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Nr. 5. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 15. Januar 1910. Seite 2. wird, soll, wie die „Mil.-pol. Korresp." von einer mit der militärischen Bekleidungswtrtschaft wohl vertrauten Seite mitgeteilt w rd, die feldgraue, bezw. graugrüne Felduniform auch im Frieden bei allen kriegsmäßigen Hebungen und wahlweise auch zum täglichen Dienst ge tragen werden. Die Mannschaftslttewka fällt alsdann allgemein fort. Diese Bestimmung gilt auch für die Unteroffizierschulen, jedoch nicht für die Bezirkskommandos, Bekleidungsämter, Halbinvalidenabteilungen und die Disziplinarabteilung des Gardekorps. Waffenröcke, Kol ler, Mankos usw., Tuch-, Reithosen und Feldmützen der bisherigen Muster dürfen bis auf weiteres nicht mehr angesertigt werden. Nur, wo zur Einkleidung von Ein jährig-Freiwilligen, Fahnenjunrern, besonders kleinen oder großen Leuten geeignete Stücke unter den vorhan denen Bestünden nicht mehr vorrätig sind, darf von dieser Bestimmung abgewichen werden. Die Bestände an altem Tuch werden später aufgebraucht werden. Die Ge legenheiten, zu welchen demnächst die Felduniform ange legt werden muß, werden durch besonderen Befehl be kanntgegeben. Vorher darf die Felduniform zum Friedens dienst nicht getragen werden. Bis dahin werden auch über den Anzug der Offiziere nähere Bestimmungen er gehen. In unterrichteten Kreisen spricht man davon, daß im diesjährigen Kaisermanöner das 1. und 7. Armee korps die Felduniform tragen sollen. 8LK. Dercvang. luih.Schulverein für das Königreich Sachsen, der am 17. März v. I. gegrün det worden ist und seitdem ungefähr 4200 Mitglieder, darunter etwa 300 Geistliche und Lehrer und sonst Ver treter aller Kreise und Stände unseres sächsischen Volke? gewonnen hat, will dahin wirken, daß unserer Jugend eine Schrift- und bekenntnisgemäße religiöse Unterwei sung erhalten werde. Damit ist ausgesprochen, worauf eS ihm bei der Reform des Religionsunterrichts ankommt. Er ist nicht gegen eine Reform überhaupt. Er will nicht, daß „alles beim Alten bleiben" solle. Wenn wirklich pädagogische Erwägungen zu besseren Unterrichtsmetho den, zu einer Neuauswahl und Beschränkung des Lern stoffes führen, so setzt er dem keinen Widerstand entge gen. Er hat vielmehr durch die Herausgabe der Bro schüre von Thümmler, die Zwickauer Thesen und den ministeriellen Lehrplan, gezeigt, daß er gewillt ist, das Verständnis für eine solche wirklich pädagogische Reform fördern zu Helsen. Der Schulverein tritt auch den irgend wie berechtigten Standesinteressen der Volksschullehrer keineswegs entgegen. Aber er will, daß der religionsun terrichtliche Neubau, den das neue Volksschulgesetz brin gen wird, ein Neubau aus altem Grunde sei. Und das ist das alte Evangelium von Jesu Christo, unserm Hei land und Erlöser. Die Forderungen, die der Schulver ein hierzu aufstellt, sind zugleich im besten Sinne konser vativ und liberal. Beibehalten will der Schulverein das bisherige Religionsgelübde, das den Religionslehrer ver pflichtet, da? „Evangelium von Christo" nach Bibel und Bekenntnis „nach bestem Wissen und Gewissen zu lehren." Die Beseitigung dieser Verpflichtung würde eine schran kenlose Willkür in die Schulen einführen. Abschaffen will der Schulverein dagegen den Zwang, daß jeder Lehrer dies Gelübde ablegen muß. Der junge Lehrer soll sich künftig selbst entscheiden, ob er den Religionsun terricht erteilen oder ob er auf beides verzichten will. Auch später soll der Lehrer in der Lage sein, den Reli gionsunterricht aufzugeben, ohne daß ihm irgendwelche Nachteile daraus erwachsen. Damit wird er von dem Gewissenszwang befreit sein, unter dem jetzt viele seufzen. Endlich will der Schulverein, daß auch den Eltern das Recht gegeben