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kkfllkP ««d A«r»ts»r Wetlßlt «ch Lyrisch. Lrlegraumt-U-rest, ,L«ß«bl«tt*, Ries«. AmtsötaLt bAM^Tßch^ERG «r. » -er Königl. Amtshauptmannfchast Großenhain, des König!. Amtsgerichts unddes StadtrathS zu Rief«. 44. Donnerstag, ZI. Februar 18SS, Abends. 48. Jahr-. —> , - - .> - ch» Da» Mrsaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher vqngSdert» bei Abholung tn den Lkpebttian« in Riesa und Strehla, -« MG-SHMU saeoi, am Schalter der taijerl. Postanstalten I Mart 25 Ps., durch di» Träger srei in» Hau« 1 Mart 50 Ps., durch den Briefträger frei tu» Hau» 1 M«r Ai Pf. Angeigin AnnnhW, p» HA de» Ausgabetage« bi« vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Lauger A Winterlich t» Rlefa. — GeschäsMellr: «astanieustraha 59. — Für dA «edaett» »mmtwortllch: O«««. Gchmth» t> »KI«. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 21. Februar 1895. —7, In der öffentlichen Sitzung de» Stadt verordnetenkollegiums am Dienstag Abend 6 Uhr waren anwesend 13 Mitglieder und zwar die Herren H. Barth, Barthel, Berg, Braune, Donath, Hammitzsch, Heldner, Nitzsche, Pietschmann, Richter, Schütze, Thalheim und Thost. Entschuldigt waren auSgeblieben die Herren O. Barth, Förster, Fritzsche, Ov. Mende und Starke. Als Rath«deputirte wohnten der Sitzung bei die Herren Stadträthe Schwarzen berg und Hynek. Unter Leitung des Vorsitzenden de» Kolle giums, Herrn Rendant Thost, gelangte in dieser Sitzung Nachfolgende» zur Berathung und resp. Beschlußfassung: 1. Der Herr Vorsitzende bemerkt, daß noch einige HauS- haltpläne aus das Jahr 1895 in denjenigen Positionen, die bts dato vom Kollegium in früheren Sitzungen noch nicht ge nehmigt sind, dieser Genehmigung bedürfen und trägt zunächst zu diesem Zwecke s. den Haushaltplan der Sparkasse vor. Da» Gehalt des Hilfsexpedienten Meinicke ist hier mit 1050 Mk., statt wie bisher mit 900 Mk., angesetzt. Nach nur kurzer, zu stimmender Debatte wurde diese Gehaltserhöhung bewilligt. Pos. U. dieses Haushaltplanes: Schreibmaterial, Buchbinder- und Buchdruckerarbeiten rc. enthält ein Mehr von 650 Mk. Aus dem Haushaltplane selbst ist nicht zu ersehen, ob au« diesen Mitteln die Bestreitung der vom Stadtrathe beabsichtigten Beschaffung von 6000 Stück neuen Einlagebüchern erfolgen soll. Das Kollegium genehmigte die Einstellung diese« Mehr betrags unter dieser Voraussetzung. Stadto. Hammitzsch wünschte hierbei die Bertheilung der Buchdruckarberten unter beide hiesige Druckereien. Stadtraih Schwarzenberg glaubt konftatiren zu können, daß dies besonders in letzterer Zeit überhaupt geschehen. Hieraus genehmigte das Kollegium diesen Haushaltplan einstimmig, d., den Haushaltplan der Stadt- Hauptkasse. Im Conto 19 desselben: „Aichaml" sind für den Aichgchilfen Bieligk 650 Mk., statt wie bisher 550 Mk., Arbeitslöhne eingestellt. Der Herr Vorsitzende theilte mir, baß er zu diesem Punkte die Mittheilung der einschlagend«« Rarhsakien beantragt habe, um hieraus die Begründung dieser Erhöhung erkennen zu können, daß diese Aktrnmittheilung aber rarhsseilig abgclehnr worden sei und ersucht nun da» Kollegium, über Verwilligung dieser Mehreinstellung zu beschließen. Stadtrath Schwarzenberg bemerkte, daß die Einstellunzssumme in den letzten Jahren wegen der ver mehrten Arbeiten nie ausgereicht habe und de-ha.b eine Summe eingestellt sei, die hoffentlich auSreich:n werde. Vor sitzender Thost erkennt die Verweigerung der betreffenden Akten unter Bezeichnung derselben gerade als solcher, in welche Einsicht zu nehmen Las