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Riesaer K Tageblatt 48. Jahrs Dienstag, IS. Januar 1895, Abends ind m- »es en, mk. die tor die Durchführung der im abgelaufencn Jahr von den Synoden der evangelischen Kirchengemeinschaften beschlossenen Kirchen gesetze zum Gegenstand haben. Dabei wird e ? sich "besonders auch um die Sorge für die Hinterbliebenen der evangelischen Geistlichen der neuen Provinzen handeln. Wegen Erweiterung des Staatseisenbahnnetzes durch Herstellung neuer Eisenbahnlinien wird Ihnen auch in diesem Jahre ein Gesetzentwurf zugehen, in welchem zugleich Mittel zur Betheiligung des Staates an Kleinbahnuntcrnehmungen vorgesehen werden sollen. « Mit der Neuordnung der Behörden der staatlichen Eisenbahnverwaltung werden vom Beginn des nächsten Etats jahres ab umfangreiche Reformen des Kassen- und Rechnungs wesens in Kraft treten, welche dazu beitragen werden, die Wirthschaftlichkeit der Verwaltung zu erhöhen. Der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Verpfändung der Privateisenbahnen und der Kleinbahnen, wird wiederholt den Gegenstand Ihrer Berathung bilden. Die schweren Sturmfluthen der letzten. Wochen haben auch an den preußischen Inseln und Küsten der Nordsee be dauerliche Verheerungen angerichtet. Wegen Feststellung des Umfanges dieser Schäden und Einleitung der zu ihrer Be seitigung geeigneten Maßnahmen ist das Erforderliche ver anlaßt. Zur weiteren Förderung des gewerblichen Fortbildungs und Fachschulanwesens ist eine Verstärkung der etatsmäßigen Mittel vorgesehen. Zu Meinem lebhaften Bedauern ist die Lage der Land- wirthschaft fortdauernd ungünstig. Den hieraus erwachsenen schweren Uebelständen nach Möglichkeit zu begegnen, ist Meine unablässige landesväterliche Sorge und die dringendste Auf gabe Meiner Regierung. Zum Zweck der Erhaltung der neugeschaffenen Renten- und Ansiedelungsgütcr wird Ihnen voraussichtlich noch in dieser Tagung der Entwurf eines Gesetzes betreffend das Anerbenrecht bei Renten- und AnsiedelungSgürern zugehen. Geehrte Herren! Es gilt heute mehr als je, in ein trächtiger Arbeit die Wohlfahrt des Ganzen zu fördern, und es ist die ernste Pflicht aller Wohlgesinnten, gegenüber den wachsenden Angriffen auf die Staatsordnung, sich einmüthig zur Abwehr zusammenzuschließen. Ich vertraue auf die bereitwillige Unterstützung und die patriotische Hingebung der preußischen Landesvertretung und bitte Gott, daß er die bevorstehende Tagung dem Lande zum Segen gereiche lasse. Das Riesaer TSgeblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Brz««»»rri» bet Abholung tn den Expeditionen in Riesa und Strehla, den AuSgSHHMM sowie am Schalter der taijerl. Postanstalten 1 Mart 25 Ps., durch die Träger frei tn« Hau» I Mark 50 Ps i durch den Brirfträgrr frei in» Hau« 1 Mark SV Pf. A»jri»ril-Aa»ah»» für di» Mmm» de» Ausgabetages bi» Bonnittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — veschäslsstelle: Kastauteustrake VS. — Für die Redaetio» verantwortlich: -er«. Schmidt « Rias«. Ill von r. verbreitete Nachricht, der Staatsminister Freiherr v. Marschall- Bieberstein sei für ein anderes Amt in Aussicht gendmmen, ist vollständig aus der Luft gegriffen. Die Unruhen auf Samoa dauern fort. Die Aufständischen stellen nach einem Bericht der „Boss. Ztg." ihre von den britischen und deutschen Kriegsschiffen zerstörten Forts wieder her und rüsten sich zu fernerem offenen Widerstand gegen die Regierung. Neue blutige Ausschreitungen und Kämpfe stehen daher bevor. Oberrichter Ide ist wegen Erkrankung seiner Tochter auf zwei Monate nach Neuseeland gereist und läßt sich durch den deutschen Munizipalpräsidenten Herrn Schmidt vertreten. Die Regierung ist benachrichtigt worden, daß eine Waffensendung aus Europa für die Eingeborenen auf dem Wege nach Samoa sei, und wird alle dort ein treffenden Schiffe nach solcher »erbotenen Waare durchsuchen und, falls sie gefunden wird, mit Beschlag belegen lassen. König