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gänzlicher Unbrauchbarkeit schickte sie Graf Götzen zur Küste zurück, sie weiden jetzt wieder friedlich i > Pangani. — Bon kilwa kommt die Kunde, daß man unweit des Ortes einen EclaventranSport abgefaßt hat. Unter den 25 armen Opfern befanden sich mehrere kleine Kinder, die gleichfalls wie die Erwachsenen, mit eisernen ketten geschlossen waren. Den frechen Sclavenräubern gelang es leider zu entkommen. Die Sklaven wurden nach dem Bezirksamt Dar-es-Salaam gebracht, wo sie jetzt ihrer Freilassung entgegensehen. In dem Eingabenausschuß res Reichstages kam eine Eingabe betr. die Prüfung der jüd.jchen Geheimgesetze, ins besondere des Schulchan-Aruch zur Verhandlung. Referent Tr. Freiherr v. laugen glaubt Grund zu der Annahme zu haben, daß der Schulchan-Aruch noch deute für die Juden in Geltung und in religiöser Hinsicht maßgebend für die jüdische Gesetzgebung sei. Seien die Uebcrsetziingc» richtig, so ständen die für das Judenihum maßgebenden Gesetze in schneidendstem Widerspruche zu unserer he iligen Denkweise. Referent ist für eine staa'liche Uebersetzung, damit der Streitfall endlich einmal aufgeklärt werde. Er ist für llebcrweifung der Ein- gäbe zur Berücksichtigung a» den Reichskanzler. Correfercnt Abg. Bogthcrr hat auf Grund erngezogeiier Erkundigungen bei Rabbinern u. A. die U-berzeugung gewonnen, daß die richtige Uebersetzung eine Doctorfrage sei, über die die An- sichten der Gelehrten weil auseinanccr gehen. Die Debatte wurde abgebrochen, weil mit Rücksicht auf die Wichligkeitter Sache die Hinzuziehung eines R.gierungscomnnssars beschlossen wurde. Die Subkommissiou für ein Bismarck-Denkmal beriet gestern Mittag die Platzfrage. Bezüglich derselben wurde eine Uebereinstimmung erzielt, jedoch soll vor der denitiven Beschlußfassung am nächsten Montag unter Hinzuziehung noch einiger Fachleute noch eine Lokalbesichtigung staufinden. Das ÄrmeeverordnnngSblatt veröffentlicht einen allei- höchsten Gnadenerlaß für alle innerhalb des Bereiches der preußischen Militärverwaltung disciplinarisch verfügten Arrest strafen, Haststrafen und Geldbußen, ferner wegen militärischer Bergehen gerichtlich erkannter Arreststrafen, sofern die Strafe vier Wochen gelinden oder drei Wochen mittleren oder 14 Tage strengen Arrest nicht übersteigt. Ausgeschlossen sind diejenigen Militärgefangenen, welche wegen vorschriftswidriger Behandlung oder Mißhandlung der Untergebenen, wegen Diebnahls oder Unter,chlagung verunheilt sind, ferner die jenigen, bei denen neben der Arrcstsnase auf militärische Eyrenslrase erkannt ist. Boni ReichSiag. Bei äußerst schwacher Besetzung des Hauses wird die Erklärung, betreffend die Verlängerung des Handelsprovisonums zwischen dem Reiche und Spanien bis zum 31. März, in erster und zweiter Lesung dcbattclos angenommen. — Bei der ersten Berathung der Abänderung des Gesetzes über Gründung und Verwaltung des Reichs- inval d.mfonds ciklär:e Staatssekretär Graf v. Posadows ky, die Vorlage wolle die für die Invaliden in Anspruch genommenen Fonts für Reichszwecke nutzbar machen. Er bitte, da die Regierungen sich nicht entschließen könnten, eine Anleihe aufzunchmen, um wohlwollende Prüfung der Vorlage. Abg. Graf Oriola (nl.) wünschte eine eingehende Erörte rung über die erforderliche Verstärkung der Betriebsmittel in der Budgetcommission, bekämpfte aber die übermäßige Schmälerung des Jnvalidcnfonds, bevor feststche, ob derselbe den gerechten Anforderungen genügt. Wir haben heute einen großen historischen Tag erlebt, der uns auch an diejenigen erinnern sollte, die mit Gut und Blut für