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ÄL, 5 Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, ven 15. Januar 1910. Seite 3. dern daß deutsche Beamte wegen Unterstützung der großpolnischen Bewegungen haben versetzt werden müssen, sei das Beklagenswert. Abg. Dr. v. Vffembowski-Pomian (Pole) bedauerte, daß im Vor jahre nicht Anträge im Anschlusse an Interpellationen zugelassen worden seien. Das Ergebnis der Beratung sei jedenfalls, daß die Mehrheit des Reichstages die Kattowitzer Beamtenmaßregelungen entschieden mißbilligt habe. Abg Lattmann wirtsch. Vggn hielt die Unterstützung großvolnischer Bestrebungen mit dem Treueid des Beamten für unvereinbar, mißbilligte aber, daß die Regierung wohl den kleinen Postbeamten wegen der Unterstützung der polnischen Bestrebungen maßregelte und das Gleiche nicht auch gegenüber den hohen Beamten tue, die das Bündnis mit der Sozialdemokratie empfehlen. Abg. Voormann (freis. Bp.) wollte den nationalen Gegensatz nicht unterschätzen, bestritt aber die Notwendigkeit und auch die Zweckmäßigkeit der Kattowitz'r Maßregelungen. Damit schloß die Besprechung. Das Haus wandte sich zur eisten Lesung der Strafgesetznovsllen. Nachdem Staatssekretär Lisco, der bei sei ner leisen Stnmye leider völlig unverständlich blieb, die Vorlagen kurz begründet hätte, trat Vertagung auf Freitag ein. Der Reichstag setzte am Foüag die erste Lesung der Justiz novellen fort. Abg Vr. Magner (kons.) schloß sich den Worten der Anerkennung, die der neue Staatssekretär des Reichsjustimmtes für seinen Vorgänger gefunden hatte, von Herzen an und begrüßte, daß die Vorlage dank der Verbindung mit dem Allgemeinen deut schen Sprachverein !m Gegensatz zu anderen Gesetzentwiufen ein musterhaftes Deutsch aufweise. Die Mehrzahl der Konservativen wünsche dis Heranziehung der Laien zur Rechtsprechung auch in zweiter Instanz, zumal dis in Aussicht genommenen Versäumnisgelder von selbst den Kreis der geeigneten Schöffen erweitern Ueber die Einschränkung des Legalitätsprmzips müsse es in der Kommission zur Verständigung kommen. Beim Ausschluß der Oeffentlichkeit dürfe dis Presse nicht ausgenommen sein Zur Kommissiansarbeit mögen die Fraktionen auch hinreichend viele Laien entsenden Abg. Heinze (natl.) sah in der ausgedehnten Mitwirkung des Laien-Ele- ments ein geeignetes daß hier und da eingeniflete Miß trauen gegen die Rechtsprechung zu beseitigen, wamte aber da vor, durch dis Asnderunoen hinsichtlich der Schöff.ngerichte die Fühlung des Reichsgerichts mit allen Teilen der Rechtsprechung in Frage zu stellen. Der preußische Julizminister Bessler mkannte den Nutzen der sei herigen Heranziehung der Laien zur Rechtspre chung an, warnte aber vor ihrer Heranziehung zur Berufungsin stanz als vor einem gefährlichen Experiment, das die verbündeten Regierungen nicht mitmachen können, bevor nicht länaere Erfahrun gen vortiegen. Hingegen ergib sich für den Abg Graeber >Itr.> aus der bisherigen fruchtbaren Mitwirkung des Laienelementes von selbst dessen Heranziehung auch in der Berufungsinstanz. Abg. Müller - Meiningen - irs. Vp) begrüßte die Beibehaltung der Schwurgerichte, denen er auch die Preßnovelle überwiesen wissen wollte und forderte eine Neuordnung des Polizeirechtes, ein Kin derschutzgesetz und ein Strafvollzugsgesstz Der Anerkennung kür die Verdienste des früheren Staatssekretärs Nieberding schloß sich Abg. Fahrenhorst (Np) gern an. der sich im übrigen den vorge schlagenen Neuerungen sympathisch gegenüberstellte und die Beibe haltung der Schwurgerichts ms einer politischen Errungenschaft mit Genugtuung empfand. Aba. v. V)wiembowsky - Pomian (Pole) bedauerte, daß in den gemischtsprachigen Landesteilen nicht auch Richter polnischer Nationalität zugelassen werden. Sonnabend: We-teiberatimg. 