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Nachdruck verboten. Ein merkwürdiger Handelsartikel Aon Rudolf Neiger tÄibt eS wohl etwas Unbedeutenderes und Werth loseres als ein Menschenhaar? Doch auch in diesem Falle Machen viele Wenig ein Viel, und so ist aus diesen win digen Gebilden der Oberhaut ein gar nicht unbedeutender Handelsartikel geworden — wohl der einzige, den der menschliche Körper liefert. In Paris allein soll sich der jährliche Gesammtumsatz in Menschenhaarep auf nicht weniger als fünf Millionen Franken belaufen. Es lohnt daher, wohl der Mühe, diese seltsame Industrie einmal etwas näher zu betrachten. Schönes und volles Haar hat von jeher und überall für eine hervorragende Körperzierde gegolten; es ist des wegen immer mit mehr oder weniger Kunst und Ge schmack geordnet und gepflegt worden. Nun ist aber die Lebensdauer unserer Haare durchaus keine unbegrenzte, sondern währt nur zwei bis vier Jahre. Der tägliche Verlust an Kopfhaaren, deren Gesammt- zahl gegen 80,000 betragen soll, wird auf 13 bis 70 Stück veranschlagt, kann sich aber bis auf 200 Stück und mehr steigen. Unter normalen Verhältnissen wachsen die von selbst ausgefallenen Kopfhaare wieder nach, und das selbe geschieht bei Haarverlnstcn nach gewissen Krank heiten, wohingegen bei .mnlhaster Anlage zur Kahlköpfig keit der fatale „Mondschein" sich einstellt und rasch nm sich greift. Ohne Frage ist nun Kahl'Lpjigkeit nicht schön und außerdem sehr unbequem; es ließe sich daher der Ge brauch falscher Haare zur Verdeckung jenes Fehlers, der bei Frauen übrigens viel seltener ist wie bei Männern, dadurch ganz natürlich erklären. Es scheint aber nicht dieses Bedürsniß, sondern eine Modelaune gewesen zu sein, die zuerst die holde Weiblichkeit veranlaßt hat, sich mit fremden Federn, d,, h. in diesem Falle: Haaren zu schmücken. , Julius. Caesar Ong noch einen Lorbeerkranz, um seine Glatze zu verbergen, als aber der Haarputz der Frauen seit der Augusteischen Zeit ebenso extravagant wurde, wie viele Jahrhunderte später in Frankreich unter Marie Antoinette, da mußte man natürlich falsches Haar zur Herstellung jener thurmhohcn Frisuren zu Hilfe nehmen. Von den Damen der kaiserlichen Familien scheinen beson ders die uus dem Hanse des Heliogabalus sich der Per rücken bedient zu haben; auch in Gräbern hat man solche gefunden. Aus mittelalterlicher Zeit wird gleichfalls über den Gebrauch von falschen Zöpfen seitens der Frauen berichtet, aber durch die unter Ludwig XIV. eingeführte Perrücke ward auch für die Männerwelt der Gebrauch falscher Haare allgemein, so daß sich der Bedarf an solchen ganz enorm steigerte. In neuerer Zeit war es dann die Kaiserin Engeuie, die als Beherrscherin der Mode für ganz Europa die massenhafte Verwendung der ekelhaften Chignous und falschen Zopfe ausbrachte, bis gegen Mitte der siebziger Jahre eine namentlich von England aus gehende Reaktion wieder einfachere und natürlichere Damenfrisuren einsührte, wodurch der Consum falscher Haare erheblich gesunken ist. Nach wie vor aber ist der Handel mit Menschen haaren ein sehr beträchtlicher. In erster Linie dienen sie natürlich dazu, kahl gewordene Köpfe zu bedecken oder eine täuschende Ueppigkeit des Haarwuchses vorzuspiegeln, außerdem aber auch zur