werde, ihre Kinder aus dem Religionsun terricht der Schule zu nehmen, wenn sie nachweisen, daß sie ihnen anderweit Unterricht in einer vom Staate auf genommenen oder zugelaffenen Konseffion erteilen lassen. Man wird nicht verkennen, daß diese Forderungen nach allen Seiten hin gerecht sind. Sie befreien Lehrer und Eltern von jedem Gewissenszwang und waren doch grund sätzlich das historisch begründete Recht des evang. luth. Bekenntnisses. Wahrhaft Konservative und wirklich Li berale werden ihnen gleicherweise zustimmen können. — Was ist eine Kilowattstunde? Diese Frage hört man jetzt öfter, und ebenso oft begegnen wird den Bezeichnungen für elektrische Maßeinheiten im Geschäfts verkehr mit Elektrizitätsfirmen. Kurz ausgedrückt: Alle Elektrizitätszähler sind zur Messung des von einer Zen trale her bezogenen Stromes für diese Einheit eingerichtet. Das Wort setzt sich aus drei Begriffen zusammen; Kilo, vom grichischen ChilioS, d. i. 1000; Watt ist d e elek trische Energie, entstehend aus dem Produkt von Strom spannung (Volt) und Stromstärke (Ampere), 1000 Watt während einer Verbrauchsstunde kosten zirka 40 Pfg. Eine gewöhnliche 16kerzige Kohlenfadenlampe braucht bei einer Spannung von 220 Volt, wie eS meist der Fall ist, 0,25 Ampere (Stromstärke), also 56 Watt. Pro Stunde etwas über 2 Pfg. Nach den Beispielen, elektrische Maß einheiten mit den Namen berühmter Physiker zu beze ch- nen, soll die Kilowattstunde nach Lord Kelvin benannt werden, also ein „Kelwin". Ampere, die Einheit der elektrischen Stromstärke, ist auf Andre Marie Ampere, Volt, die Einheit der Spannung, auf den Physiker Volta und Ohm, die Einheit des elektrischen Widerstandes, auf George Simon Ohm zurückzuführen. — Die meisten Selbstmorde ereignen sich leider noch immer in unserem Vaterlande Sachsen. Sie haben sich von 1222 im Jahre 1907 auf 1825 im Jahre 1908 erhöht. Kein anderes Land hat prozentual mehr Selbst, morde zu verzeichnen als Sachsen. Dresden. Am Sonntag wird im Vormittagsgottes dienste Herr Hilfsgeistlicher Prehn aus Pulsnitz die erste Gastpredigt als Mitbewerber für c as dritte Diakonat an der Frauenkirche halten. Dresden, 1S. Januar. (Die SchiffahrtSabga- ben in der sächsischen Kammer.) In der Ersten Kammer kam es heute über die preußischen Pläne be züglich der Schissahrtsabgaben zu längeren Erörterungen, i^ der der Staatsminister Graf Vitzthum von Eckstädt darauf hinwies, daß die sächsische Regierung heute noch den gleichen ablehnenden Standpunkt etnnehme, wie in der Denkschrift. E werde sich mit der Frage befassen, er sei aber jetzt schon überzeugt, daß durch sine Durch führung der Pläne Preußens die wirtschaftliche Entwicke lung Sachsens in bedenkliche Bahnen gelenkt werde und die sächsischen Interessen bedeutend gefährdet würden. Er sei ferner der weiteren Ueberzeugung, daß eins Aendrrung der Reichsverfassung, wenn sie die Rechte einzelner Bun desstaaten einschränkt, nicht ohne die Zustimmung Sach sens und nicht gegen den Willen Sachsens beschlossen werden dürfte. 8. Dresden, 13. Januar. (Ein Projekt zur Ent lastung der Prager Straße.) D r bereits früher wiederholt ernstlich erwogene Plan, die Reitbahnstratze und im Anschluß hieran defi Dippoldiswalder Platz zur Entlastung der Prager Straße als Parallelstraße bis zum Hauptbahnhof auszubauen, scheint neuerdings festere Formen annehmen zu wollen. Es hat sich ein aus Privatkapitalisten bestehendes Konsortium gebildet, das gegenwärtig bemüht ist, auf die in Frage kommenden Grundstücke sich dar Vorkaufsrecht bis Oktober nächsten Jahres zu sichern. 