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und Anzeiger Glbkblatt imd Atyei-er). Telegramm-Adresse 8«»sp«chstelle „Tageblatt", Rtesa. Rr. 20. der Königl. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 31. Freitag, 7. Februar 18S6, Abends. 4». Jahrg. Da» Riesaer Tageblatt erscheint j^r» Tag Abend» mtt Ausnahme der Sonn» und Festtage, vierteljährlich« vezagSprett bei Abholung m dm Expedition« in Riesa und Strehla oder durch unsere Träg« frei in» Hau» 1 Mark SO Pf., bei Abholung am Schalt« d« kaiserl. Postanstalten 1 Mark 2S Pf., durch d« Briefträger frei in» Hau» 1 Mark «5 Pf. Aazetgeu-Amiahm« für die Rümmer de» Ausgabetage» bi» vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstrab« Sd. — Für die Redactton verantwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. Nachdem soeben die 3. umgearbeitete Auflage der Ausgabe der veterinärpolizeilichen Gesetze und Verordnungen für das Königreich Sachsen des Obermedicinalrathes, Professors und Landes- Ihierarjtes Or. Siedamgrotzky im Verlag von G. Schönfeld in Dresden zum Preis von 3 Mark für ein gebundenes Exemplar erschienen ist, werden die Ortspolizeibehörde« des Bezirks hierauf ausdrücklich hingewiesen und eS wird ihnen die Anschaffung dieses Werkes hiermit aneinpfohlen. Großenhain, am 1. Februar 1896. Die Königliche Amtshauptmannschast. 315. L. v. Wttucki. Mke. Bekanntmachung. Der zcither nur bei höheren Wasserständen stattgehabte Tignaldienst bei Bastion 1, unterhalb des hiesigen „Belvedöre, durch welchen mittelst rother Flagge die Thalschifffahrt mittelst Weiher Flagge aber die Bergschifffahrt gesperrt wird, hat auf bezügliche Verordnung des Königlichen Finanz-Ministeriums nunmehr bei alle« während der Schifffahrtsperiode vvrlommenden Wafferständeu stattzufinden. Im Interesse der Sicherheit des Stromverkehrs wird dieß hiermit unter der ausdrücklichen 'Anordnung bekannt gemacht, dass bei aufgezogener rother Flagge die Thalschifffahrt ober« «nd unterhalb der Carolabriicke sofort zu ankern, bei aufgezogener Weiher Flagge aber die Bergschifffahrt bei dem Signalmaste am Packhofe zu halten hat. Zuwiderhandlungen werden nach 8 366'" des Reichsstraf-Gesetz-Buchs unnachstchtlich mit Meldstrafe bis zu GechSzig Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen geahndet werden. Königliche Amtshauptmannschast Dresden-Neustadt als Elbstromamt, am 4. Februar 1896. 1062 s A.. 95. v. Thielau. Bekanntmachung. Eingegangen sind folgende Gesetze, welche in der RathSexpedition eingesehen werden können: Verordnung, die Abtretung von Srundeigenthum zur Erbauung einer schmalspurigen Eisenbahn von Cranzahl nach Oberwiesenthal betreffend; vom 25. October 1895. Verordnung, die Abtretung von Grundeigenthum zu Erbauung einer normalspurigen Eisenbahn von Wald heim nach Kriebethal betr.; vom 12. November 1895. Verordnung, die Abtretung von Grund eigenthum zu Erbauung einer schmalspurigen Eisenbahn von Station Kohlmühle nach Hohnstein betreffend; vom 23. November 1895. Verordnung, die veterinärpolizeiliche Behandlung der aus dem Auslande auf dem Seewege zur Einfuhr gelangenden Wiederkäuer und Schweine betreffend; vom 25. November 1895. Bekanntmachung, die Ernennung von Kommissaren für den Staats eisenbahnbau betr.; vom 4. Dezember 1895. Gesetz, die provisorische Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1896 betr; vom 7. Dezbr. 1895. Verordnung, die Beförderung von feuergefährlichen, nicht zu den Sprengstoffen gehörenden Gegenständen, sowie von ätzenden Stoffen auf der Elbe betr.; vom 28. November 1895 Bekanntmachung, eine Anleihe des Aktienvereins Zwickauer Bllrgergewerkschaft betr.; vom 30. November 1895. Bekanntmachung, eine Anleihe des Zwickau-Oberhohndorfer Steinkohlenbauvereins betr.; vom 11. Dezbr. 1895. Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum für Erweiterung der Bahnhofsanlagen in Werdau und die im Norden dieses Bahnhofes geplante Verbindungsbahn zwischen den Bahnlinien Leipzig- Hof und Werdau-Mehltheuer betr.; vom 12. Dezember 1895. Verordnung, die durch Ein- führurg der neuen Geschäftsordnung für die Justizbehörden sich erledigenden Vorschriften betr.; vom 16. Dezember 1895. Gesetz, die Anweisung von Kaufgeldern zum Ankäufe der Königlich Preußischen «aisenbahnstrecke Zittau-Nikrisch und der Altenburg-Zeitzer Privateisenbahn betr.; vom 20. Dezember 1895. Riesa, den 6 Februar 1896. Der Rach der Stadt daselbst I. V.: Schwärzender«, Stadtrath. Es sollen 1. die Lieferung von Schränke«, Tische«, Stühlen, Brodbreter«, Gewehr««« rüste«, Fensterrouleaux, Spiegeln, Waschtrögeo, Böttcherwaare« (rund 70000 Mk ), Bettstelle«, Lampen, Müllschippeu, eis. Kandelaber«, Leuchter«, Speise- oäpse«, Spucknäpfen, Waffereimern, Küchengeräthen (rund 50000 Mk ), Est- «Spsen, Waflerkrüge«, Waschbecken (rund 2000 Mk.) und 2. der Anstrich der hölzerne« Geräthe nach Handwerkszweigen — größere Posten getheilt — vergeben werden. Bedingungen und Proben liegen werktäglich von 8 Uhr Bonn, bis 4 Uhr Nachm. hier aus. Angebote sind bis 11. Februar zu 1 bis 11, zu 2 bis 10,30 Borm. versiegelt, gebühren frei ^und mit den Aufschriften zu 1. „Geräthe-Lieferuvg", zu 2 „Geräthe-Anstrich" anher zu senden. Die Eröffnung erfolgt in Gegenwart der erschienenen Bewerber. Zuschlagsfrist 14 Tage. Truppen-Uebungsplatz Zeithain, den 31. Januar 1896. Königliche Garnison-Verwaltung. Beim Reichskanzler. * Ein Brief aus dem Spezialbureau des Reichskanz lers! Richtig, er enthält die Einladung zum parlamentarischen Abend. Sn lautet: „Der Reichskanzler bittet Herrn so und so, am Mittwoch, dem 5. Februar 1896, den Abend bei ihm zubringen zu wollen. — Von 9 Uhr an. Ueberrock." Die geladenen Gäste, nahe an 500, erscheinen kurz nach 9 Uhr -und sind um 10 Uhr alle versammelt. Der Fürst Reichs kanzler empfängt einen jeden beim Eintritt. Für jeden findet er das treffende BegrüßungSwort. Ihn unterstützen sein Sohn Prinz Alexander und der Rittmeister der Garde-Kü rassiere, Gras Schönborn, welche die einzelnen Herren vor stellen. Von der marmornen Freitreppe tritt man zunächst in einen Saal, der mit den Bildnissen der drei Kaiser in Le bensgröße geschmückt ist. Links von diesem liegt der Mar morsaal, dessen Schmuck das Geschenk des Reichskommissars v. Wißmann bildet, ein von zwei mächtigen Elephantenzähnen umrahmter Spiegel, an dessen Fuß zwei Nashornhörner hervorragen. Rechts führt der Eingang in den großen Kon ferenzsaal, dem eine edle Architektonik in hervorragender Weife das Gepräge eines Festsaales verleiht Heute bildet er den Speisesaal; ein nach Länge uns Breite schier endloser Tisch nimmt seine Mitte ein, auf dem ein Buffet aufgestellt ist, das seines gleichen sucht. Von der wahrhaft fürstlichen Gastlichkeit, die in diesem Saale waltet, kann man sich kaum einen Begriff machen. An der Vorder- und Hinterseite des Saales find die Büffets für die Getränke ausgestellt, die jeden Wunsch der Gäste befriedigen, von dem Glase Münchener Biere» di» zu dem feinsten Wein uud dem reichlich fließenden Sekt. Wie behaglich sind die beiden Säle rechts von dem Konferenzsaal: von dem krystallenen Lüstre brennen Kerzen, Moderateur- lampen, auf denen wie zur guten alten Zeit noch Oel brennt, erinnern an jene bescheidenen Tage, welche noch nicht» ahnten von den Beleuchtungsfortschritten der elektrischen Gegenwart. Die gemüthliche Ruhe und Behaglichkeit dieser Räume giebt kein elektrisches Licht wieder. In buntem Trubel bewegt sich die Menge der Gäste durcheinander. Minister, solche, die es sind, die es sein wer den und die e» gewesen find, bilden den Mittelpunkt zahl reicher kleiner Gruppen, von allen Seiten angesprochen, nach allen Seiten hin grüßend und Rede und Antwort stehend. Eine schier unverwüstliche Rüstigkeit zeigen die ehemaligen Minister v. Lucius, Hofmann und Delbrück, von Freunden umringt. Hier begegnen sich auf dem neutrakn Boden einer vornehmen Geselligkeit die Vertreter der Reichs- und Staats behörden, die Mitglieder der verschiedenen parlamentarischen Fraktionen, welche sich vielleicht erst wenige Stunden vorher