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, ' ' '^ ^ n Riesaer G Tageblatt P- xnd Anzeiger Metlalt md Änzchn). Telegramm-Adrefle O HGH- 6 1* Femspnchstelle „Tageblatt", Riesa. «r. 20. -er Königl. Amtshauptmcmnschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts nnd des Stadtraths zu Riesa. 28. Dienstag, 4 Februar 18S6, Abends. 4S. Jahrg. Da» Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abend» mit Ausnahme der Sonn, und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bet Abholung m den Expeditionen in Riesa und Strehla oder durch unsere Träger frei in» Hau» 1 Mark SO Pf., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Ps., durch den Briefträger frei in» Hau» 1 Mark S5 Pf. Anzeigen-Annahme für di« Nummer de» Ausgabetage» bi» Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Rieia. — Geschäftsstelle: Kastanirnstraße SS. — Für die Redactton verantwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. Anzeige« für das „Riesaer Tageblatt" erbitten uns spätestens W Vormittags S Uhr des jeweiligen Ausgabetages. Die Geschäftsstelle. Steckbrief. Der in Zwickau, Amtshauptmannschaft Zwickau geborene, vor seinem Dienfeintritt der -Unteroffizierschule Diarienberg angehörig gewesene Unteroffizier Kurt Louis Butze er 6. Batterie des Regiments, welcher sich am 29. vor. Mts. Abends von seiner Batterie entfernt hat und bis jetzt noch nicht zurückgekehrt ist, ist der Fahnenflucht verdächtig. Alle Behörden werden ersucht, den Butze im Betretungsfalle an das nächste Garnison- Kommando abzuliefern. Personalbeschreibung des Butze: Alter: 22 Jahre, Größe: 1,64 m, Gestalt: kräftig, Kinn, Rase, Mund: gewöhn lich, Augen: blau, Haar: dunkelblond, Bart: Anflug von halbblondem Schnurrbart. Butze war bekleidet mit: 1 Tuchhose gestempelt 32. L.. K. 6. Bttr. Illll 1 Schirmmütze, - 32. R. 6. Bktr. »11 1 Hemd, - 32. ä.. R. 6. Bttr. kl 1 Unterhose, - 32. U. 6. Bttr. II 1 Mantel, . 32. R. 6. Bttr. II (mit dem Namen Untfsz. Schreitet versehen), 1 PaarÄefel I Eigenthumsstücke. Riefa, am 3. Februar 1896. 3. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 32. Oertliches «ns Sächsisches. Rtesa, 4. Februar 1896. — Im städtischen Schlachthofe zu Riesa gelangten im Monat Januar cr. zur Schlachtung 601 Thiere und zwar: 71 Rinder (9 Ochsen, 9 Bullen, 53 Kühe), 6 Pferde, 300 Schweine, 129 Kälber, 90 Schafe, 3 Ziegen uud 2 Hunde. Von auswärts wurden in den Stadtbezirk eingeführt 449 Kg. Rind« und Schweinefleisch. Bon den geschlachteten Thieren war keines gänzlich zu vernichten oder aber als minderwer- thig zu erkennen und deshalb der Freibank zu überweisen gewesen. An einzelnen Organen mußten vernichtet werden bei Rindern: 18 Lungen, 8 Lebern, 1 Milz; bei Schweinen: 11 Lungen, 8 Lebern, 3 Milzen, 1 Herz, 1 Niere; bei Käl bern: 2 Nieren ; bei Schafen: 1 Lunge; bei Ziegen: 1 Lunge. ' — In der hier bestehenden Herberge zur Heimath sind im letzten Jahre 9017 Personen in 10604 Nächten beher bergt worden, außerdem haben dort 67 Personen in 2193 Nächten gewohnt, mithin ist diese Anstalt von 9084 Personen in 12797 Nächten benutzt worden. Almosenmarkcn der Sattlerinnung wurden 50 Stück benutzt, Almosenmarken der Stadtgemeinde 1406 Stück, und die Naturaloerpflegung wurde vom 1. Januar bis zum 30. April