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Laß ihre Interessen bei jedem llanzlerwechsel nur Schaden i erleiden könnten. Lehnlich werden auch di« Urtheile der Presse desjenigen Auslandes bedingt sein, da», wie England, Oesterreich-Ungarn, von der Caprivischen Amtsführung le diglich VortheU gehabt hat." Der socialdemokratische Parteitag hat in den lebten Tagen ein Forum gebildet, vor welchem sich zunächst einige badische und dann die bayerischen Landtagsabgeordneten wegen programmwidrigen Verhaltens zu verantworten hatten. Die Aktion der Partei, bezw. ihrer Berliner Leitung, gegen die süddeutschen Genossen hat einen überaus bezeichnenden Ver- lauf genommen. Der badische Landtagsabgeordnete Dr. Rüdt, wurde rektifizirt und einem anderen, der für den Bau einer katholischen Kirche in seinem Wahlkreise die Mittel bewilligen wollte, wird e» ebenso gehen, weil sich unter den eigenen Landsleuten der Schuldigen ein Ankläger fand; an die bayerischen Genossen hat man sich nicht gewagt, weil sie ein- müthig zusammenstanden und merken ließen, daß sie sich einem Machtspruch der Partei nicht fügen würden. Es war zweifel los klug, die Sache auf sich beruhet« zu lassen und zu diesem Zweck nach beliebter Methode alle Anträge abzulehnen, aber ein Resultat, auf das eine „zielbewußte", prinzipicntreue Partei stolz sein kann, ist das jedenfalls nicht, zumal da in dem bayerischen Falle der Verstoß gegen die Grundsätze des Parteiprogramms ein viel schrofferer war, als in de n badischen. Wie man sieht, läßt die Partei, wenn cs nicht anders geht, auch mit sich handeln — daS ist werth, kon- statirt zu werden. Die Stärke der socialdemokratischen Partei, die werbende Kraft ihres Programms beruht aus der Einheitlichkeit und Klarheit der Idee, die sie vertritt und für die sie kämpft. Läßt sie sich erst auf Kompromisse ein, opfert sie die Einheitlichkeit ihrer Lebensauffassung einem mehr oder minder charakterlosen Opportunismus, so ist sie über ihr gefährlichstes Stadium bereits hinaus; Mißtrauen, Unzufriedenheit und Streit in ihren eigenen Reihen werden dann rascher an ihrer Schwächung arbeiten, als die Phalanx der bürgerlichen Gesellschaft es vermag. Einen derartigen Schritt abwärts bedeutete vor Allem auch das gleich zu Be ginn des Parteitages gemachte Zngeständniß, daß das Prinzip der Gleichwerthigkeit der körperlichen und geistigen Arbeit nicht durchzuführen sei. Ein secialdemok, attischer „Akademiker" wü.de nach Bebels eigener Aussage die Zumuthung, mit der selben Entlohnung w" ein Handarbeiter sich zu begnügen, mit dem Ausl: e aus dem Dienste der Partei beantworten. Damit fällt eines der wesentlichsten Prunkstücke des social- demokratischen Zukunftsinventars in Trümmer; was die Socialdemokratie jetzt nicht einmal innerhalb der Partei durchführen kann, wird sich in dem „Zukunstsstaat" als noch viel unmöglicher erweisen. Und hier hat man eS geradezu mit dem innersten Kern der socialistischen Staatsidee zu thun! Man darf also überzeugt sein: wenn der Staat mit wirklichem Ernst und nach wohlüberlegtem Plane zur Bekämpfung der Socialdemokratie sich anschickt, so wird ihm kein unüberwindlicher Widerstand entgegenstehen. Die Gerüchte von einem Entlassungsgesuch des Staats sekretär» des Aeußern, Freiherrn v. Marschall, dürften als verfrüht gelten müssen. Die Annahme einer solchen Demission liegt aber deshalb nahe, weil die freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem Fürsten Hohenlohe und dem Fürsten Bismarck das Verbleiben des Freiherrn v. Marschall unter dem neuen Reichskanzler augenscheinlich peinlich machen müßten. Herr v. Marschall galt bei den Freunden des Fürsten Bismarck seit einer