Malietoa verheirathet sich mit Sueina, der Tochter eines der einflußreichsten Häuptlinge, und hofft dadurch seine Stellung zu befestigen. Auf der Plantage Milisanna sind drei eingeborene Arbeiter von Mitarbeitern aus einem anderen Stamme in brutalster Weise ermordet und ihre Leichen zer stückelt worden. Die deutschen Behörden haben die Mörder verhaften lassen. Die durch einen parlamentarischen Berichterstatter auch dem Wolffichen Bureau übermittelte undZvon diesem weiter gegebene Meldung, daß der eben erst der deutsch-sozialen Reformpartei (Amisemiten) als Hospitant beigetretene Ab- geordnete Ahlwardt bereits wieder aus dieser Partei ausge schlossen worden sei, ist bestem Vernehmen nach unbegründet oder doch verfrüht. Es ist allerdings schon zwischen der Partei und ihrem Hospitanten zu lebhaften Auseinander setzungen gekommen, aber der Bruch ist noch nicht eingetreten. Ein offenes Geheimniß ist, daß sich der Abgeordnete Ahl wardt auch innerhalb der Reformpartei einer sehr geringen Sympathie erfreut. Sie hat seinen Beitritt als Hospitant nur über sich ergehen lassen, um dem bekannten Beschlüsse des letzten antisemitischen Parteitages zu Eisenach zu ent sprechen. Aber bei der ersten sich darbietenden Gelegenheit dürfte sie den Abgeordneten Ahlwardt von ihren Rockschößen wieder abzuschütteln suchen. Seine Ansichten sind mehr uno mehr radikal geworden und von revolutionären Bestrebungen kaum noch zu unterscheiden. Er beschränkt sich längst nicht mehr auf Angriffe gegen die Juden, sondern ist bereits zu ebenso maßlosen Angriffen gegen den Adel, die Konservativen und jeden Besitz übergtgangen. Er hat sich damit zu einem wahren Schreckenskinde der Partei entwickelt, die wohl nicht mit Unrecht befürchtet, durch eine noch so lose Gemeinschaft mit diesem Agitator auch sich selbst bloßzustellen. Namentlich der Abgeordnete Liebermann v. Sonnenberg, der am weitesten nach rechts steht und nicht ohne Erfolg eine Kühlung unt den Konservativen anstrebt, sich zugleich mehr und «ehr -um eigentlichen Führer der deutsch-sozialen Reformpartei aufge- - schwungcn hat, ist der entschiedenste Gegner de-"Abgeord neten Ahlwardt. Man darf daher anaehme«, daß vi.ser nicht allzu lange Hospitant der Partei bleiben wird, wenn gleich er e« gegenwärtig noch ist. Da» „F et-Deutschland" de» Prof. Förster erklä t, daß e» sich mit dem Ahlwardt'schen „Bundschuh" und de« Für die Kinder, die aus Gesundheitsrücksichten vom Schulbesuche noch zurückbehalten werden sollen, ist ein ärztliches Zeugnis beizubringen. Diese schulpflichtig werdenden Kinder sind demnächst für den Schuleintritt anzumelden und zwar diejenigen, welche in die Einfache Bürgerschule eintreten sollen, Montag, den SI Januar, früh von 9—12 und nachmittags von 2—4 Uhr, die Kinder, die in die Mittlere Bürgerschule ausgenommen werden sollen, Dienstag, den SS. Januar, früh von 8—12 Uhr, und die für die Höhere Abteilung bestimmten Kinder Mittwoch, den SS. Januar, früh von 9'/» bis 12 Uhr. Tie Anmeldung hat in der Schulexpedition an der Kastanleuftratze zu geschehen. Borzulegen ist bei der Anmeldung für alle Kinder eine JmpsbescheinigUNg, für auswärts geborene Kinder die Geburtsurkunde und der Taufschein. Die Kinder werden nicht nach der Reihenfolge der Anmeldung, sondern nach der alpha betischen Ordnung auf die Klassen verteilt werden. , Riesa, am 30. Dezember 1894. * Die Direktion der städtischen Schulen. Bach. Thronrede zur Eröffnung des preuß. Landtags. -f Berlin. Der preußische Landtag ist heute im Weißen Saale des König!. Scblcsscs von Sr. Maj. dem Kaiser und König mit folgender Thronrede eröffnet worden: Erlauchte, edle und geehrte Herren von beiden Häusern des Landtags! In gewohnter Weise habe Ich Sie zur verfassungtza äßigen Mitarbeit berufen und entbiete Ihnen bei Wiederaufnahme Ihrer Thätigkeit Meinen Königlichen Gruß. Der Haushaltsplan für das Jahr 1895/96, welcher in- folge des Abschlusses der Steuerreform