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Beilage znm „Riesaer Tageblatt". L«ck «ck Valsß dm -«»ß«r A »kntsrttch k, Niest». — Mir die N,t,M> Her»«» Sch »itzt t» Mes«. 8^- 8». «oatag. l7. Februar 189S, Meads. LS. Jahr,. Zu« 18. Februar. iLL. Am 18. Februar «erden eS 350 Jahre, daß Or. Martin Luther in der Stadt Eitle den, wo er geboren und getauft war, die müden Lugen schloß. Wie seine ganze Lebensarbeit eigentlich ein FriedcnSwerk sein sollte und wie er den nach Heittgewißheit dürstenden Seelen Frieden brin gen wollte, so galten auch seine letzten Tage dem Friedens werk der Versöhnung der beiden gräflichen Bruder von Mansfeld. Roch am Tage vor seinem Tove erlebte er die Freude, daß zwischen den streitenden Parteien ein Ausgleich zu Stande kam und somit seine Bemühungen nicht vergeblich gewesen waren. An» Abend des 17. — es nar rin Mitt woch — war er noch fröhlich mit seinen Genossen zusammen. Scherzhafte und ernste Reden wurden geführt. Gegen Ende de» Abends redete Luther über den Tod und das ewige Leben, wobei er besonders seine Hoffnung auf ein gegen seitige- Wiedersehen im Jenseits auesprach. Als er sich von seinen Freunden zurückgezogen, befiel ihn eine heftige Brust beklemmung, welche sich aber, nachdem er zwei Löffel geschab- ten Einhorn mit Wein zu sich genommen baue, zu legen schien. Er schlief sogar 1'/, Stunde, aber balo begannen die Brustbeklemmungen von Neuem, zwei Aerzte, der Gras Al brecht von Mansfeld und Gemahlin, der Skadtschreiber unv seine Frau, seine beiden Söhne, seine Freunde Jonas, CUiuS und Aurisaber standen um ihn. Sein letztes deutliches Wort war ein kräftiges „Ja" auf die Frage: „wollt Ihr aus Christum und die Lehre, wie Ihr sie gepredigt, beständig sterben?" Donnerstag am 18. Februar 1546 entschlief er sanft früh zwrschen 3—4 Uhr. Den Eindruck seines Todes und die Fei r der Beisetzung hat Gustav Freytag in seiner klassischen Weise geschildert: „als der Wagen mit seiner Leiche durch die thüringischen Lande fuhr, läuteten alle Glocken in Dorf und Stadt, und die Leute drängten sich schluchzend an seinen Sarg. ES war ein guter Theil der deutschen Volkskraft, der mit diesem Manne eingesargt wurde. Und Philipp Melanchthon sprach in der Schloßkirche zu Wittenberg vor seiner Leiche: ,Ein Jeder, der ihn recht erkannt, muß dieses zeugen, daß er ein sehr gütiger Mann gewesen, mit allen Reden holdselig, freund lich und lieblich und gar nicht frech, stürmisch, eigensinnig oder zänkisch. Und war doch daneben ein Ernst und eine Tapfer keit, wie in einem solchen Manne sein soll. Sein Herz war treu und ohne Falsch. Die Härte, so er wider die Feinde der Lehre in Schriften gebrauchte, kam nicht aus zänkischem und boshaftem Gemüth, sondern aus großem Ernst und Eifer zu der Wahrheit. Er hat einen sehr großen Muth und Mannheit erzeigt und sich nicht bald ein kleines Rauschen erschrecken lassen. Nicht ist er durch Dräuen, Gefahr und Schreckniß verzagt worden. Er ist auch von so hohem schar fen Verstand gewesen, daß er allein vor anderen in ver wirrten, dunkeln und schweren Händeln bald ersehen konnte, was zu rathen und zu thun war. Er war auch nicht, wie vielleicht etliche meinten, so unachtsam, daß er nicht gemerkt hätte, wie es allenthalben mit der Regierung stehe. Er wußte recht wohl, wie das Regiment beschaffen ist, und ach tete mit besonderem Fleiß auf Sinn und Willen der Leute, mit denen er zu thun hatte. — Wir aber sollen ein stetig, ewig Gedächtniß dieses unsers lieben Vaters behalten und ihn aus unierm Herzen nicht