das Vaterland eingetrcten sind. Abg. Fritzen (Centrum) hatte gegen die Vorlage Bedenken. Die Fonds müßten ihren ursprünglichen Zwecken erhalten bleiben. Entnehme man den Fonds 67 Millionen, so würden doch viele Wünsche unbefriedigt bleiben, so die Gleichstellung der im Reichs- und Staatsdienst be findlichen Invaliden mit den im Communaldienst eingestellten. Er schließe sich dem Anträge auf Verweisung an die Budget commission an. Abg. Gras Roon (cons.) war gleichfalls für Verweisung an die Budgetcommission. Er theilte das Bedenken des Grafen Oriola. Seine Freunde bereiteten einen Antrag vor auf Anrechnung zwficr Kriegsjahre 1870/71. Abg. Herbert (Soc.) wandte sich gegen die Ausführungen des Grafen Oriola und fügte hinzu, das Volk theile den Jubel von heute nicht. Die Vorlage ging hierauf an die Budgetcommission. Es folgte die zweite Berathung der Rovelle zum Unterstützungswohnsitzgesetz. Namens der Com mission erstattete Abg. Schröder (fr. Vgg.) den Bericht. Staatssekretär Dr. v. Bo etlicher dankte der Commission für das verständnißvolle Eingehen auf die Intentionen des Entwurfes. Tie Artikel 1—3 wurden mit einer geringen redaktionellen Acndcrung angenommen. Auch -die von der Commission beantragte Resolution betreffend die Ausdehnung des Gesetzes auf Elsä^Lolhringcn ward nach längerer De batte angenommen. Abg. Weber-Heidelberg (nat.-lib.) brt.nle die Nvlhwendigkeu dieser Maßregel im Interesse Badens. — Staatssekretär Dr. v. Boetticher erklärte, auch die Regierungen erkennen diese Nothwendigkeit an. Die Regierung der Reichslande widersetze sich nicht ver Einführung des Gesetzes, obwohl dasselbe für das Reichsland kern Be- dürfniß sei. Die Abgg. Grober, Karl und Fritzen (sämmtlich Ccntrum) sprachen gegen die Resolution. Spante». Abermals wird aus Barcelona ein anar chistischer Mordanschlag gemeldet: Am Donnerstag wurde aus den Civilgouverneur, als er aus seinem Hause heraus trat, von dem Anarchisten Thomas Murull, einem Maurer, ein Revolverschutz abgegeben, welcher ihn leicht verwundete. Der Ministcrrath in Madrid beschloß Maßregeln zur Aus- rechterhaltung der Ordnung in Barcelona. Da das Räuber wesen in Andalusien an Ausdehnung gewinnt, ist ein beson derer Richter zu dessen Unterdrückung ernannt Worten. Orrtliches und Sächsisches. Riesa, 27. Januar 1894. — Wie alljährlich an den Geburtstagen des Kaisers und des Königs unsere Schule ihrer patriotischen Pflicht und Aufgabe, Liebe und Treue zu Kaiser und Reich, zu König und Vaterland in die jungen Herzen des Heranwachsenden Geschlechts zu pflanzen, in entsprechender feierlicher Weise zu genügen sucht, so fand auch heute Vormittag 10 Uhr in der Aula de« oberen SchulhauseS mit den Oberklassen aller Schulabtheilungen zur Frier des 85. Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm II. ein feierlicher Aktus statt, dem außer dem gesammten Lehrerkollegium die Herren Geistlichen, Vertreter der Stadt und mehrere Herren und Damen anwohmen. Weiter beehrte der königl. BczirkS- schulinspektor Herr Dr. Gelbe aus Großenhain die Feier mit seiner Gegenwart. Das hiesige Offizierkorps war durch die Herren Majore Mühlmann und Stelzncr vertreten. In üblicher Weise wechselten patriotische Gesänge und Vor träge, welche in Klang und Wort ,u dichterischem Geiste die großen Errungenschaften der jüngsten Zeit feiern und der Wiederausrichlung des deutschen Kaiserreichs beredten Aus druck verleihen, seitens der Kinder ^miteinander ab. Tie Festrede hielt Herr Lehrer Nöthl'.ch. Der in den letzten Tagen zu hoher Freude aller guten Deutschen stattgefundenen Aussöhnung zwischen dem Kaiser und dem um