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und Anzeiger WetlM M Listiger). Telegramm-Adrrsse HHA V T F» Femsprrchstelle „Tageblatt", Riejs> 44T 4 N V 4 TT 4 4 Nr. 20. der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 85. Tienstag, 14. April 189«, MendS. 49. Jahrg. Da» Riesaer Tageblatt erscheint jede« Tag Abend» mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla oder durch »unsere Träger srei in» Lau» 1 Mark 50 Psg., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Pfg., durch Pen Briefträger frei in» Haus 1 Mark 65 Pfg. Auzeigen-Annahme für die Nummer de» Ausgabetage» bi» Vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. Bekanntmachung, die Anmeldung zu den Fortbildungsschulen betr. Die Anmeldung der Knaben, welche jetzt fortbUdUUgöfchulpflichtig geworden sind, hat Mittwoch, den 15. April, Nachmittags zwischen 2 und 4 Uhr im Schulhause an der Kastanienstraße zu erfolgen. Bei der Anmeldung ist das letzte Echul- zeuguik vorzulegen, auch ist anzugeben, ob der Eintritt in die Allgemeine oder in die Gewerbliche Fortbildungsschule geschehen soll. Eltern und Lehrherren werden ersucht, ihre Pflegebefohlenen, soweit sie zum Eintritt in eine Fortbildungsschule verpflichtet sind, auf diese Bekanntmach ing aufmerksam zu machen und zur rechtzeitigen Anmeldung anzuhalten. Riesa, am 12. April 1896. Die Direktion der städtischen Schulen. «ach. VomafrikanischenKriegsschauPlatze. * Man kann es den Italienern nicht verdenken, daß sie nach der Niederlage bei Adua gegen Menelik die Vorsicht zur obersten Richtschnur bei ihren Operationen in der Try- thräa genommen haben. Nach dem Rückzüge aus Tigre und nach dem Sturze des Ministeriums Crispi ging der Plan dahin, womöglich einen ehrenvollen Frieden mit Menelik zu schließen und nur das Dreieck Massauah-Asmara-Keren, de.r ursprünglichen Besitzstand der Kolonie, zu behaupten. Kassala, das jenseits dieser Linie an der Grenze des Sudan liegt, sollte gegen die durch die Niederlage bei Adua aufs Neue angelockten Truppen des Mahdi, denen General Baratieri vor einigen Jahren den wichtigen Platz im Kampfe abge- nommen hatte, einstweilen gehalten werden. Besonders nachdem der englisch-egyptische Vorstoß gegen die Mahdisten nilaufwärts beschlossen war, konnten die Opfer sür die Behauptung kafsalas nicht zu groß erscheinen. Der Platz ist gut befestigt, die Besatzung wurde verstärkt und eine zweite Kolonne nach Sabderat in der Nähe von Kassala vor geschickt, um dort ein Durchbrechen der Derwische zu ver hindern. Oberst Stevani hatte einen heftigen Kampf, an besten Fortsetzung er jedoch durch einen Befehl des Gouver neurs Baidissera gehindert wurde. Stevani ging auf Agordat zurück, und es schien fast, als ob auch Aastala geräumt wor den sei, worüber schon die italienischen Oppositionsblätter Lärm schlugen. Der Sieg StevaniS hat sich aber nachträg lich als größer erwiesen, die Derwische sind nach den am 2. und 3. März erlittenen Verlusten fluchtartig von Tukruf nach Osobri zurückgewichen, so daß also Kassala vorläufig wieder gesichert ist. Die englisch-egpptischrn Truppen sammeln sich jenseits des egyptischen Greuzortc» Wadi Haifa in Akascheh am Nil. Der Oberbefehlshaber Kitchener wird dort, wenn er alles an Sudanesen-, Fellachen- und englischen Truppen beisam men hat, über etwa 10000 Mann verfügen. Der weitere Vormarsch ist durch den niedrigen Wasserstand de» Nils, der ohnedies wegen der Stromschnellen nur streckenweise zum Transport benutzbar ist, gehindert. Die Beförderung der Munition und der Nahrungsmittel geschieht zum Theil auf Kameelen. Eine Eisenbahnlinie ist im Bau. In Suakim am arabischen Meerbusen ist eine Besatzung von ungefähr 3000 Mann, die wahrscheinlich noch durch em indisches Re giment verstärkt wird. Von den weiteren Bewegungen der Derwische wird es abhängen, ob es möglich ist, eine zweite Expedition von Suakim nach Berber hin vorrücken zu lassen. Unterdessen hat Menelik, der Wochen lang unbeweglich zwischen Adua und Adigrat stand, mit der Hauptmacht seines Heeres Kehrt gemacht und sich hinter Makalle zurückgezogen. Adigrat ist noch von einer kleinen italienischen Macht besetzt. Menelik hat davor zwei Ras zurückgelasten. Offenbar ist sein Rückzug durch die Regenzeit und durch die völlige Aus saugung der Gegend veranlaßt. Natürlich