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Fernsprecher 18. Tel.-Adr.: Wochenblatt Pulsnitz Postscheck-Konto Dresden 2138. Giro-Konto 146 Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz. Nummer 31 76. Jahrgang Donnerstag, den 1L. März 1S24 kommen-unä ?nva1-83nlt sR,snt;on»Ls.rL-s'ul8nitr6l' ösnlt Vir verzinsen NsnlGNMNnK - 8p«n»ial«gvn s. (3. m. b. ?ul8Hlt2 und Otioru provisionskrei. Orööere ketrsxe unk Vunsck mit Vertsickerunz snk Oollsr - Lssis. l.ankenäe Konten Amtlicher Teil Bautzen. am 11. Mürz 1924. 8«/, - 9«/. - I monstlicker Künckieung octer 1 blonst test 3 monatlicder Künäixunx octer 3 konnte test dis suk weiteres wie kolxt: 7 »/, p. s. bei täxiicker Verküxun^ gruppierung überhaupt nichts anzufangen ist. Es war deshalb auch unbegreiflich, daß die Schwierigkeiten, die sich in den letz ten Tagen gegen eine schleunige Auflösung geltend machten, sich um die Person des Reichspräsidenten herum lagerten. Zuz»- geben ist, daß Neuwahlen im Augenblick innen- und außen politische Nachteile im Gefolge haben müssen; die Folgerung, die man aber daraus ziehen muß, ist nur die, daß es besser gewesen wäre, wenn wir früher gewählt hätten. Der Reichs« Präsident hat dar verhindert, als er Herrn Dr. Stresemann am Ende vorigen Jahres die Ermächtigung zur Auflösung verwei gerte und dadurch das zweite Kabinett Stresemann zum Rück- tritt zwang. Ein solches Spiel aber kann er noch einmal nicht spielen. Hätte er daran seflgehalten, auch das Kabinett Marx zugunsten des Reichstages zu opfern, dann wären wir in weni gen Tagen mitten in einer Präsidentschastskrifis drin gewesen. Denn die Dinge find zu wett gediehen, als daß fie fich jetzt noch bremsen lassen. Das deutsche Volk wird fich gegen jeden Widerstand richten, der in diesem Augenblick den Reichstag noch zu halten suchen will. Deshalb ist es gut, daß der Reichs präsident nachgegcben und fich mit der Auflösung des Reichs tages abgefundrn hat. Je eher wir dazu kommen und je kürzer der Wahlkampf bemessen wird, desto besser sür uns alle. sobald es fich darum handelte, eine» Entschluß zu fasten oder auch nur fich zu positivem Handeln aufzuraffen. Seit vierzehn Tagen kämpft er nun seinen T»deskampf; aber selbst die An strengungen, daß er wenigsten« i» Schönheit sterben sollte, find gescheitert. Es ist ein ewiges Reden um die Dinge herum, ohne daß man damit in der Entscheidung einen Schritt weiterge kommen wäre und, wenn nicht von außen her eine Cäsur ein- schncidet, dann wäre tausend gegen eins zu wetten, daß man langsam in die dreißigste Rednergarnitur hineinkäme, bis im Juni das natürliche Ende dieser trostlosesten aller Volksver tretungen mit dem Ablauf ihrer Mandatsdauer eingetretcn wäre. Aber gerade darauf kann man es nicht ankommen lassen. In normalen Zeiten mag es nicht eine so große Rolle spielen, ob der Reichstag etwa» mehr oder weniger fruchtbar ist, da wür den Kabinettskrisen nicht sonderlich viel schaden. Wir haben es ja im Frieden in Frankreich erlebt, daß in wenigen Wochen vier, fünf Kabinette aufcinandersolgten, ohne daß dadurch die Stabilität irgendwie gefährdet wurde. Aber soweit find wir doch nun einmal noch nicht. Unsere ganze Existenz ist aus einer sehr dünnen Schicht festen Lodens aufgebaut, die bet allzu starker Belastung durchbricht und uns alle