Kollegium berechtigt ist, als ungerechtfertigt. Die höhere Einstellung der bezeichneten Arbeitslöhne sei um so auffallender, als die Deckungsmittel hierzu nicht höher seien, als im voriährizen Haushaltplane. Das Kollegium beanstandet hierauf die Einstellung de« Mehr betrags von 100 Mk. Conto 23: „Gasanstalt'. Die ange- stellle Probe mit der GaSglühlichtl rlerne an der Ecke der Haupt» und Pausitzerstraße, die sich vorzüglich bewährt, hat den Stadtraih veranlaßt, weitere Versuche mir GaSglühlicht- latermn, besonders wegen deren bedeutend minderen Ga«- koi sums, anzunellen und zwar beabsichtigt derselbe 5 Stück dergleichen an den lebhaftesten Ecken der Stadt dahin aus zurüsten. Zu diesem Zwecke ist eine Summe von 200 Mk. rn den Haushaltplan eingestellt. Nach kurzer Debatte, i« welcher nuhrseitig das Gasglühlicht als ein besseres, als das gcwöhnlrche Glaslicht, der Minderverbrauch an Gas aber jedoch nach gemachten Erfahrungen in Zweifel gestellt wird, genehmigt man d e Einstellung dieser 200 Mk. einstimmig. Weiter beab sichtigt der Sladtralh, für den Kandelaber auf dem Albertplatze einen Brenner mit dreifachem Strumpf für Gasglühlicht zu be schaffen u. hat hierzu 50 Mk. in den Haushaliplan eingestellt. Sladtv. Pietschmann hält die jetzige Beleuchtung des Albert- Platzes für ausreichend, wünscht aber andernfalls Aufstellung von je einem Kandelaber an den vier Ecken des Platzes. Stadtv. H. Barth ist der Meinung, daß die Errichtung eines Elek trizitätswerke« nur noch eine Frage der Zeit sei und es schon aus diesem Grunde bei Verwendung des bestehenden großen Kandelabers sein Bewenden haben möge. Gegen die Stimmen der Stadtv. Pietschmann und Hammitzsch wurde hierauf die Einstellung der 50 Mk. zu dem bezeichneten Zwecke genehmigt. Nach vollständiger Durchberathung dreses Haushaltplanes und Genhmigung desselben trug der Herr Vorsitzende vor, daß nach den nunmehr aufgestellten sämmtlichen Haushaltplänen für das Jahr 1895 «n Anlagen zu überweisen sind der Stadthauptkasse 23 600 Mk., der Armenkasse 5180 Mk., der Schulkasse 65600 Mk., der Kirchenkasse 5747 Mk. 5 Pf., so daß inSgesammt 100127 Mk. 5 -f. Anlagen erforderlich werden. Nach den Einschätzungsergebnissen werden an An lagen bei einfachem Steuersatz« nach der neuen Skala, die übrigens eine bedeutende Abweichung von der bisherigen nicht aufweist, etwas über 100000 Mk. eingebracht werden, so daß voraussichtlich der einfache Steuersatz zur Deckung des Bedarfs ausreichen wird. Der Finanzausschuß hat deshalb beim Stadtrath beantragt, diesen einfachen Steuersatz für da« Jahr 1895 in Anwendung zu bringen. Weiter bean- tragte der Finanzausschuß wiederholt beim Stadtraih die Einholung der Genehmigung der Regierungsbehörde zur Verwendung der Hälfte der jährlichen Sparkassenreingewinne für städtische Zwecke vom Jahre 1890 an, umsomehr, als die fraglichen seit 1890 zinsbar angelegten halben Reinge winne die Summe von 163320 Mk. erreicht haben. Colle- gium stimmte dem zu. 2. Tie Krankenpflegerin des städtischen Krankenhauses hat dem Stadtrathe ihre Pflegerdienste zum 1. April cr. auf gekündigt. Herr Bürgermeister Klötzer hat sich hierauf an das Direktorium de« Albertvereins in Dresden gewandt und um Uebrrlassung einer Albertinerin aus dem dortigen Carola- Hause gebeten mit der Begründung, daß, du die Albertinerinnen nur an solche Orte abgegeben werden, in welchem ein Zweig verein des Albertvereins existirt, ein solcher Verein in Riesa i«S Leben gerufen sei und fruchtbringend gedeihe. Das Direktorium des Albertvereins hat darauf