lassen'." e Aber auch an anderen Stimmen fehlte cs nicht. Die Römischen jubelten übenden Tod des Erzketzers und suchten noch.sein Sterbebett zu" beschimpfen. Schon einen Monat nach Luthers Abickeiden verbreiteten Mönche in Habe, daß Luther« Leiche vom Teufel geholt word.n sei und man einen leeren Sarg in die Stadt gebracht habe; andere wußten an- der« Lügen zu erzählen, um das Andenken des Reformators zu schände» und unter den Papstgläubigen das Gruseln vor dem frommen Manne zu erwecken. Neuerdings hat Majuuke die Lügenmär von „Luther- Selbstmord" wieder auSgegraben und mit den Mittcln seiner „Wiss nschast" als gekctichiliche Thatsache zu erweisen gesucht. All diesen Verleumdern kann man nur sagen, was bereits der Erlanger Theologe von Hoffmann einem früher ausiauchende» Versuche gegenüber, Luthers Tod in eine mögbckm düstere Beleuchtung zu rücken, erwidert hat; „Bitten Sie Golt um Jesu Christi Willen, daß er Sie den Tos dieses Gerechten sterben lasse, denn einen besseren ist kein Papst noch Heiliger gestorben, so viel ihrer sind." Luthers Tod schien seinen evangelischen Zeitgenossen neue schwere Ereignisse anzukündigen. Bald darauf brach t>r Ichmalkaldische Krieg los, die Jesuiten entfalteten ihre unheil volle Wirksamkeit, ci. Gegenresormation begarn ihr W.rk. Wie wieder Gustav Fr-ytaz sagt: „weil sich außer Luther keine andere Manneskraft erhob, stark genug, Führer der Nation zu werden, Hal das deutsche Volk für Jahrhunderte die Herrschaft auf der Erde verloren. Die Herrschaft der Deutschen im R.iche des Geistes ruht auf ihm." Und der Geschichtsschreiber Friedrich von Bezold betont: „Erst spät hat die Reformation, aber überreich in ihrem Vaterlande Früchte gekrackt. Aus dem deutschen ProrestantiSmu?, der die Feuerprobe des 30jährigen Krieg s überdauert hat, sind unserer 'Nation ihre heurige Kultur und ihr nationaler Staat erwachsen. Ohne Luther hätten wir keinen Kant und Goethe, ohne die protestantische Herkunft des preußischen Staates nicht unser neues deut sches Reich." Tagesgeschichte. Deutsche- Reich. lUber gebesserte Aussichten des Bürgerlichen Gesetzbuches auf Annahme durch den Reichstag wird mitgetheilt: 'Noch vor wenigen Tagen schien cs, als lege es das Cenrrum darauf an, diese» Gesetzbuch mit seinen Eheparagraphen rc. überhaupt nicht, geschweige in dieser Session zu Stande kommen zu lassen. Inzwischen hat die Situation einen freundlicheren Charakter angenommen, und zwar hat, wie verlautet, der Kaiser persönlich eingegriffetl? Kein Hosbericht, kein pailamentarischcr Berichterstatter wußte davon zu melden, daß die Abgeordneten Buchka und Spahn vom Kaiser auf dessen besonderen Wunsch empfangen wurden, man merkte nur, daß es dem Kaiser gelungen war, die aus schlaggebende Partei für das große nationale Werk zu ge- winnen. Von Deutschland sind Verhandlungen mit Schweden cingeleitet, durch die eine endgültige Regelung der Frage der Behandlung deutscher Schiffe in schwedischen Häfen herbei geführt werden soll. Es handelt sich darum, ob und inwie weit in Deutschland bereits vermessene deutsche Schiffe in schwedischen Häsen einer Nachvermesfung unterworfen werden sollen. Man hofft, daß die Verhandlungen bald zu einem positiven Ergebniß führen werden. Der zur evangelischen Kirche übergetretene frühere Jesuit Graf Paul v. Hoensbroech hielt am Donnerstag im christ lichen B.r.in junger Männer in Berlin einen Vortrag über römische Kirche und evangelisches Christenthum. Als Bei ¬ spiel dafür, wie die deutsche RetchSregierung vor No« die Segel