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Riesaer I Tageblatt Mittwoch, S. Juni I8SS, Menns. und Anzeiger Meblatt sud Aqeigch. rclegnunm-Mreffe m UL K Aernsprechstellr .Lageblatt", Riesn. V H' U- H' Nr. 20. der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadiraths zu Mesa. 48. Jahr«. »u» «esaer Lageblatt erscheiut jed« Tu, «end» «U AuNnch«. der Sonn- und Fefttugr. ««MMUch« v«»»Mr«i» bet «bhetnug tu dru «zpMUww» in «ich» uud Stnhla. den Aud^beHr»«, iwoie a« Schauer der dül«l. PostmchaU« 1 Mar» 2» Ps„ durch di, Lrilg« frei in» Hau» I Mar! VO Ps., durch dm BrWrtig« stet tu» Hw» 1 ««» « Pf. «u^igmchkouchuw M di« Rum»« de» Audgubetage« bi« vonutUog v llhr ohne Gewichr. Druck «ch ««!», Lung« ck ««»»,,N» In >,«§» — «eschäftsswü«: »»nntn»,«»« i» - Mir bw Mbuetim »«rttworwch. d«r» Schmidt t> «tefn. 11 4 «» 1 »1 S» 11 t«r das „Riesaer Tageblatt" erbitten uns spätestens bis Pt 11 A 1 A Bormittags S Uhr des jeweiligen Ausgabetages. Die Geschäftsstelle. Im Hotel zum „Kronprinz" hier sollen Montag, den 10. Juni 1895, von Vorm. 9 Uhr an, 92 rn Bettinlett, 81 m Leinewand, 151 m Handtuchleinewand, 2 Dutzend weiße Hand- und 4 Dutzend Wischtücher, eine Anzahl Barchent- und wollne Hemden, Unterjacken, Unterhosen, Badehosen, 115 Päckchen Garn, Manschetten, Tücher, Schürzen, Röcke, Jacken, Strümpfe, 40 P. Arbeitslosen, 20 Kinderanzüge, 20 Westen, 18 P. Sommerhoseu u. A. m. gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert werden. Riesa, 4. Juni 1895. Der Ger.-Vollz. des Kgl. Amtsger. Sekr Eidam. * Gustav - Adolf - Berel«. Der Grossenhainer Zweigverein der evangelische« Gustav-Adolf, Stiftung feiert, so Gott will, sein Jahresfest am 1. Sonntage nach Trinitatis, den IS. Juni, in Gröditz durch einen AestgotteSdienst Nachmittags 3 Uhr in der dasigen Kirche, für welche Herr Pfarrer Hühn-Lenz die Predigt übernommen hat, und durch eine Rathversammlung. In der letzteren wird Herr Rechtsanwalt Kretzschmar- Großenhain den Bericht erstatten. Alle Mitglieder, Gönner und Freunde des Gustav - Adolf - Vereins werden hiermit zur Theilnahme herzlich eingeladen. An die Herren Geistlichen der Ephorie ergeht zugleich die Bitte, soweit es noch nicht geschehen, nunmehr die jährliche Sammlung veranstalten und den Ertrag derselben bis Ende August an den Vereinscassirer, Herrn Bürgerschullehrer M. Löscke hier, Kronenstraße Nr. 537 6, einsenden zu wollen. Großenhain, den 4. Juni 1895. Der Zweigverein -er evangelischen Gustav-Adolf-Stiftung. . I). Harig, Vorsitzender. TaaeSgeschichte. Deutsche- Reich. Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe ist Montag Abend mit den Staatssecretären Dr. von Boetticher und Freiherr von Marschall, sowie dem Geh. Regierungsrath Günther nach Kiel abgereist, um von da an Bord des Amerikadampfers „Palatia" der Hamburg-Ameri kanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft eine Probefahrt durch den Nordostsee-Kanal zu unternehmen. Die „Palatia" ist 140 m lang und 16 m breit. Auf diesem Schiff, das an Länge die Schfffe der Brandenburg-Klasse um 24 rrz über trifft, wenngleich es an Breite hinter ihnen erheblich zurück stehl und das zu den mächtigsten Schiffen der deutschen Handelsmarine gehört, befinden sich auch die Kapitäne der meisten Schiffe, die den Kanal bei dessen Einweihung im Gefolge der Kaiserjacht durchfahren sollen. 329 Reichstagsabgeordnete haben ihre Theilnahme an der bevorstehenden Nord- Ostsee-Kanalfeier angemeldet, das will sagen, abgesehen von den gegenwärtig erledigten Man daten und von den durch andere Kränklichkeit oder Gebrech lichkeit verhinderten Abgeordneten, alle Mitglieder des Reichs- tages mit Ausnahme der gesammren socialdemokratischen Fraktion. Diese hatte zur Zeit geschlossen für alle mit dem Bau des Nord- Ostsee-Kanals zusammenhängenden Forderungen gestimmt. Ihr Fernbleiben von der Eröffnungsfeier trägt also, genau wie das Sitzenbleiben der Liebknecht und Genossen beim Hoch auf dem Kaiser, ein antimonarchisches Gepräge. Aus Posen wird berichtet: Auf ein von 40000 Familien vätern unterschriebenes, an den Kultusminister gerichtetes Gesuch, daß der Religions-Unterricht in den zweisprachigen Volksschulen Westpreußens