und vom 1. Ok tober bis zum 31. Dccember von 3003 Personen in Anspruch genommen. Die Erträgnisse der Herberge find leider auch im vergangenen Jahre noch nicht so hoch gewesen, daß der Reingewinn die erforderlichen Kapitalzinsen decken könnte. — Auch in Riesa haben die Unterbeamten der Post und Telegraphie seit 1. Februar einen Verein, wie solche in größeren Städten, z. B. Dresden und Chemnitz btstehen, gegründet. Derselbe besteht z. Zt. aus cr. 40 Mitgliedern, doch dürfte sich in kurzer Zeit ein Zuwachs erwarten lassen, da auch die Unterbeamten der umliegenden Postanstalten, alS Lommatzsch, Strehla, Röderau u. s. w. der Vereinigung bei zutreten gedenken. Die Aufgabe de« Vereins besteht darin: die Geselligkeit und Kameradschaft zu heben und zu Pflegen, im Uebrigen aber jeder politischen Thäligkeit zu entsagen. — Vorgestern, Sonntag, wurde im Rathskeller eine Versammlung des Bezirks. Obstbauvereins Riesa abgehalten, in welcher nach Eröffnung der Versammlung und Begrüßung der in ziemlicher Anzahl erschienenen Mitglieder und Gäste durch den Vorsitzenden, Herrn Hofgärtner Eisenbeiß-Jahnis- Hausen, Herr Baumschulenbefitzer Hauber aus Tolkewitz bei Dresden einen Vortrag über Baumzucht nach der Methode von Gaucher (sprich Goscheh) hielt. Redner wies darauf hin, daß noch manche Verbesserung eintreten müsse, um un seren Obstbau nutzbringender zu gestalten. Schon in der Baumschule würden heut zu Tage noch vielfach ganz verkehrte Wege eingeschlagen. Man veredle z. B. immer noch häufig auf Wildlinge, die aus Obstkernen gezogen find. Diese Wildlinge bilden eine umfangreiche Bewurzelung, und es tritt in Folge dessen eine starke Holzbildung und eine bedeutende Ausbreitung der Baumkrone ein, wobei es aber oft eine ganze Reihe von Jahren dauert, ehe sich Fruchtaugen ent wickeln. Man komme viel früher dazu, einer Obsternte thellhaft zu werden, wenn man sich der Zucht von Formobst bäumen (in CordonS, Pyramiden und Palmetten) zuwende ; aber man müsse dabei Birnen auf Quittenstecklinge und Aepfel auf Paradiesapfel- oder Toussaint Unterlagen ver edeln. (Letztere find Stecklinge oder Abläufer einer beson deren Apselsorte). Die zwei Jahre alten Unterlagen werden dicht über dem Erdboden veredelt, und zwar empfiehlt Vor tragender al- beste Veredelungsart das Oculiren (Aeugeln), da die dem Baume dabei verursachte Wunde leichter »erhellt, als der zum Copuliren oder Triangulircn crfirderliche Schnitt. Den Stumpf des ursprünglichen Triebes lä^: man einige Lentimeter hoch stehen und benutzt ihn, den aus dem einge- setzten Auge hervorgegangenen Trieb daran anzuheften, da mit letzterer in vertikaler Richtung wächst, uud erst im näch sten Jahre wird der WildlingSstumpf vollständig entfernt. Soll nun aus dem Edeltriebe eine Pyramide gezogen wer den, so werden in dem Raume vom Erdboden bis zu 25 bis 30 Ctm. oberhalb desselben alle Augen unterdrückt, und erst in dieser Höhe läßt man die erste Astserie sich bilden. Die. selbe läßc man aus 5 am Leittriebe vorhandenen Augen ent- stehen, deren Wachsthum man dadurch befördert, daß man oberhalb eines jeden dieser Augen einen die Rinde und die zwilchen dieser und dem Splintholze liegende Cambiumschicht durchdringenden Schnitt ausführt, durch welchen bewirkt wird, daß dem