gestrichen habe, erzählte er darin, daß ihm, als er wieder in den preußischen Staatsdienst etntreten wollte, der damalige Reichskanzler Graf Eaprtvi gesagt habe: „Was würde der heilige Vater in Rom und da- Eratrum dazu sagen, wenn Sie wieder angestellt würden?" Die Rede schloß nach der „Poft": „Heute noch Ist der NItramontan'-mu- mächtig: unsere Re gierung hat noch nicht den richtigen Weg z i seiner Bekämpfung ge funden. Deshalb sollten alle Antiklerikalen und Evangelischen eine» Damm aufführen gegen die Ultramontanen mit der Inschrift: Bis hierhin und nicht weiter! Ich will nicht zum Kampfe aufforderu. Ich verurtheilr den Kulturkampf, der einer der größten Feh er unseres größten Staatsmannes war. Daß aber etwas geschehen muß, liegt auf der Hand. Wir evangelischen Männer müssen unserer Regier ng das Rückgrat stärken gegen die Ultramonta-en. Sie macht Ver beugungen nach recht» und links. Das muß aushören. Festigkeit und Klarheit muß in kirchlichen Dingen herrschen, nicht Nebel und Unklarheit, wie jetzt. DaS evangelische Volk muß evangelische Männer in die verschiedenen Parteien schicken, von denen man iveiß, daß jedes Paktiren mit lömischen Forderungen aus Widerstand stößt, lieber den wirthschastlichen Interessen stehen dch die idealen Die Zukunft des deutsch.» Volkes hängt nicht am BimeialliSmuS oder dergleichen, sondern am evangelischen Christenthum. Wir müssen dem Centrum, ganz ohne Hetzerei, lagen: Wenn Du uns helfen willst in wirth schastlichcn Fragen bist Du uns angen hin, aber a s römische Partei hast Du nichts ven uns zu hoffen Warum ist keine evangelische Mehrheit in unseren Parlamenten ? Weil wir innerlich zerrissen sind. So lange wir uns belümpsen, >v »d es keine komplett evange tische Majorität im Lande geben und die llltrrmontanen haben den Vvitheil davon. Suchen Sie daher in den Parlamenten das evan- ge.ische Bemüh sein miede zu stärken! Das Cenirum hat aus seine Fahne geschrieben: Für Wahrheit. Freiheit, Recht. Uabsat sibi — nur darf kein Humbug damit getrieben merden." Als solchen be zeichnete der Redner ein Borkommntß aus dem Jahre 1^87, als die Septenna ssrage Zmietracht zwischen Papst und Cent um zu entsachm drohte und der Abgeordnete Windthoist in Köln auf einer großen Versammlung die Sache wieder ins leis brachte: ..Damals hat mir ein Herr, der nech heute eine Rolle im Centrum spielt Folgen des erzählt: Als Windlhorst die Rednertribüne verließ, sagte er: Da Hai e ich mit Lottes Hilse wi der einmal kräftig gelogen. Die Sache ist buchstäblich mahr Das ist der Kampf de« Centrums für Wahrheit, Fieiheit und Recht. Ich will nicht die Katholiken schädigen, aber ich wünsche, daß wir mit evangelischer Entschlossenheit all katholischen Uebeigrisse atweisen." Der Direktor des Münchener Brauhauses, Arendt, ver öffentlicht im „Vorwärts" eine Erklärung, betreffend die Entlassung einiger Brauer de- Münchener Brauhauses wegen Ordnungswidrigkeit, in welcher er ausführt, er habe den entlassenen Brauer« vorgeschligen, den Streit durch den Schiedsspruch eines Reichstagsabgeordneten, eine- Stadtver ordneten oder eines Vertrauensmannes entscheiden zu lassen. Dies sei abgelehnt worden und feiten- der Brauer die Inter vention der GewerkschastSkommission angerufen worden. Letztere habe einen Ausschuß eingesetzt und er, der Direktor, habe sich sofort bereit erklärt, sich dem «pruche der genannten Kommission zu fügen. Die Brauer hätten indessen ein Mitglied abge- lehnt und die Kommission habe infolgedessen erklärt, mit der Sache nichts weiter zu