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r den Antrag de- Abg. Dr. Schill und Genossen, die Königs. Staat-regierung zu ersuchen, dem nächsten Landtag einen Gesetzentwurf über die Einführung der vrrwaltungsgericht«. barkeit vorzulegen. Abg. Dr. Schill begründete seinen An- trag damit, daß ihn die Antwort dr- Hrn. Minister- auf die denselben Gegenstand betreffende Anfrage vom 7. De zember »893 nicht befriedigt hätte und versuchte die Bedenken gegen die Ausführung de- von ihm in Anregung gebrachten Werke- zu widerlegen. Hr. Staatsminister v. Metzsch sicherte unter Bezugnahme auf ferne Ausführungen vom 7. Dezember 1SSS nochmal- zu, daß sich der Gesetzentwurf in der Aus arbeitung befände, und daß dem nächsten Landtag zum min desten eine MittheUung über den Stand der Angelegenheit zugehe» werde. Auf Anregung de- Abg. Opitz zog infolge dieser befriedigenden Auskunft Abg. Dr. Schill seinen An- trag zurück. Zum Schluß ließ die Sammer die Petition des Anstaltsinspektors Weise in Olbernhau um Ertheilung von PensionSberechtigtigung an die Bezirksanstaltsbeamten ohne Debatte auf sich beruhen. Grödty. Ein sehr geschätzter und verdienter Beamter de- hiesigen Eisenwerkes, Herr Hüttenverwalter Buschbeck, begeht am 1. April sein 40 jähriges Dienstjubiläum. Oschatz. Am Sonntag feierten der Rentier Herr Friedrich Eduard Finsterbusch hier und dessen Gattin, Frau Johanne Christiane Friedericke geb. Standfuß von hier das goldene Ehejubiläum. Großenhain. Am Sonntag entschlief nach langem unsäglich schweren Leiden im 43. Lebensjahre der Leiter der' Bürgerschulen unsrer Stadt, Herr Schuldirector Robert Ferdinand Schöniger. Derselbe wirkte hier seit 15. Octo ber 1887. Bautzen, 12 Februar. Seit 67 Jahren, wo ein Theil der Lauenvorstadt und der Goschwitz ein Raub der Flammen wurden, hat unsere Stadt einen derartigen großen Brand, als den in der Nacht zum Sonntage stattgefundenen, nicht wieder zu verzeichnen gehabt. Einen betrübenden An blick bot bei Tagesanbruch de Brandplatz dar. 200 Personen, Männer, Frauen und Kinder, sind obdachlos geworden. Ein Hilfskomitee hat sich noch am gestrigen Tage gebildet, und behördlicherseits wird alles gethan, um den schwer Betroffenen ihr Schicksal zu Erleichtern; immerhin ist die Noth und das Elend groß. Wie bestimmt verlautet, ist gestern 'Nachmittag ein der Brandstiftung verdächtiger Mann in Haft genommen worden. Die mit ein Raub des Elements gewordene soge nannte Mvnchskirche hatte für unsere Stadt eine ganz be sondere historische Bedeutung und wurde ihrer Merkwürdig keit halber gern besucht. Die eigentliche Mvnchskirche war früher ein Franziskanerkloster nebst Kirche, dieselbe wurde in der Zeit von 1225—1240 erbaut und barg in seiner Blüthezeit 500 Mönche. Durch Einführung des Protestantis mus verarmt und verwaist, nahm es 1527—1540 die vom Stadtrathe errichtete erste evangelische Schule, aus der sich später das Gymnasium entwickelte, in seinen Mauern auf, bis es 1598 durch Feuer zerstört wurde. Seitdem hatten sich in den Ruinen arme Leute angesiedelt, welche in den 18 ganz regellos erbauten Häuschen billige Wohnungen fanden. Nur ein Eingang führte noch heute zu diesem Gebäudecom- plex, der infolge seiner Feuergefährlichkeit von Vielen ge fürchtet war. Als ein großes Glück ist es zu bezeichnen, daß der Brand auf dem Burglehn ausbrach und die große Zahl der Bewohner der Mönchskirche durch den Feuerlärm aus dem Schlafe erweckt wurde und flüchten könnte. Durch die in der finsteren stürmischen Nacht emporlodernden