Berufung ins Amt als das Gegentheil einer persona grsls. Die Entscheidung über sein Verbleiben dürfte also lediglich von dem Verhalten des Fürsten Hohen lohe abhängen. Nustlaub. von der Ezarin sind in Kopenhagen De peschen etngetroffen, welche die Erleichterung im Befinden des Ezaren melden. Auch die Czarin befinde sich besser. Eine von hoher Stelle nach London gelangte Nachricht con- statirt ebenfalls, daß die Besserung im Befinden de» Czaren andauert. Das am Sonnabend Abend 7 Uhr auSgcgebene Bulletin lautet: Der Kaiser speiste im Laufe des Tages gut. Die Herzthätigkeit war etwas bester. Das Oedem hat nicht zugenommen. Das Selbstgefühl war besser. Von gestern Vormittag 10 Uhr wird gemeldet: Der Kaiser schlief gut; der Appetit ist gut. Im Uebrigen ist keine Veränderung. — Der „Grashdanin" bespricht die das Gepräge herzlichen TacteS tragenden Kundgebungen des Kaisers Wilhelm anläß lich der Erkrankung des Kaisers Alexander und weist darauf hin, daß, während die französischen Minister sich bei dem Bittgottesdienst vertreten ließen, Kaiser Wilhelm mit den Prinzen und hohen Würdenträgern dem Gottesdienst beigc- wohnr habe. Die „Nowoje Wremja" betont das sympatische Verhalten der ausländischen i rrste und das tiefe Mitgefühl mit dem Kaiser Alexander. Gegenüber dem schweren Leiden des Kaisers sei alle Feindseligkeit verstummt. Der Kaiser habe lediglich durch seine Friedensliebe sich Anerkennung ver schafft, da dieselbe der -:lle Völker erfüllenden Friedensliebe entsprach. Das Blatt schließt mit der Hoffnung auf Ge- nesung des Kaisers. i Bulgarien. Die Sobranje ist vorgestern Mittag mit ' dem üblichen Ceremoniell und unter zahlreicher Belheiligung der Bevölkerung von dem Prinzen Ferdinand mit einer Thron rede eröffnet worden, in welcher zunächst der Geburt eines Prinzen gedacht wird, durch welche ein glühender Wunsch der Nation erfüllt sei. Weiter heißt cs dann in der Thron rede: „Sie kennen die Ereignisse, die mir die Pflicht aufer legten, mich noch vor Ablauf der fün jährigen Mandatsdauer der Sobranje an das Volk zu wenden, um seine Ansicht zu erlangen, wie cs die Leitung der Staatsgeschäfte erwarte. Ihre Wahl beweist, daß mich das Volk verstanden hat". Die Thronrede fordert sodann die Deputaten auf, sich um den Thron zu schaarcn und mit dem Fürsten zur gemein samen Arbeit für den Fortschritt und das Wohlergehen des Vaterlandes zu vereinigen. Er sei befriedigt durch den ekla tanten Beweis von politischer Reife, den die Bevölkerung bei den Wahlen gegeben habe. „Das Ergebnis; war", fährt die Thronrede fort, „daß noch keine Nationalversammlung durch eine so große Anzahl intelligenter Männer und guter Patrioten ausgezeichnet war. Auch unsere hauptsächlichste und einzige Mission ist es, für das Vaterland feierlich eine neue Aera der inneren moralischen und materiellen Wiederg burt zu inaugurircn, eine Aera, welche den Fortschritt in der Freiheit sichern, den öffentlichen Wohlstand blühend gestalten, die natio nalen Gesinnungen befestigen und alle diese Tugenden ent wickeln wird." Die Thronrede zählt sodann mehrere Gesetz, entwürfe auf, welche in der Sobranje eingebracht werden sollen, darunter solche über die Steuerreform, die Hebung rer Industrie, betr. Landwirthschaftskassen und Handelskammern. Tue Thronrede wurde mit stürmischen, langedauernden Hurrah- rufen ausgenommen. Nachdem der Prinz die Sobranje verlassen hatte, schritt diese zur Wahl des Burcaux. Zum Präsidenten ward mit 102 von 149 Stimmen der Regierungskandidat Todorvw gewählt; der Konservative Mintschewitsch erhielt 40, der Radoslawist Watschew 2 Stimmen:' Zum ersten Vicepräsidenten wurde der Unionist Jankoloin mit 97, züm zweiten Vicepräsidenten der Zankowist Danew mit 91 Stimmen gewählt. Asten. Gutem Vernehmen nach haben die Japaner einen entscheidenden Sieg bei Kiuren davongetragen. Die Chinesen, 16000 Mann stark, flohen in der Richtung auf Antung, in der Nähe der Aalumündung. Di« Japaner machten reichliche Beute: SO Geschütze, eme große Meng« Munition, sowie SOO Zelte. Kirchennachrichte« für Riesa und Weida. Riesa: Am Reformationsfest Vor«, s Uhr Predigt: Diac. Burkhardt. Vorm. '/,S Uhr Beichte und nach der Predigt heiliges Abendmahl. Nach«. 