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deutschen Reichskanzler Fürsten Hohenlohe auf dessen Be sitzung bei Russee einen Besuch abgestattet. Für den russisch-deutschen Getreidehandcl ist die vom Graudrnzrr „Geselligen" «itgrthrllte Nachricht von Wichtig, keit, daß die «sowsche Dampfschifffahrt-Gesellschaft die Ge- treideverfrachtung au« dem Dntestrgebirt nach Odessa anbahnen will. Dadurch würden die großen Getreidemassen au- Bess arabien und Podolien nicht mehr, wie bisher, mit der Bahn über Danzig und Königsberg, sondern zu Wasser über Odessa versandt werden. Ein Thetl der dänischen Zeitungen, denen bisher jedes Borkommniß im Kaiser Wilhelm-Kanal ein willkommener Anlaß gewesen ist, seine absolute Unbrauchbarkeit zu behaupten, scheint sich in das Unabänderliche fügen zu wollen. Er stellt nämlich fest, daß es doch ein Trost für Dänemark sei, den «anal dort zu wissen, wo er sich befindet, und nicht in dem „dänischen Nordschleswig", da da« die Hoffnung auf eine Wiedergewinnung dieses Landstrichs sehr verringert haben würde. (!) Nun könnten die deutschen Strategen nicht länger geltend machen, Deutschlands strategische G-enze liege bei Skagen. Deutschland- strategische Grenze liege jetzt unbe- stritten nicht weiter nördlich vom Kanal, al- es zu seinem Schutze gegen Angriffe von Norden nothwendig sei. Ange- sehene Strategen seien der Ansicht, daß dieses Schutzgebiet auf keinen Fall so groß sein könnte, um mit dem „dänischen Nordschleswig" in Berührung zu kommen. Hierin liege eine nicht zu unterschätzende Hoffnung. Wenn Nordschleswig nicht länger auch nur einen Schatten von strategischem Werth für Deutschland habe, sei die Möglichkeit ja recht nahe liegend, daß Deutschland sich eines Tages aus polnischen Rücksichten bestimmen lasse, Nordschleswig wieder seinem Mutterlande zulückzugebcn, zumal es sich dadurch an Dänemark einen treue» Nachbar sichern werde. Das Reichsgericht har in einer Entscheidung vom 30. Mai d. IS. ausgesprochen, daß Zuwendungen eines Fabri kanten an eine mi: den Rechten einer selbständigen Persön lichkeit ausgcstattele PensionS- und Unterstützungskasse für Angestellte der Fabrik al« Schenkungen nicht betrachtet wer den können. > Zur Begründung wird insbesondere angeführt, daß der Fabrikant bei solchen Zuwendungen in so fern selbst ein Interesse habe, als es ihm durch Ausstattung der er wähnten Kassen mit angemessenen Mitteln erleichtert wird, tüchtige Arbeitskräfte hcranzuziehen und an sich zu fesseln. — Der Finanzminister hat dementsprechend angeordnet, daß nach dem in dieser Entscheidung ausgesprochenen Grundsätze auch von den Verwaltungsbehörden verfahren werde, zumal da in das mit dem 1. April nächsten Jahres in Kraft tre tende neue Stempelzesetz bei der Tarifstelle Schenkungen eine ausdrückliche BefreiungSvorschrist in gleichem Sinne auf- genommen ist. „Wird sich der Nord-Ostsee.Kanal rentiren?' Die „Berl. B. Z g." schreibt: „Nach den bisherigen Erfahrungen mit der Benutzung des Kanals müßte die Frage leider ver- n »nt werden. Die Zahlen, welche die offiziöse „Berl. Korr." vor einiger Zeit über den Schiffsverkehr auf dem Kanäle veröffentlicht hat, erschienen ganz stattlich, blieben aber doch hinter dem, auf den betreffenden Zeitraum entfallenden Durchschnitt zurück, der bei den Rentabilitätsberechnungen sowohl der Regierung wie des Kieler Reeder- Sartori an gesetzt worden war. Freilich wirkt bei der Benutzung einer neuen Wasserstraße das Trägheitsmoment stark mit, und viele Reedereien, die den Kanal vielleicht gern befahren lassen möchten, wollen erst abwarten, wie sich die Verhältnisse ge stalten. Andererseits aber liegt der Nord-Ostsee-Kanal