Flammen war in dem weitesten Umkreise die große Gefahr erkannt worden und meilenweit waren die Feuerwehren zur Hilfe herbeigeeitt; speciell sei hier der Feuerwehren von Göda und Luga gedacht. Annaberg. Als ein Zeichen der Zeit, des Darnieder liegens der Industrie sowohl, als auch des Sinkens der Grund stücke und in Folge dessen weniger Nachfrage ist zu berichten, daß bei der am vorigen Sonnabend abgehaltenen amtsgericht lichen Versteigerung der Ernst Bräuer'schen Schnurenfabrik und Wohnhaus in Neudorf kein einziger Bieter sich eingefunden hatte, weshalb die Versteigerung nicht stattfinden konnte. Aus dem Vogtlande, 12. Februar. Ter seit dem 8. Februar, an welchem Tage ein heftiges Winter gewitter mit Blitz, Donner und starken Regengüssen auftrat, fast ununterbrochen Tag und Nacht herrschende Sturm Hal in den vogtländischen Waldungen wieder ganz bedeutenden Schaden angerichter. Insbesondere vermochten die .flach wurzelnden Nadelbäume in dem vom Regen aufgeweichten Boden keinen Widerstand zu leisten und wurden vom Sturme der Wipfel beraubt oder völlig umgeworfen. Obwohl in diesem Winter noch keine erheblichen Schneemenzen gefallen find, so ist doch die Bodenfeuchtigkeit im Bogtlande eine große und Flüsse und Bäche sind gegenwärtig bis zum Rande mit Wasser gefüllt. Der sonst sehr harmlose ZaulSdorfer Bach hat in einer der letzten Nächte die Dämme durchbrochen, sodaß sich die Wasiermengen in einen anliegenden Wiesen grund ergossen und die aus den Bach angewiesenen Mühlen voraussichtlich längere Zeit feiern müssen. Leipzig, 10. Februar. Die Herren, die sich der Mühe unterzogen haben, eine sächsisch-thüringische Gewerbe- und Industrieausstellung für nächstes Jahr hier vorzubereiten, haben es durch ihre eifrige Thätigkeit so weit gebracht, daß sich gegen 600 Industrielle fest entschlossen haben, die Aus stellung zu beschicken. Ts befinden sich darunter große Fir men, die einen sehr ansehnlichen Raum brauchen. Leider fehlt ihnen die Unterstützung der leitenden Kreise gänzlich. Sowohl die hiesige Handelskammer wie die Handels- und Gewcrbekammern von Plauen, Chemnitz und Ziltau haben sich gegen den Plan ausgesprochen, und in einer gestern ab gehaltenen Sitzung der hiesigen Gewerbekammer war auch wenig Meinung dafür vorhanden. Wenn man die Angele- genheit zur nochmaligen Berathung an die Ausschüsse zurück- verweisen würde, so ist doch wenig Aussicht auf die Unter stützung der Kammer vorhanden. Die Stadt hat die Bitte um Zeichnung von 150000 Mark zum Garantiefonds abge lehnt, verhält sich also gegenüber den etwa- zu freundlich klingenden Versprechungen der Unternehmer noch zweiselnd. Berlin, 12. Februar. Der heftige Sturm in der Nacht zum gestrigen Sonntag hat viel Schaden, besonder großes Unheil aber auf dem hiesigen Stettiner Bahnhof an gerichtet. Gegen 1 Uhr Nacht- fegte der Sturm mit solcher Gewalt in die Bahnhofshalle hinein, daß er die Wellblech bedachung derselben an der Abfahrtsseite in einer Länge von 24 Fenstern abhob. In einem Augenblick waren, wie da- ,^kl. I/' berichtet, 17 eiserne Gewölberippen in einer Aus dehnung von 70 Metern ihrer Bekleidung beraubt, die, zu sammengerollt, zunächst auf da- Dach des an der Längsseite der Halle angebauten Gebäude- stürzte, in dem zu ebener Erde die Wartesäle und in der ersten Etage die Dienst wohnung de- Bahnhofsvorsteher- Theodor Ziekursch unter gebracht sind, um sodann auf die hinter dem Hause entlang führende Fahrstraße zum Güterbahnhofe zu stürzen. Die Metallmassen hatten einen