Darstellung von sogen. Haar arbeiten. Es sind das zum Theil Flechtarbeiten, theils werden die Haare ansgellebt, um Landschaften, Medaillons n. dgl. Herzlistellen. Solche Arbeiten, die in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts lange beliebt waren, heißen Haarmosaik oder Haarmalerei; wenn man auf Seide ar beitet, auch wohl Haarstickerei. Zu dergleichen Arbeiten benutzt man gewöhnlich Haare von Verstorbenen, die für Perrücken u. s. w. ungeeignet sind. Man liest wohl hier und da die Angabe, daß die Chignons und falschen Zöpse vorwiegend von Leichen herrührten, doch trifft das nur ganz ausnahmsweise zu. Jeder Friseur wird es ja bestätigen, daß das Todtenhaar durchaus jener Elastizität und Weichheit entbehrt, die für die. Herstellung künstlicher Locken, Haartouren und Per rücken ganz unerläßlich ist. Das im Handel befindliche Menschenhaar ist im Allgemeinen nur von den Kopsen Einen Distanzritt -n« «ltretchskansler haben vier Offiziere des in Militsch (Gchlefien) garntsoniren- oen Ulanen-RegimentS unternommen «nd sind am Mittwoch Nachmittag S Uhr in Friedrichsruh eingetroffen. Die Reiter, ein Rittmeister, ein Premierlirutenaat und zwei Gekonde- lieutenantS, die auf ihrer Tour auch Berlin passirten, habe» die etwa achtzig Meilen betragende Strecke in 4'/, Tagen zurückgelegt. Theilweise war der Wea so schlecht, daß die Herren absteigen und ihre Pferde am Zügel führen mußten, j Am Donnerstag Mittag 12 Uhr wurden die vier Offizier« vom F irsten Bismarck empfangen und zum Diner ringe- , laden. Der Fürst erkundigte sich eingehend nach dem Er ¬ lebender Personen abgeschnitk die sich des Geldes wegen dessen berauben lassen. Das längste Haar wird auch am besten bezahlt, weshalb Frauenhaare die gesuchteste» sind. ! Es hat in. Allgemeinen eine Länge von tVd^eutimeter, steigt über auch wohl bis aufs Doppelte und mehr. Mehr als ein viertel Kilogramm hat eiu Mensch selten auf dem Haupte; es müssen also, wenn in Frankreich allein jähr lich 130,000 Kilogramm verarbeitet werden, zahllose Köpfe geschoren werden, um dieser Industrie das erforderliche Material zu liefern. Außerdem werden freilich auch die ansgekämmten und weggeworfenen Haare gesammelt und verwendet. Wie Privat d'Anglemont berichtet, haben die Pariser Lumpensammler in ihren schmutzigen Säcken immer kleine Bündel Papierpackete mit solchen Residuen der Toilette von Paris. Die Bürgermädcheu ziehen die ausgehenden Haare vom Kämm, wickeln sie in Papier und werfen sie in den Straßcnkehricht. Die Dienstmädchen in den höch sten Stockwerken werfen die Haare einfach aus dem Fen ster; sie fallen auf die Strane oder in die Rinnsteine, wo der Lumpensammler sie ebenfalls entdeckt. Aus diesem häßlichen Abfall entstehen aber die üppigsten Flechten und die elegantesten Toupets. Mau verkauft ihn zu 5—6 Franken das Kilogramm, und es gibt besondere Lumpen sammler für den Ankauf, die ihre Waare wiederum an die kleinen Haarhändler abgeben, welche sie bearbeiten und dann an die Engroshändler verkaufen. Bon diesen gelangen sie theils an die Pariser Perrückenmacher, Coif feure, theils iu die Provinz und in das Ausland. Frankreich hat aber auch einen sehr bedeutenden Haarimport, für den es, da die englischen und deutschen Zöpfe so ziemlich im Jnlande bleiben, für