ist dadurch die militärische Lage der Italiener erleichtert worden; ob aber auch die politische Lage, ist fraglich. Wenigstens könnten sich die FriedenSverhandlungen nun erst recht in die Länge ziehen. TageSgeschichte. Deutsche- Reich. Au- Venedig meldet der Tele graph von gestern: Heute Vormittag arbeitete der Kaiser und nahm den Vortrag de» Chef» vom Marinekabinet Frei herrn v. Senden-Bibran entgegen. Di« Kaiserin und die Prinzen besuchten heute Vormittag die Stadt. Ihre Maje stäten und die kaiserlichen Prinzen befinden sich wohl. Vor mittag» ging hier ein Gewitter nieder. Da« Regenwetter dauerte Nachmittag» noch fort. Die Abreise der allerhöchsten Herrschaften findet 6 Uhr 20 Minuten statt. E« verlautet, daß Fürst Bismarck im Laufe de« Sommer» auf einige Tage Gast de» Großherzog» von Weimar im Schloff« Wilhelmsthal bei Eisenach sein würde. Bei den herzlichen Beziehungen des GroßherzogS zum Fürsten ent behren diese Gerüchte durchaus nicht einer gewissen inneren Wahrscheinlichkeit. Der Besuch der Kaiserin gelegentlich der Herbstmanöver ist nunmehr bestimmt in Görlitz angesagt; sie trifft dort mit dem Kaiser am 6. September ein. — Wie verlautet, wird Kaiser Wilhelm aller Wahrscheinlichkeit nach auch dem Schlöffe Erdmannsdorf im Riesengebirge einen Besuch ab statten. Dieser Tage kam der Hausmarschall de» Kaisers, Freiherr von Lyncker, ein Reisemarschall Sr. Majestät und mehrere andere Hofbeamte in Erdmannsdorf an und trafen dort Anordnungen für neue Einrichtungen. Au» Kiel, 12. April, wird geschrieben: Die Prinzessin Heinrich wird schon in den nächsten Tagen in Kiel erwartet. Die Reise nach Italien war dem Prinzen Heinrich geboten durch die Anstrengungen einer langen ununterbrochenen Dienstzeit. Die Schiffe der ersten und zweiten Division des Geschwaders sind nach Kiel zurückgekehrt. Auch der Aviso „Blitz" ist hier wieder eingrlaufen. Dem Vernehmen der „Boss. Ztg." nach soll Sude Mai oder Anfang Juni im Reichsamt de» Innern eine aber malige Conferenz von Vertretern aller betheiligten Kreise zur weiteren Berathung über die Vereinfachung der Arbeiter- Bersicherungsgesetze stattfinden. Bi» dahin werden die Grund züge, die vom Reichsamt de» Innern unter Berücksichtigung der im vorigen November gepflogenen Verhandlungen au», gearbeitet werden, so weit gediehen sein, daß die Commission vor Alle« darüber schlüssig werden kann, ob eine Verschmel zung der ArbetterversicherungSgesetze schon jetzt angängig er scheint oder ob vorbehaltlich späterer Maßnahmen zunächst die Einzelgrsetze der Revision zu unterziehen find. Ein socialdemokratisches Agitattonsmittel, die „Arbeiter bildungsschule" in Berlin, auf deren Zugkraft die Partei häupter einstmals große Hoffnungen gesetzt hatten, ist im Erlöschen. Noch vor einem halben Jahrzehnt hat die Arbeiter bildungsschule etwa 5000 Schüler gehabt, jetzt hat sie nur noch 414, wie in der neulichen Generalversammlung des Unternehmens festgestellt wurde. Auch das Vereinsvermögen ist beträchtlich zurückgegangen. Die Arbeiterbildungsschule war ursprünglich so gedacht, daß hier eine Art freier Univer sität sich austhun sollte, auf der die tüchtigsten Agitations kräfte zuerst entdeckt und dann herangebildet werden könnten. Die Sache ließ sich im Anfänge auch gar nicht schlecht an. Die Arbeiter drängten sich namentlich zu den Vorlesungen über Nationalökonomie und Geschichte, wo ihnen die materia listische Geschichtsauffassung eines Marx eingeimpft wurde. Zu den Lehrern an der Bildungsschule gehörte mehrere Jahre hindurch auch der jetzige Reichstagsabgeordnete sür Dortmund, Franz Lütgenau. Er docirte griechische Geschichte, und e» sprach immerhin für die Bildungsbefliflenheit seiner Zuhörer, daß si: bei einem ihnen so fern liegenden Stoff au«hielten. Seitdem müssen sich wohl auch die Lehrkräfte der Arbeiterbildungsschule verschlechtert haben. Der Rück gang auf der einen hat naturgemäß den entsprechenden Rück gang auf der anderen Seite zur Folge gehabt. Die Haupt sache aber ist wohl, daß die Parteiführer selber da» Interesse an dem Unternehmen verloren haben dürften. Li Hung Tschang, der bekanntlich auf der Reise zur Kaiserkrönung nach Moskau begriffen ist, äußerte gegenüber einem Vertreter des „Reuterschen Bureaus", daß er die ihm beim Passiven englischer Kolonien