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902 PAPIER-ZEITUNG Nr. 40/1918 Leipzig. Typographische Gesellschaft Am 3. April sprach Herr F. Sittard über die vor kurzem erschienenen beiden Bücher „Sprich Deutsch" und „Entwelschung" von Eduard Engel. Beide Werke kämpfen an gegen die Fremdwörter, und der Vortragende suchte nach zuweisen, daß der Deutsche ohne Fremdwörter auskommen kann. Er vertrat den Standpunkt Engels, der die Sucht fremde Ausdrücke zu ge brauchen auf Gedankenträgheit, Nachlässigkeit beim Sprechen und Schreiben oder auf Angewöhnung zurückführt. Die Zeitschriften und Zeitungen sind die hauptsächlichsten Verbreiter von Fremdwörtern, aber auch die Schulen tragen viel dazu bei, daß die Deutsche Sprache mit fremden Brocken durchsetzt wird. Das an zweiter Stelle genannte Buch ist besonders wichtig, weil es für viele Fremdwörter passende deutsche Wörter und Ausdrücke enthält, die beweisen, daß für ein Fremdwort oft eine ganze Reihe guter deutscher Wörter oder Um schreibungen vorhanden sind. Engel berührt auch die Druckersprache und fordert deren Entwelschung. Man kann indessen nicht mit allen Forderungen einverstanden sein, und esbedarf hierfürnoch eingehender Erörterungen durch den bestehenden Ausschuß für diese Angelegen heit. — Am 17. April sprach der Vorsitzende über die demnächst in ’ Leipzig stattfindende Faserstoff-Ausstellung. Ferner berichtete er über die im Deutschen Buchgewerbehause veranstaltete Ausstellung von Druckerzeugnissen aus dem russischen Hause der Bugra, die viel technisch Schönes geboten habe. Die Sachen werden den russischen Ausstellern soweit dies jetzt möglich ist, wieder zugeführt. München. Typographische Gesellschaft. In der Monatsversamm lung vom 13. April wurden acht Neuaufnahmen vollzogen. Ueber den am 17. April beginnenden Vorbereitungskurs zur Meisterprüfung im Buchdruckgewerbe gab der Vorsitzende über Einrichtung desselben verschiedene Mitteilungen. Der Kurs wird gemeinsam mit der Hand werkskammer von Oberbayern in einem ihrer Lehrsäle geführt. Die Kosten betragen nur 4 M. Der Lehrstoff umfaßt Gewerbewesen, Arbeiterversicherungsgesetze, Wechselrecht, Buchführung, Kalku lation. Bis zum obigen Versammlungsabend hatten sich 87 Teilnehmer gemeldet. Ueber die zur Besichtigung ausgelegte Sammlung ven Lloydkatalogen sprach Herr Otto Vidoti. Er schilderte die Entwick lung des Bremer Norddeutschen Lloyds vom Jahre 1857 bis zu seinem heutigen Riesenumfange an Zahl seiner Verkehrs- sowohl als Geldmittel. Die ausgestellten Kataloge bilden nur einen kleinen Teil der Reklamemittel — und zwar mit wenig Ausnahmen gute — deren sich die Gesellschaft zur Erreichung ihrer Zwecke bedient. H. Papierschneidemaschine Die Firma Karl Krause in Leipzig- Anger-Crottendorf erhielt das DRP 303196 vom 18. Januar 1917 ab in Kl. 11 b auf eine Papier schneidmaschine, beider der Messer- und Preßbalkenhub der jeweiligen Stapelhöhe angepaßt werden. Dabei muß die Aenderung im Bewe gungsgetriebe so erfolgen, daß Messer und Preßbalken nicht um die Mittellage der größten Bewegung verstellt werden, sondern die eine Endlage muß stets sie gleiche bleiten, nämlich die Messerstellung, welche dem Durchschneiden des stets gleichen letzten Bogens ent spricht. Die Erfindung sieht zur Lösung