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- Erscheinungsdatum
- 1923-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840935979-192306214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840935979-19230621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840935979-19230621
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Wochenblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-21
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
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Nr 73 PulsÄtzrr Wochenbett - Donnerülax, den 21 Juni 1923. Seile 3. Sächsischer LandKag» Sitzung vom 19. Juni 1923. In der Dienstaqsitzung des Landtages erschienen auf der Tagesordnungen die ersten Kapitel des Haushaltplanes, der eigent lich bereits erledigt sein sollte. Nachdem die in der Sitzung vom 12. Juni beratenen Anträge entsprechenden Ausschußvorschlägcu an genommen waren, wurde eine ganze Reihe Kapitel des ordentlichen Staatshaushaltplanes nach dem Ansichußanträgen angenommen. Außerdem fand die Abänderung des Stempelstenergesetzes Annahme, sowie ein abgcändetcr kommunistischer Antrag auf Gewährung von Lemmittclfreiheit an Kindern minderbemittelter Familien, — Nächste Sitzung, Donnerstag den 21. Juni, nachm. 1 IIhr. Deutscher NeichsLNA Sitzung vom 19. Juni 1923. Das Landessteuergesetz im Reichstage. Der Reichstag stimmte zunächst einen Abkommen mit der Ukraine, Weißrußland, Georgien, Ashcrbeiifchan, Arme nien und der Republick des fernen Ostens zu. Durch diese Vereinbarung wird der Rapollovsrtrag auch auf dies- sechs Sowjetrepublicken ausgedehnt. Die diplomattzchen und kon sularischen Beziehungen sollen neu ausgenommen werden. Eine diplomatische Vertretung wird freilich nur sirr die Ukraine in Frage kommen. Die Regelung zum Auslandsschadengesetz ! wurde genehmigt. Dann nahm der Reichstag zum Landes- s steuergesetz Stellung. Im Vordergrund dieses Ve-Handlungs- f tages stand der Kamps um die Umsatzsteuer die vom Ausschuß nach wie vor auf 2^/« festgesetzt worden war, während die s Regierung 2,5 °/g für dringend notwendig erachtet. Den Ländern sollen von den Auskommen der Umsatzsteuer 10 "so, den Gemein- , den 15"/» zugeführt werden. Allgemein wurde auf die Finanz- i not der Länder und Gemeinden hingewiesen, die ihre Selbstständig keit geopfert hätten, und Kostgänger des Reiches geworden seien, aber nur eine sehr schmatr Kost erhalten, und es ihnen unmöglich sei, die Ausgaben zu eriüllen, die ihnen zugewiesen werden. Bei der Abstimmung wurde die Fassung des Aus schusses im wesentlichen ausrcü lerhalten. Die Länder erhalten Anteile an folgenden Reichsfteuern, Einkommen- und Kölperfchafts- fteuern, Umsatz-, Grund-, Erwerbs, Mieterschaits-, Kraflsahr« zeug-und Rennwett euer. Länder und Gemeinden können Zus Plage zur Grunderwerbssteusr erheben. Ais Anteil an der Ein kommen und der Kchpersctastsstcuer erhalten die Länder des Auskommens. Sozialdemokratische Anträge aus Streichung der Zu und Vorschüsse an Kirchengemeinden und Religtons- gejelljchasten wurden abgelehnt. Die Vor age blieb im großen und ganzen unverändert. Sie wurde in der 2. Lesung ange nommen. Da die Regierung das neue Besoidungssperrgejetz zurückgezogen hat, wurde das alte um 1 Jahr verlängert. Daraus vertagt sich das Haus auf Mittwoch, um die 3. Lesung d?s Landesstenergesetzes vorzunehmen und die Brotverbilligungs vorlage zu behandeln. Sitzung vom 20. Juni 1923. Die Brotvcrbilligungsoorlage im Reichstage. Der Reichstag wies am Mittwoch schon starke