erwiesenen Ehren hochschätze. Ferner theilte er mit, er gedenke sich nach den Krönung-- feierlichkeiten in Moskau nach Berlin, Essen a. d. Ruhr und Paris zu begeben und Ende Juli auf der Durchreist nach Amerika London zu besuchen; Ende November werde er in Peking wieder eintrrffen. Frankreich. Die Volkszählung in Frankreich veran- laßt den ehemaligen Handel-Minister der Republik, Jule- Roche, zu einigen trübseligen Betrachtungen über den Still- stand in der BolkSvermehrung der Franzosen. Jules Roche hält seinen Landsleuten di« beredten Zahlen vor: „Vor dem fiebenziger Kriege besaßen wir diese Ueberlegenheit in der Welt noch; Rußland ausgenommen, das Alle» in Allem in Europa und Asien 78 Millionen Einwohner zählte, steht Frankreich mit 38192000 Einwohnern immer noch in Europa voran. Oesterreich-Ungarn hat nicht ganz 36 Millionen; alle die damals noch getrennten Länder, die heute das Deutsche Reich bilden, erreichen kaum dieselbe Zahl, wie Frankreich allein. Das vereinigte Königreich Großbritannien übersteigt kaum 30 Millionen; die Vereinigten Staaten stehen uns bloß gleich. Auch die Zeiten haben sich stark verändert! In Europa sind wir auf den fünften Rang ge sunken, da wir kaum die 1965 000 Einwohner, die un» der -Verlust von Elsaß-Lothringen und der Krieg selbst kosteten, wieder eingebracht und von Reue« die Ziffer von 38 Milli onen erreicht haben. Vor uns stellten sich — nach dem ungeheueren Rußland mit seinen 100 Millionen europäischer Einwohner — Deutschland mit einer Bevölkerung, die heute 52 Millionen betragen wird, Oesterreich-Ungarn mit mehr als 43 Millionen und sogar da» Bereinigte Königreich, das nahezu 40 Millionen zählt. Italien folgt un» nahe mit 31 Millionen und einer dichteren Bevölkerung al» der unseren. Wir sind als» vom zweiten auf den fünften Rang gesunken." Es ist begreiflich, daß dieser Hinweis selbst in Frankreich starken Eindruck machen mußte. Egypten. Für die Expedition nach Dongola sind bereits 5 200000 Frank au« der Kaffe der öffentlichen Schuld verbraucht, der egyptische Finanzminister hält noch weitere 12 300000 Frank für sie bereit. Der englische Finanzbeirath giebt offen zu, daß die Regierung von der Kasse einen zweiten Kredit von 1 Million Pfund fordern wird, wa» eine Ausgabe von 51540000 Frank für den ersten Theil der Expedition bedeuten würde. Man sieht da nach voraus, daß die Rücklagen schon bei den Vorbereitungen aufgehen und daß England schließlich sich genöthigt sehen wird, den UmwandelungSfond» anzugreifen. Diese au» französischer Quelle stammende Nachricht ist mit Vorsicht aufzunehmen. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 14. April 1896. — Mit Beginn des neuen Schuljahres sind i« Schul- inspectionsbezirke Großenhain nach dem „Grh. Tgbl." nach genannten Schulen al- Hilfslehrer folgende SchulamtS- candidaten zugewiesen worden: 1) verbi-dorf: Herr Johanne- Friedmar Schubert au- Gleisberg bei Roßwein, 2) Bobersen: Herr August Franz Paul Frohberg au» Roß wein, 3) Gröditz: Herr Hermann Emil John aus Ablaß bei Wermsdorf, 4) Merschwitz: Herr Ernst Otto Steinbach aus Oschatz, 5) Naunhof: Herr Ernst Otto Albrecht aus Oschatz, 6) Niederebersbach: Herr Arthur Hugo Kla» au» Sehlis bei Taucha, 7) Nünchritz: Herr August Friedrich Karl Schäfer, zuletzt Bicar in Quersa, 8) Obereber-bach: Herr Adolf Hermann Naumann au» Großenhain, 9) Pausitz: Herr Max Richard Kutzsche au» Oschatz, 10) Reiners dorf: Herr Karl Ernst Ewig au« Oschatz, 11) Sacka: Herr Friedrich Paul Beulig au» Leipzig. Eutritzsch, 12) Seußlitz: Herr Karl Friedrich Bernhard Rose au» Kohren, 13) Großen hain: Herr Arthur Otto Herrmann au- Großenhain und 14) Herr Herst Edmund Kraft au» Span-berg und 15) Riesa: Herr Max Richard Kunitz au» Frauenhain. — Die 5. Classe der 129. König!. Sächsischen Landes lotterie wird vom 4. bis mit 26. nächsten Monat» gezogen. Die Erneuerung der Loose ist vor Ablauf de» 25. April zu bewirken. — Die oberste Schulbehörde hat die Wahl de» an Stelle de- al» Civillehrer an die König!. Unterofficierschule zu Marienberg versetzten Bürgerschullehrer« Herrn Emil Oskar Schröder in Riesa gewählten bisherigen Lehrers in Werdau, Herrn Heinrich Richard Lohmann zu« ständigen Lehrer an der Bürgerschule zu Riesa bestätigt. — Unser« verehrten Leser, besonder» der landwirth-