an der Längsseite der Abfahrts seite angebrachten Schornstein mit heruntergerissen, dessen Trümmer mit solcher Wucht auf den niedrigeren Anbau ge stürzt waren, daß sie die Bedachung desselben durchschlagen und die Decke des Zimmers in der Wohnung de- Stations vorsteher- durchbrochen hatten, in dem Herr Ziekursch mit seiner Gattin schlief. Balken und Steinmassen prasselten auf die Betten des Ehepaare- hernieder. Frau Ziekursch hat dem Umstande ihr Leben zu verdanken, daß sich Dach sparren, eine Höhlung bildend, so über ihr Bett legten, daß die fallenden Steine die Schlafende nicht treffen konnten. Schlimmer ist es Herrn Ziekursch ergangen, dem, außer zahlreichen unbedeutenden Verletzungen im Gesicht, an den Beinen und am Kopse die rechte Hand zerschmettert wurde. Dadurch, daß sich ein großer Balken quer über sein Belt gelegt und die nachstürzenden Steine auffing, ist er vielleicht dem Tode entronnen. Den Eisenbahnkeamten, welche auf die Hilferufe der Eheleute herbeigeeilt waren, gelang es erst nach längerer Arbeit, sich durch den Schutt und die Trümmer zu ihrem Vorgesetzten und seiner Gattin hindurchzuarbeiten und Beide aus ihrer Lage zu befreien. Man schaffte Herrn Zielursch zunächst nach der Sanitätswache in der Eichenoorff straße, von wo er nach dem Lazaruskrankenhause gebracht wurde. Dem Verletzten wird wahrscheinlich die Hand abge nommen werden müssen. Hamburg, 12. Februar. Die von Berliner Blättern gebrachte Nachricht, der Salondampfer „Augusta Victoria" der Hamburg-amerikanischen Packetfahrtaktienzesellschaft sei an der englischen Küste untergegangen, ist völlig unbegründet. — Der Südweftsturm, welcher seit mehreren Tagen wüthet, nahm in vergangener Nacht an Heftigkeit erheblich zu. Mehrere Personen sind verletzt worden, Häuser wurden be schädigt und Bäume umgebrochen; die Telegraphenverbindung wrt Berlin, Bremen, Kiel und Lübeck ist gänzlich unter brechen. Auch im Hafen sind mehrere Unfälle vorgekommen. Von Verlusten an Menschenleben ist bisher nichts bekannt geworden. Der Sturm scheint besonders in Mecklenburg große Verheerungen angerichtet zu haben. — Im hiesigen Vasen har der Slurm viele Kähne und Schulen mit werth- vouer Laoung zum Sinken gebracht. In Harburg wurden durch den Slurm mehrere Häuser zerstört, wobei zwei Per sonen getödlet worden sind. -j- Lübeck, 12. Februar. Seit gestern Abend wüthet Südwest-Orkan mir fürchttrltcher Gewalt. In der Stadt und der Vorstadt sind viele Häuser abgedeckt und die Dächer jammt Ziegeln, Balken und Sparren straßenweit sorrge- schleuden worden. In dem hanseatischen Invaliden»»' sicherungsgebäude, einem Neubau, stürzten sämmiliche Schorn« sleme ein und zertrümmerten mehrere Stockwerke. In Ratzeburg warf der Sturm da- Noth-Thurmdach zwischen dle Gräber des Friedhofes; viele alte Bäume wurden ent wurzelt, der Pfertebahnbetrieb ist gestört. Abends hat der Sturm etwas nachgelassen. Stettin, 12. Februar. Infolge des heftigen Sturmes ist heute Mittag der erst im Herbst v. I. neuerbaute 120 Meter hohe Jakobikirchthurm einzestürzl, wobei auch der zweite kleinere Kirchthum zerstört wurde. Menschenleben sollen nicht zu beklagen sein. Vermischtes. Auf entsetzliche Weise umSLeben gekommen ist am Sonnabend früh die 87 Jahre alte Gattin des früheren dänischen Kammerraths Jonas, der in dem Hause BiSmarckstraße 27 zu Groß-Lichterfeldr wohnt. Das hoch betagte Ehepaar haue daselvst allein mit einem Dienstmäd chen den ersten Stock einer Villa inne. Die Frau, welche seit etwa 10 Jahren an Gesichtskrebs