in mitten der verkehrsreichsten Meere, und es bedarf nicht erst irgend welcher nautischer Studien, um sich mit dieser Wasser straße vertraut zu machen. Die Klage, daß die Gebühren zu hoch angesetzt sind, will nicht verstummen. Immerhin sind die Reeder gute Rechner, und sie müßten sich lagen, daß «in, wenn auch hinter den anfänglichen Erwartungen zurück- bleibender Vortheil bei der Benutzung des Kanals jedenfalls herausspringt. Abgesehen von der ziffernmäßigen Ersparniß kommt in Betracht, daß die Schiffe schneller Rückfrachten nehmen können. Wird trotzdem von der Abkürzu.'g des Weges nach der Ostsee und umgekehrt nur ein beschränkter Gebrauch gemacht, so sieht es fast so aus, als «olle die in ternationale Schifffahrt und ein wenig auch die deutsche den Kanal gewissermaßen boykottiren, um eine Herabsetzung der Gebühren zu erzwingen. Von den großen englischen Reede reien ist da- schon ausdrücklich behauptet woroen. Ob das Mittel zum Ziele führen wird, erscheint sehr fraglich. H ute steht es so, daß beinahe nur die Endpunkte des Kanals, Hamburg und Kiel, wirklichen Gewinn von der Wegkürzung haben. Von 13 Dampserlmien, die den Kanal in regel mäßiger Fahrt benutze», ist Hamburg zehnmal, Kiel dreimal Ausgangs, und Endpunkt." WßMstWtz Ein ausländisches Urtheil über die Persönlichkeit Sr. Majestät de- Kaisers Wilhelm dürste an Interesse ja wohl noch gewinnen durch den Umstand, daß es aus dem Lager oder vielmehr direkt au- de« Hauptquartier einer einfluß- reichen politischen Partei stammt, die nie ein Hehl daraus gemacht hat, daß sie dem Deutschchum und dem Deutschen Reiche feindlich gegenübersteht. E ns der thätigsten Mitglieder der St. Petersburger slavischen Wohlthätigkeitsgesellschaft, der russische Dichter Maikow, veröffentlicht im „Swet" einen an die Eröffnung de« Kaiser Wilhelm-Kanals anknüpfenden Ar tikel zur europäischen Lage, in dem er sich zunächst dahin äußert, die Deutschen hätten den vollsten Grund, stolz zu sein auf die Durchführung de- großartigen Werke«. Dann heißt es weiter: „Noch mehr Recht aber haben sie, stolz zu sein auf ihren jungen Kaiser. Sin klarer und Heller, rasch erfassender Verstand, Festigkeit de« Willens, Selbständigkeit de« Gedanken«, Beharrlichkeit in der Verfolgung der gesetzten Ziele, praktische Umsicht bei unermüdlicher allgegenwärtiger Thätigkeit, — da- find die den Kaiser Wilhelm au-zeichnen- den Eigenschaften. Stet« die Würde seiner hohen Stellung wahrend, versteht er es, alle Stufen d.S staatlich-gesellschaft lichen Leben« zu beschreiten, in unmittelbare Berührung zu treten mit Personen der verschiedensten Lebensstellungen und Berufsarten und au- nächster Quelle wahre Kenntniß zu schöpfen von Lllem, was im Reiche vor sich geht, und von den tatsächlichen Bedürfnissen und Nöthen de- ganzen Volke«. Dieser unmittelbare einfache Verkehr mit den Unterthanen enthüllt vor seinem Auge die wahre Lage der Dinge und zerstreut vor ihm jenen trügerischen, lähmenden und betäu benden Nebel, ter in den höfischen Sphären zu herrschen pflegt, wenn sie nicht von außen her getroffen werden von dem wie ein erfrischender Luftzug sie durchdringenden Wehen der schlichten Wahrheit. Mit kunstvoller Hand, mit Umsicht und großem Geschick das Steuer führend, leitet Kaiser Wil- Helm seine Regierung. Seine klare und einfache, feste und schöne Rede, die stets wohlüberlegt ist und nicht selten durch geschichtliche Bezugnahme noch besonders belebt wird, wirkt erfolgreich dazu mit, ihm allgemeine Liebe, Hochachtung und Vertrauen zu erwerben und die Herrschaft zu gewinnen über die Gemüther und Herzen seiner eigenen und fremder Un- terthanen." Bei der Eröffnung des