zurückgeantwortet, daß es bedacht sein werde, dem Smdtrathe bis zum 31. März cr. eine Albertinerin überweisen zu können und die Bedingungen dieser Uederweisung mitgetheilt. Der Rath hat sich mit Uebernahme einer Albertinerin einverstanden erklärt und das Kollegium schloß sich diesem Rathsbeschlusse, da die jährlichen Mehrkosten gegen bisher nur 42 Mk. 75 Ps. betragen, nach kurzer Debatte einstimmig an. 3. Aus der Mitte des Kollegiums entsteht die Frage nach dem Zeitpunkte des Aushörens -er Landrenten. Stadtv. Heldner beantwortete dieselbe dahin, daß am 31. Dezember 1894 in Riesa die ersten Landrenten erloschen seien. Es käme ganz darauf an, zu welcher Zeit dieselben aufgelegt seien. Im Ganzen laufen dieselben 217 Vierteljahre. — Weiter wurde aus der Mitte des Kollegiums Klage darüber geführt, daß die Straßen vom Albertplatze bis nach dem Bahnhof seitens der Slraßenbahngcsellschafl zum Zwecke der Entfernung des Schnee's so furchtbar stark mir Salz bestreut seien. Dte von auswärts hier verkehrenden Geschirrführer beschwerten sich bitter über so schlechtes Fortkommen. «>tadt- rarh Hynek bemerkte darauf, daß der Wint r in diesem Jahre auSnahmsweis ungünstig sei, daß jedoch di: Straßenbahnge- sellschaft den Fall bereits in Erwägung gezogen habe. — Hieraus nach Vorlesung und Vollziehung des Protokolls Schluß der Sitzung. — Den „Genossen" Riesa's ist ein arger Streich gespielt worden. Der Besitzer des Gasthofes „zum Stern", Herr Otto tzierselbst, bei welchem die Herren der rochen Inter nationale Unterkunft gesucht und eine Zeit lang gefunden, hat dem Treiben der Verkündiger des socmlistischen Zukunsts- staateS ein plötzliches Ende bereitet, indem er trotz mehrfachen Vorsteüigwerdens seitens der Herren Führer der socialistischen Partei, dte jetzt nacheinander zwei Versammlungen abzuhaltcn gedachten, es abgelehnt hat, seine Locale diesem Zwecke weiter hin zur Verfügung zu stellen. Selbstverständlich erregte die Consequenz ihres bisherigen Wirthes, die zu zeigen von diesem seit Langem geplant war, ganz unerwartetes Aussehen. Die Nr. 22 des „Meißner Volksfreund" vom 19. Februar cr. bringt deshalb einen Aufruf an die „Genossen", welcher folgendermaßen lautet: „Achtung! Arbeiter, Parteigenossen von Riesa! Achtung! Der Wirth des Gasthofes „zum Stern" giebt sein Local zur Abhaltung von öffentlichen Versammlungen nicht mehr her. Arbeiter, Parteigenossen! E» bedeutet dies für uns so viel, al« wenn der Wirth auf den Besuch der Arbeiter verzichtet. Die Parteigenossen werden ihr Verhalten dar nach einzurichten haben. Die Vertrauensleute. Das Vorgehen des Herrn Otto findet anderseits An erkennung und es ist zu hoffen, daß der ihm etwa hierdurch erwachsende pecuniäre Nachtheil durch zahlreichen Besuch anderem Gäste mindestens aufgehoben wird. — Die Vereine „Maler gehilfen" und „Holzarbeiter", welche im Gasthof „zum Stern" ihre Vereinslocale hatten, haben dieselben in Folge des Vor gänge» ebenfalls freiwillig geräumt. — Die reitende Artillerie des sächsischen Armee corps wurde, wie mal dem „L. T." berichtet, auf kurfürstlichen Befehl am 1. Mai 1805 gegründet. Zum Stamm erhielt sie sämmtliche Oberofficiere und Unterofficiere und 55 Kanoniere aus dem Feldartilleriecorps, die übrigen etatsmäßigen 25 Kanoniere und die zum Beritt dieser ganzen Mannschaft er forderlichen Pferde aber aus den CheveauxlegerS-Regimentern. Die noch fehlenden Personen, sowie die Trainknechte, wurden angeworben und die Geschützpferde neu angeschafft. Der Etat bestand aus einem Commandeur, Prennerlieutenant Georg Friedrich von Großmann, zwei SouSlieutenantS, Carl Moritz Birnbaum und Carl Heinrich Rouvroy, einem Stück junker und characterisirten Souslieutenant, Friedrich Gottlieb Probsthayn, emem Kanoniersergeanten, zwei Feuerwerkern, einem Fourier, einem Fel-scheer, sechs Corpora!