auf allen Stufen in polnischer Sprache ertheilt werde, hat der Minister erwiedert, er ver möge diesen Antrag nicht zu berücksichtigen, weil die polnischen Kinder auf den höheren Stufen der erwähnten Schulen be- sähigt seien, an dem in deutscher Sprache ertheilten Religions unterricht mit vollem Verständniß theilzunehmen. Graf Caprivi, der zum ersten Mal seit seiner Entlassung einige Tage in Berlin verweilte und nun nach seinem neuen Wohnsitz in der Lausitz abgereist ist, ist, soviel man weiß, vom Kaiser nicht empfangen worden, hat auch sonst keine offiziellen Besuche gemacht. Er wird auch an den Festl chkeiten bei Er öffnung des Nord-Ostsee-Kanals nicht theilnehmen. Eine Einladung des Hamburger Senats hat er dankend abgelehnt. Ob er überhaupt eine Einladung nach Kiel erhalten hat, ist nicht bekannt. Entsprechend den Vorgängen, die sich bei seinem Rücktritt vollzogen haben, und wohl auch der eigenen Neigung folgend, hält sich, bemerkt die „Frkf. Ztg.', der General dem Hofe und dem politischen Leben fern. Die „Post" schreibt: „Die Einleitung der Anklage gegen Freiherrn v. Stumm-Havelberg wegen Herausforderung zum Zweikampfe unmittelbar nach Schluß des Reich-tags wider- > legt in drastischer Weise die in der demokratischen Presse hervorgehobene Behauptung, daß hier anscheinend mit un gleichem Maße gemessen werde, und bestätigt die Erklärung, durch welche Justizminister Schönstedt bei Berathung der Umsturzvorlage die bezüglichen Unterstellungen Herrn Bebels zurückwies. So richtig es Angesichts jener Behauptungen erscheint, sobald als möglich mit jener Anklage vorzugehen, so scheint uns der Zeitpunkt dazu doch noch nicht gekommen, denn Freiherr v. Stumm ist Mitglied des preußischen Herren hauses; eine Untersuchung gegen ihn kann daher nach Artikel 84 der preußischen Verfassung nur mit Genehmigung des Herrenhauses stattfinden; davon, daß diese Genehmigung nach gesucht und ertheilt sei, ist nichts bekannt." Bei dem diesjährigen Kaisermanöoer soll, nach der „Kreuzztg.", zum ersten Male die von der Reichsdruckerei eingerichtete Felddruckerei verwendet werden. Die dabei be schäftigten Mannschaften werden den Reservetruppen entnommen. Oesterreich. Die Antisemiten veröffentlichen bereits ihren Wahlaufruf für die Wiener Gemeinderathswahlen. Es heißt darin: „Mit ungeheueren Lügen und Verdächtigungen sucht man die Bevölkerung irre zu führen. Kollossale Summen « Geldes fließen aus Kassen des an den Wahlen interessirten Großkapitals, um unseren Gegnern zum Siege zu verhelfen. Auf Beamte und Lehrer sucht man durch Terrorismus zu wirken. Die Regierung wird in schamloser Weise aufgc- fordert, die Wahlgeschäfte der Liberalen bei den Beamten zu betreiben." Schließlich betont der Wahlaufruf die Einigkeit der deutsch-nationalen und christlich-socialen Antisemiten. Ferner veröffentlicht Lueger einen Aufruf an alle antisemitischen Männer und Frauen um Beiträge zur Bildung eines anti semitischen Wahlfonds. Italien. Großes Aufsehen erregt in Oberitalien ein auf den Abgeordneten Luigi Ferrari, den früheren Unter staatssekretär im Mmisterium des Auswärtigen, verübter Anschlag, der anscheinend auf politische Beweggründe zurück« zusühren ist. Als sich Ferrari Montag Nachts in Begleitung seines Freundes nach seiner Wohnung begab, wurden aus einer Gruppe heraus von einer Anzahl Leuten beleidigende Worte gegen ihn ausgestoßen. Ferrari näherte sich, es fand ein Wortwechsel statt, in dessen Verlauf aus der Mitte der Gruppe ein Schuß abgegeben wurde. Das Geschoß streifte Ferrari am Kinn, drang sodann in den Hals ein und ver ursachte eine tödtliche Verwundung. Es wurden zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Oftape«. Die Japaner sind auch bei ihren Unter nehmungen auf Formosa vom Kriegsglück begünstigt. Nach einer Meldung des „Remerschen Bureaus" aus Yokohama vom 3. d. M. sind, wie aus Formosa gemeldet wird, die japanischen Truppen am Mittwoch in der Nähe von Kilung gelandet. Es folg e ein heftiges Gefecht, in dem die Chinesen schwere Verluste erlitten. In Hongkong eingegangene Nach richten bestätigen, daß die Japaner Kilung erobert haben. Die Chinesen haben 300 Tobte verloren. — Aus