betreffenden Auge eine bedeutendere Menge des aufsteigenden Saftes zuflteßen muß. Der Leiltrieb aber wird, um die Seitentriebe möglichst zu kräftigen, in der Weise zurückgeschnitteu, daß nur daS sechste, höchstens das siebente Auge (letzteres zum Gebrauche bei etwaigem Fehl schlagen des sechsten, das stets senkrecht über dem ersten steht) stehen bleibt. Der entstandene Trieb wird wieder an den stehen gebliebenen Stumpf des LeittriebeS angeheftet, und ist der neue Trieb hoch genug gewachsen, so legt man etwa 30 Ctm. über der ersten Astserie die zweite gerade so an, wie man mir der ersten verfahren ist. Ueberhaupt muß man stets, um einem schwächeren Aste mehr Triebkraft zu ver leihen, den kräftigeren stärker einschneiden. Auch bei der Baumpflanzung ist es gut, die stärkeren Triebe zu Gunsten der schwächeren etwas zurückzuschneiden. Das Anlegen von Palmetten, die am Spalier gezogen werden, ist ebenfalls em- pfehlenSwerth. Durch Spaliere nutzt man kleine Räume aus, die an Mauern, Wänden u. dergl. liegen. Sogar an der Nordseite lassen sich noch Erträge erzielen, wenn man Schattenmorellen oder die große, lange Loihkirsche anpflanzt. Von den Früchten der letzteren ist voriges Jahr in Dresden und Berlin der Centner mit 30 M. bezahlt worden. Man soll aber zum Spalier gehobelte Latten benutzen und diesen möglichst auch noch einen weißen Anstrich geben. Ist auch die dazu erforderliche Ausgabe eine größere, als wenn man rohe Latten benutzt, so fallen auch diese Spaliere weit langsamer der Verwesung anheim und geben außerdem dem Ungeziefer viel weniger Gelegenheit zum Aufenthalte. Zu zwei nebeneinander stehenden Spalierbäumen braucht man aber ziemlich viel Raum, wenn die Aeste beider auseinander gehalten werden sollen. Es empfiehlt sich daher bei geringe rem Raume, das Berrier-Verfahren einzuhalten, nach wel chem die Neste wagerecht und an den Enden senkrecht gezogen werden. In den wagerecht liegenden Theilen findet eine Saftstockung statt, die den senkrecht stehenden Theilen zu Gute kommt. Statt der Querlatte.« benutze man Drähte und ziehe dieselben mittels eines Drahtspanners straff. Die ersten Aeste lasse man ebenfalls 30 Ctm. über dem Erdboden auswachsen. Je nach der Höhe des Spaliers kann man 4 bis 8 Aftpaare anlegen. Will man bis zu 16—20 Astpaa ren gehen, so ist eine Zeit von ungefähr 15 Jahren erfor derlich, ehe Fruchtaugen eintreten. Um bald- und reichtra gende Birnbäume zu haben, pflanze man senkrechte CordonS in einer Weite von 40 Ctm. auseinander. Bei all oen er wähnten Ausführungen wurde das Verfahren des Beschnei dens an witgedrachten Bäumen gezeigt. Bei Aepfeln und Birnen erhält man Fruchtaugen aus zwei- bis vierjähriger:! Holz« ; bei Pfirsichen trägt aber nur da« vorjährige Holz ; demnach ist an denselben jeder Zweig bis auf ein Fruchtauge zurückzuschneiden, und der hierauf entstandene Zweig ist auf 5 bis 6 Augen einzuschneiden und nach dem Abtragen zu entfernen. Große Hochstämme empfiehlt Redner für Gärten nicht; man soll sie höchstens vereinzelt anwenden, wenn es sich darum hindelt, Schatten zu gewinnen. Will Man jedoch von der Pflanzung von Pyramiden u. dergl. absehen, so wähle man Halbhochsläm.e, d. b. man behandele die Bäume ganz wie Pyramiden, lasse aber die erste Astserie