litt und seit 14 Tagen ohne fremde Hilfe da« Bett nicht mehr verlassen konnte, haue ihr Schlafzimmer an der Ostseite des Hauses, während Herr Jonas an der entgegengesetzten Seite und durch zwei Zimmer getrennt schlief. Die Frau Räthin hatte stets zur Nachtzeit nicht nur eine brennende kleine Lampe in ihrem Zimmer, sondern auch »och eine Kerze mit Streich hölzern auf dem Nachttisch neben ihrem Bett stehen. Außer dem befanden sich hier einige Fläschchen mit ätherischen Stoffen, die die alte Frau zur Linderung ihres Leiden brauchte. Der ärztlichen Vorschrift gemäß hatte der Kam merrath seiner Gattin noch in der Stacht zum Sonnabend um 12 Uhr Tropfen eingegeben und sich dann selbst zur Ruhe gelegt. Um 2'/, Uhr früh wurde er durch Hilferufe geweckt, die aus dem Schlafzimmer der Kranken zu ihm drangen. Als er hinzueilte, fand er die alte Dame vor ihrem Bette liegend und am ganzen Körper brennend vor. Trotzdem er durch Ueberwerfen eines Teppichs und einer Decke, die er aus dem Nachbarzimmer rasch herbeiholte, die Flammen erstickte, kam doch die Hilfe zu spät, denn der Tod war inzwischen eingerrrten. Das Feuer hatte sich über den ganzen Oberkörper verbreitet und zugleich Bett und Nacht tisch vernichtet. Nachdem die Leiche entfernt war, löschte Herr Jonas mit Hilfe seines herbeigerufenen Dirnstmäcchens den Brand, lieber die Entstehung des Feuer- ist Sicheres nicht sestzustellen. Wahrscheinlich hat die kranke in der Stacht die Kerze anzünden wollen, um sich durch Aether zu erfrischen und ist dabei einer Aether enthaltendenden Flasche mit dem brennenden Streichholz zu nahe gekommen, wodurch da« Feuer entstanden sein mag. Der traurige Vorgang erweckt allgemeine Theilnahme. Das Opfer seines Berufes ist in Würzburg der 1. Assistenzarzt der chirurgischen Abtheilung des Juliusspitals, Dr. Adolf Meyer, ein tüchtiger, kenntnißreicher junger Mann geworden. Dr. Meyer nahm dieser Tage, wie man der „K. Z." mittheilt, an einem an Diphtheritis erkranktem Kauf mann den Luftröhrenschnitt vor und sog dann, um den Kranken vor dem Ersticken zu reiten, den in die Kanüle gedrungenen Schleim mit einein Glasrvhr aus. Bald erkrankte der junge Arzt ebenfalls an Diphtheritis und es mußte auch bei ihm der Luftröhrenschnitt vorgenvmmen wer den. Es gelang nicht, den Operirten am Leben zu erhalten, er verstarb, nachdem der erwähnte Kaufmann ihm im Tode vorauSgegangen war. Dr. Mever stammt aus Krefeld. Seit zwei Jahren wirkte er als Arzt auf der chirurgischen Ab theilung des Juliusspitals, vor einem Vierteljahre war er zum 1. Assistenzarzt des Professor Dr. Schönborn befördert worden. Frau verkauft. Die ursprüngliche Anschauung des einfachen russischen Mannes, daß die Frau im Nothfalle auch als Verkaufsgegenstand dienen könne, scheint noch immer nicht ausgerottet zu sein. Es ist ein amtliches Blatt, die „Ehark. Gouvernements-Ztg.", welches, wie man uns mittheilt folgen den vor wenigen Tagen zum Austrag gekommenen Vorgang erzählt. In dem Dorfe Nikolajeivska beschloß der Bauer Maxim Litwinow, seine Frau in aller Form an den kauf lustigen Bauern Kalina Lukjanow zu veräußern. Nach länger em Handeln einigte man sich auf den Preis von 160 Rubel. Mit dem klar und deulich abgefaßten Verkaufsschein begaben sich Käufer und Verkäufer zum Gemeindeältesten und baten um dessen Unterzeichnung. Da aber weder der Dorfälteste noch der Gemeindeschreiber im Gesetz einen Anhalt für der gleichen Käufe zu finden vermochten, so entschlossen sich die Parteien zu dem „häuslichen Akt" einer