Lücken in den Reihen seiner Mitglieder, weil viele von ihnen sich be reits heimwärts gewandt hatten Die Geltungsdauer des Wohnungsmangelgejetzes wurde aus Antrag der Adg. Kniet und Winnefeld! b-- MN 31. Dezember 1923 ver längert. Dann wurde die 3. Lesung des Landes ftcuergesetzes vorgenommen, die größtenteils ohne Aussprache erledigt wurde. Beim Umiatzsteuergejetz setzte noch einmal ein Kampf zu Gun sten der Genossenschaften ein. In 2. Lesung Hutten Sozialdemo kraten für die Genossenschaften Befreiung von der Umsatzsteuer verlangt. Sie beschränkten sich darauf, jetzt eine Ermäßigung in der Höhe des Steuersatzes zu fordern. Auch dieser Antrag wurde mit 190 gegen 160 Stimmen bei einer Stimmenenihaltung abgelehnt. Das Landessteuergcsetz wurde dann in 3. Lesung gegen die Kommunisten angenommen. Einstimmige Annahme sanden die neuen Diätenvorlagen Danach erhalten die Reichs tagsabgordnetcn den 4 Teil eines Ministergehalles, ohne Sozial Zuschläge. Zum nächsten Pundt der Tagesordnung, der Brot vcrbilligungsvorlage waren noch Anträge in Vorbereitung. Die Sitzung wurde deshalb um 8 Uhr aus eine Stunde unterbrochen Die neue Sitzung verzog sich erheblich, da die Verhandlungen zwischen den Parteien Schwierigkeiten begegnet waren. Als sie um 6,15 eröffnet wurde, lag ein Kompromißanirag aller Parteien vor. Danach wird zur Verbilligung des Brotgetreides siir Bedürftige die 6 sacke Zmangsanleihe erhoben werden. Die Abgabe ist zur Hälfte am 1. August 23. und am 2. Januar 1924 fällig. Als Grundlage wird der Berliner Roggenprcis von Mogg für den Zentner angenommen. Steigt oder fällt dieser Preis, wird entsprechend die Tcilabgabe bemessen weiden. Der Reichsernührungsminister Dr. Luther stellte sich auf den Boden dieses Kompromisses und empfahl den Gesetzentwurf zur Siche rung der Brotversorgung in der neuen Form. .Danach wird die Retchsregierung ermächtigt, bis zu einer M'llion Tonnen Brotgetreide zu erwerben. Die amtliche Brotversorgung fällt mit dem 15. September 1923 fort. Die Verwaltungsabteilung der Reichsgetreidestellen sollen spätestens mit den 31. Dezember aufgelöst werden. Der Minister weißt darauf hin, daß als be dürftig gelten sollen, besonders die Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen, Sozial und Kleinrentner, Armengeldempfänger und Arbeitslose, sowie Kinderreiche. Die Verbilligung soll etwa zwei fünftel ausmachen. Steigt die Zahl der Bedürftigen, so soll der Besitz weiter herangezogen werden. Die Parteien finden sich mit der neuen Verordnung ab, nur die Kommunisten schlagen Lärm und sprechen von einer Niederlage des Prole tariats. Der Antrag wird gegen die Stimmen der Kommunisten angenommen. Nächste Sitzung am 2. Juli. Die Lage in den besetzten Gebieten. Die Lebensmittelversorgung des Ruhrgebietes. Bochum, 21. Joni. Die Lebensmittelversorgung des In dustriegebietes ist in ein Stadium cingctreien, wo energische Maß nahmen notwendig sind, um der Notlage zu begegnen. Angen- blicklich drückt namcnrlich der Mangel an Kartoffeln und an Milch. Da vermutet wird, daß auf mehreren Lagern Kartoffeln zurückge- halten werden, wird die Wuchsrpolizei eine eingehende Untersuchung der Kartvffellägcr unternehmen. Darüber hinaus muß die Lebens mittelversorgung des Ruhrgebietes vollständig neu organisiert wer den und auf einer anderen Grundlage aufgebaut werden. Es haben gestern ans diesem Grunde in Elberfeld beim Staatskommissar für Volksernährung Beratungen stattgefunden, von denen man eine baldige Abhilic der Not erhofft. Das Schicksal