-, zwei Trom petern, 20 Oberkanoniers und 60 Unterkanoniers. Beirü Train waren ein Wagenbauer, 24 Knechte zu 48 Geschütz pferden. und zwei Knechte zu vier Reseroepferden. Als Hand werker gehörten zur reitenden Batterie ein Schmiedemeister, ein Schmiedegeselle, ein Sattlermeister und ein Wagnermeister. — Pachtfrei werden die Bahnhofsrestaurationen zu Colbitz am 16. Mai, Affalter am 1. Juni, Bienenmühle rrnd Chemnitz am 1. Juli 1895. Ebenso ist die im neuen Bahnhofsgebäude zu Wilkau vorgesehene Restauration nebst zugehöriger Wohnung vom Tage der vorläufig für Monat Mai oder Juni 1895 in Aussicht genommenen Eröffnung ab zu verpachten. Die Verpachtung der vorgenannten fünf Restaurationen erfolgt bis zum 30. Juni 1901 unter den auf den Bahnhöfen einzusehenden allgemeinen Verpachtungs bedingungen. Pachtgebote sind bis zum 12. März 1895 an die Kgl. Generaldirection der Sachs. Staatsbahnen in Dresden einzusenden. — Vor dem unverhältnißmäßig starken Zudranze zum Kaufmannsstande, schreibt der „Konf.", sollte öffentlich ge- warnt werden. Das Bestreben vieler Eltern, ihren Kindern möglichst eine bessere Lebensstellung zu verschaffen, als sie selbst einnehmen, wird von uns als vollständig berechtigt an erkannt. Da nun aber die Erlernung des kaufmännischen Berufs mit verhältnißmäßiz geringen Kosten verbunoen ist, so werden aus allen Bevölkerungsklassen die Söhne sehr häufig dem Kaufmannsstande zugeführt: aus den Kreisen der Fabrikbevölkerung und des Handwerks wie aus den Kreisen der Subalternbeamten wenden sich die Söhne massenhaft dem kaufmännischen Berufe zu. Es stehr deshalb die Zunahme der Mitglieder des Kaufmannsstandes in k-inem richtigen Verhältnisse zur Zunahme der Bevölkerung, und wenn auch in Folge des starken Andranges bei vielen jungen Kaufleuten die Hoffnungen nie erfüllt werden, die dieselben bei der Er wählung dieses BeruscS hegten, so nimmt die Zahl der kam- männischen Geschäfte doch immer noch rascher zu als die Gesammtbevölkcrung, und es wird der Wettbewerb im kauf männischen Berufe von Jahr zu Jahr größer und schärfer. — Wie aus Berlin berichtet wird, haben die zur Ein führung in der Armee in Aussicht genommenen Umlegekragen bei den Lrageproben den Erwartungen nicht entsprochen uns sich nicht als praktisch erwiesen. Dieselben dürften daher nicht zur Einführung gelangen; im Uebrigen werden die Ver suchstrageproben aber noch fortgesetzt. Strehla. Bei genügender Betheiligung beabsichtigt man bei der hiesigen Schule eine höhere Abtheilung (Sel- ceta) einzuführen. * Lommatzsch. Unter den Anstalten, welche sich die Aufgabe gestellt haben, konfirmirte junge Leute für die mittleren Beamtenlaufbahnen vorzubilden, nimmt die hiesige Beamten schule noch immer eine der ersten Stellen ein. Das Ver trauen, welches ihr bei ihrer Gründung (Ostern 1890) aller seits entgegengebracht worden ist, hat sich bis heute in vollem Umfange erhalten. Nachweislich sind bereit» 323 ihrer Zög linge nach bestandener Prüfung bei der Post und der Elsen- bahn uns 36 im städtischen Beamtendienste, bei GerichtSämtern u. s. w. angestellt worden. Diese Erfolge dürften für ihre vortrefflichen Einrichtungen und den ernsten Fleiß, mit dem sich Lehrer und Schüler ihrer Aufgabe widmen, da« teste Zeugniß sein. Die Anstalt ist der Aufsicht de« Hohen Königl.