Blonöhaar auf Dänemark und Schweden, sowie auf Italien, Spanien und China für dunkle Haare angewiesen ist. Marseille ist der große Zwischeuplatz für die Haareinfuhr; die größte Menge der seltsamen Waare kommt aus Italien, zumal aus Sicilien, Neapel und der römischen Kampagna dort hin. Ein bescheidener Theil stammt aus Spanien und den französischen Provinzen. Beträchtliche Mengen kommen auch aus Indien und China, doch ist das chinesische Haar bei weitem nicht so fein und leicht wie das europäische, dabei hart und spröde und bringt daher nur lO bis 12 Frauken für das Kilogramm. Theurer sind die franzö sischen Haare, wenn sie nicht braun sind, in welchem Falle sie den chinesischen fast gleich stehen.' Die blonden werden bereits sehr gut bezahlt, aber die weißen stehen am höch sten ini Preise. Eine daraus gefertigte Perrücke kommt je nach Qualität des Haares und der künstlerischen Aus stattung auf 2dO bis 1000 Franken zu stehen. Vielfach verkauft man auch in Frankreich das Haar, welches den jungen Mädchen, die den Schleier nehmen, in den Klöstern bei Ablegung der Gelübde abgeschnitten wird. Vor einiger Zeil wurden in einem Kloster der Haute-Garonne 800 Pfund Haare verkauft, die über 30,000 Franken cinbrachten, welche zu wohlihätigen Zwecken verwendet wurden. Die meisten Haare in Frankreich selbst liefern die Bretagne und Auvergne; ein berühmter Haarmarkt ist auch zu Morlans, einer kleinen Ortschaft im französischen Departement Niederpyrcnüen, der jeden Freitag abgehalten wird. In der Hauptstraße sammeln sich jedesmal die Händler mit einer am Gürtel durch eitlen Lederriemen befestigten großen Scheere und gehen aus und nieder. Die jungen Mädchen, welche Geld brauchen und zu dem Zweck ihr Haar opfern wollen, stellen sich gewöhnlich paarweise vor die Hausthüren. Sie werden von den Händlern an gesprochen und müssen ihre Flechten anflösen, worauf jene zebntß des DistanzrttteS und de« Befinden der Pferde, welche fich sehr gut gehalten habe« «ad auch nicht besonders er mattet auSsahea. Nachdem die Offiziere sich vom Fürsten verabschiedet, bestiegen sie ihre Pferde und ritten über Berge- dorf nach Hamburg. Bon Hamburg fuhren die Herren per Bahn wieder nach ihrer Garnison zurück. Scheußliche Rohheit. Der Fleischermstr. Gohmert aus Gurkow bei Lai dsberg a. W., der in den Ställen der Landleute dem Vieh tiefe Einschnitte in die Zunge beizubringen pflegte, damit die Besitzer ihm die betreffenden Stücke billig verkaufen sollten, wurde von der Strafkammer wegen seiner Unthaten zu fünf Jahren Gefängniß verurtheilt. für einen Haarzopf je nach Länge und Fülle von 3 vw zu 20 Franken bieten. Ist eine Einigung erzielt, so zahlt der Händler den bedungenen Preis, fitzt seine Scheere an den Nacken des Mädchens und schneidet den gekauften Zopf ab. Auch in der Normandie werden regelmäßige Haar märkte abgehalten, und früher gab in den abgelegenen E Bezirken wohl manches Landmädchen seine Zöpfe für ein . paar bunte Seidentücher oder ein hübsches Fichu dahin, ! während sie heute aber überall baareS Geld verlangen. Manche Schönen mit besonders üppigem Haarwuchs können sich drei oder vier Mal dar Haar abschneiden lassen, be vor sie heirathen. Es dauert durchschnittlich drei Jahre, bis es wieder eine genügende Länge hat, aber sie