dieser Aufgabe vor, daß ein an sich bekannter Zwischenhebel, welcher Messer und Preßbalken zugleich betätigt, von einer Kurbel mit gleichbleibendem Hub mittels Kurbelstangebewegt wird, deren Angriffspunkt im Hebel entsprechend verstellt werden kann Patent-Ansprüche : 1. Schneidemaschine für Papier, Pappe u. dgl mit veränderlicher Schnitthöhe, bei welcher Messer und Preßbalken gemeinsam von einer Kurbel aus betätigt werden, dadurch gekenn zeichnet, daß der Hub von Messer und Preßbalken gegenüber ihrer tiefsten Lage, der Höhe des Materialstapels entsprechend, dadurch verstellt werden kann, daß der Angriffspunkt der Kurbelstange in einem an sich bekannten, sowohl Messer als auch Preßbalken be wegenden Hebel in geeigneter Weise verschiebbar ist. 2. Schneidemaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verlegung des Angriffspunktes der Kurbelstange an dem Hebel von einem Triebwerk aus erfolgt, dessen Steuerungdurch die Bewegung des Schnittandeuters veranlaßt wird. 3. Schneidemaschine nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekenn zeichnet, daß die Bewegung des Schnittandeuters mittels eines Winkel hebels auf einen senkrecht zu diesem gelagerten Winkelhebel über tragen wird, der die Umsteuerung des Triebwerkes veranlaßt. Matrizenzeilen-Setz- und Gießmaschine Die Mergenthaler Setzmaschinen-Fabrik G. ni. b. H. in Perlin erhielt das DRP 301838 vom 26. März 1912 ab in Kl. 15 a auf eine Magazinauswechselvorrichtung für Matrizenzeilensetz- und Gieß maschinen, bei Welchen mehrere übereinander angeordnete Magazine von einem gemeinschaftlichen Schaltrahmen getragen werden, und bei welchen jedes Magazin mit Ausnahme des untersten auf je einen besonderen Tragrahmen gesetzt ist. Die bekannten Anordnungen solcher Vorrichtungen sollen den Nachteil haben, daß zum Aus wechseln eines der Magazine außer dem obersten die Herausnahme sämtlicher darüberliegender Magazine und gegebenenfalls auch deren Tragrahmen aus der Maschine notwendig ist. Gemäß der vorliegen den Erfindung wird dies dadurch vermieden, daß die verschiedenen Tragrahmen unabhängig voneinander an dem Schaltrahmen so schwingbar angeordnet sind, daß jedes Magazin aus der Maschine entfernt werden kann, ohne daß die Herausnahme der darüberliegen- den Magazine notwendig ist. Die Einzelheiten sind aus der Patentschrift zu ersehen. Massenfälschung von Lebensmittelmarken in München. In der Druckerei Karl Gerber in München, wo unter Aufsicht der Hilfs- • dienstleute die amtlichen Lebensmittelmarken hergestellt werden, wurde der Obermaschinenmeister Karl Hofmann, die Maschinen meister Max Hudler und Beyer sowie der Papiermeister Gihsch, die seit längerer Zeit Lebensmittelmarken gefälscht, verbraucht und verschenkt haben, verhaftet. Festgestellt sind bis jetzt hundert vierzig Zentner Brotmarken, 15 Zentner Fettmarken und zwei Zentner Fleischmarken. Gegen die Genannten ist ein Verfahren wegen Urkundenfälschung eingeleitet und ebenso ein Strafverfahren gegen die Abnehmer der gefälschten Marken eröffnet worden. (Schlesische Ztg.) Eg. Unangebrachte Sparsamkeit mit Papier. Im Stadtverordneten kollegium in Leipzig kam die Eingabe eines Bürgers zur Verlesung, die sich gegen die Versendung von Familienanzeigen richtet. Der Gesuchsteller, der wohl über die