findet auf dem selben Festplatze das dortselbst altberühmte Kinder- und Schul fest statt. Sonntag, den 5. Juli, trägt das Fest mehr den Charakter ein s Volksfestes, da das eigentliche Schulfest erst Montag, den 6. Juli, mit seinem interessanten Auszuge be ginnt. — In heutiger Nr. beginnt eine Abhandlung über „das Lustlager bei Zeithayn" von dem bekannten Militärschriftsteller Max Dlttrich. Dieselbe dürfte just im laufenden Jahre für weitere Kreise um deswillen doppeltes Interesse haben, als die Kaiserparade über die sächsischen Truppen Anfangs Sep tember auf demselben Gelände abgehalten werden wird, auf welchem seiner Zeit das Lustlazer August des Starken ge standen hat. Die auf den besten historischen Quellen be ruhende Arbeit regt unwillkürlich an zu einem Vergleiche zwischen Sonst und Jetzt und um deswillen glauben wir auch unfern Lesern mit derselben einen zeitgrwäßen und will kommenen Unterhaltungsstoff zu bieten. — Aus Torgau meldet das dortige Kreisblatt: Am Montag wurde ein Deserteur eines sächsischen Artillerie- Regiments durch den berittenen Gendarmen S. von hier in der Nähe unserer Stadt abgefaßt und auf der Hauptwache abzeliefert. Derselbe war in Riesa von seinem Truppen- theile entwichen, war bekleidet mit Drillichanzug und trug das Seitengewehr der Fuß Mannschaften, ein Aufzug, der in ihm natürlich sofort den Deserteur erkennen ließ. —* Die Verwaltung der Sächsischen Staatseisenbahnen beabsichtigt im Vereine mit der Oesterreichischen Nortwsstbahn am Mittwoch, den 15. und Montag, den 20. Juli d. I. je einen Sonderzug zu bedeutend ermäßigten Preise» von Leipzig und Dresden nach Wien über Tctschen mit Anschluß nach Budapest verkehren zu lassen. Dieselben «erden an den genannten Tagen von Leipzig, DreSd. Bhf., Nachm. 2 Uhr 40 Minuten, Riesa 4 Uhr 6 Minuten und von Dresden- Altstadt 5 Uhr 30 Minuten abgehen, um am 16. beziehent lich 21. Juli, früh 7 Uhr — Minute, in Wien, Nordwest bahnhof, einzutreffen. Die Weiterfahrt von Wien nach Budapest hat mit fahrplanmäßigen Zügen zu erfolgen. Die Fahrkarten erhalten eine 30 tägige Gültigkeitsdauer un kosten z. B. von DreSden-Altstadt nach Wien in 2. Klasse 23,60 Mark und in 3. Klasse 12,60 Mark, nach Budapest in 2. Klaffe 43,30 Mark und in 3. Klasse 23,60 Mark. Auf allen sächsischen Stationen wetden Anschlußkarten zu er mäßigten Preisen nach DreSden-Altstadt beztl. Leipzig aus- gegeben. Alles Nähere hierüber, sowie über die sonstigen Bestimmungen ist au» der jetzt erschienenen Uebersicht zu ek^ sehen, welche auf Verlangen bei den größeren sächsischen Staatsbahnstationen, sowie bei den Ausgabestellen für zu sammenstellbare Fahrscheinhefte in Leipzig, Dresd. Bhf-, und in DreSden-Altstadt, Carolastraße 16, unentgeltlich abgegeben wird. Brieflichen Bestellungen sind zur Frankirung 3 Pfg. in Marke beizulegen. — Entscheidungen des Reichsgerichts. Ein Briefträger (Postbeamter), welcher einen zur amtlichen Beförderung ihm übergebenen Brief vorsätzlich unbefugt einer dritten Person auf kurze Zeit überläßt, damit diefe die äußere Adresse des Briefumschlages besichtige, ist, nach einem Unheil des Reichs gerichts, 1. Strafsenats, vom 9. Januar 1896, wegen Unter drückung