schriftlichen Verein barung; sie tauschten gegenseitige Quittungen darüber aus; daß Maxim Litwinow sein Weib dem Kalina Lukjanow für 160 Rubel hiermit verkauft, und daß Lukjanow damit das Weib Litwinow für 160 Rubel ersteht. Die Sache wäre ohne Zweifel dabei geblieben und Niemand hätte sich weiter darum gekümmert, wenn dem Verkäufer nach einiger Zeit nicht recht weh zu Muthe geworden wäre. Er vermißte seine Frau, und eines Tages erschien er beim Käufer, bot ihm 160 Rubel und wollte sein Weib zurück haben. Lukja now war nicht abgeneigt, doch die in ihren heiligsten Gefühlen gekränkte Frau wollte jetzt um keinen Preis mehr zu dem Manne zurück, der sie nicht zu würdigen verstanden hatte. Nun wurde Litwinow gegen seine Frau klagbar, weil sie nicht zu ihrem Manne zurück wolle. Dadurch kam die Sache an den Tag und vor das Gemeindegericht, das zu des Klägers Ungunsten entschied. So verblieb tyatsächlich nach dem Be richt der genannten Zeitung, die Frau Litivinows bei Lukja now. Ob höhere Entscheidung eine Aenderung einführen wird, steht noch nicht fest. Ein heftiges Gewitter zog am 10. d. über Grei fenberg i. P. auf. Der Himmel schien ein Fenermeer zu sein, und der Donner hatte eine solche Stärke, daß die Fenster scheiben klirrten. Dabei fiel ein starker Hagel und es fegte ein heftiger Sturmwind. An zwei Stellen schlug der Blitz ein, ohne jedoch besonderen Schaden anzurichten. „Det Fcrd weeß schon!" Lag da jüngst an einem Abend fern im Osten Berlins an der nach dem Centralvieh hof führenden Straße ein Fuhrknecht am Boden, der infolge übermäßigen Alkoholgenusses das Vorrecht, das der Mensch vor dem Thiere voraus hat: denken zu können, eingebüßt hatte, und neben ihm stand mit trübselig gesenktem Kopfe sein Pferd. Zwei Herren, die des Weges kamen, suchten den be sinnungslosen Alaun zu ermuntern, halfen ihm auf die Beine und fragten ihn nach dem Wohin? und Woher?, um ihn und sein Rößlein mitleidsvoll nach Hause zu geleiten. Der Liebe Mühe aber war vergeblich, auf alle Fragen hatte der Be rauschte nur die Antwort: „Det Ferd weeß schon!" Und richtig, „det Ferd," daß die Bemühungen der beiden Sama riter mit freudigem Wiehern begleitet hatte, „wußte." Nach dem man den torkelnden Knecht mit der Leine an seinem Pflegebefohlenen befestigt hatte, zog es den Taumelnden hinter sich her bis zum heimathlichen Stalle. Ein geheimnißvolles Verbrechen wurde im Te- atro Municipale zu Modena verübt. In dem Theater war Maskenball, an welchem auch der 19jährige Filiberto Medici theilnahm. Das Theater war übervoll. Während Signor Medici im dichtesten Gedränge mit einer unbekannten Maske tanzte, muß er in die linke Brust einen Dolchstoß- empfangen haben. Die Waffe drang dem jungen Manne in das Herz, er stürzte nieder und blieb sofort todt. In der Aufregung und dem Gedränge, welches entstand, gelang es der Maske, mit welcher Medici getanzt hatte, zu entschlüpfen. Die Po- > lizei hat 10 junge Mädchen verhaftet, welche auf dem Balle eine ähnliche Maske trugen, wie die muthmaßliche Mörderin. Die öffentliche Meinung geht aber dahin, daß sich unter der Maske ein Mann verborgen hätte und daß die Mordthat aus Eifersucht verübt worden sei. Warum erröthen wir? Der physiologische Vorgang des Erröthens besteht darin, daß die kleinen Hautarterien sich plötzlich auSdehnen und eine größere Menge Bluts auf nehmen. Künstlich kann daS herbeigeführt werden durch Ein- athmen von Amylnitrit., Welche physiologischen Vorgänge oder Zustände erregen aber die Nerven, die in den Wan-