Kaiser Wilhelm-Kanals habe sich Se. Majestät der Kaiser in vollem G anz: gezeigt, sowohl als Haupt des Deutschen Reiches und Volkes, als auch als Redner und seinen Gästen gegenüber als Wirth. Nutzlaud. Das russische Ministerium sür Volksauf klärung beabsichtigt, demnächst den obligatorischen Elementar- Schulbesuch in den Gouvernements Charkow, Poltawa, Kursk und Woronesch versutsweise einzusühren. Der „Tiflikyß Listok" verzeichnet das Gerücht, der gegenwärtig zum Kur gebrauch in den nordkaukasischtN Bädern weilende Emir von Buchara habe die russische Regierung ersucht, ihm wegen seiner zerrütteten Gesundheit zu gestalten (!), daß er in einem Orte des Kaukasus beständig seinen Aufenthalt nehmen dürfe. Buchara, so wird hinzugefügt, werde von den Ministern un ter Leitung des Emirs regiert werden. Bulgarien. Die Inventur des Vermögens Stam- bulvws ergebt, daß Stamdulows Wittwe und Kinder un bemittelt bleiben. Die „Swoboda" veröffentlicht zwei Briefe Stambulows vom Mai, worin er den Fürsten bittet, zu entschuldigen, falls er Fehler begangen habe, sich seiner zu erbarmen vor seinen Feinden, die rhn lösten wollten, und die Reise ins Ausland zu ermöglichen. Der Fürst hat be kanntlich nicht sür nölhig befi nden, die Bitte de« verdienten Staatsmannes zu beachten. — In Belgrad werden fort während sehr alarmirende Gerüchte über den Stand der Dinge in Bulgarien verbreitet. An die Rückkehr de- Fürsten F rdinand soll in Bulgarien kein Mensch glauben; man spreche von einer Militär-Diktatur unter dem jetzigen Kriegs minister Petrow. — Die Rathschläge Rußlands sollen dahin gehen, eine provisonsche Regentschaft unter dem Metropoliten Klement einzusetzen und die Sobranje zur Fürstenwahl unter Beiwohnung eines russischen und eines türkischen Kommissars einzuberufen. Rußland mache keine Einwendung gegen eine etwaige Wiederwahl Ferdinands, der aber bis nach Vollzug der Wahl außer Landes bleiben müßte. — Die serbischen Russenfreunde tragen große Zuversicht bezüglich des Verlaufs der Dinge in Bulgarien zur Schau; dagegen herrscht in ernsten politischen Kreisen Serbiens große Besorgniß wegen einer möglichen bedenklichen Wendung auf der Balkanhalbinsel. Oftafie«. Nachrichten der „Times" aus Tientsin und Schanghai vom 23. bezw. 24. besagen, daß die Japaner die Verhandlungen über einen Handelsvertrag mit China und über die Räumung der Liaotong-Halbinsel während der eng lischen Wahlen geflissentlich hingezogen haben, da sie von der neuen englischen Regierung Unterstützung gegen Rußland er warten. Die japanische Regierung verlangt von der chine sischen für die Räumung der Halbinsel eine Zuschlags-Ent schädigung von 150 Millionen Mark. Einer 'Petersburger Depesche der „Times" vom 24. zufolge haben sich die Japaner bereit erklärt, den Bezirk von Port Arthur zu räumen, so bald die erste Rate der Kriegsentschädigung bezahlt wäre, , die Räumung des Reste« der Halbinsel würde nach der zweiten Zahlung, für welche die Mittel erst noch durch eine neue Anleihe zu beschaffen sind, erfolgen. vertttches o»s Sächsisches. Riesa, 27. Juli 1895. — Vorgestern Bo. mittag wohnten etwa 50 Personen aus Liebenwerda auf dem Truppenübungsplatz« bei Zeithain den militärischen U bungen bei. Am Eingangsthor zum Lager wurden die Liebenwerdaer Au flügler von einem Unteroffizier empfangen, der auf Befehl der Kommandantur des UebungSplatzeS als Führer dienen sollte. Kurz vor 8 Uhr fuhren die Batterien des 1. