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Riesaer D Tageblatt 4». JaHrg IS 1»1 Sonnabend, S. Wat 1888, Abtavs für das »Riesaer Tageblatt" erbitten uns spätesten» bi» Bormittag- V Uhr de» jeweiligen Ausgabetage». Die Geschäftsstelle. Da» Mesa« Tageblatt erscheint jede« Tag Abend» mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in de» Expeditionen tn Riesa und Strehla oder durch ^unsere Träger frei in» Lau» 1 Mark KO Pfg., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanfialten 1 Mark 2V Pfg., durch den Briefträger stet in» Hau» 1 Mark SS Pfg. «uzetgemlbmahi« für die Nummer de» f Ausgabetage« bi» Bormittag V Nhr ohne Gewähr. Dmck und Berlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanieustrabe 8». — Für die Redaktion venmtwortlich: Herman» Schmidt, Riesa. und Anzeiger Wetlllü Miß Allftizn). Telegramm-Adresse ßU HH» »L I » Femsprechsteüe „Tageblatt", Ri<v».' H-N V H' H- H- M «. der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Mesa Verdingung. Die vollständige Erneuerung der Dachfläche» der Ttälle II und m des hiesigen neue« KasernemrntS an der Friedrich-August-Straße in Bezug auf: 1. Abtragen der Blitzableitung und Wiederinstandsetzung derselben nach Fertigstellung der Bedachungsarbeiten, 2. Ersatz des schadhaften Holzcementbelags in Verbindung mit allen vorkommenden Klempnerarbeiten, 3. Neubeschaffung einer stärkeren Sparrenlage nebst den nöthigen Verbandhölzern und allen Zimmerarbeiten, soll im Wege des öffentlichen Anbietungsverfahrens verdungen werden. Zu der unter 3 be zeichneten Arbeit sollen nur einheimische Gewerken concurriren. Die hierauf bezüglichen BerdingungS-, sowie zeichnerischen Unterlagen sind von Montag, de« 4. Mai a. e. ad in den Vormittagsstunden von s—11 Uhr auf dem Stadtbauamte zu entnehmen beziehungsweise einzusehen. Verschlossene Angebote, mit entsprechender Aufschrift zu 1, 2 oder 3 vorbezeichneter Ar beiten versehen, sind bis Sonnabend, den 9. Mai a. e. Bormittags 10 Uhr, um welche Zeit die Eröffnung der Angebote in Gegenwart der etwa erschienenen Anbieter statt findet, an das unterzeichnete Stadtbauamt rechtzeitig einzureichen. Ausdrücklich Vorbehalten bleibt die Auswahl unter den Anbietern, bezw. die Ablehnung sämmtlicher Angebote, oder auch die Theilung eines Looses. Stadthauamt Riesa, am 30. April 1896. Zscha«, Stadtbaumstr. Die Lieferung von Gtrasterrlaterneu und Gtallgeritthe« soll vergeben werden. Bedingungen und Proben liegen werktäglich von 8—4 Uhr hier aus. Angebpte sind bis 7. Mai Bormittags 1t Uhr versiegelt, gebührenfrei und mit der Aufschrift: „Geräthe-Lieferung" anher zu senden. Die Eröffnung erfolgt in Gegenwart der erschienenen Bieter. Zuschlagsfrist: 14 Tage. Truppen-Uebungsplatz Zeithain, den 28. April 1896. Königliche Garnison-Verwaltung. lieber die Umgestaltung der vierten Bataillone theilt die „Köln. Ztg." des Näheren mit: Je zwei Halbba taillone sollen zu einem ganzen Bataillon zusammengelegt werden. Unter Abgabe von einigen Mannschaften der zwölf anderen Compagnien der Regimenter erhält das neue Ba taillon den niedrigen Friedensftand. Zwei der neuen Ba taillone bilden ein Regiment, also mit Nummer 146 begin- aiend, und je zwei Regimenter eine neue Brigade, d. h. eine fünfte für jedes Armeecorps. Diesen letzteren Schöpfungen wird eine ganz besondere Bedeutung beigelegt, weil aus diese Weise schon im Frieden der Commandeur der im Kriege für jedes Armeecorps aufzustelleaden Reservedivision vorhanden ist und zudem für diese Division außer dem Ba- taillonsverbande der Verband von zwei Regimentern besteht. Auf diese Weise würde der Zweck, der den vierten Bataillonen zu Grunde liegt, nicht allein gewahrt, sondern die Frie ch en-cadreS für den Krieg erhielten schon im Frieden eine -org a n i satorische Fortführung von ganzen Bataillonen bis zur Brigade eingeschlossen. Damit erst hätten wir, freilich auf unsere Art, für Reserveformationen im Sinne der rus sischen, österreichischen und französischen Armee vorgesorgt. Bei denjenigen Armeecorps, welche drei Divisionen haben, dem 11., dem 12. (dem sächsischen) und dem 2. bayeri schen. gestaltet sich die beabsichtigte Reform etwas