Bürgermeister Schäfers. Esten, LO. Juni. Wie wir hören, ist Bürgermeister Schäfer nach längerer Behandlung durch den französischen Generalarzt gestern ans dem Gefängnis in Düsseldors-Behrcndori zur weiteren Behänd» lnng in ein Kranhenhans in Neuenahr überführt worden. Französische Meuchelmörder. Köln, 21 Jnni. Wie gemeldet wiro, sind die Leichen der in Dortmund von den Franzosen erschossenen Deutschen inzwischen von ärztlichen Sachverständigen untersucht worden. Es wurde fest gestellt, daß einer der Toten von der Seile, vier der Toten von hinten erschoss.'» worden sind. Der Erfolg der ranzösischsn Ruhraktion. Paris, 21. Jnni. „Ere Nouvelle" verzeichnet folgende Ziffern der französischen Ruhrpolitik: Im Dezember hat der Hütten koks 9ö Franken die Tonne gekostet. Anfang Februar stieg der Preis auf 110 Fr., daun auf 150, im März ans 190. Fraukreich mußte alfo 90 Franken die Tonne mehr bezahlen, nm 845000 Ton nen weniger zn bekommen. Das französische Ruhrfiasko. Köln, 20. Juni Die „Kölnische Zeitung" gibt unter der Überschrift: „Schlechte Geschäfte" einen Artikel des Kölner Bericht erstatters der „Kölnischen Zeitung" wieder, wo es heißt, daß die Franzosen darum in letzter Zeit so sehr auf Raub von Eisenbahn- material und die Besetzung »euer Eiscvöahnlinieu aus sind, weil die Regie das von ihr beschlagnahmte Material so herunter gewirt schaftet hat, daß sie sich dringend nach neuen Umsehen muß. Dis Seitcngtcye sind überfüllt mit invaliden Lokomotiven und Wagen. Gleichzeit g erklärt der Berichterstatter, daß die Regis den Franzo sen ungeheure Summeu koste. Dasselbe gelte von dem Zolldicnste, dcsscn Einkünfte nicht ansreichen, dis Gehälter der Angestellten des Emser Aussnhramies zu bezahlen. Die Franzosen beschlagnahmen Krankenbetten. Dortmund, l9. Juni. In Dortmund haben die Fran zosen ans dem Postamt 1 drei weitere Räume zur Unterbringung einer Ingenieur-Kommission beschlagnahmt. — .In Bochmn be schlagnahmten sic am 15 Juni im Augusta-Josef- und Elisabeth- Krankenhaus zusammen 10 Berten. Neueste Meldungen. Braunschweig, 21. Juni. (Nr. Strefemannüber Ruhrproblem und Garontieangebot) Dr Strese- munn HM gestern abend in Hildesheim eine politische Rede, in deren Mittelpunkt das Ruhrprodlem und das Garantie angebot der Industrie stand Dr. Stresemann sagte, dis Deutschen müß-en sich von dem Glauben frei machen, daß nach dem Einfall der Franzosen in das Ruhrgebiet die Welt aus Deutschlands Seite sei Das Ausland betrachte die Ruhrsrage ovm eigenen Intercssenstaudpunkte aus Es Komms dalauf an, ob fitzt die polinfchen Machtmittel stärker find oder die wirtswastlichen. Berlin, 21. Juni. (Der sozialdemokratische Arbeitsausschuß über die Lage.) Der sozialdemo kratische Arbeitsausschuß befaßte sich gestern u. a. mit der politischen Laoe. Hermann Müller hielt ein Referat zur Außen- und Innenpolitik. Der Parteiausschutz stellte stch einmütig hinter die vom Parteioorstande und der Reichs- tagssraktion eingenommenen Haltung zu den schwebenden Fragen. London, 21. Juni. (Englischer Kabinetts« r a t) Dos Kabinett bat heute die Reparationssrags und die Lage im Ruhrgebiet besprochen. Angesichts der ungeklärten Loge in Belgien wird es als nicht unwahrscheinlich ange sehen, daß Baldwin oder Curzon in der Lage sein werden, noch in dieser Wachs zur deutschen Note und zur Lösung der Revarattvnsfraos öffentlich Stellung zu nehmen. Sofia, 21. Juni. (Sämtliche Minister der gewesenen bulgarischen Regierung verhak« t et.) Die früheren Minister des Kabinettes S:ambulifski, Durlakoff, Manolnff und Tomoff, wurden verhaftet. Damit find nunmehr mit Ausnahme Oboffs, der noch Bukarest flüchten konnte, olle gewesenen Minister der Regierung Stam« bulifski in Hast. K«rse der Dresdner Börse vom 20 Juni 1923. 