mit ins Verderben reißt. Gerade deshalb ist es so wichtig, daß mit diesem Reichstag, nachdem fich seine politische Unfruchtbarkeit so deutlich heraus« gestellt hat, Schluß gemacht wird,-damit frisches Blut hereinge holt wird, mit dem fich hoffentlich eher arbeiten läßt. Allzu viel Zeit ist dabei nicht zu verlieren. Denn obwohl wir in den letzten Monaten sehr viel weiter gekommen find, dürfen wir doch auch die Schatten nicht übersehen, dte immer noch auf dem Wege liegen. Gewiß, e« ist sehr schön, daß Herr Dr. Schacht mit fieberhafter Tätigkeit seine Golddiskontbank zustande gebracht hat, die uns eine Reihe Goldmillisnen aus ländisches Kapital zur Verfügung stellt. Aber zwischen dem, was er wollte und dem, was er erreicht hat, klafft dock eine gewaltige Lücke. Seine Abficht ging dahin, ein großes Unter nehmen zustande zu bringen, das, mit ausländischen Kapitalien unterstützt, stark genug war, um das Kreditbedürsni« der deut schen Wirtschaft zu erfüllen, solange bis die Sachverständigen sich über eine international fundierte deutsche Goldbank ver ständigt hätten. Von diesem Endziel aber ist es ganz still ge worden. Es kommen neuerdings Gerüchte, die von neuen Schwierigkeiten bei den Sachverständigen sprechen, und die Tat sache, daß Dr. Schacht Hals Über Kopf wieder nach Paris zu rückgejagt wurde, scheint doch dafür zu sprechen, daß wir von der endgültigen Lösung unserer Währung noch sehr weit ent fernt find, und dte Millionen, die er aus dem Auslände be kommen hat, reichen bei weitem nicht aus, unseren Bedarf an Rohstoffen im Auslonde zu decken. Auch dir Golddirkontbank ist also nur ein kärglicher Notbehelf, der zwar den Druck auf die Rentenmark vermindert und die Gefahr eines Abgleitens unserer Währung vorläufig verhindert, aber doch nur vermutlich aus Monate Hilst und vor allem nur dann Hilst, wenn alle Schichten der deutschen Bevölkerung der Regierung bei ihrem schweren Werke helfen. Das ist nun leider da» Einzige, was von diesem Reichs tag nicht zu erwarten ist. Deswegen muß er lieber heute ms morgen den Platz räumen, auf die Gefahr hin, daß sein Nach folger eine ähnlich ungünstige Zusammensetzung aufweist. Ein Ideal wird sicherlich der neue Reichstag auch nicht sein; im Gegenteil, so unklar seine Zusammensetzung auch im einzelnen ist zweifellos werden die radikalen Flügel aus beiden Seiten verstärkt, sodaß die Ausbalancierung der Mitte fich vielleicht noch schwieriger gestaltet als heute. Aber dieses Risiko muß in den Kauf genommen werden angesichts der unbestreitbaren Tat sache, daß mit dem Reichstage in seiner gegenwärtigen Partei Der Todeskamps des Reichstages. wGr scheint sterben zu wollen, wie er gelebt hat, der erste ^etchrtag der deutsche» Republik: unsicher, haltlos, in fich selbst «Nissen, stark eigentlich nur in der Negation, aber unsähig, OertNche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz, (Konzert.) Auf das ^Liederhain". Konzert am nächsten Sonnabend im Schützenhaus haben wir schon hingewiesen. Die heutige Ankün digung bringt uns die Namen der Solisten, von denen uns die beiden Damen Maria Bluhm und Maria HSrnecke und Herr Bemmann von „Erlkönigs Tochter" in bester Erinnerung sind. 2n Herrn Robert Bröll hat der „Liederhain" einen ganz vorzügliche Tenor geworben. Di« Orchesterbegleitung setzt sich aus 24 Mann zusammen. Zum besseren Verständnis der Konzertbesucher hat der Dirigent des „Liederhain" einen Artikel verfaßt, der, in heutiger Ausgabe zu lesen, sehr empfehlenswert ist. Pulsnitz. (Sommer-- und Privat» avk.) Die Commerz- und Privat-Sank 8.