Deutschland hochverdienten Altreichskanzler Fürsten Bismarck gedenkend, bezeichnete der Herr Festredner Kaisers Geburtstag als einen Gedenktag, cmen Dankcslag und cuicn Tag der Gelübde und schilderte mit warm empfundenen Worten die Jugendzeit Kaiser Wilhelms II. und die hohen Regententugenden, die denselben zieren, seit er den Thron seiner Väter bestiegen, vor allem seine gricdensliebe und seinen Eifer, dem deutschen Volke den Frieden zu bewahren und damit dem Vaterlande alle Segnungen des Friedens zu sichern. Wecker gedachte der Herr Redner der großen Ereignisse, die die langersehnte Einigung Deutschlands herbeigeführt haben» sowie der um Verwirklichung dieses hohen Ziels Hochoerdienten Fürsten, Feldherren und Staatsmänner, wie nicht minder aller Derer, die für Deutschlands Einigkeit, Macht und Ruhm gestritten, gelitten und ihr Herzblut gelassen haben, die nachfolgende Generation ermahnend, für diese Verdienste und Opfer alle zeit ein dankbares H rz zu haben. Zum Schluß forderte der Herr Redner aus, in dieser Feierstunde dem Kaiser und dem Vaterlands von Neuem treue Liebe bis zum Grabe zu geloben und dieselbe zu jeder Zeit und in jeder Lcbenslelluiig zu belhätigen. Mit Gesang wurde die erhebende Feier begonnen und geschlossen. — Früh von 8—9 Uhr waren mit den Kindern vom 3. bis zum 6. Schuljahre entsprechende Klassenfeierlichkeiten gehalten worden. Ebenso war rn der Handelsschule in der ersten Stunde auf die Bedeutung des Tages hingewicsen worden. — Mögen auch ore diesmaligen Schulfeierttchkeiren ihren Zweck erfüllen und in den Herze nZunscrer Jugend wahre Vaerlands.iebe und rechte Kvnigslreue wecken und festigen. — Die Räumungsarbeiten der zu den Schleußen-An- lagcn gehörigen städtischen Schlammsänge werden, gutem Vernehmen »ach, der Riesaer Dünger-Abfuhr-Akiien-Gesell« schäft übertragen wcrd.n. Es wird die Gesellschaft, die auch im abgelauscnen Geschäftsjahre recht gute Resultate erzielte und eine allgemein befriedigende Dividende wird rerlheilcn rönnen, ihren Geschaftskreis erweitern. Ferner steht die Gestllschast in Unterhandlung wegen Erbauung einer Grube, die sny als nöthig erwiesen, und har man bereits ein ge- eignetes Feldstück rechts der Ricsa-Poppitzerst'.aße, voibehaltuch der Genehmigung der Anlage, angerauft. Vom Lanorage. In gestriger Sitzung der Zweiten Kammer beschäftigte man sich nm den Petitionen des Bahn- ho,sbuchhändlcrs Rcnh^rdt in Dresden und Genossen um Freigabe des Zeitung und Buchhandels auf den Bahn- yvsen an Sonn- und Festtagen, svwi. der des Prenner- lieulcnants d. L. F. Arndt auf Klostergut Oberwartha um Verlegung einer steilenKurve des Oberirarihaer- Ntedcrwa.ckyaer Kommumkations-wegs. Die lctzcre Pe tition ließ die Kammer ohne Debatlte auf sich be ruhen. Die Berichterstattung über den zweiten Punkt der Tagesordnung: Schluhberalyung über den mündlichen Bericht der Beschwerde, und PelitionSdcputation über Ne Petition des Bahnhofsbuchhändlers Reinhardt in Dresden und Ge nossen um Freigabe des Zeuungs- und Buchhandels auf den Bahnhöfen an Sonn- und Festtagen halte Abg. Reißmann- Kamenz übernommen. Derselbe beantragt Namens der De putation, die Kammer wolle in Uebereinstimmnng mit dem diesbezüglichen Beschlüsse der Ersten Kammer die Petition Reinhardts der lvniglicheu Slaalsregierung zur Kennlnij,- nahme überweisen. Die Petition geht dahin, die Stände versammlung mochte den Druck, weichen das Sonntagsgesetz den Petenten auserlegr Hal, und den pecuniären Nachtheil, welchen sie durch die Anwendung dieses Gesetzes erleiden, von ihnen abwentcn. Es sind den Petenten die üblichen 5 Stunden, welche tz 105 d