8. Dresden, 12. Januar. (Prinz und Künstler.) Prinz Johann Georg genießt den Ruf eines vorzüglichen Kunstkenners und großen Kunstliebhabers. Während die Prinzessin Johann Georg im allgemeinen der Musik großes Interesse entgegenbringt, huldigt der Prinz mehr der darstellenden Kunst, der Malerei und Plastik, und seine Ankäufe von Kunstwerken aller Art lassen aus einen ga^z hervorragenden Kunstgeschmack schließen. Prinz Johann Georg beehrt nicht nur diejenigen Künstler, die bereits einen „Namen" haben und deren Werke mit tausenden von Mark bewertet werden, sondern er besucht mit Vorliebe auch die weniger bekannten, aber ebenso tüchtigen und leistungsfähigen Meister, die nicht in prunk vollen Ateliers arbeiten, sondern in der Mansarde unter dem Dache des vierten Geschosses ihrem künstlerischen Streben nachgehen. Jetzt fand in Richters Kunstsalon eine kleine, aber prächtige Ausstellung von auserlesenen Werken, meistens Radierungen und hervorragenden bunten Zeichnungen des Dresdner Malers und Radierers Karl Hänsel statt, eines Künstlers, dessen bescheidenes Wesen ihn bisher zumeist der Oeffentlichkeit entzog. Prinz Jo hann Georg nahm an dieser Ausstellung ein ganz be sonderes Interesse und verweilte lange und oft vor den prächtigen Kunstwerken dieses noch wenig bekannten Malers. Er wünschte dem Künstler persönlich näher zu treten und meldete sich heute mittag zum Besuche an. Der Künstler war hocherfreut über diese Auszeichnung. Prinz Johann Georg verbrachte lange Zeit in der be scheidenen Mansarde des Malers und ward nicht müde, diesem seine Anerkennung über die hervorragenden Kunst werke immer aufs neue auszudrücken. Beim Abschiede meinte der Prinz wohlgelaunt, indem er dem Künstler kräftig die Hand drückte: „Sie wohnen aber recht hoch!" Grünhainichen, 12. Januar. Heute früh ist die Ja lousiefabrik von Richter L- Sohn durch Feuer zerstört worden. 80 Arbeiter sind brotlos. Dörnthal bei Olbernhau Hier starb plötzlich die etwa dreißigjährige Ehesrau Raabe an Blutvergiftung. Sie hatte ein Blütchen an der Lippe aufgekratzt. SöÄdslscbsr Landtag. Dresden, 14. Januar. Die Zweite Kammer erledigte in der heutigen Sitzung 2 Titel des außerordentlichen Etats und mehrere Petitionen, die sämtlich Eisenbahnangelegenheiten betreffen. Zu nächst bewilligte die Kammer ohne Debatte bei Titel 31 des außer ordentlichen Etats für die Erweiterung des Bahnhofs Niederwiesa nach der Vorlage als erste Rate 600000 M und bei Tit. 33 für die Erweiterung des Bahnhofes Einsiedel ebenfalls nach der Vor lage 130000 M. Darauf erledigte man Eisenbahnpetitionen und zwar zunächst die Petition des Gemeinderates zu Waschbleithe mit Heide und Gen. um Erbauung einer Eisenbahn von Grün- stüdtel über Elterlein nach Geyer. Die Deputation beantragt, die Petition der Regierung zur Kenntnisnahme zu überweisen. Zu Gunsten der Petition sprachen die Abgg. Brodaus (Freis.) und Demmler (Soz). Ministerialdirektor v. Sevdewitz erklärt, daß die Regierung dem Projekte zurzeit noch nicht näher treten könne, da die Betriebskosten nicht gedeckt werden würden. Die Petition wird antragsgemäß zur Kenntnisnahme überwiesen. Alsdann ver handelte man über die Petition des Gemeindevorstandes Richter in Niederschöna und Gen. um Erbauung einer schmalspurigen Eisenbahn von Klingenberg nach Dittmannsdorf. Die Deputation beantragt, die Petition der Regierung zur Erwägung zu überwei sen. Nachdem sich die Abgg. Schmidt (Kons.) und Horst (Kons.) zugunsten der Petition ausgesprochen haben, erklärte Finanz minister Dr. von Rüger, daß er zwar mit der Ueberweisung zur Erwägung einverstanden sei, doch könne mit dem Vahnbau in kur zer Zeit noch nicht begonnen werden, da auch die neuesten Erörte rungen ergeben hätten, daß ein dringendes Bedürfnis für diese Bahn nicht anerkannt werden könne. Die Kammer beschließt die Ueberweisung zur Erwägung. Die Petition des Gemeinderates zu Satzung r m Erbauung einer normalspurigen Eisenbahn von Raitzenhain nach Satzung