thun haben zu wollen. Um die Be rechtigung seines Standpunktes öffentlich zu beweisen, habe er, der Direktor, die angebotene Intervention des städtischen Einigungsamtes dankend angenommen und sich verpflichtet, einen Schiedsspruch desselben.zu respektiren, in der Erwartung, daß Lies auch von der Gegenseite geschieht. Der Direktor legt dann die Lohnoerhältnisse dar, denen zufolge bei acht stündiger Arbeitszeit der Lohn eines Brauers wöchentlich 30 (minimal) bis 45 Mark beträgt und betont, daß diese und die sonstigen Verhältnisse zu einem Streik keinen Anlaß bieten können. Die Kore vom Wastzyof. RomanvonM A Fleming. S Testen ist viel, denn Wald und Feld auf weite Entfernun gen und was dazu gehört, sind ihm eigen Gras Nonow, einer seiner nächsten Nachbarn, zuckt verlegen die Achseln, wenn das Gespräch ans seinen Gntsnachbarn kommt, denn er teilt die allgemeine Meinung und hält sich ziemlich fern von dein rei chen Mann, obwohl seine Tasel, seine Weine und Cigarren nichts zn wünschen übrig lassen. Frau Brandt machte übrigens von ihrem Reichtum den besten Gebrauch, denn sie war eine ungemein wohlthätige Dame, eine Eigenschaft, die neben ihrer wunderbai en Schönheit weit gerühmt wurde Sie war die Witwe eines Lieutenants, der neben seiner Gage nur ein stark verschuldetes Gütchen in der Nachbarschaft, d- n sogenannten Waldhos. besaß Sie war arm und verlassen nach dem Tode ihres ersten Gatten, des Freiherrn von Haller, als Brandt das verwahrloste Besitztum in der Nähe des ihrigen erwarb und sie kennen und lieben lernte. Er ivar enorm reich, sie sehr arm und außerdem hatte sie einen Sohn von etwa sechs Jahren, dessen Zukunft ihr bange Sorgen machte Und so kam denn der unnatürliche Bund zu stände, enden die Leute, welche die Verhältnisse kannten, bald aller lei Neslezionen knüpften „Es geht nicht so gut, wie er eS wohl gewünscht hätte," sagte der eine „Aber verstehen Sie recht, die Dame ist furchtbar stolz, und er — nun. er wohl nicht, denn sonst hätte er sicher nicht die erste beste Witwe mit einem Stiefsohn sich angeheiratet. Sie wird ihm wohl oft ge nug die Geister ihrer Ahnen citieren." „O, glauben Sie das nicht," meinte dann ein anderer, „dazu ist sie viel zu stolz, ihre Haltung allein genügt, um ihren Gatten in respektvoller Ent fernung zu halten. Sie verschwendet kein Wort, sondern rauscht gleich einer beleidigten Majestät von dannen, begleitet von den Verwünschungen ihre- Gatten." „Von seinen Verwünschun gen?" „So ist's, und Fran Brandt blickt dann stets noch viel stolzer und verächtlicher ans ihn herab." „Eine interessante Fran in der Thal; Brandtshcim und keine Herrin sind der Bekanntschaft wert." Und diese Bekanntschaft zu machen ist nicht schwer. Der weite, prächtige Park mit den Vi llen grünen Rasenplätzen, auf denen muntere Rehe grasen, mit seinen dichtbelaubten Alleen, sonnigen Terrassen und zahlreichen Marniorstatuen ist stets dem Publikum zugänglich Silberklare Wassersäulen sprühen aus den Granitbecken empor, reizende Ruheplätze neben dufti gen Rosenbeeten laden zum Sitzen ein und im Hintergründe zieht sich der dichte, kühle Wald hin Unter uralten Linden wandert der Besucher dahin zu den, Spiegel eines «nächtigen Weihers, auf den ein halbes Dutzend Schwäne und zuweilen auch eine zierliche Gondel sich schaukeln. Unmittelbar neben dem Weiher steht, überschattet von mächtigen Linden, ein klei ner Tempel, der eine herrliche Perspektive über das traumstille Gewässer bietet Er ist an heißen Tagender Lieblingsaufent halt der Herrin von