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 12 auf und darauf traf Se. Kgl. Hoheit Prinz Fried rich August ein, der sämmtlichen Uebungen beiwohnte. Bon einem auserwählten Standorte aus, konnte man aus näch^er Nähe dem beginnenden Prüfungsschießen beiwohnen. Es wurde von zwei Abtheiluugen mit scharfer Munition, meist mit Spreng Granaten, auf den markirten Feind geschossen. Die Uebungen machten auf die Zuschauer einen imposanten Eindruck. Gleich darauf begannen die Schießübungen vom neuen Schießplätze aus. Nach Beendigung de« Schießens erfolgte Befehlsausgabe zu den praktischen Uebungen, an weich' letzteren sich das ganze Regiment betheilrgte. Nach stattgehabrer Kritik wurde in Gegenwart des Prinzen die große Parade abgenommen, welche ein prächtiges Schauspiel gewährte. Herr Photograph Schwarz von Liebenwerda, der sein Stativ mit zur Stelle hatte, machte verschiedene Auf nahmen, auch Aufnahmen von OsfizierSgruppen wurden ihm freundlichst gestattet und Bestellungen enheilt. Die meisten Theilnehmer kehrten mit der Bahn zurück, nachdem verschie dene derselben zuvor Riesa noch einen Besuch abgestattet hatten, während eine kleinere Anzahl der „Schlachtenbummler" mittelst Wagen zurückfuhr. — Mit Donnerstag sind die diesjährigen Artillerie-Sch eßübungen beendet worden und das Regiment ist in seine Garnisonen zurückgekehrt. — Die Preise, welche dem Radfahrer-Verein „Adler" zu dem morgen stattfindenden Rennen zur Verfügung stehen, sind im Schaufenster de» Aeuner'schen Laden«, Hauptstraße, ausgestellt. — Einen leckeren Braten wollte ein Schiffer im Hafen zu Gröba sich verschaffen. Von einer größeren Anzahl Gänse, die daselbst geschwemmt worden, war eine etwa« lahme im Wasser zurückgeblieben. Der Schiffersmann, welcher den Bogel bemerkte, nahm sich de« Verlassenen an, fing ihn ein und — hieb ihm den Kopf ab. Der Braten war nun wohl im Sacke, aber noch nicht in der Pfanne. Der Gänsebraten liebhaber wird vielmehr die Befriedigung seines Appetites so lange hinausschieben müssen, bis ihm die eisernen Pforten, hinter welchen ihm jetzt auf eine noch näher zu bestimmende Zeitdauer Obdach, Speise und Trank, doch ohne eigene Wahl, verabreicht wird, wieder erschlossen werden. — Die Huidstage haben, entgegen den Prophezeiungen Falb's, der bekanntlich zunächst „Kühle" voraussagte, hochsommer liche Hitze und drückende Schwüle gebracht. Bei dieser abnorm hohen Temperatur ist eine gewissenhafte Diät anzuempfehlen und vor allzu vielem Wasser- und Obstgenuß zu warnen. Die Desinfektion der Abortgruben — besonders wo solche im Hause liegen — ist sehr nothwendig. Größte Vorsicht ist bei der Trockenheit in dem Umgänge mit Feuer zu ge brauchen, und wer HauSthiere hält, sehe darauf, daß dieselben, besonders auch di« Kettenhunde, immer reichlich mit frischem Wasser versehen werden. — Die an der Linie Mügeln b. O.-Nerchau-Trebsen gelegene Haltestelle Glossen wird von jetzt ab zur Unter scheidung von dem an der am 1. August d. I. dem Betri.be zu übergebenden Linie Löbau—Weißenberg gelegenen gleich namigen Haltepunkte Glossen bei öbau die nähere Bezeichnung , Glofien bei Oschatz führen. — Prinz Max von Sachsen, K. H, dessen Eintritt ins f Priesterseminar zu Eichstädt seiner Zeit so großes Aussehen erregte, empfing am Donnerstag, wie der „Würzburger General-Anzeiger" mittheilt, durch den Bischof von Eichstätt die Weihe des Subriakonals und gestern die als Diakon. Zu dieser Feier wurde auch Prinz Georg, der Vater, und Prinzessin Mathilde, die Schwester des Prinzen, in Eichstätt erwartet. — Der sogenannte „spanische Schwindel", der schon recht alt und oft besprochen ist, scheint augenblicklich wieder ein mal in voller Blüthe zu stehen. Von Barcelona her er halten wieder zahlreiche Personen Briefe, in denen der frühere spanische Hauptmann und Zahlmeister und jetzige politische Staatsgefangene Leute sucht, die ihm die Hand