6us aller Mslt. Perlin, l3. Januar. Zur Begrüßung des Groß herzoglichen Paares beim Einzuge in Weimar am 22. Januar wird der Kaiser eintreffen. Z - Hamburg, 13. Januar. DerMord an derPfand- leiherin Luise Mertli kann nur in der Zeit gegen 11 Uhr ausgcführt worden sein Der Bluttat muß ein Kampf norausgegangen sein, denn das Haar der Ermor deten war total zersausr. Auch waren im Zimmer viele Blutspitzer verteilt, und der Mörder muß stark mit Blut besudelt gewesen sein. Trotzdem hat er sich aber mit aller Ruhe gereinigt. Die Merkli war unverheiratet, und nach 8 Uhr abends, um welche Zeit sie ihren Laden schloß, gewährte sie eigentlich nur noch Bekannten Ein laß. Darauf läßt auch hier der Umstand schließen, daß der Hund, den si- stets um sich hatte, nicht angeschlagen hat. München, 13. Januar. (Ein tödlicher Doppel- unfall.) In Augsburg fiel die junge Frau des Feuer- versicherungS - Agenten Demmler beim Aufmachen von Fenstervorhängen vom Stuhl auf eine Tischkante auf und erlitt eine tödliche Gehirnerschütterung. Als der im unteren Stock wohnende Hauptlehrer Ziegler auf den dumpfen Fall hin heraufkam und die Frau tot am Boden liegen sah, tötete ihn selbst ein Herzschlag auf der Stelle. Wien, 13. Januar. (Sensationelle Wendung in der Affäre Hofrichter.) Die Affäre des wegen der Zyankalibriefe verdächtigen Oberleutnants Hofrichter scheint eine sensationelle Wendung zu nehmen, denn die Behörden sollen auf einer neuen Spur sein, die voll ständig von Hofrichter abgeht. Angeblich soll ein junger Mann die Behörden verständigt haben, daß er im No vember des vorigen Jahres einem Oberleutnant, der aber nicht Hofrichter war, eine größere Menge Zyankali ver kauft habe Budapest, 13. Januar. (Bluttaten in Ungarn.) In Kerkaszentmihaly bei MagykanizSa wurde der wohl habende Bauer Josef Molnar, als er in Gesellschaft seiner Gattin aus dem Wirtshause nach seinem Gute zurückkehrte, überfallen und ermordet. Des Mordes ver dächtigt, wird der Bauernbursche Wendelin Kovacs, der um die kritische Zeit auf dem Schauplatze des Verbrechens gesehen wurde, und bald darauf in einem nahegelegenen Gasthause mit blutigen Kleidern Csardas tanzte. Kovacs soll auch mit der Frau des Ermordeten seit kurzem intim verkehrt hoben. Budapest, 13. Januar. In Magyszalonta hatte der Müllerbursche Julius Cseh die Frau des Maschinen meisters Lajos RacS entführt. Als der betrogene Gatte den Entführer zur Rechenschaft stellte, bot ihm Cseh als Schadenersatz 2000 Kronen an, worauf der beleidigte Mann den Rivalen mit einem Revolverschuß tötete. Der Rächer seiner Ehre stellte sich dann freiwillig der Gendarmerie. Budupest, 13. Januar. (Am 75. Hochzeitstage gestorben.) In Olajpatak starb der 103jährige Michael Timura gerade in dem Augenblick, als seine ganze Nachkommenschaft bei ihm eintraf, um ihm und seiner 95jährigen Lebensgefährtin zu ihrem 75. Hochzeitstage zu gratulieren. ------ w , !! M NSUNstS Dlrskts MsMUNASR von Hirsch's Telegraphenbureau. Weimar, 15. Januar. Der Kaiser wird am Sonn tag, den 23. d. M, zum Besuch des Großherzogpaares hier eintreffen und am Abend das Hoftheater besuchen. Aschersleben, 15. Januar. Die in Berlin wegen Wechselschwindeleien verhaftete Gattin des Großindustri ellen Heinrich Lapp in Aschersleben soll Wechsel im Be trage von 120 000 Mark verfälscht haben, indem sie diese mit der Unterschrift ihres vermögenslosen Sohnes versah. Die Ehegatten leben in Scheidung. Lissabon, 15. Januar. Hier fand gestern abend eine neue Versammlung der maßgebenden deutschen Kaufleute Lissabons statt, die einstimmig beschloß, den deutschen