von der Tribüne herab oder im Konferenzzimmer arg befeh det haben, die Vertreter der Gelehrtenwelt, der hohen Finanz, der Presse, — Männer von großen und Männer von be scheidenen Verdiensten, jeder von seinem Wirken für den kleineren oder größeren Kreis überzeugt, — jedenfalls sie alle Männer der Arbeit und des erfolgreichen Schaffen« für das Gemeinwohl. ES ist ein Stück deutscher Art, das sich hier darbietet, in der schlichten gemüthlichen Weise, die überall heroorschaut und in der Ungezwungenheit des Verkehrs, in welchen hier die Vertreter so verschiedener Klassen und Rangstufen sich durcheinander bewegen. Was für eine Fülle von Eindrücken für denjenigen, der zum ersten Mal in diesen Kreis tritt, aber auch für diejenigen, welche oftmals geladen sind. Den Mittelpunkt alles Interesses aber bildet die Persönlichkeit des Reichskanzlers selbst. Schlicht und souverän zugleich zwingt sie die Herz-n. Immer wieder w.rd das Auge hin gelenkt zu diesem Manne, auf dessen Schultern Gott in so hohem Alter die schwerste Bürde gelegt hat, und dessen starke Willenskraft etwas heroisches hat. Alle andern Anwesenden überragt diese kleine, schmächtige Gestalt durch einen tiefen, ergreifenden Ernst. E» ist der Heroismus der Pflicht, ge paart mit der Majestät de» Alters, die Kraft eines oeutschen Mannes, welche über alle Hemmungen siegt und dessen kun dige Hand im Vollgefühl der ungeheuer» Verantwortung das Steuer ergriffen hat, um es sicher zu führen. Von 11 Uhr ab beginnen sich die Anwesenden zurück zuziehen, die Wagen fahren vor, die Schutzleute schaffen Platz, der naßkalte, neblige Abend umpfängt die Heimgeh. »den. Um 12 Uhr ist der parlamentarische Abend des Reichskanz ler» beendet. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Nach der „Lipptschen Landesztg." hat der Bundesrath den Antrag Lippe-Detmold, die Ent scheidung der Thronfolgefrage durch das Reichsgericht her beizuführen, abgelehnt, dagegen den Antrag Preußens, der Reichskanzler solle die streitenden Parteien auf Einsetzung eines Schiedsgerichtes Hinweisen, angenommen. Der „Reichranz." schreibt: „In dem Abendblatt der „Berl. Neuesten Nachr." vom 16. Januar d. I. findet sich unter der Ueberschrist , Ein deutscher Offizier auf Formosa" nach Angaben einer japanischen Zeitung die Mittheilung, Seine Majestät der Kaiser Wilhelm bade auf dem Kriegs schauplatz in Formosa einen deutschen Offizier, den Sekonde- lieutenant Schumacher, entsandt, um den japanischen Unter nehmungen zur Eroberung Formosas beizuwohnen. Weiter hin werden die Erlebnisse dieses Herrn bei den japanischen Truppen geschildert. Durch diese Mittheilung könnte die Auffassung entstehen, als sei ein aktiver deutscher Offizier zu den Operationen der Japaner auf Formosa offiziell ent sandt worden. Eine derartige Entsendung hat aber that- sächlich nicht stattgefunden: auch ist p. p. Schumacher weder aktiver, noch auch Reserveoffizier eines deutschen Truppentheiles." Der Marine-Attachs bei der französischen Botschaft in Berlin Baron de Grancey ist abberufen worcen,' und zwar, wie die „P.t. Republ.' erzählt, weil er wegen mangelnden Entgegenkommens der deutschen Admiralität seine Aufgabe nicht erfüllen könne. Baron de Grancey ist erst ungefähr ein halbes Jahr der französischen Botschaft zugetheilt, hak sich aber, wie die „B. Z." hört, im Gegentheil in dieser ver- hältaißmäßtg kurzen Zeit in amtlicher wie gesellschaftlicher Beziehung eine sehr gute Stellung zu erringen verstanden. Wenn seine Regierung ihn jetzt von seinem Posten abberuft, so geschieht dies am wenigsten deshalb, weil er in Berlin auf mangelndes Entgegenkommen gestoßen ist. In der englischen Presse wird noch immer gegen Dsu'ichland gehetzt.. Der „Globe" hä t neuerdings den Deutschen „all ihre Sünden" vor. Nach der einleitenden Bemerkung, daß die Katserdcpksche nur da» Krönungswerk einer langjährigen feindseligen Politik Deutschlands gegen England war, heißt e- dann in dem Sündenregister: „Es war Deutschland, welches sich gröblich einmisch.e, um da» Ab-