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Nr. 18/1916 PAPIER-ZEITUNG 319 Durchschuß- und Regletten-Niederdrücker und Plattenheber von Franz Kabisch in Leipzig-Schleußig. Zum Niederdrücken von steigenden Regletten werden im Maschinensaal oft un geeignete Werkzeuge benützt, die dann entweder die Aufgabe nur unvollkommen erfüllen oder das Schriftmaterial beschädigen. Um die steigenden Durchschußstücke niederzudrücken, ohne das Schriftbild daneben zu beschädigen, hat der Erfinder einen Bild 1 Satz Werkzeuge hergestellt, die in einer kleinen Tasche ver einigt für Achtelpetit- bis Nonpareille-Regletten ausreichen. Es sind Stahlstücke von der entsprechenden Stärke, die in je ein stärkeres Eisenstück derart eingesetzt sind, daß manYsie leicht handhaben kann. Alle Stücke sind in einer Tasche aus Kunstleder vereinigt, die in vorstehendem Bilde dar gestellt ist. Die Plattenheber desselben Erfinders sollen das leichte Abheben der Platten von ihrer Unterlage und der Aetzungen von ihrem Holzfuß ermöglichen. Es sind, wie Bild 2 erkennen läßt, kräftige Geräte, die mit ihrem gekröpften Ende, das in eine Schneide ausläuft, zwischen Druckplatte und Unterlage Bild 2 eingeführt werden können, ohne die Platte zu verbiegen. Da mit nicht etwa benachbarte Schriftformen durch die Heftzwinge beschädigt werden, ist der untere Rand der Zwinge mit weichem Gummi überzogen. Die Plattenheber werden in drei ver schiedenen Größen, mit 10, 18 und 26 mm breiter Schneide geliefert, und sie sind so kräftig gearbeitet, daß sie auch rauhe Behandlung gut aushalten. Zweijähriger Abruf-Auftrag Mein Reisender überschrieb mir im März 1914 einen Auftrag auf 2500 Abreißrollen Packpapier zur Abnahme in Posten zu 12 Rollen bis Ende März 1916, der trotz der einseitigen, dem Käufer alle Vorteile vorbehaltenden Bedingungen, die eigentlich gegen die guten Sitten verstoßen, von mir auch angenommen wurde, um nicht mit dem Käufer in Stieit zu geraten. Der Käufer war vereinbarungsgemäß Ende Dezember 1915 auf die Auslieferung des Schlusses bis Ende März 1916 aufmerksam zu machen, was auch von mir geschehen ist. Daraufhin versuchte der Käufer Ausstände über Lieferungen zu machen und behauptete überdies, den Ab schluß mit der Bedingung „Abnahme bei Bedarf“ gemacht zu haben, obwohl ein beiderseitig unterschriebener Kaufschein vorhanden ist. Da der Kauf vor Ausbruch des Krieges zu billigem Preise getätigt wurde, habe ich seit Monaten bei den jetzigen hohen Preisen er heblich Geld zugesetzt, denn der Kunde lehnt jede freiwillige Preis aufbesserung ab. Er hat bis jetzt, also in beinahe zwei Jahren, 785 Rollen abgefordert, das ist noch nicht 1/3 der Abschlußmenge und sucht jetzt, nachdem ich die Weiterlieferung nach dem März 1916 nur zu neuen Bedingungen zugesagt habe, aus dem Abschluß soviel wie möglich Vorteil zu schlagen. Er hat eine Menge Filialen und gibt jetzt für alle Geschäfte Lieferungen auf, darunter für solche, die erst kürzlich bezogen und daher über den März hinaus noch mit Papier versorgt sind. Der Kunde versteht alle Vorteile für sich herauszuholen und ist mit Klageandrohungen gleich bei der Hand. Bin ich verpflichtet, 6 Wochen vor Beendigung des Abschlusses jede gewünschte Menge, die mit den bisherigen Be zügen in keiner Weise zu vereinbaren ist, zu liefern oder nur prozentual nach den früheren Abrufen ? Bin ich gesetzmäßig ver pflichtet, trotz des Vorangegangenen, dem Kunden Anfang April 1916 wegen der etwa noch