bieten wollen, den Kriegsschatz — diesmal sind es 600000 Fr. in Bank roten — zu heben. Die Briefe sind Arturo de Guzman unterschrieben. Daß der Schwindel im Großen betrieben wird, zeigen die Briefe deutlich; der Text läßt an ver schiedenen Stellen eine Lücke sr«, in die nachträglich mit anderer Tinte der Name der Stadt, in deren Nähe der Schatz vergraben sein soll, eingesügt ist. Neuerdings scheint man es besonders auf die Gastwirthe abgesehen zu haben. Man hat, wie erinnerlich sein wird, für den Schwindel auch schon „Gläubige" in Riesa gesucht und es sei deshalb hiermit erneut vor der Gaunerei gewarnt. — Ueber Ernte und Saatenstand in Sachsen berichtet die „Sächs.Lanbw. Zeitschr.": Die Witterung in der Berichts zeit — 15. Juni bis 15. Juli — war wie in der voraus gegangenen viel zu trocken; viele Bezirke haben wochenlang keine Niederschläge gehabt oder m so geringer Menge, daß sie kaum das Erdreich anfeuchteten; dagegen zählten die er sten Julitage zu den heißesten dieses Jahres und gesellten sich scharfe, austrocknende Winde dazu, die strichweise Feld und Früchte ausdörrten. Erst am 12. Juli und den fol genden Tagen stellte sich allenthalben ausgiebiger Regen ein. Dementsprechend ist der Stand sämmtlicher Feldfrüchte nicht so günstig wre vor vier Wochen, und sind die Aussichten auf das theilweis als günstig erhoffte Ernteergebniß sehr herab gemindert. Die Rogzenernte ist bis auf die Höhenbezirke des Erzgebirges und des Vogtland«« in vollem Gange. Schock zahl, wie erwartet, gcring, desto besser wird die Schüttung aussallen. Der Weizen zeigt bereits vereinzelt gelbe Stellen, hat aber im Großen und Ganzen noch guten Stand. Sehr geschadet hat die anhaltende Trockenheit den Sommerhalm- srüchien, in denen, besonders auf leichtem Boden, theilweis Nothreife eintral; auch die Hülsenfrüchte zeigen geringen Schotenansatz. Ebenso ist das Wachsthum der Kartoffeln, Futter- und Zuckerrüben, Kraut, Kohl sehr zurückgeblieben, jedoch ist ein nomineller Schaden bei diesen Früchten noch wenig sichtbar. Am meisten hatte aber der Nachwuchs auf Wiesen und Kleefeldern durch den Regenmangel zu leiden ; so reichlich der erste Schnitt auf denselben ausgefallen ist, so spärlich sieht es mit der zweiten Tracht aus und wird die Grummeternte wenig ergiebig aussallen. Wohl steht zu hoffen, daß die ausgiebigen Niederschläge in den letzten Tagen der Berichtszeit manches, besonders in den Sommerhalm- srüchten und den Knollengewächsen, wieder gut machen wer den, jedoch für manches Feld uno viele Wiesen und Klee felder kamen dieselben zu spät. Am wenigsten wurden einige Bezirke des Vogtlandes von der allgemeinen Trockenheit heimgesucht. Wenn für das Wachsthum sämmtlicher Früchte die Witterung der letzten Wochen wenig günstig war, kam sie destomehr der Heuernte zu statten, deren reicher Segen, wie solcher in manchen Bezirken seit vielen Jahren nicht eingeheimst worden ist, bestens geborgen werden konnte. Das Ergebniß derselben ist bei 54 Angaben zwischen 50 und 150 Ctr., im Durchschnitt 75,7 Ctr. auf den Hektar gegenüber 61 Ctr. im vorigen Jahre. Ueber das Ernteergebniß des Raps liegen erst wenige Angaben vor; dasselbe bewegt sich zwischen 20 und 50 Ctr., im Durchschnitt der 10 Angaben 36., Ctr. auf den Hektar, immerhin ein günstiges Ergebniß, nahezu 100°/, einer Mittelernte. — Auch in diesem Jahre sind die Fluren bis jetzt von Hagelwettern verschont geblreben, nur in der Schwarzenberger Gegend ist Ende Juni und in der Annaberger Gegend am 4. Juli ein ziemlicher Hagel schlag gefallen, welcher strichweise Schaden verursacht hat. — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht die im Statistischen