eines Briefes aus ß 354 des Strafgesetzbuches zu bestrafen, auch wenn er sodann den Brief wieder an sich nimmt uud befördert, ohne daß durch den Zwischenfall eine Verzögerung in der Beförderung eingetreten war. -f Dresden. Großfürst Sergius Michajlowitsch von Rußland wurde gestern Nachmittag 4 Uhr vom Königspaar im Lustschloß Pillnitz empfangen. Dresden, 25. Juni. Ein Extrablatt der „Deutschen Wacht" meldet: Ein großes Unglück ereignete sich heute Nach mittag kurz nach 5 Uhr auf der Elbe dicht unterhalb der AugustuSbrücke. Der Schleppdampfer „Grenadier" von der Dampfschleppschifffahrtsgesellschaft „Bereinigter Elbe u. Saale schiffer" hatte eben die AugustuSbrücke thalwärts Pas sirr, als er in Folge noch unaufgeklärter Ursache aus der Fahrrich tung kam und so dicht auf das linke Ufer losfuhr, daß eine mit Badegästen besetzte Schaluppe, die eben vom Johannis bade herübergekommen war und am Ausfteige-Platze bei de« Italienischen Dörfchen anlegen wollte, vom Steven des Dampfers erfaßt und umgeworfen wurde. Sämmtliche In sassen, deren Anzahl noch nicht sestzestellt ist, fielen ins Wasser und wurden von der Strömung fortgetricben. Bon dem Personenschiffe „Aussig", welches gerade an der dort befind lichen Landungsbrücke zur Abfahrt bereit lag und welches in Voraussicht der Gefahr beim Herannahen des Schleppdam pfers los gemacht hatte, sind einige Personen gerettet wor den. Im Ganzen sind 5 Personen und 2 Kinder gerettet worden. Wie viel Personen ertrunken sind, ist noch nicht festgestellt. Löbau, 23. Juni. Hier war da» Gerücht verbreitet, der Tod der am Freitag gestorbenen Ehefrau des Weichen wärters Günzel sei infolge von Mißhandlungen erfolgt. Infolge dessen fand am Sonnabend im Beisein eines Ver treters der Staatsanwaltschaft die Sektion der Leiche durch Herrn Bezirksarzt Oi». von Mücke-Zittau statt. Die Sektion hat nach dem „S. P." ergeben, daß der Tod die Folge von Verletzungen ist, die sich die Günzel durch Sturz von einer Mauer zugezogen hat. Es waren ein Schenkelhalsknochen und fünf Rippen gebrochen. Markneukirchen. Herr Dr. med. Strobel erläßt im „Meißner Tageblatt" solgende Bekanntmachung: Die beiden Blätter „Markneukirchner Anzeiger" und „Meißner Tageblatt" haben einen Bericht über die Verhandlung gegen den Redakteur Psort gebracht, nach welcher Letzterer frei gesprochen worden ist. Da dieses Unheil lediglich auf Aussagen von Zeugen beruht, die nicht von mir benannt sind, so habe ich gegen da» sreisprechende Urtheil Berufung eingelegt und werde das Resultat derselben seinerzeit bekannt geben. Mylau, 24. Juni. Heute Nachmittag in der 6. Stunde wurde die hiesige Gegend abermals von einem sehr starken Gewitter, verbunden mit heftigem Hagelschlag, heim gesucht. Die in Masse herabfallenden Eisstücke hatten die Größe einer Walnuß und waren größtentheils scharfkantig. Dieser Hagelschlag hat viele Fensterscheiben, Dachziegel und Dachjchiefer zertrümmert und auf den Feldern, in den Gärten, an den Bäumen und auf den Wegen wieder sehr großen Schaden angerichtet. Das Wasser floß in solchen Masten, daß Häuser am Markt und am Bachwege unter Master standen. Seit 3 Wochen ist dies das dritte heftige Hagel wetter, das