5"/, Deutschs Reichsanleihe .... Sporprämicnanleihe 3'/, "/» Preuß. Konsols 3"/v Sächsische Rente 3Vr°/o Sächsische Staatsanleihe von 52/68 . 3°/« - - - 1919 . 3'/-"/» Dresdner Sradtanleiys - 1905 . 4«/<, - - - 1913/18 . 4°/„ Landwirtschaftliche Pfandbriefe . . 4<7o - Kreditbriefe . 4°/o Lausitzer Kreditbriefe 4°/o Leipziger Hypothekenbank-Pfandbriefe . 4°/o Sächsische Bodencredit-Pfandbriefe. Commerz- und Privat-Bank-Aktien Sächsische Bank-Aktien Speicheret Riesa-Aktien l>^r. Elbeschiffahrts-Aktien Heidenauer Papierfabrik Aktien .... Ber. Bantzner Papierfabrik-Aktien Chemnitzer Zimmcrmaim-Werke-Aktien Sächsische Gnßstahlfabrik Döhlen-Aktien Sächsische Maschinenfabrik Hartmann-Aktien. Schubert L Salzer-Aktien , . . , . Sachsenwerk-Aktien - Seidel L Naumann-Aktien Meißner Ofensabrik C. Teichert-Aisten , Glasfabrik Brockwitz-Aktien . . , W. Hirsch, Glasfabrik, Radeberg-Aktion Max Kohl-Aktien Deutsche Kunstleder-Aktien .... A.-G. für Cartonagen-Jndustrie-Mtie» Wanderer-Wcrkc-Aktien Somag-Aktien . . . . , . . Dollarnoten kosteten in Berlin am 20. Jmii Dollarnoten kosteten in Berlin am 21. Juni mittags Mark und Dollar. 98,— 710.— 5 0,- 300,- 120,— 150,— 115,— 560,— 130,- 310,- 63000,— 48S00,— 5L0O0,— 130000,— 38000,— 48000, - 45000,— 480000,- 97500.- 188000,- 66000,— 50000,- 64000,— 68000,- 47000,— 160000,— 43500,— 85000,— 179000,— 49000,— I30J25,— 122000,- Jn den ersten Börsenstnnden des Mittwoch erwarteten einige bereits einen „schwarzen Tag" da der Dollar einen nicht geringen Rückgang aufzuweisen hatte. Nachdem ein Newyorksr Pluskurs von 123 000 (Vortag 160 000) gemeldet worden war, ging der Dollar in Berlin zeitweise bis auf 104 000 zurück, um sich jedoch bald wieder auf 124 000, 128 000 bis 13000 zu befestigen. Da vom Publikum, namentlich aber aus der Provinz bedeutende Berkaufs- ordcrs eingegangen waren, machte sich auch am Markt der Effekten eine rückläufige Bewegung bemerkbar, die jedoch absolut nichts Charakter des schwarzen Tages au sich trug. Zwar konnte man bei einigen schweren Montaupapieren große Abschläge feststellen, doch sanken auch sie höchstens auf das Niveau, das sie Ende vori ger Woche inne hatten. Schon schritt jedoch die Spekulation bei niedrigen Kursen zu Käufen, was allmählich die Ahnung aufkom men ließ, daß dem allgemeinen Rückgang bald wieder ein Aufstieg folgen werde. Und in'der Tat, die Nachrichten, die man siber die Verhandlungen mit den Spitzenorganisationen der Gewerkschaften über das Zustandekommen einer wertbeständigen Mark erhellt sind nicht dazu angetan, die Hoffnung auf einen Rückgang des Dollar- knrses in seinem Verhältnis zur deutschen Mark zu stärken. Im Gegenteil. „Goldlöhne" bedingen „Goldpreise" und diese wieder ein maßloses Anschwellen der Inflation, die die Mark unwieder bringlich weiter Hinabstoßen muß bis zur vollkommenen Wertlosigkeit. Am Nmgelstem. Eine Bauern geschickte aus dem Taunus 6) von Fr. Rihsl. , Seine Ware fand deshalb stets reißenden Abkatz Reise- Vrscn hatte er keine zu bestreiten; die Besen wurden von M und seinem treuen Bello auf einem leichten Wägelchen vierstündigen Weg zur Stadt gefahren; das MUtamssen wendete irgend eine' mildtätige Hausfrau und in fideler Mne, tzix gewöhnlich noch durch ein Diertelchcn Schnaps Wht wurde, trat