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Riesaer G Tageblatt «nd Anreißer Mrtllül mV Lytisch. Tklegram«.»drefft AH HG» FL K F«»sprechftel« Rkrs«. IKg. «r. ». der König!. Amtshanptmannfchast Großenhain, des König!. Amtsgerichts «nd des Stadtraths z« Rief«. N 39 Freitag, IS Fevrnar 1895, MendS. 48. Fahr-. Das Miemri Lagebtan rrichemi ,cven Lag Abends in» Ausnadme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expedition« in Riesa Und Strehla, d« AusgMMMU sowie am Schairer der ran er! Poslanstalten 1 Mart 25 Pf., durch die Träger frei inS Haus I Mark 50 Pf-, durch den Briefträger frei in» Hau» 1 Mark Sk Hs. Anzrigrn-Annah»» für öde Mumme de- Ausgabetage« bi« Bormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riela. — Geschäftsstelle: Kattanienftraße KV. — Für die Redaktion verantwortlich: -er» Schmidt i» Mai«. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche aus den Namen August Wilhelm Horneman« eingetragene Grundstück, in welchem seither die Kunstgärtnerei betrieben worden ist, bestehend aus Wohn- und Scheunengebäude mit drei Gewächshäusern, Hofraum, Garten und Feld, Folium 24 des Grund buchs und 'Nr. 25 des Brandcatasters für Pahrenz, im Flurbuche mit Nr. 14 und 188 bezeichnet, nach letzterem 57,Ar groß und init 47,. g Steuereinheiten belegt, geschätzt auf 6900 Mark — Pf., soll an hiesiger Gerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und ist der 21. März 1895, Vormittags 1v Uhr als Anmeldetermin, ferner der 6. April 1895, Vormittags 10 Uhr als BersteigeruugStermin, sowie der 18. April 1895, Vormittags 10 Uhr als Termin zu Verkündung des BertheiluugSplanS anberaumt worden. Die Realberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen, spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres RangverhältniffeS kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts ein gesehen werden. Riesa, am 13. Februar 1895. Königliches Amtsgericht. * Ass. Reichest. Säuger G.-S. Auf Fol. 100 des Handelsregisters für den Bezirk deS unterzeichneten Amtsgerichts, die Firma C. A. Teurig in Grödel betr., ist heute verlautbart worden, daß diese Firma künftig C. F. Seurig Nachf. firmirt und deren Inhaber der Kaufmann Herr Emil Gustav Heinig in Grödel ist- Riesa, den 14. Februar 1895. Königl. Amtsgericht. Helduer. Br. Dreiprozentige Darlehen an sächsische Landwirthe und Gemeinden. Während man die Frage der Verbilligung des landwirth- schaftliche» Kredits angesichts der Nothlage der Landwirthschaft seit langer Zeit allerwärts diskutirt, bisher aber immer noch bei schönen Worten und guten Rathschlägen geblieben ist, hat man in unserem engeren Baterlande Sachsen auf diesem Ge biete bereits gehandelt. In aller Stille hat sich bei uns eine Maßregel vorbereitet, zu deren Ausführung in diesen Tagen geschritten wird: unser größtes heimisches landwirthschaftliches Kreditinstitut, der landwirthschaftliche Kreditverein im König reiche Sachsen, hat beschlossen, mit der Ausgabe 3 prozentiger Darlehen an landwirthschaftliche Grundbesitzer und demgemäß mit der Ausgabe 3prozentiger Pfandbriefe vorzugehen. Zum ersten Male werden den sächsischen landwirthschaftlichen Grund besitzern Zprozentige Pfandbriefdarleheu geboten. Wir können von unserem Standpunkte aus eine solche Maßnahme nur auf das freudigste begrüßen. Das Steigen der Kurse Zr/zprozen- tiger Staarspapicre und Pfandbriefe, die bereits seit geraumer Zeit über den Parikurs hinausgegangen sind, noch mehr aber die verhältnißmäßig größere Kurssteigerung 3prozentiger Werthe, deren Kurs nahe an 100 heranreicht, lassen einen Erfolg des geplanten Vorhabens durch unser heimathliches Institut, das bereits an 170 Millionen Mark Darlehen und darunter über 120 Millionen Mark zu nur 3'/z Prozent Zinsen außenstehen hat, mit Sicherheit voraus sehen. Es erscheint wirthschaftlich durchaus richtig, den überaus flüssigen Geldstand und den gegenwärtigen niedrigen Zinsfuß auszunutzen im Interesse ! desjenigen Berufszweiges, der unter der Noth der Zeiten am meisten zu leiden