rückständigen Menge einen Nachabnahme termin zu stellen ? Papierrollen-Fabrik Nach dem Urteil des Oberlandesgerichts Augsburg, ab gedruckt unter „Keine Nachfrist im Kriege” auf der Titelseite unserer Nr. 12 muß es in Wahrung der Grundsätze von Treu und Glauben allgemein gefordert werden, daß während des Krieges bedungene Fristen genau eingehalten und keiner Ver zögerung ausgesetzt werden. Es erscheint also gerecht, daß dem Kunden, der die größte Zeit der Abrufszeit hat verlaufen lassen, ohne mehr als etwa ein Drittel der bestellten Ware ab zunehmen, in den letzten Monaten nur soviel geliefert wird, wie seinen bisherigen Bezügen der Zeit nach entspricht. Auch braucht ihm nach dem oben erwähnten Urteil keine Nachfrist eingeräumt zu werden, wenn er die Abrufsfrist versäumt hat, ohne die ganze bestellte Menge oder die ihm verhältnismäßig noch zustehende Menge abzunehmen. Vor diesem Urteil lautete allerdings die Rechtsprechung anders. Wie sich die künftigen Urteile und namentlich auch das Reichsgericht zu dieser Frage stellen werden, läßt sich nicht vorhersehen. Büchertisch Im Kampf gegen Rußland. Von W. C. Gomoll. Leipzig, F. A. Brockhaus. 1916. 180 Seiten (in Format und Ausstattung der Soldatenausgaben von Hedins „Volk in Waffen", und Wegeners „Wall von Eisen und Feuer“) mit 42 Bildern. 1 M. Der Bewegungskrieg im Osten bescherte dem Kriegsbericht erstatter Gomoll andere Erlebnisse als der Verteidigungskampf im Westen. Die Ereignisse warfen ihn hierhin und dorthin, oft mitten in das Knattern der Maschinengewehre und das Heulen der Granaten. Der erschütternde Ernst des Krieges wie der un verwüstliche Humor, der an der Ostfront Blüten treibt, stehen ihm unmittelbar vor Augen, und, selbst ein Kind des Volkes, steht der „Herr Kriegsberichterstatter“ mit dem Soldaten auf Du und Du, ohne dabei die Fühlung mit der Heeresleitung zu verlieren, So erlebt er die stolzen Tage von Lodz und Lowicz, an der Rawka und Bzura, von Gorlice-Tarnow und Jaroslau, von Przemysl und Lemberg, von Warschau und No wo-Georgie wsk. Deutsche, Oester reicher und Ungarn sind seine täglichen und nächtlichen Feld kumpane, und die deutsch-österreichisch-ungarische Waffenbrüder schaft leuchtet aus seinem Buche. Gomoll hat hier ein urdeutsches Soldatenbuch geschaffen. Eine Reihe vom Verfasser aufgenommener, abwechslungsvoller Abbildungen vermehrt den Wert des Buches. „Nach Osten!“ Von Sven Hedin. 182 Seiten, 27 Abbildungen (25 Photographien, 2 Zeichnungen). Feldpostausgabe 1 M. Leipzig, F. A. Brockhaus. Desselben Verfassers „Volk in Waffen“ hat die deutsche West front geschildert. In vorliegendem Heft erzählt er seine Eindrücke von mehrmonatigen Fahrten an der Ostfront. Er hat dabei die deutschen, österreichischen und ungarischen Armeen von Memel bis Czernowitz kennen gelernt, ihr Leben und ihr Kämpfen studiert, mit ihren Heerführern als Freund verkehrt, die Schauplätze aller großen Kriegsereignisse besucht, den Zerstörungsweg des russischen Heeres mit Entsetzen verfolgt und den Siegeszug der verbündeten Armeen bis in das Herz Rußlands mitgemacht. Reicher noch und vielseitiger als in seinem „Volk in Waffen“ ist in diesem Werk die Fülle der Tatsachen und Beobachtungen, der Begegnungen, Schilderungen und Gesichtspunkte, denn länger ist die Front und weit dramatischer der Gang der Ereignisse. Hedin sieht auch im Osten, was andern nur zufällig vor Augen kommt, und darf mit Kamera und Zeichenstift arbeiten, fast wo er will.