hier aufgetroffen ist. Aus dem Bogtlande, 24. Juni. Am Dien-tag Mittag wurde das auf den Eisenbahnschienen spielende 2 >/, jährige Kind eines Bahnwärters in der Nähe vonOber- zwota von der Lokomotive erfaßt und unter den Zug ge worfen. Der Lokomotivführer, der das Kind bemerkt hatte, brachte den Zug erst zum Stehen, als fünf bis sechs Wagen über das Kind hinweggerollt waren. Die Mutter, die sich ganz verzweifelt gebärdete, konnte aber ihren Liebling heil nach Hause tragen, denn wie durch ein Wunder ist das Kind unverletzt geblieben. Reichenberg i. B., 24. Juni. Ein blutiger Exzeß fand in Franzendorf zwischen Infanteristen und Jägern der Reichenberger Garnison statt. Ein Polizist und eine größere Anzahl Civilisten erlitten schwere Verletzungen. Es wurde Militär und Gendarmerie herbeigeholt. Plauen, 24. Juni. Heute Nachmittag zogen über die Fluren Plauens und der Umgebung schwere G:wilker. Es war kurz nach ^/,6 Uhr als die ersten Schloßen nieder gingen, sie waren nur in der Größe von Erbsen, dann aber kam gröberes Geschütz: es hagelte ^Eisstück« in der Größ von Haselnüssen. Schwarzenberg, 24. Juni. In Bermsgrün trank vorgestern ein 1»/« Jahre alter Knabe von einer seiner augenkranken Schwester zum äußerlichen Gebrauche verordeiene Arznei; das Kind war einige Stunden darauf eine Leiche. Sebnitz. Biel besprochen wird in der Gegend von Sebnitz ein Vorfall, der abermals von einer Verschärfung der Grenzkontrolle durch die sächsischen Zollbeamten Zeugniß ablegt. Ein Lehrer aus Nixdorf in Böhmen unternahm mit seiner Klasse einen Ausflug nach der Schweizerkrone bei Sebnitz. Die Mutter des einen Kindes hatte für einen Gulden Pfefferkuchen, sogenannte Pflastersteine, mitgenommen in der Absicht, mit demselben die Kinder beim Spiele zu überraschen. An der Grenze angelangt, wurde jedoch die Waare vom Saupsdorfer Grenzausseher mit Beschlag belegt und weder Bitten noch Vorstellungen waren im Stande, den strengen Mann des Gesetzes zu erweichen. Die Kinder weinten, aber es half Alles nichts. Es folgte nun in Be gleitung des GrenzausseherS ein Spaziergang nach Hinter- h:rmsdorf, wo eine Strafe von 7,95 Mk. erlegt werden mußte und die Pfefferkuchen gehörten nun wieder den Kindern. Die Freude aber war verdorben. Treuen. Der Redakteur und Buchdruckereibesitzer Lämmerhirt hier sollte in einer Kritik städtischer Angelegen heiten die hiesige Stadtverwaltung beleidigt haben. Die Sache hat bereits zwei Mal das Reichsgericht beschäftigt. Das hiesige Landgericht sprach den Redakteur jetzt kostenlos frei, da ihm der Schutz des I 193 voll zur Seite stehe. Er sei sowohl als Redactenr wie als Steuerzahler berech tigt gewesen, Mißstände in der städtischen Verwaltung zu besprechen und zu kritisiren. Eibenstock, 25. Juni. Während de- heftigen Ge witters am gestrigen Abende hat sich bei WerneSgrün letdrr ein schwerer Unfall ereignet. Herr Di». msU. Nitzelnadel und Herr Kaufmann G. Ebert au- Schneeberg fuhren beim Gewitter auf der Landstraße in einem leichten Wagen. Plötz lich fuhr ein Blitzstrahl hernieder, der Herrn Vv. Nitzelnadel betäubte. Der Wagen wurde umgeworfrn und zertrümmert. Herr Ebert ist jedenfalls aus dem Wagen gesprungen uud