der Gewerbeordnung für die Sonn- und Festtage freiläßt, vom Stadtrath als zuständige Behörde in die Zeil von Vormittags 11 Uhr bis 4 Uhr 'Nachmittags gelegt worden. Sie führen aus, daß gerade zu dieser Zeit Schnellzüge nicht verkehren, daß nur rocal- und Personenzüge abgelassen würden und daß thnen die Möglichkeit ihre Preßerzeugnisse, die sie auch für diese Tage beziehen müßten, zu verlaufen, genommen sei. Der Gegen stand ihrer Petition ist ein doppelter. Sie bitten zuerst, daß der Bahnhossbuchhantel der Sonntagsruhe überhaupt nicht unterworfen werde, zweitens ersuchen sie, falls dies nicht angängig wäre, Veranlassung zu inhinen, daß die frei- gegebenen Stunden den Localverhällnissen entsprechend vcr- tyeilt werden. Der Referent führt u. A. au«, daß den Wünschen der Petenten in ihrem ersten Theil auf den Weg der Landesgesctzgebuug nicht Rechnung getragen werden könne, da hier allein nur die Reichsgesetzgcvung in Betracht komme. Anders verhalle es sich in Bezug auf die Vertheilung der Stunden. Die Deputation hat sich der Ansicht zugeneigt, Laß der 8 105c der Gewerbe-Ordnung zu Gunsten der Pe tenten Anwendung finden könne, welcher bestimmt, daß für Gewerbe, d.ren vollständige ooer theilweise Ausübung an Sonn- und Festtagen zur Befriedigung täglicher Bedürfnisse der Bevölkerung erforderlich ist, durch Verfügung der höheren Verwaltungsbehörde Ausnahmen von tz lOütr der Gewerbe. Ordnung gemacht werden können. Auch der von der Depu tation gehörte königliche Regierungscommissar war der An- sicht, daß der 8 105c sich auf die Batmhofrbnchbändler wohl anwendeu lasse. Abg. Goldstein erklärte, daß die sozial- demokratische Partei gegen den DcputationSantrag: die Pe tition der Königl. Regierung zur Kenntnißnahme zu über weisen, stimmen werte. Abg. Uhlemann-Görlitz sprach für den Deputalionsamrag. Abg. Müller bat um eine möglichst milde Anwendung der Bestimmungen über die Sonntags ruhe. Hr. Staatsmiiiister v. Metzsch machte darauf auf merksam, daß durch eilte im Sinne der Petenten günstige Anwendung der Bestimmungen der Gewerbeordnung über die Sonntagsruhe doch nicht dem Sächsischen Gesetz über die Sonntagsruhe zuwidergchandelt werten dürfe. Dieses Ge setz sei noch in Kraft, soweit es strengere Bestimmungen habe, als die Gewerbeordnung und verbiete jeden Handel voimittags vor dem Gottesdienst. Die Durchführung des Gedankens einer größeren Heiligung des Sonntags müsse anscheinend manche Härten mit sich bringen. Die Kammer überwies die Petition Reinhardts ter Kgl. Skaarsregiernng zur Kenunlnißnahme. Strehla. Der feit Neujahr von hier wegen be gangener Unterschlagungen flüchtige Buchhalter ist am Mittwoch in Aue aufgegrifsen und gefänglich eingezogen worden. * Stauchitz, b5. Januar. Da die Landwirthe der Umgegend sich jetzt überall rühren und rüsten, nicht nur die bereits bestehenden Zuckerfabriken in Döbeln und Mühlberg weiter und reichlicher zu versorgen, sondern auch die neue Oschatzer Fabrik lebensfähig zu machen und zu erhalten, so war der Vortrag, den Herr Oberlehrer Herbst aus Wurzcu heute im hiesigen landwirthschaftlichcn Verein über die Zucker rübe uud ihre Behandlung hielt, gewiß ein Zeit- und orts gemäßer. Der hier stets gern gehörte 'Redner führte unge fähr Folgendes aus: Außer Kartoffeln und Klee hat der An bau keines Kulturgewüchses in der Landivirthschaft in kurzer Zeit solchen Aufschwung genommen und solche Bedeutung er langt, wie der der Zuckerrübe, die vor 100 Jahren mir we nigen Landwirthen bekannt Ivar nnd die jetzt in Deutschland chhilich eine Ackerfläche von 250 bis 300000 Hektaren be deckt. Bor etwa 1000 Jahren kannte