erst in einer Höhe von 1,80 m beginnen. Bei jedem Baumschnitt vermeide man die Scheere, man bediene sich vielmehr recht scharfer, hippenförmiger Messer, durch welche man mögltchst glatte Schnitte heroorbringt. Beim Pflanzen schneide man die Wurzeln so ab, daß die glatten Schnitte nach unten ge- richtet sind, also auf dem Boden ruhen; dann bilden sich oberhalb der Schnitte kräftige Saugwurzeln. Die Baum löcher seien recht groß, aber nie zu tief. Der Baum wird zweckmäßig so gepflanzt, daß er 10 Ctm. höher steht, al« er in der Baumschule gestanden hat. Man mache die Löcher nur so tief, als guter Boden vorhanden ist. E.ne tiefer liegende Kiesschicht in der Baumgrube auszuheben und mit gutem Boden zu füllen, ist nicht raihsam, weil dadurch der Baum so zu stehen kommt, als wenn er sich in einem Topfe befände. In neuerer Zeit bedient man sich in vielen Ge genden mit Vorliebe der wagerechten Cordonform. In Cordonbäumen hat der Saft nicht hoch zu steigen, und außer dem wirkt auch die wegen ihrer Nähe am Erdboden von demselben reichlicher empfangene Wärme vortheilhaft auf die Fruchtbildung. Man lasse den wagerechten Cordon 40 Ctm. über dem Erdboden beginnen und lasse zu dem Zwecke ein beträchtliches WachSthum nach der Länge hervorzurufen, die Spitzen 30 Ctm. frei. Wa» das Veredeln betrifft, so ist bei Pfirsichen und Aprikosen das Oculiren allein anzuwenden. Bei anderen Obstbäumen ist das Copuliren für den Fall am empfehlenSwerthesten, daß der Wildling nicht dicker ist als das Pfropfreis; andernfalls ist das englisch verbesserte Rin- denpiropfen anzuwenden. Der Gärtner freilich, der in den Monaten März bis Mai wenig Zeit hat und seine Bered- lungen im Februar bereits vornehmen muß, nimmt seine Zuflucht zum Pfropfen ins Holz oder zum Trianguliren. — Nach dem Bortrage wurden noch verschiedene Anfragen ge stellt, die der Vortragende kereitwilligst beantwortete. Be züglich zahlreicher neuen Sorten, die vielfach zum Anbau empfohlen werden, wies Redner darauf hin, daß man zu- uächst bei den alten bewährten Sorten bleiben möge. — Der Schifffahrtsverkehr scheint nun von unten her auf voll eröffnet zu sein. Gestern Abens kam wieder ein Dampfer der Vereinigt* n Schiffer mit 3 Kähnen an und dampfte unter Zurücklassung eines solchen nach Dresden weiter. Heute Vormitt, traf weiter der Dampfer „Wien" der Oestcrr. Nord-West-DampsschifffahrtS-Gesellschast ebenfalls mit sechs Kähnen hier ein, wovon zwei hier zurückblieben, während die anderen ebenfalls nach Dresden weiter gingen. — Rach einer uns zugegangenen Mittheilung hat die Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen von der Ab haltung eines SaatmarkteS infolge mangelnder Beth-iligung seitens der sächsischen Landwirtschaft bedauerlicherweise ab sehen müssen, so daß der für den 6. und 7. Februar 1896 angesehte Saatmarkt nicht stattfindet. - - Zur Geschäftslage auf der Elbe schreibt daS „Schiff" a»s Aussig unter dem 28. Janu c 1896: Nachdem am Sonn tag dem bisherigen milden Wetter mit 1 bis 3 Grad Wärme l'n den ganze«« Tag anhaltender Schneefall folgte, hat sich auch t -e bisherige Temperatur sehr wesentlich geändert, so daß wir heile 10 bis 11 Grad Kälte Celsius haben und wahrscheinlich noch weitere Z.nähme der Kälte zu erwarten sein dürfte. Der