Schanghai, 4. Juni wird gemeldet: Li-tsching-fang und Foster sind heute von Formosa hierher zurückgekehrt. Foster theilte mit, daß die formell- Uebergabe der Insel und des StaatSeigenthumS auf derselben am 2. Juni in Kilung vollzogen wurde, indem die betreffenden Dokumente mit dem von Jipan zum Gou verneur von Formosa ernannten Kayarama ausgetauscht wurden. OcrtlicheS m» SichfifcheS. Riesa, 5. Juni 1895. — Bei dem diesjährigen KönigSschießen hat sich Herr Kaufmann Max Ke Yser die KönigSwürde errungen und wurde derselbe gestern Abend in üblicher feierlicher Weise als Schützenkönig proklamirt. Zu seinen Ministern hat derselbe gewählt die Herren Kaufmann Göhl, A. Götschmann, Paul Hoffmann, C. F. Kuhnert, Richard Riedel, Restaura teur Siebert, Bruno Schneider und Hermann Schmidt. Heute Abend nach 9 Uhr findet der festliche Einzug des neuen Schützenkönigs und seines Ministeriums statt und werden dabei folgende Straßen passirt werden: Schützenstraße, Haupt, straße, Wetlinerstraße, Bahnhofstraße, Weststraße, Garten straße, Pausitzerstraße, Kastanienstraße, Schulstraße, Park, straße, Rundtheil, Elbstraße, Kaiser Wilhelm-Straße und Kastanienstraße bis zur Pausitzerstraße. — Heute Vormittag kam in tollem Lauf ein vor einen leichten Wagen gespanntes Pferd die Bahnhofstraße herein gesprengt. Der auf dem Wagen befindliche Geschirrführer konnte das rasende Thier trotz aller Bemühungen nicht zügeln, er wurde schließlich aus dem Wagen geworfen, ein Stück ge. schleift und auch überfahren, glücklicher Weise ohne verletzt zu werden. Das weiter rasende Geschirr rannte schließlich einen Handwagen um, auf dem sich verschiedene Viktualien befanden, die natürlich bunt durcheinander gewürfelt wurden, wobei sich „auf kaltem Wege" das beliebte Gericht „Eier auf Butter" aber noch mit verschiedener „Beilage" bildete. Das Geschirr wurde alsdann bald aufgehalten, ohne weiteres Unheil angerichtet zu haben. DaS Pferd hatte sich einige Verletzungen an den Beinen zugezogen. — Es wird vielfach darüber Klage geführt, daß Kinder, wie Erwachsene Getreidefelder und Wiesen betreten, um Blumen zu pflücken, wodurch den Besitzern oft nicht uner- hebliche Schäden entstehen. Ts sei deshalb wiederholt darauf hingewiesen, daß 8 368, Abs. 9 des ReichsstrasgesetzbucheS derartige UebertretungSfälle mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. bedroht, an deren Stelle im Unvermögensfalle entsprechende Haft tritt. — Bei der beginnenden Badesaison ist es immer wieder gut, sich die wichtigsten Baderegeln einmal wieder aufzu frischen. Merke daher: 1. Gehe langsam zur Badeanstalt, damit keine Erregung der Herzthätigkeit durch zu schnelles Gehen oder Laufen hervorgerusen wird. 2. Bist Du erhitzt oder erregt, so beruhige Dich erst vorher und kühle Dich ab, ehe Du Dich auskleidest. 3. Ist die Herzthätigkeit regel recht, so kleide Dich schnell aus, und begiev Dich ohne Zögern schnell ins Wasser. 4. Tauche gleich den ganzen Körper mit dem Kopf unter das Wasser, damit keine Kopfschmerzen her- vorgerufen werden. 5. Weile nicht länger als 10 bis 15 Minuten im Bade. 6. Trockne nach dem Verlassen des Bades zuerst die Gliedmaßen, dann den Rumpf, zuletzt den Kopf, und ziehe Dich schnell an. Versäume nicht nach dem Bad eine kleine erwärmende Promenade zu machen. Wer diese Regeln genau befolgt, wird vom Baden stets einen großen Segen für seine Gesundheit und nie Nachtheile ver spüren. — Nach der „Mittelsächs. Ztg." wurden an den drei Renntagen der Dresdner Sportwoche inSgrsammt 207960 Mark Totalisatorwetten abgeschlossen. — Der Wasserstand der Elbe war den ganzen Mai hindurch für die Schiffahrt so günstig, daß die Fahrzeuge stets voll beladen werden konnten. Daher gingen hier öfters Kähne vorüber, die in Böhmen 8000 bis 10000 Centner Braunkohlen geladen hatten, manche waren sogar mit mehr al» 12000 Centner, einige mit 14 000 Centner Kohlen oder auch Krystallzucker befrachtet, ja ein nach Magdeburg be stimmte« Fahrzeug hatte nicht weniger als 868000 kz Braunkohlen ausgenommen. Gleich zu Anfänge des Monat« war der Wasserspiegel, nachdem es in der letzten Märzwoche stark gerechnet hatte, recht beträchtlich; am Dresdner Pegel