bringen auf diese Art doch ein kleines HeirathSgut zusammen. Andere lassen sich in dem einem Jahr hier, im nächsten dort eine Locke abschneiden, und können damit immerhin jedesmal 12 bis 20 Franken erzielen. Die Händler verkaufen ihre Ausbeute nun an die Friseure, die zunächst die Haare sorgfältig reinigen und sorliren. Sie werden hierauf mehrmals gekocht und ge waschen, über hölzerne Cylinder gerollt und der Sonne ausgesetzt. Das ganze Verfahren dauert monatelang, bis leicht zu verarbeitendes, sogenanntes präparirtes Haar erzielt ist. Bei alledem kommt es aber ost genug vor, daß Hautkrankheiten auf die Käufer und Träger dieser Waare übertragen werden. ' Vielfach werden diese „falschen Haare" (pootivd«») natürlich auch gefärbt. Man benutzt z. B. eine Lösung von kohlensaurem Kali und mit Sauerstoff geschwängertem Wasser, um eine blonde Farbe zu erzielen. Zur Erlang ung einer weißen Farbe wird das Haar zehn bis füns- zehnmal in ein Bad von sauerstoffreichem Wasser getaucht, dem man einige Tropfen Ammoniak zugesetzt hat. Um eine schwarze oder braune Farbe zu erhalten, benutzt man eine Mischung von Galläpfeln, Eisenvitriol und eine Ab kochung von Blauholz; von der Menge dieser Zuthaten hängt es ar-, ob das Haar schwarz oder braun gefärbt wird. In Deutschland sind Leipig, Frankfurt a. M., Fulda und Heilbronn die Haupthaarmärkte, auf denen jährlich durchschnittlich für eine Million Mark umgesetzt wird. Die Aufkäufer berücksichtigen in Oesterreich zumeist die armen Gebirgsdörfer in Kram, Kärnten, Steiermark und Oberösterreich; in Deutschland Schwaben, Thüringen, Westfalen und die Altmark. Für die vorhin erwähnte Präparirung des mensch lichen Haares bildet Berlin den Hauptplatz Deutschlands, und es werden zu dem Zwecke Haare fast aller Völker dorthin gebracht. Schweden liefert besonders die Hellen Farben, als die besten und feinsten gilt das Brabanter Haar und das aus der Normandie. Am wmigsten werth voll von den europäischen Haaren sind die südrussischen, weil sie hart, kurz und an der Spitze scheckig sind. Ueber- haupt zeigen sich ost überraschende Ünterschiede, so z. B. zwischen den mährischen und böhmischen Haaren; erstere zeichnen sich durch Feinheit, Sauberkeit und Fettgehalt aus, während letztere starr und röthlich sind, weil sich ihre Trägerinnen beim Frisiren der bloßen Wassers be- dienen. Dar Kilogramm deutscher Haare wird in Berlin mit etwa 80 Mark bezahlt; die gleiche Menge chinesischer, die massenhaft eingeführt werden, erzielt dagegen nur 6 Mark, weshalb man diese Waare auch nur zu billigen Qualitäten verwendet. 2 schön möbl. Zimmer mit Balkon per t. April zu vermiethen. * Näheres ('nt'ö s Logis. V ckLine Unterstütze mit Küche, 2 Nam ».'Ul AA' u. Zubeh, ist vom 1. April zu vermi.then und 1. Juli zu beziehen Kaftanienstr. 30. Wohnung, passend für Offiziere, ist zum 1. April möblirt oder unmöblirt zu vermiethen. * Näheres llaiser-Nildelm-PIatr blr. 2. ck^in starkes, kräftiges Alückotzon, wenn UM möglich vom Lande, wird zum 1. oder IS. April in Dienst gesucht. Zu erfragen in der Expedition d. Blattes. « Eine Beimagv sucht zum sofortigen Antritt Sutsbes. Üaaisvd, Mergendorf. Die alleinigen Hauptvertreter l Mntvr L kvieliovv, kivsa a. 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