anders, indem für sie sünfte Brigaden zu drei Regimentern vorge sehen sind. Die neuen Regimenter sollen vorläufig keine rtatsmäßigen GtabSosficiere erhalten; das sei aber im Hin blick auf die anderen höheren Stellen zunächst zu verschmer zen und schiine zur Verminderung nicht unbedeutender lau sender Ausgaben räthlich. Da durch Gesetz vom 3. August 1893 die Zahl der Bataillone und Halbbataillone bis zum 31. März 1899 festgesetzt worden ist, so muß das Gesetz über die Friedenspräsenz dahin geändert werden, daß die Infanterie fortan nicht mehr aus 538 Bataillonen und 173 Halbbataillonen besteht, sondern aus 624 Bataillone«. Die Vorlage nebst Begründung wird baldigst dem Reichstage zu gehen, die Umwandlung der Halbbataillone soll jedoch erst April 1897 ins Leben trete». Von den neuen Bataillonen wird ein großer Theil neue Garnisonen erhalten, ein anderer Theil in frühere Garnisonsorte verlegt. Diese Aenderungen müssen frühzeitig getroffen sein, damit am 1. April 1897 sogleich Garnisoneinrichtungen, Exercir- und Schießplätze vor handen sind und der Ausbtldungszang keine Störung erleidet. Der Nachtragsetat für 1896/97 kann jedoch erst eingebracht w :de:, wenn die grundsätzliche Entscheidung gefallen ist. Die einmalige Forderung für 1896/97 wird sich nicht ganz auf 8 Millionen belaufen. Dies ist keine Neuforde- rr;g. 1893 waren nämlich 90 Millionen auf eine Reihe v-ü Jahren zur Unterbringung der Neuformationen gefor dert. Die obigen 8 Millionen müssen daher auf diese Summe an Anrechnung kommen ; der Gesawmtbedarf erhöht sich also mchk, sondern er vermindert sich fühlbar. Die laufenden Ausgaben treten erst im Etat 1897/98 ein. Bei der Hee- resverstärkung im Jahre 1893 war für die Zukunft noch ein Betrag von 800000 M. al» Credit eröffne». Der Betrag mar zu Chargcnvermehrung bei den Truppentheilen mit zwei jähriger Dienstzeit bestimmt, sobald damals vo handelte offene Stellen besetzt wären. Die Heeresverwaltung beansprucht diesen Credit jetzt und leistet dafür auf fernere Vermehrung der Chargen Verzicht. UebrigenS bleiben die laufenden Ausgaben unter jener Summe von 800000 M. Die neue Organisation bietet ein willkommenes Mittel, namentlich an der Ostgrenze schon im Frieden eine den dor tigen Verhältnissen besser entsprechende Grenzbesetzung durchzuführen. Wünschenswrrth wäre es der Heeresverwal tung gewesen, die Neuordnung schon am 1. October d. I. Eintreten zu lassen. Man weiß, welche Mühen doppelte Mobilmachungsentwürfe für ein und dasselbe Jahr bereiten, doch die für die Unterbringung der Truppen nöthige Vor sorge ist bis dahin nicht zu bewirken. Tagesgeschichte. Deutsche» Reich. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Verfügung des Reichskanzlers vom 22. Avril wegen Aus- Übung der Strafgerichtsbarkeit und der DiSciplinargewalt gegenüber den Eingeborenen in den deutschen Schutzgebieten von Ostafrika, Kamerun und Togo. Nach Mittheilungen, die der „Voss. Ztg." neuerdings zur Frage der Militärstrafprozeßresorm zugehen, soll die Entscheidung jetzt oder in nächster Zeit nicht zu erwarten, sondern bis zum Herbst hinausgeschoben worden sein. Hin zugefügt wird, es sei kaum anzunehmen, daß der Kaiser bei seinem ausgeprägten Pflichtgefühl sich mit allen maßgebenden Faktoren in Widerspruch setzen und dem Reformplan seine Unterschrift versagen würde. Es entspräche durchaus der be dächtigen Natur des Fürsten Hohenlohe, wenn er vorzöge, auf die kaiserliche Entschließung nicht jetzt zu drängen, sondern einen ihm hierfür günstiger erscheinenden Zeitpunkt abzu warten. Fürst Hohenlohe könnte zu einem solchen Entschluß nur gelangt sein, nachdem er sich des Einverständnisses des Kriegsministers versichert hätte, da er und das ganze preu ßische Staatsministerium grundsätzlich den Standpunkt des Generals v. Bronsart theilen. Die Arbeitgeber in Berlin schließen sich angesichts der drohenden Haltung der Sozialdemokratie immer mehr zu sammen. So sind die Inhaber der großen elektrotechnischen Fabriken Berlins dem Verbände Berliner Metallindustrieller beigetreten, der sich vor längeren Jahren zum Schutze gegen die unberechtigten Forderungen der Arbeiter gebildet hat. Gleichzeitig haben