und die Petition des Gemeinderates zu Sosa, die künftige Benennung der Bahnstation Blauenthal be treffend ließ man nach kurzer unerheblicher Debatte auf sich be ruhen. Nächste Sitzung Dienstag, den 18. Januar, vormittags 10 Uhr. Tagesordnung: einige Kapitel des Rechenschaftsberichtes und des Etats. Die Erste Kammer verhandelte gestern über den Antrag des Abg. Bauer und Gen., die Aufnahme einer Statistik über die jüngsten Landtagswahlen betr. Das Haus beschließt, dem Be- schlusse der Zweiten Kammer beizutreten, die Königliche Staats regierung zu ersuchen, möglichst bald eine genaue Statistik über die jüngsten Landtagswahlen aufzunehmen und deren Ergebnis der Ständeversamnilung mitzuteilen. Hierauf wird die Petition der Deutschen Luftschiffahrtsgesellschaft zu Dresden um Stiftung eines Flugpreises und Entsendung dreier Vertreter in das zu konstitu ierende, eine Flugwoche vorbereitende Ehrenkomitee, auf sich be ruhen gelassen, desgleichen auch die Petition des Wirtschaftsbesitzers Graupner in Wiesa, eine Enteignungssache betr. Es folgen An zeigen über eine für unzulässig erklärte Beschwerde und zwei für unzulässig erklärte Petitionen. In der Ersten Kammer des sächsischen Landtages wurde im Laufe der gestrigen Etatsdebatte die Frage der Schiffahrtsabgaben vom Oberbürgermeister Geh. Rat Dr. Beutler berührt, worauf sich Wirkl. Geh. Rat Professor Dr. wach und Staatsminister Graf Vitzthum von Eckstädt bedeutsam über den Gegenstand aussprachen. Der Minister gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß die Einführung der Abgaben eine schwere Gefährdung der säch sischen Interessen in sich schließe, mit der Einschränkung im freien Zugang zum Meer den Lebensbedingungen der sächsischen Volks wirtschaft widerstrebe und die Jnteressenkämpfe, die im 19. Jahr hundert durch die verfassungsmäßige Festlegung der Abgabefreiheit auf natürlichen Wasserstraßen beseitigt worden seien, im 20. Jahr hundert Wiederaufleben lassen könne. Der Minister verlieh aber auch der Hoffnung Worte, daß es bei ruhiger und eingehender Behandlung der Frage'im Bundesrate Sachsen gelingen werde, die preußische Regierung und die Mehrheit des Bundesrates von diesen schwerschädlichen Folgen zu überzeugen. iKgEsgsscvicbts. Deutsches Reich. Berlin, 13. Januar. Der Kaiser besuchte heute vormittag den Reichskanzler vr. v. Beth mann-Hollweg. 'Berlin, 13. Januar. Die Forderungen für die Usam- barabahn und für den Ausbau des Hafens von Tanga wurden von der Budgetkommisfion des Reichstages an genommen. München, 13. Januar. Ministerpräsident Frhr. von PodewilS hielt heute in der Kammer eine mehr als zwei stündige Rede, in der er eine erschöpfende Mstteilung des sachlichen und parteipolitischen Entwickelungsganges der Finanzreform gab. Als die Reform mit der Erbanfall steuer undurchführbar wurde, war die Reichsregierung neuerdings gezwungen, aus andere Weise das Werk zu vollenden, denn von einer Reichstagsuuflösung war im Bundesräte keine Rede und sie hätte auch die Reform nur noch weiter verzögert. Man mußte also mit den neuen Parteien zusammenarbeiten. Das Gesamtergebnis der Reichsfinanzreform ist trotz aller Mängel immerhin befriedigend. — Daß die Wirschaftslage im allgemeinen noch sehr zu wünschen übrig läßt, wird auch dadurch bewiesen, daß auf der fiskalischen Königsgrube in Oberschlesien wegen Mangels an Bestellungen ein großer Teil der Kohlen förderung auf. die Halden gestürzt, d. h. also aufgespei chert werden muß. Auch andere Gruben klagen nicht gerade über Masseneinlauf von Bestellungen. Oesterreich - Ungarn. Budapest. Die ungarische Gendarmerie in den rumänisch-stebenbürgischen Grenz gebirgen hatte in jüngster Zeit zahlreiche aus Rumänien kommende Zigeunerkarawanen beobachtet, die auffallend viele Kinder