hat. Alle zur Hebung der Landwirthschaft in Vorschlag gebrachten Maßregeln laufen darauf hinaus, das gegenwärtige Mißverhältniß zwischen den Prodnktionskosten der landwirthschaftlichen Erzeugnisse und deren Verkaufspreisen zu beseitigen. Dies kann selbstverständlich nur geschehen entweder durch Erhöhung der Gerreidepreise oder durch Verminderung der Produktionskosten. Gelingt es, den Zinsfuß der auf dem landwirthschaftlichen Grundbesitz hastenden Hypotheken wesent lich zu ermäßigen, .so vermindern sich hierdurch zweifellos die Produktionskosten, und damit ist dann wenigstens ein praktischer Anfang auf der Bahn gemacht, deren Endziel die Erhaltung einer existenzfähigen Landwirthschaft ist. Von den für den Jahrcsschluß 1890 ermittelten gesummten Hypothekenschulden Sachsens an über drei Milliarden Mark werden ungefähr anderthalb Milliarden auf Landgrundstücken verhaftet sein. Eine halbe Milliarde wollen wir — hoch gerechnet — hiervon noch wegnehmen als solche Hypotheken, die auf Fabriken, Häusern, Baulichleiten re. außerhalb der Städte stehen. Von der dann verbleibenden einen Milliarde Mark Schulden auf rein land- wirthschastlichen Grundbesitz sind heute wenigstens noch 700 Millionen Mark zu 4 Prozent und darüber verzinslich. Ge länge es nur bei der Hälfte der letztbezeichneten Summe eine durchschnittliche Ermäßigung von 1 Prozent durchzuführen, so wären alljährlich im Interesse unserer heimischen Landwirth schaft 3'/, Millionen Mark — da- ist ungefähr der doppelte Betrag der gesammten alljährlich von landwirthschaftlichen Grund stücken auszubringenden Grundsteuer — erspart. Solche Zahlen reden eine beredte Sprache. Mit der Ausgabe 3prozentiger Pfandbriefe und der Gewährung 3prozentiger Darlehen an landwirthschaftliche Grundbesitzer ist eine Herabsetzung des Zins fußes der bisher ausgegebenen Pfandbriefe bez. eine Konvertirung derselben nicht beabsichtigt, vielmehr soll die Möglichkeit ge geben sein, neben den 3prozentigen Darlehen auch in Zukunft noch 3r/zprozentige Darlehen beim landwirthschaftlichen Kredit verein im Königreiche Sachsen zu entnehmen, während als Gegenwerth dieser letzteren Darlehen 3^prozentige Pfandbriefe auch fernerhin emittirt werden. Bei den 3prozentigen Darlehen wird naturgemäß der Darlehnsempfänger einen Kursverlust gegenwärtig noch erleiden müssen. Doch selbst angenommen, daß 3prozentige Pfandbriefe nur zu einen, Kurs von 94 Absatz fänden — wir sind über zeugt, daß diese Effekten insbesondere auch deshalb, weil die alljährlich geloosten Stücke zum Parikurs zur Einlösung ge langen, nicht weit hinter sächsischer Rente zurückstehen werden — würde dem Darlehnsnehmer das volle Hundert nur knapp 3»/z Prozent an Zinsen kosten. — Da der landwirthschaftliche Kreditverein in, Königreiche Sachsen neben der Gewährung von Darlehen an landwirthschaftliche Grundbesitzer auch das Kommunalanleihegeschäft betreibt, so wird er die den erste ren zuzufüyrenden Vortheile auch den sächsischen Gemeinden gewähren und künftig demgemäß auch 3prozentige Gemeinde darlehen geben. Nach den Einrichtungen des landwirthschaft lichen Kreditvereins sind die von demselben ausgegebenen Pfandbriefdarlehen des Vereins bei Erfüllung der übernom menen Verpflichtungen durch den Darlehnsnehmer seitens des Vereins überhaupt unkündbar, sodaß hierin für den Darlehns nehmer die Gewähr liegt, daß der jetzt gewährte Zinsfuß von nur 3 Prozent niemals, mögen die Zeiten kommen, wie sie wollen, wieder erhöht werden kann. Und noch eins erscheint werth, besonders hervorgehoben zu werden. Während die preußischen Landschaften in der Hauptsache nur dem Groß grundbesitz zu gute kommen, hat der landwirthschaftliche Credit- verein in, Königreiche Sachsen von seiner Entstehung an seine Thätigkeit in der Hauptsache im Interesse des Mittel- und Kleingrundbesitzes entwickelt. Die jetzt ausgeliehenen 170 Mill. Mark zerfallen in über 11 Tausend einzelne Darlehen! Auch der Landwirth, der nur wenige Acker sein Eigen nennt, kann die durch dieses Institut gebotenen Vortheile