-E, Zweigstelle Pulrnitz bittet uns, darauf hinzuweisen, daß für die von ihr h«rau»gegevenen Droisenkur» - Heftchen, ent haltend Dollar, Pfund- und «uldenkurse seit 1S1S, die Nachträge für Januar und Februar 1924 erschie- nen find. Interessenten können dieselben an der «affe der Commer, Bank kostenlos in Empfang nehmen. Pulsnitz. (Künstlerabend) Hochinteressant verspricht am nächsten Dienstag ein Künstlerabend im Sch0tzenhause zu werden. Eine Fülle von abwechs lungsreichen Vorträgen bildet das Programm. Heino Szantner mit seinen ernsten und heiteren Vorträgen von Gedichten, Eeschichtchen und Melodramen wechselt mit den ganz einzigartigen Tänzen der Schwedin Eunna Elfgren und gut gewählten Klavierstücken des Dresdner Kapellmeisters Alfred Kuntzsch in flotter, bunter Reihe. — Anschließend wird man sich selbst Der Stadtrat. Giwerbeamt, als Aufsichtsbehörde. Allgem. Ortskrankenkasse Pulsnitz. Der Derwaltungsausschuß des Landesamte« für Arbeitsvermittlung hat aus Grund der Drrordnung des Arbeitsministeriums di« Beitrag« fü» dl« E«werb«lose»fKrso»g«, die von Arbeitgebern und Arbeitnehmern je zur Hälft« zu tragen find, mit Wirkung ab S. März aus S ». H. des Arbeitsverdienstes festgesetzt. Der Baffenvorstand. ^klianxsssllsekatt Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weitzbach. H«uplblatt und Älteste Zeitung in den Ortschaften des PnlSnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Oberstein«, Riedersteina Weißbach, Oker- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdorf, Das Wichtigste. Die Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zur Beilegung des Konflikts in der Zittauer Textilindustrie haben nicht zur Einigung geführt. Wie die Lisch. Ztg. h»rt, hat Dr. Alsberg dem an ihn ergangenen Ersuchen Dr. Zeigners, in dem gegen ihn bevorstehende» Prozeß vor der Strafkammer in Leipzig seine Verteidigung zu überneh men, nicht entsprechen. Herr von Sahr machte im Hitler-Pr»zeß bedeutsame Aussagen. Gestern wurde Oberst von keißer vernommen. Die Deutschnationalen haben im Reichstaff den Antrag eingebracht, die nächsten Reichstagswahlen am Freitag, den 11. April d. I, stattfinden zu lasten Wie die TU. erfährt, ist der Parteivorstand der Deutschen Volks partei auf Sonnadcnd, den 1b. März nach Berlin cinberufen worden, um zu der Gründung der Nationalliberalen Vereinigung der Deutschen Holkspartei Stellung zu nehmen. Der Streik im Hamburger Hafen, an dem 20 000 Arbeiter beteiligt find, hat sich auch auf Bremen ausgedehnt. Tn einer vorgestern abend abgehaltcnen Versammlung der Hasen- arbeite» der Bremer Häsen wurde mit 1SoO gegen 118 Stimmen der Streik beschlossen. Die Ausprägung von Reichssilbermünzen zu 1, 2 und 3 Mark ist genehmigt worden. Der Notenumlauf gegenüber dem Dezemberstand von 1923 ist von insgesamt 815 Millionen Goldmark auf 380 Millionen Gold mark zurückgegangen. Die deutschen Eisenhütten beziehen solange kein spanisches Erz mehr, bis die spanische Regierung bereit ist, die deutsche Ausfuhr nach Spanien unter den gleichen Bedingungen