man in Europa kein anderes Süßungsmittel wie den Honig, erst in den Kreuz zügen lernte» die Krieger den Zuckersaft kennen, der ans einer maisähnlichcn Pflanze, dem Zuckerrohre, gewonnen wurde, und brachten Kunde nnd Proben davon nach Europa. TaS Zuckerrohr wurde von Ostindien nach Amerika verpflanzt, ließ sich aber bei uns nicht ai.bauen. Ten Saft brachte man zu Schiffe nach Europa, ivo er erst g reinigt und zu Zucker ver arbeitet wurde. Es entstanden auch in Deutschland Raffinerien, jo in Augsburg und in Dresden: die aber nur wenig und thenren Zucker lieferten. 1747 machte der Apotheker Marg- graf in Berlin die Entdeckung, daß in der 'Runkelrübe der selbe Saft enthalten sei, wie im Zuckerrohre. Doch blieb die Entdeckung längere Zeit ohne Bedeutung. Erst zu Ende des vorigen Jahrhunderts errichtete man in Schlesien die erste Zuckerfabrik. Sie verarbeitete jährlich 70 Cir. Rüben nnd gewann daraus 3^ Etr. gereinigten Zucker. Bald darauf entstanden in Schlesien und ebenso in Sachsen 2 andere Fab riken, die bald einen gewaltigen Aufschwung nahmen, da durch die von Napoleon verhängte Kontinentalsperre der Preis des Pfundes Zucker auf 4 Mark stieg. Es wurden nun nach und nach wichtige chemische und technische Entdeckungen ge macht, welche die Gewinnung des Zuckers erleichterten und den Ertrag erhöhten. 1837 bestanden in Deutschland schon 122 Fabriken, die 507000 Ctr. Zuckerrüben verarbeiteten und ans je 18 Centnern Rüben I Ctr. Zucker gewannen. 1840 fing man an, den Zucker zu versteuern, uud zwar be steuerte mau den Centner Rüben mit Silbergroschen. Allmählich wurde diese Steuer erhöht, so daß man 1869 schon den Centner mit 80 Pfennige versteuern mußte. Tie Fabriken hatten noch, sich über Wasser zu halten und mußten a g Mittel uud Wege sinnen, Rüben und Technik zu ver bessern. Jetzt ist man dahin gekommen, daß die Rüben 15— 18"/, Zucker enthalten und da man desto billiger arbeitet, je größer der Betrieb ist, so baute man Fabriken, die Million und noch mehr Centner Rüben verarbeiten. Welcher Gegensatz zu jener schlesischen Fabrik mit ihren 70 Centnern! In Deutschland bestehen zur Zeit ca. 400 Fabriken, die jähr lich 180 Millionen Centner Rüben gebrauchen und 18 bis 20 Millionen Centner Zucker erzeugen. Bei gut eingerichtetem Betriebe gewinnt man aus 9 Centner Rüben 1 Centner Zucker. Deutschland prvducirt so viel Zucker, wie alle anderen- Länder Europas zusammen. Dabei wird die Cultur deS Bodens und die Wohlhabenheit der Bewohner befördert, jo daß also der Zuckerrübenbau eine große landmirthschasstiche Bedeutung hat. Aber auch seine volksivirthschaftliche Bedeu tung ist nicht gering anzujchlagen; denn er giebt vielen Ar beitern lohnenden Verdienst und bringt dem Staate ca. 100 Millionen ^Mark an Steuern. Möchte nur die Behörde sich dieser doppelten Bedeutung stets bewußt bleiben und die Steuerschraube beim Zucker nur so handhaben, daß diese wichtige Jnoustrie lebensfähig bleibt! — Aus den weiteren, sehr eingehenden Ausführungen des Vortragenden über den Anbau der Zuckerrübe können wir nur einiges ansühren. I. Welche Anforderungen stellt man an die Zuckerrübenwurzel, wenn sie ihrem Zwecke entsprechen soll? Sic soll eine läng liche Form haben, 30—35 cm messen, ohne die spitze Wurzel, die in die Tiefe eindriugen muß. Rüben mit spaltigeu, ga- beligen Wurzeln tragen nichts. Tas Fleisch soll entweder weiß oder rosa, die äußere Haut nicht zu zart und der Kopf klein jein, so daß sich die Blätter krauzartig ausbreiten. Aus der schlesischen weißen Runkelrübe hat mau eine Menge von 'Arien gezüchtet, von denen besonders die kleine Wclnzlebener, ,