mitgenießen. Wir haben vor Monaten bereits mittheilen können, daß man diesem unserem sächsischen Institut von Seiten unseres großen Nachbarstaates solche Beachtung schenkte, daß man zum Studium seiner Einrichtungen einen Sachverständigen nach Dresden sandte. Wir konnten später hinzufügen, daß man zunächst in der Provinz Schlesien an's Werk gegangen ist, eine unserem landwirthschaftlichen Creditvereine ähnliche Vereinigung zu schaffen, die ihre Gejchäftsthätigkeit eröffnen soll, sobald 2000 Mitglieder ihr beigetreten sind. Ans den thüringischen Staaten mehren sich die Anträge, daß die Wirksamkeit des landwirth- schastlichen Creditvereins auch den dortigen Landwirthen zu gängig gemacht werde, und vor Kurzem erst gelangte man bei einer Berathung über die Beschlüsse der Creditkommission des Bundes der Landwirthe im landwirthschaftlichen Central verein für Anhalt zu der Erklärung, daß der landwirthschast- ' lichen Creditnoth nur durch Errichtung von Instituten nach dern Vorbilde des landwirthschaftlichen Creditvereins im König reich Sachsen durch ganz Deutschland radikal geholfen werden könnte. Freut es uns, die Thätigkeit unseres heimischen Creditvereins auch außerhalb der grün-weißen Grenzpfähle in dieser Weise anerkannt zu sehen, so gereicht es uns auch zur besonderen Genugthuung, daß es ein sächsisches Institut ist, das auf dem Wege der Verbilligung des landwirthschaft lichen Credits für Groß-, Mittel- und Kleingrundbesitz bahn brechend vorgeht und nach so vielen Worten von anderer Seite frisch zur That schreitet. („L. Z.") Tagesgefchichte. Deutsches Reich. Wie offiziös verlautet, hat Herr Werner v. Bergen, früher 16 Jahre lang außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister des deutschen Reichs in Guatemala, wo er die Interessen der Deutschen in so hervorragender und liebenswürdiger Weise vertreten hat und dessen Name in Mittelamerika in gutem Andenken geblieben ist, auf Wunsch der kaiserlichen Regierung an Stelle des ab gehenden Gesandten Peyer die Gesandtschaft des deutschen Reiches in Guatemala wieder übernommen. (Ueber Herrn Peyer wurde bekanntlich im Reichstage sehr geklagt, weshalb er abberufen wurde.) Graf Caprivi wird, wie ausländische Blätter schreiben, eine größere Reise nach dem Süden durch Italien und Aegypten unternehmen. Im Reichsversicherungsamt werden vom 20. ds. ab noch weitere zwei Senate in Thätigkeit treten, um die demselben übertragene gewaltige Arbeit prompt zur Erledigung zu bringen. Außerdem sollen fortan, wie bei fast allen Gerichten, auch beim Reichsversicherungsamt Feriensenate gebildet werden. Der Reichstag wird nach Erledigung des Etats der Post- und Telegraphenverwaltung die zweite Berathung des Etats unterbrechen, um die erste Lesung der Gesetzentwürfe betreffend die Finanzreform und die Tabaksteuer vorzunehmen, welche Malerten voraussichtlich die ganze nächste Woche in Anspruch nehmen werden. Es läßt sich erwarten, daß die Opposition abermals beantragt, das TabaksteuyWW auf tue Tagesordnung zu bringen. I» parlamentarischen Kreisen scheint man auch mit der Wahrscheinlichkeit eines Erfolges s dieser Bestrebungen zu rechnen. , Die Beralhungcn des Militär-Etats sind in der Budget- Kommission des Reichstages zu Ende gekommen. Es sino - vo i den aus den Matrikularbeiträgen zu bestreitenden For derungen gestrichen worden: an laufenden 413 384 Mark, an einmaligen Ausgaben 5411210 Mark, im Ganzen also 5 824 594 Mark. Ein parlamentarischer Berichterstatter meldet im Gegen sätze zur „Siaatsbürgerzeitung" über das Duey Liebermanu- Böckel, daß Böckel die Forderung angenommen habe. Das Duell wäre auf vergangenen Montag angesetzt gewesen, sei aber verschoben worden. Das Ehrengericht habe seine Thätigkeit ausgenommen. Bei der gegenwärtigen Lage aus Samoa muß dir amt liche Nachricht Aufsehen erregen, daß der Kreuzer „Falke", das einzige deutsche Schiff, da« die Rechte der Deutschen auf der Inselgruppe zu schützen harte, abberufen und in Aukland am d. d. eingetroffrn ist. Die „Köln. Ztg." spricht