er des Mittags, beladen mil Säcken und Wachteln, deren Beförderung er als Bote für die Leute in A Ortschaften, die er passierte, gewissenhaft beforgte, dann wieder den Rückweg nach seinem Dörfchen an. Dabei befaßte sich öer schlaue Alte mit Skellenver- Mlung, wozu er auf Grund seiner intimrn Kenntnisse der Mmilienverhältnisse in sämtlichen Dörfern dec Runde sich gut eignete. Wurde nun irgendwo in der Stadt ein Dienstmädchen Flucht, so fragte man zuerst den Besendinder: „Pitlchen, weißt Du uns kein ordentliches Mädchen?" , Pittchen kratzte sich dann sinnend Hutter den Ohren erwiderte: .Ja, Madam, ich wißt schun aane, sts hör Mr noch nit gedient, is aach noch e bitzche orig jung und Mn (klein); awer bei dem gute Esse in Ihr'm Haus tät sich schon herausmachc. So e Esse gibt» jo weit und breit wK" Dabei blinzelte dec Schalk listig mit den Aeuglein M die Hausfrau, die Stichelei wohl verstehend, lud ihn in l°, und ließ ihm auswarten Dann wurde das mei- besprochen, die Katharine das Tret.' en oder wie die Lehrte Küchensee hieß, stellte fich am nächsten Sonntage I hollem Staate vor und das Ende vom Liede war, datz "'Mere Markstücks in Pittchsns Tasche wanderten. Aus die Frage Georgs, ob Pittchen vielleicht einen Mn Platz für seine Schwester Röschen wisse, vergaß Pitt- fick hinter den Ohren zu krauen, so freudig überrascht yMg er aus. .Ei, deß daßt jo grad, Schorsch, gestern Hot iin- alt Dam in der Sonneberger Stroß gesrogt, ob ich «>i, i brao Mädche von saubere Lett wißt, Du, des is !<K, "" Platz, ich sag dec, wenn mer in des Haus guckt, „iMer und seiner Kanns aach beim Herr Harzog (Herzog) hi-iiewese sein; die seinste Teppich uff dem Gang; wo mer nix wie hohe Spiegel, in der Slub, wo ich hinein sMvi hab, beinah bin ich uff dem glattem Borcem (Baden) -Mwegs hingeschlage, do wor de e Pracht." - .Komm, Pitiche," unterbrach jetzt Georg den Rede- ström des Alten, .des kannste uns all dehaam verzähle, mei Leit matte schon uff uns. „En Aagebfick, Schorsch, ich will nur mein Schr.Lpschs bezahle; wo hab ich denn nur schnell mein Gcldbeitelche hin- gedadn?" Damit griff Psttcpen stnvend in seinen Taschen herum. Georg, das schlaue Manöver des Alten durchschauend, ries lachend: .Loß nur, Putche ich bezahl Dir's schon I" und dem eben in der Nähe befindlichen Aufwartchen ein Kleines Geldstück in die Hand drückend, verließ er mit dem Besen- dinder den Garten Daheim hatte der alte Hanpüilipp noch manche Ein Wendungen gegen das Fortgehen Rö-.chens zu machen — man merkte es dem alren Manne an, daß es ihm bitter schwer wurde, sich von dem geliebten Kinde zu trennen; die Schilderungen Piitchens von dem Reichtum der zukünftigen Herrschaft verfehlten aber auch aus ihn nicht den Eindruck und mit schwerem Herzen gab er endlich seine Einwilligung. Gemg schrieb genau die Adresse aus und Pittchen wurde bedeutet, daß er fich bei nächster Gelegenheit einen Sock Kartoffeln als Vsrmittelungsgebühr abholen könne. Zufrieden trollte fich der Alts wieder von bannen; diesmal nahm er den Weg zum Gasthaus .Zur Stadt Wiesbaden", wo ihm das Getöse der Kirchweih emgegenscholl. Mit Ken- nerblick musterte er die in den Vsrkaussständen ausgelegten Waren, und nach hartem Feilschen mit dem Verkäufer er stand er einige Kleinigkeiten, bei deren Bezahlung sich der vorhin gesuchte Geldbeutel überraschend schnell in seinen Taschen oorfand. Sorgfältig die Sachen in seine Rocktasche packend, brummte er vor fich hin: „So, vun dem Geschäft solle aach meine Enkelcher etwas habe; die Madam in der Stadt Hot mir zwaa Dahler verspräche. Des Halsdichele is for de Lies und der Dalen- din (wollenes Halstuch) for des Peterche." 