Brandtshcim und ihrer Kinder. Dort kann der Besucher häufig genug die Familie sehen. Der hübsche Jüngling von sechzehn Jahren mit dem glattfrisierten, dnnkel- braunen Haar und ziemlich hochmütigen Gesichtsausdruck ist Elinar v Haller und das allerliebste kleine Mädchen im ein fachen weihen Kleidchen ist Johann Brandt's einzige- Kind. Und doch steht ihm dies kaum näher, wie der halberwachsene Knabe, der Sohn seiner Gemahlin, der Sprößling der blau blütigen Hallers. Dieser aber soll trotz alledem dereinstBrandts- heim erben und einen guten Teil des sonstigen Vermögens seines Stiefvaters; so hat letzterer es bestimmt, denn Elmar soll die Unschcinbarkeit deS jetzige» Gebieters vo» Brandtshcim mit dein freiherrlichen Wappen seines alten Geschlechts, mit dem Glanz der Haller'schen Familientraditivnen decken. Ein jeder Mensch hat seine Schwächen und seine Liebhabereien, Johan» Brandt die seinigen; auch er, der Mann, der mit einem ge wissen Stolz es nur zu gern jedem erzählt, der es hören will, daß er sich selbst ans eigener Kraft emporgearbeitet und zu dein gemacht, was er ist. Niemand ist auch erfreuter, wie er, wenn recht viele Besucher sich an all' den Herrlichkeiten zu ergötzen kommen, die Brandts« heim — seine eigene Schöpfung — auswcist. Dann tritt er wohl mitten unter sie und spie t selbst de» liebenswürdigster Führer. Aber alle Liebenswürdigkeit und Herablassung ist »uv äußerer Schliff; daß er ein Mann ohne Erziehung ist, verrät er gar zu ost, — ein ungebildeter Mann mit vorlauter Äiuime, der sich allzu gern geistigen Genüssen im Uebermah lfiugielü und Streit und Händel sucht. In den Gesellschaften seiner Gattin pflegte inan leise die Achseln zu zucken, wenn er sp. ach, ja man sah Fran Brandt wohl auch fragend au, und die Folge davon war, daß sie sich allmählich von der Gesellschaft zurückzvg, weil ihr Stolz immer anf's neue verletzt wurde durch den Mann, dem sie am Altäre Treue geschworen und welchem sie nuu sür'S Leben angehörte. Sie lebte meist nur ihren Kindern, ihrer Musik, ihre«« Büchern und — ihrem Stolze. Ihren« Gatten geht sie nach Möglichkeit aus dem Wege, doch ist er stets Höf lieh und zuvorkommend gegen sie, und Frau Brandt kommt seinen Wünschen immer entgegen, soweit ihre Pflichte» es ihr gebieten. Aber sie sülcht sich namenlos unglücklich dabei nnd selbst ein ihr gewissermaßen angeborener Zug von Frömmigkeit ver mag sie nicht hinwegzntrösien über des Lebens Ungemach Sie verachtet den Gatten, sein widriges, prahlerisches, geldflolzes Gebühren, dem jede Spur ideeller Lebensauffassung mangelt, und Herr Brandt weiß es, daß sie trotz der kalten Höflichkeit und vornehmen Rücksichtnahme, die sie ihm angcdeihen läßt, ihn verachtet, ja wohl stets verachtet hat; den.« ersieht scharf, wie die meisten Egoisten. Und diese Ueberzeugung schmerzt ihn bitter, weil er sie mit wahrer Leidenschaft liebt. Wohl ist er ein geldstolzer Emporkömmling und Renommist, aberseingan zeS Leben gäbe er hin für sie. Ob sie das weiß? Er glaubt eS. Daß sie bei alledem kalt wie Eis, gefühllos wie die Mar morstatueu in seinem Park ist, da- verbittert ihn nur zu oft und ist der Grund so mancher seiner Zornesergnsse, welche sie kränken und anekeli«. Ja, Schloß Brandtsheim ist ein wei tes Gebäude und in seilten Maltern spult mehr denn ei» un heimliches Gespenst. Daß übrigens ein Gchrimniß dieBergangenheitdeSreichen ManneS umschatte, ward vielfach geglaubt, aber nur vor dem neuen Besitzer von Nonowo lüstete sich einst zum Teil l dunkle Schleier, der sie verdeckte. L2, i v