Reichstag um Annahme des deutsch-portugiesischen Handels vertrages zu bitten. Paris, 15. Januar. Der türkische KriegSmtnister und bisherige Generalissimus Mamut Schefket Pascha hatte gestern mit einem Vertreter des „Temps" eine Unterre dung, in welcher er sich über sein persönliches Verhältnis zu Deutschland und Frankreich aussprach. Mamut Schef ket Pascha sagte: Man wirft mir vor, daß ich seit mei nem jüngsten Besuch in Deutschland eine besondere Vor liebe für die deutsche Armee, ihre Organisation und Diszi plin an den Tag lege Ich hege große Bewunderung für die dcutschen Offiziere und Soldaten, die ich garnicht ver heimliche. Das deutsche Reglement habe sich stets aus gezeichnet bewährt und andererseits läßt uns die gegen wärtige Lage das deutsche Reglement auch nicht durch ein anderes ersetzen. Wenn wir bei Vergebung unserer Armeelieferungen deutsche Firmen bevorzugten, so geschah dies deshalb, weil diese Firmen am schnellsten, besten und billigsten liefern. Uebrigens hat der Ministerrat beschlos sen, im nächsten Jahr 17 türkische Offiziere zu einem AusbildungSkurfuS nach Frankreich zu senden. Persönlich bewundere und verehre ich Frankreich. Ich bin aber we der Germanophile noch Frankophile oder vielmehr ich bin beides zugleich Vor allem aber bin ich Turkophile, woraus man mir weder in Paris noch in Berlin einen Vorwurf macht. Los Angelos, 15. Januar. Der Aviatiker Paulkan hat gestern das Flugfeld verlassen und ist mit feinem Apparat über das Feld nach Dan Pedro geflogen. Er legte in 27 Minuten 32 Kilometer zurück. Paris, 15. Januar „Newy. Herald" meldet auS Nswyork: PieSpon Morgan, de: große Philantrop unter den amerikanischen Millionären hat wiederum die Welt durch eine Millionenstiftung in Erstaunen gesetzt. Der Universität Aale ist gestern die Schenkungsurkunde zu gegangen, nach welcher Morgan der Universität 4 Milli onen Dollars geschenkt hat zur Errichtung einer offyirio- logischen Professeur und einer Sammelstelle für babi- lonische Literatur. Diese Stiftung ist zum Andenken an den verstorbenen Herausgeber des „Newy. Fim", William Laffera, geschehen. Paris, 15. Januar. „Petit Journal" meldet aus London: Ein Mitglied des deutschen Reichstages ist in London eingetroffen, um den englischen Wahlen beizu wohnen. Dasselbe erklärte, daß noch weitere Mitglieder des deutschen Reichstages aus demselben Anlaß nach Lon don kommen würden. Kopenhagen, 15. Januar. Der deutsche Regierungs dampfer „Usedom" ist gestern Abend gegen 8 Uhr bei heftigem Sturm in der Ostsee in der Nähe von Allinge gestrandet. Ein Schlepper ist zur Hilfeleistung abge gangen. London, 15. Januar. Gestern wurden drei Unionisten unbeanstandet gewählt. Nämlich außer Chamberlain für Birmingham, Hills für Durham und Guinett für Burg St. Edmonts. — Zum ersten Mal in der engli schen Wahlgeschichte läßt die Regierung durch Vermitte lung der Zeitungen einen energischen Aufruf an die Wählerschaft richten, zu Gunsten der Regierung zu stim men. „Daily Chronicle" veröffentlichte heute morgen eine Botschaft von Sir Edward Grey, in der sS heißt, ich hoffe aufrichtig, daß das Land für die liberalen Kan didaten einschreitet, sowie für die liberale Partei, welche die Rechte des Volkes unterstützt. Die liberale Regierung hat sich verpflichtet, eine feste, dauernde Wirtschafts- und Auslandspoltik zu verfolgen, sowie eine hinreichend starke Flotte zu besetzen, um unsere Interessen zu verteidigen. UM. MW Dtchmilmg im grotzsn Scdützsnkaussaals hier, näcdstsn Mittwscd, den 19. Januar, abends 8 Uhr. Tagesordnung: , , Der NutilMMMlisms. 2. Debatte. Eine gulerhaltene Milicn-WniiWne billig zu verkaufen. 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