5. Wo fich der Daisbach durch sattgrüne Wiesen an idyllisch gelegenen Mühlen vorüber nach Südosten wendet, um vereint mit dem eine Stunde unterhalb von links Kom menden Goldbach durch das romantische Lorsbacher Tal dem Main zuzmilen, erhebt stch rechts als zweitletzter Ge birgszug nach dem Rheintale zu dec mächtige Gebirgsstock der „Hohen Kanzel". Aus ihrer Höhe, die zur Zeit unserer Erzählung noch mit einem mächtigen Ouarzblock gekrönt war, über den ein trigonometrisches Gestell ragte, genießt man sowohl aus die Taunusberge, wie in das Rheintal und in die idyllischen Talmulden des Gebirges eine„ entzückende Aussicht, die es schon damels viele Bewohner Wiesbadens nicht scheuen ließ, den zweleinhaldstündigen Ausstieg auf den G pfel zu unter nehmen. Besonders beliebt war auch das Bergplateau bei der Bevölkerung der umliegenden Dörfer zur Abhaltung der Waldseste, wobei Aepselwein und Bier in Strömen floß und die sonst so feierlich stillen Buchen- und Tannensorste von dem Jubel und der Freude dec ausgelassenen Festgenosssn widerklangen. Heute war es stille da oben. Nur das Summen von zahllosen Hummeln schwirrte durch die sonnendurchglühte Luft. Fanden doch die fleißigen Hvnigträgec in der Erika, die in voller Blüte stand und gleich einer violetten Haube den kahlen Berggipfel bedeckte, überaus reichliche Nahrung. Auf dem Felsblocke, der mit einiger Mühe erklettert werden mutzte, saß ein junges Mädchen und schaute träu merischen Blickes nach Norden. Es war Röschen Fürst, die heute ihren Dienst in Wiesbaden antreten sollte, nachdem das Pittchen von Osterhahn alles bett. Lohn usw. mit der künftigen Dienstherrschaft in Ordnung gebracht hatte. Ob gleich der Weg über die Berghöhe für Röschen einen Zeit verlust von einer halben Stunde bedeutete, hatte sie ihn doch eingeschlagen, da man von dem Gipfel aus ihr Heimatdors in der Ferne erblicken konnte. Ihm wollte sie nochmals einen Abschiedsgruß zuwinken, bevor sie ihren Einzug in die große Stadt hielt. Dort, weit hinter dem runden Bergfried des Idsteiner Schlosses ragte der spitze Kirchturm Westerhahns aus den grauen Waldmasssn hervor; sinnend flogen des Mädchens Gedanken zu den Begebenheiten zurück, die ste von zu Hause vertrieben. Wohl hatte Philipp Schröder nochmals versucht, stch ihr mit Versicherungen unwandelbarer Liebe zu nähern — es war bei einer zufälligen Begegnung aus dem Felde — ste hatte ihn schnöde abgewiesen, ihn einen Lügner geheißen, der stch kein Gewissen daraus mache, einem rechtschaffenen Mädchen die Ehre abzuschnetden. Gründlich glaubte ste ihre Zuneigung aus dem Her zen gerissen zu haben und doch schwang ein Gesühl in ihrem Innern mit, das den Burschen entschuldigte, der doch nur als guter Sohn dem Vater gehorchte, umsomehr, als er voll ständig von dem Alten abhängig war. Daß er sich aber da mals zu keinem energischen Wort ausgerafft hatte, um sür ste einzutreten, als der alte Schröder sie schlecht zu machen suchte, datz er in sklavischer Furcht sie und seine Liede vor allen Leuten verleugnete, das verbitterte ste wieder auf das höchste und unwillkürlich entfuhren ihr die Worte: „Naa(nein), so en Lappes möcht ich gar net zum Mann hawe un wenn er aach noch emol soviel Geld hätt l Doch es werd Zeit, es gehn immer noch zwaa gute Stund druff, bis mer in die Stadt is." (Forts, f.)
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