die elektrotechnischen Fabriken die Lohn forderung der Arbeiter abgelehnt. Nach den letzten Verfügungen der russischen Regierung sind Handlungsreisende, einerlei, ob sie zum Einkäufe von Maaren oder Rohstoffen, oder zur Entgegennahme von Be stellungen nach Rußland kommen, zur Lösung eines Commis scheine» erster Klaffe verpflichtet. Selbstständige ausländische Kaufleute oder Gewerbetreibende, die zum Geschäftsabschlüsse nach Rußland kommen, sind dagegen zur Zahlung einer Ab gabe nicht verpflichtet, bedürfen also weder eine» ComwtS-, noch eine» Gildenscheines. Wenn die Lösung eine» solchen Scheines trotzdem auferlegt wird, so empfiehlt es sich, die Abgabe nur unter Protest zu zahlen und einen Rekurs beim russischen Departement für Handel und Manufaktur einzu bringen. Ein Gildenschein erster Klasse berechtigt dazu, in ganz Rnßland mit Maaren zum Verkaufe zu reisen, ohne daß an den einzelnen Orten noch die Lösung eines Ergänzung»- -scheine- nothwendig wäre; vielmehr ist ein solcher nur dort zu lösen, wo ein Kaufmann erster Gilde eine Filiale errichte». Vom Reichstag. Sestern setzte man die zweite Lesung des Börsengesetzes mit der Weiterberathung über den Antrag Schwarze auf Verbot des Börsentermin. Handels in Getreide fort. Abg. Schönlank (sozdJ hielt das Verbot des Terminhandels in Getreide für eine Prämie des BrodwucherS; seine Partei mache ihre definitive Stellung zu der ganzen Vorlage vo« der Ablehnung de» Verbots ab- hängig. Abg. Bachem (Ctr.) erklärte, daß die große Mehr zahl seiner Partei den Börsenterminhandel in Getreide der Landwirthschaft für schädlich halte; ein anderer Theil seiner Freunde denke zwar nicht so skeptisch, werde aber doch für da» Verbot stimmen, weil er den größten Theil des Termin handels für einen Unfug erachte, der abgeschafft werden müsse, gleichviel ob die Folgen schädlich oder nützlich seien. Unter- staatSsekretär Rothe führte aus, daß die Freunde des An- trag« zu sehr von den Auswüchsen des Terminhandels aus- gingen; sie übersähen aber dabei, daß ja die ganze Vorlage eben bezwecke, diesen Auswüchsen entgegenzutreten. Dazu würden auch die Bestimmungen des Gesetzentwurfs ausreichen. Abg. Graf Kanitz (kon>.) sprach sich im Interesse der Land- wirthschaft für da» Verbot auS; es seien keineswegs die Konsumenten, die von der Verbilligung des Getreides durch die Börse Bortheil zögen. Abg. v. Bennigsen (natlib.) erklärte, daß seine Partei nach wiederholter, eingehender Bc- rathung einstimmig den Beschluß gefaßt habe, für da» Verbot zu stimmen. Abg. Graf Arnim (Reichsp.) theilte mit, daß seine Partei ebenfalls geschlossen für den Antrag Schwarze eintrete. Hierauf ward der Antrag auf Verbot des Termin- Handels in Getreide mit 200 gegen 39 stimmen angenommen, wodurch der dritte Absatz des tz 47, welcher von der Lieferungs qualität des Getreides handelt, gegenstandslos wird. Die 88 47 und 48, die weitere Bestimmungen bezüglich des Börsenterminhandels betreffen, werden unverändert ange nommen; ebenso die 88 51—65, die sich auf das Börsen register beziehen, sowie 8 66, den Einwand de» Ausschluss s der Effekliolieferung betreffend. Die auf da- Kommissions geschäft sich beziehenden 88 67—71 und die Strafbestimmunge r enthaltenden 88 72—75» wurden nach der Komwissions- sassung angenommen. — In der Sitzung heute Sonnabend steht auf der Tagesordnung: Interpellation Meyer-Danzig, betreffend die Konvertit ung ber Neichsanleihen; Jnterpellatwn Auer, betreffend die Verhaftung de» Abg. Bueb; Abgaben- tarif für den Kaiser-Wilhelm-Kanal. O'fterrerch>ll«garn. Die „maifeiernden" Arbeiter riefen gestern Nachmittag im Prater ernste Unordnung-n hervor, als die Eigenthümer zweier Restaurants ihnen den Zutritt verweigerten. Die Polizei mußte mit der bmnken Waffe einschrrilen; später wurde Militär beordert. Mehrere Perionen wurden verwundet; auch wurden verschiedene der Exzedenten verhaftet. Rußland. Der Vizekönig von Petschili, der einfluß reichste Mann in China, Li-Hung-Tschang, ist am Donners- tag in Petersburg eingetroffen. Zu seinem Gefolge gehören zwei seiner Sohne, sechs Würdenträger und 31 Mandarinen. Auf dem Bahnhofe hatte eine Ehrenwache mit der Fahne