und der Neuordnung der Eisenbahnverwaltung, wie des Kastenwesens im Bereiche der Verwaltung der direkten Steuern wesentliche Umgestal tungen erfahren hat, wird Ihnen unverweilt zugehen. Zu meinem Bedauern schließt er wiederum mit einem erheblichen Fehlbeträge ab. Troy der fortdauernden vorsichtigen und sparsamen Bemessung der Ausgaben und der günstigen Ent wickelung der eigenen Einnahmen Preußens ist es, wesent lich wegen der zu Ungunsten der Einzelstaaten gänzlich ver änderten Finanzlage' des Reichs, noch nicht gelungen, das Gleichgewicht des preußischen Staatshaushalts wieder her- zustellen. Diesen seit mehreren Jahren bestehenden bellagens- werthen Zustand endlich zu beseitigen, muß unser ernstes Bestreben sein. Die Verbündeten Regierungen Habe i in der Erwartung, dadurch zu einem besser geregelten finanziellen Zustande zu gelang:«, auf die bisherigen Meyrüberwelsungen seitens des Reichs an die Einzelstaaten verzichtet. Sie werden ihre Vorlagen an den Reichstag auf eine mäßige Vermehrung der eigenen Einnahmen des Reichs und die Herstellung ge- setzlicher Bürgschaften für die finanzielle Selbstständigkeit des Reichs und seiner Glieder beschränken. Wenn es gelingt, auf dieser Grundlage eine Einigung herbeizuführen, so ist zu hoffen, daß die dringlichste Forderung, die Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen den Einnahmen und Ausgaben des« Landes, erfüllt werden wird. Das letzte Rechnungsjahr hat einen Fehlbetrag von mehr als 31000000 Mark. Für das laufende Etatsjahr wird der Fehlbetrag jedoch zum Theil infolge vorübergehen der Verhältnisse wahrjcheinlich nicht unerheblich hinter dem Anschläge und demjenigen des Vorjahres zurückbleiben. Der zu Ihrer Beschlußfassung gelangende Gesetzentwurf betreffend die Stempelsteuern, soll die auf dem Gebiete der direkten Steuern nunmehr abgeschlossene grundlegende Reform aus die indirekten Landessteuern ausdehnen und auch bet den letzteren die Dertheilung der Staatslasten nach der Leistungs fähigkeit in höherem Grade al- bisher durchführen. Ein nach gleichen Grundsätzen auSgearbeiieter Gesetzentwurf bezweckt ein« Neuordnung de» gerichtlichen KoftenwesenS, unter dem Gesichtspunkte einer einheitlichen Gestaltung für alle üi Grund buch- und Bormundschaftssachen. Gleichzeitig wird Ihne« der Entwurf einer Gebührenordnung für Notare -ugehen, in welchem auch die NotariatSgrbühren für die ganze Monarchie gleichmäßrg geregelt sind. Ihrer Beschlußfassung werden ferner mehrere Gesetzentwürfe unterbreitet werden, welche und Anreise» Mttlaü m- Llychn). Amtsötatt der König!, Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths z« Riesa. TaseS-eschichte. Deutsches Reich. Der Reichskanzler Fürst Hohen lohe wird morgen Mittwoch den ersten parlamentarischen Abend in den Räumen des Reichskanzlerhauses veranstalten. Zu dieser Festlichkeit find an die höheren Beamten und an Abgeordnete fast aller Parteien Einladungen ergangen. Die „Berl. Korr." schreibt: Die in verschiedenen Blättern chr. und »ar Bekanntmachung. Für die hiesigen Schulen werden bis zum 28. Februar 1895 SO Stück zweisitzige BSuke, mit Naturkarbenanstrich, S Katheder, 0 Wandtafel«, 4 Stative, 3 Massenschränke und eine Anzahl Bänke für zusammen 1OO Sitzplätze gebraucht. Die näheren Bedingungen wird vorher Herr Schuldirektor Bach mittheilen. Offerten sind versiegelt bis zum 25. Januar 1895 bei dem unterzeichneten Stadtrathe mit der Aufschrift „Lieferung von Schulsubsellien" einzureichen. Die Auswahl unter den Bewerbern bleibt ausdrücklich Vorbehalten. Riesa, am 15. Januar 1895. Der Stadtrath. Schwarzenberg, Stadtrath Bekanntmachung, die Anmeldung der Ostern 1895 schulpflichtig werdenden Kinder betr. Ostern 1895 werden diejenigen Kinder schulpflichtig, welche bis dahin das 6. Lebensjahr erfüllt haben. Außerdem können auch solche Kinder der Schule zugeführt werden, welche bis zum 30.. Juni 1895 das 6. Lebensjahr vollenden. alle eder oder und ität,