5 Uhr Predigt und hierauf Beichte und AbendmahlSfeter, besonders für die in den letzten Jahren Lonfirmirten: k>. Führer. Weida: Am Reformationsfest Vor«. »/,s Uhr Predigt: k». Führer. Vorm. 8 Uhr Beichte und nach der Predigt heil. Abendmahl. Collecte für den Gustav-Adolph-Verein. Das Wochen amt hat Diac. Burkhardt. Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten, die den Frieden verkündigen u. s. w. Mot. von E. Fr. Richter. (Zum 1. Mal.) Betaufte: Emil Karl, E. E. Münch'S, BäckrrmstrS. in R., S. Ernst Hugo, E. H. Günzel'S, Maurerpolierers in R., S. Karl Otto, d. E. Th. Altmann in R., S. Beerdigte: V d. h. Tf. -h T d. A. Dinier, HandarbtrS. in R., —. —. 5. Hedwig Gertrud, O. E. Seidel'S, Wachtmstr«. in R., T 1. 10. 9. Frau Emilie Therese Dölitzsch geb. MöbiuS, CH. A. Tölipsch'S Kupfcrschniiedemstrs. in R., Ehes. 72. —. 4. Fried rich Albert, E. K. A. Milde's, Schneidemühlenarbtr. in R-, S. —. 4. —. Karl Traugott Kretzschmar, Pens. Hammerarbtr. in R., Wiver. 72. 10. 20. Friedrich Karl Theuring, Straßenarbtr. in R., Ehem. 59. 5. 12. Karl Friedrich Wilh. Gabriel, emer. Oberlehrer in R., Ehem. 66. 9. 11. Marktberichte. Grotzenhain, 27. October. 85 Kilo Weizen M. 10,SO btS 11 M. 80 Kilo Roggen M. 8,80 bis 9,—. 70 Kilo Gerste M. 8,— bis 9,—. SO Kilo Hafer M. 6,— bis 7,-. 7S Kilo Heidekorn M. 10,40 bis 11,—. 1 Kilogramm Butter M. 1,84 bis 2,12. Chemnitz, 27. October. Pro SO Kilo Weizen, fremde Sorten Mk. 6,70 bis 7,10, weiß und bunt, Mk. —bis —, sächsischer gelb, Mk. 6,SS bis 6,70, sächs. neu, Mk. 5,90 bis 6,10. Roggen, prruß. u. sächf., Mk. 6,OS bis 6,25, hiesiger Mk. 5,50 bis 5,80, russischer Mk. 5,80 bis 5,95, türkischer Mi. bis —. Braugerste, fremde, Mk. 8,- bis 8,75, sächs. Mk. 7,- bis 7,25. Futtergrrste Mk. 4,50 bis 5,75. Hafer, sächs. und preußischer, Mk. S.SO bis 7,—. Hafer durch Regen beschädigt Mk. 5,— bis 5,75. Koch erbsen Mk. 7,95 bis 9,20. Mahl- und Futtererbsen Mk. 6,80 bis 7,30. Heu Mk. 3,25 bis 3,75. Stroh Mk. 3,— bis 3,50. Kar toffeln Mk. 2,20 bis 2,30. Butter vro 1 Kilo Mk. 2,20 Lis 2,60. Leipzig, 27. October. (Produttenbörse.) Weizen loco Mk. 130 —134, fremder Mk. 130-137, ruhig. Roggen loco Mk. —, fremder Mk. 115—122, sest. Spiritus loco Mk. —,—, 50 er loco Mk. 51,20, 70er loco Mk. 31,40. Mböl loco Mk. 42,50, ruhig. Haser loco Mk. —. 730- Sturm Z v Meteorologisches. «Mtg-thM Vox R. Nathan, Optiker. Barometerstand Mittags 12 Uhr.- Sehr trocken 770 Beständig schön Schön Wetter ^0 Veränderlich 75g ... Regen (Wind) — Biel Regen 740 Schöne Schlafstelle frei Kaiser-Wilhelmpl. (Neubali) Ankers Haus, r. 1 Wohnung im Hintcrhausc ist zu vermieth. Ksstsmensie. 51. lÄll livKis, besteh, aus 2 Stuben, 3 Kammern, Küche, Bor saal und Zubehör, ist per sofort oder später zu vermiethen. * Zu erfragen in der Expedition d. Bl. Eine schöne Halb-Etage und ein freundliches Logis im Hinterhause, sofort beziehbar, zu vermiethen. * Karl Korn, Kaiser-Wilhelmplatz 5. Wohnungen. In meinem neuerbauten Eckhause, Flur Grsiba, unmittelbar am Bahnhof Riesa gelegen, ist llis t. Llsgv, 8VMS lis8 Vacfilogi8 zu vermiethen und zu beziehen. 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