mitführten, denen man es ansah, daß sie nicht Zigeuneckinder waren. Am Montag wurden von den ungarischen Gendarmen bei Gysrtyö-Szent-Niklos eine dieser verdächtigen Karawanen angehalten, und da fand man unter Lumpen in einem Zeltwagen einen vierjährigen Knaben, das erst kürzlich verschwundene Kind eines rumänischen Offiziers. Die Eltern des geraubten Knaben wurden telegraphisch gerufen und übernahmen unter Freudentränen ihr schon verloren geglaubtes Kind. Die ganze Zigeunerbande wurde zur Bestrafung nach Rumänien ausgeliefert, wo insolge massenhafter Kinder- entführungen durch Zigeuner vom Parlament ein eigenes Gesetz zur Bestrafung von Kinderräubern geschaffen wer den mußte. Russland. Kasan, 13. Januar. Gestern wurde vor dem hiesigen Gerichte nach 7 tägiger Verhandlung in dem Prozesse wegen der durch die Revision des Senators Ga rin aufgedeckten Korruption in der Kasaner Jntendan- turverwaltung das Urteil gefällt. Zehn Beamte und Offiziers wurden zu l-U/2 Jahren Gefängnis verurteilt. Wie fesigestellt wurde, zahlten die Lieferanten den Mit gliedern d^r Uebernahme Kommission cine je nach Rang und Einfluß festgesetzte Provision von ^8 bis 1 Prozent des Betrages der übernommenen Waren. Einzelne er hielten aus solche Weise bis 200000 Rubel. Bei einem der Angeklagten wurde eine Summe von 80000 Rubel beschlagnahmt. Den anderen gelang es, ihre Gelder in Sicherheit zu bringen. Wie es heißt, ist jetzt noch gegen 62 Beamte, von den n viele schon länger nicht mehr im aktiven Dienste sind, die Untersuchung eingeleitet worden. Lngland. London, 13. Januar. Nach einer Auf- »stellung gilt es als sicher, daß die Unionisten bei den Wahlen 137 Sitze, die Liberalen dagegen nur 3 Sitze gewinnen werden. Weitere 88 Sitze bezeichnet das Blatt als zweifelhaft, mit anderen Worten als vorläufig neu tral; um deren Eroberung wird sich also der ganze Wahl kampf drehen. Die „Times" glaubt, daß in der Theorie die größtmöglichste Mehrheit der Unionisten 375 und die größtmöglichste Mehrheit der Liberalen 383 Sitze betra gen wird. — Eine eifrige Anhängerin des Frauenstimmrechts ist Königin Maud von Norwegen, sie soll sogar ihren Einfluß auf König Eduard von England ausüben, um die Einführung des Frauenstimmrechts in England zu unterstützen. Anders denkt dagegen Königin Alexandra von England, die einer politischen Betätigung der Frau keinen Geschmack abgewinnen kann. Amerika. Newyork, 13. Januar. Nach einer Mel dung der „Sun" nehmen die Zollverhandlungen zwischen Deutschland und Amerika einen befriedigenden For-gang. Osutscksr Neickstag. Der Re- Mag setzte am Donnerstag die Besprechung der In terpellationen über die Kattowitzer Beamtenmaßregelungen fort. Abg. Schrader Meis. Vgg.) warf dem Reichskanzler vor, daß sein Vorgehen durch lx, Gesetz berechtigt sei. Entweder nehme man den Beamten das Wahlrecht oder man gebe ihnen volle Wahl freiheit. Im gleichen Sinne mißbilligte die Maßregelung auch Abg. Südekuin (Soz.) Polen und Zentrum haben in Kattowitz den Lohn für ihre Dienste bei der Reichsfinanzreform erhalten, sofern die Maßregelungen nicht etwa eingetreten seien, um die Aufmerksam keit der erbitterten Wähler abzulenken. Die Hauptsache bleibe die Demokratisierung des preußischen Wahlrechts. Staatssekretär Dr. Delbrück bezeichnete es als die übliche Auffassung der Staatsrechts lehrer, daß die Beamten bei Antritt ihres Amtes auch bestimmte Pflichten gegenüber dem Staate übernehmen. Die Kattowitzer Maßnahmen seien als Akt nationaler Notwehr berechtigt. Unter Billigung der Regierungspolilik hielt Abg. Dr. Aolbe (Rp.) dem Abg. Korfonty dessen neuerliche Aeußerung vor, das Verhältnis der Polen zum preußischen Staate entbehre der sittlichen Grund lage. Nicht daß Beamtenmaßregelungen ftattgefunden haben, son-