Befugnisse einer Stadtverwaltung nicht besonders gut unterrichtet ist, führt in seinem Schreiben aus, daß durch die Verschickung von Verlobungs-, Vermählungs-, Todes anzeigen usw. eine große Papierverschwendung getrieben werde. Der Rat solle dafür sorgen, daß das in Zukunft unterbleibe. Man ging mit einigem Kopf schütteln über die Eingabe hinweg. E. W. Dänisches Ausfuhrverbot. Dänemark verbot am 9. Mai die Aus fuhr von Tapetenpapier, bg. Ausfuhrverbot Italiens. Italien verbot am 23. März den Versand ins Ausland von Zeitungen, Zeitschritten und Drucksachen, die An zeigen enthalten. Verleger, welche den Versand fortsetzen wollen, müssen dazu Sonderausgaben ohne Anzeigen bestellen, bg. Papier-Spinnerei Deutsche Faserstoff-Husstellung veranstaltet auf Anregung und unter Führung der Reichsbekleidungsstelle Die zweite Ausstellung, in Düsseldorf, wird am 18. Mai, vormit- mittags %12 Uhr, in der Kuppelhalle des Kunstpalastes feierlich eröffnet und soll Anfang Juli geschlossen werden. Die dritte Ausstellung findet in Leipzig statt und soll Mitte August eröffnet werden. In Leipzig wird auf dem Königsplatze mit hohem Kostenaufwand eine rund 5000 qm große Ausstellungshalle erbaut, die die Ausstellung aufnehmen soll. In die Zeitdauer der Leipziger Ausstellung fällt die Leipziger Herbstmesse Ende August 1918. Die Ausstellung in Leipzig wird, wie ihre Vorgängerinnen, 6 bis 7 Wochen dauern. Es werden Konzerte, Vorträge mit Lichtbildern und andere Veranstaltungen stattfinden, auch ist ein Wirtschaftsbetrieb vorge sehen. Anmeldungen zur Beteiligung an der Ausstellung Leipzig nimmt schon jetzt die Geschäftsstelle der Deutschen Faserstoff-Ausstellung, zurzeit in Düsseldorf im städt. Kunstpalast, vom 1. Juli an in Leipzig, entgegen. Fast alle bisherigen Aussteller beteiligen sich auch an der Leipziger Ausstellung. Handelsgewicht von Bindfaden Gerichtl. Gutachten der Handelskammer zu Berlin Bindfaden wird gewöhnlich nach Gewicht gehandelt, und zwar in Papier verpackt, wobei das Papier mit gewogen und mit berechnet wird (brutto für netto). In der Regel enthalten Pakete von 1 kg 10 Knäuel von etwa 100 g, Pakete von 2 kg 10 Knäuel von etwa 200 g und Pakete von 3 kg 6 Knäuel von etwa 500 g. Da der Bindfaden bei der Herstellung durch das Polieren angefeuebtet und dann getrock net wird, bleibt meist ein Feuchtigkeitsgehalt zurück, welcher nach längerem Lagern verdunstet. Infolgedessen sind spätere Gewichts schwankungen nicht ausgeschlossen. Bei aus Hanf hergestelltem Faden sind Gewichtsabweichungen bis zu 5 v. H. zulässig. Bei Papierbind faden dürfte solche Abnahme bis zu 10 v. H. noch als zulässig zu gelten haben. (9436/18.) Einkaufs-Gesellschaft Deutscher Textil-Industrieller m. b. H. Unter dieser Firma wurde in Berlin-Charlottenburg, Joachims- thalerstraße 3, von einer Anzahl größerer Webereien der Woll-, Baum- woll, Leinen- und Jute-Industrie eine G. m. b. H. gegründet. Gegen stand des Unternehmens ist Vermittlung von Käufen von Papier, Papiergarn und verwandten Erzeugnissen für die Mitglieder der Gesell schaft. Einheitliche Löhne. Eine Beratung sämtlicher deutschen Textil arbeiter-Verbände in Berlin, 11. Mai, forderte einheitliche Lohn berechnung für die in der Papiergarn-Verarbeitung tätigen Arbeiter. (Frkf. Ztg.)'