zuzulaffcn, wie fie an- deren Ländern gewährt werden. Der ehemalige deutsche Reichskanzler Dr. Cuno ist mit Amer Fa- »ilie ans den kanarischen Inseln zu einem längeren Aufenthalt eingetrvffen. ... Der Unterstaatssekretär im Staatssekretariat des Heiligen Stuhls, Pizzardo, weilte am Sonntag in München und überbrachte eine große Spende des Papstes sür die Notleidenden in Deutschland. Er ist bereit« am Montag früh nach Rom zurückgekehrt. Die ungarische Krone ist an der Wiener Börse unter den Kurs der österreichischen gefallen. Um 29. Mär, wird um Mitternacht in Frankreich und Belgien die Sommerzeit eingefklhrt. 5«n England erfolgt diese Maßnahme am 12. April. Der Schnellzug Calais—Ventimiglia ist am Montag in der Nähe von itzon infolge falscher W-ichenstellung entgleist. Vier Rei sende, drei Engländer und ein Franzose, wurden getötet, 25 Per sonen verletzt. Wieder „Made in Germanp?" Das englische Unterhaus nahm mit 184 gegen 1b8 Stimmen ein Gesetz m 2. Lesung an, nach dem eine ganze Reihe von Nahrungsmitteln Abzeichen über ihr Her kunftsland erhalten müssen. Auf der Höhe der Balearischen Inseln im Mittelländischen Meer begannen vorgestern die englischen Flottenmanöver, an denen fich da« Geschwader des Mittelmeeres und de« Atlantischen Ozeans, insgesamt 83 Schiffe, beteiligen. Die dänische Regierung hat ihre Demission eingereicht. Geschäftsstelle: Pulsnitz, MSm«rckpl«tz Nr. 865. Druck und Verlag von E. L. Fö rst e rS Erb en (Inh. I. W. Mohr) Nachdem die Kreishauptmannschast Bautzen angeordnet hat, daß sämtlich« Ge- »nvetreibende, die innerhalb de» Regierungsbezirk« Bautzen das Bürsten- und Vr»j«l»ach«,ha»H»<,U selbständig betreib««, vom 1. Februar 1924 ab v" wn dem Titz» in Bautzen fvr den genannten Bezirk errichteten -wang,i»«n«s für "'^urstrn, >»b Pi»selmacher>e»«»b« al« Mitglieder anzugehören haben, ist nunmehr me Wahl de« Innun-soorflandes und di» Beratung der Jnnungssatzungen vorzunehmen. Au diesem Zwecke wird auf Montag, den 17. März 1924, nachmittags /,3 Uhr im Einkehrhaus zum goldenen Adler in Bautzen, Veremszimmer, «iu« Jnnungsoerfammlung anberaumt, zu der hiermit alle Beteiligten geladen werden. Erscheintt nn» Sonnabend. Im Falle höherer Aiwalt — Krieg, Streik od. sonstig irgend welcher Störung d. Betriebes der Altung oder der BcfSrderungreimichtungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Mchlteferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Wöchtl.—.55 Gold-Mark bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentl. —.50 Gold-Mark; durch die Post monatlich M 2 50 freibleibend. Bank-Kouten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und UMv Commerz- und Privat- Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzeigen-Grundzahlen in Goldmark: Die sechsmal gespaltene Petitzeile (Moffe's Zeilenmcsser 14) M —.20, im Bezirke der Amtshauptmannschaft M —.15. Amtliche Zeile M — 60 und M —.45; Reklame M —.50. Tabellarischer Satz 50 Prozent Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einzlchang der Anzeigen gebühren durch Klage oder in Konkursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. — Briefkurs vom Zahltag. Mindestkurs: Tag der Rechnung. — Familien-Anzeigen nach ermäßigtem Tarif Inserate für alle ZMungen vermittelt vollständig kost Verlag des „Pulsnitzer ochenblattes"