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Ansichtskarten Der in Nr. 94 unter „Ansichtskarten ohne Verlegernamen“ beschriebene Fall ist nur einer von den vielen, wo die Polizei patriotische Postkarten wegen des Fehlens der Drucker- oder Ver legerfirma beschlagnahmt hat. In der Papier-Zeitung sind ja bereits mehrere derartige Fälle geschildert worden, und ich habe deshalb, um mich sowie meine Abnehmer vor gerechtfertigten oder ungerecht fertigten Eingriffen der Polizei zu schützen, seit Erlaß dieser Vor schrift meine volle Firma aufgedruckt. Meine Abnehmer haben sich im großen und ganzen damit ab gefunden, daß aber ein Teil derselben der unangenehmen Tatsache, mit der wir uns abfinden müssen, ablehnend gegenübersteht, mögen Sie aus dem beiliegenden Briefwechsel ersehen, dessen Veröffent lichung ohne Namen ich Ihnen anheimstelle. Es ist mir wohl be kannt, daß die Behörde in gewissen Fällen anstatt der vollen Firma auch eine Schutzmarke zuläßt, aber niemand weiß, Wo die Grenze zu ziehen ist, und daher wird es immer vorteilhafter sein, die volle Firma aufzudrucken, weil nur in diesem Falle die dem Kleinhändler durch die Polizei drohenden Unannehmlichkeiten vermieden werden. Auf dem Postkartenmarkte haben sich übrigens seit Kriegs ausbruch die Verhältnisse sehr verschoben. Es sind mindestens einige hundert neue „Grossisten“ aufgetaucht, von denen die meisten notgedrungen den Verkauf patriotischer Muster aufnahmen, um sich eine Einnahmequelle zu verschaffen. Viele derselben liefern an Marketendereien im Felde. Ihr Absatz ist bedeutend und den Fabrikanten um so willkommener, als diese Bezieher nur gegen Nachnahme kaufen. Andere betieiben den Handel in kleinerem Maßstabe, im ganzen aber hat sich durch diesen neuen Handel der Absatz der Postkarten wesentlich gehoben. Freilich ist dies jetzt fast die einzige Ware, welche die Kunstdruckereien noch beschäftigt, die mehi als andere Erzeuger unter den Einwirkungen des Krieges zu leiden haben. ~ Luxuspapierwaren-Fabrik Im oben erwähnten Briefwechsel heißt es u. a.: Brief an die Luxuspapierwaren-Fabrik: Ich empfing Ihre Mustersendung. Die mir von Ihnen bemusterten Sachen sind sehr schön und ich würde Ihnen auch einige Tausend sofort in Auftrag geben, wenn Sie nicht auf der Vorderseite Ihre Firma voll aufgedruckt hätten. Dies wurde bereits auch von einigen anderen Firmen gemacht, und die Erfahrungen, die der Groß händler damit gemacht hat, sind die denkbar ungünstigsten. Ich selbst mache auf meine sämtlichen Verlagskarten nur mein Firmen zeichen. Zudem bin ich durch den Zusammenschluß eines großen Teiles süd- und westdeutscher Großhändler auf unserer letzten Tagung in Köln bei hoher Konventionalstrafe verpflichtet, keine Karte zu führen, die aufgedruckten Verlag hat, selbstverständlich nur soweit dies unter den jetzigen Verhältnissen behördlich zulässig ist. Hierunter sind aber derartige Sachen, wie die mir bemusterten, nicht zu verstehen. Falls die Sachen nun auch ohne Ihren ausgedruckten Verlag zu haben sind, so bitte ich um gefl. Bescheid Antwort der Luxuspapierwaren-Fabrik: Ich habe meine Firma sonst nie auf den Karten angebracht, sondern erst seit Kriegsausbruch, als dies vom Generalkommando vorgeschrieben wurde. Ich hätte auch statt der vollen Firma bloß die Schutzmarke aufgedruckt, wenn nicht in einer Anzahl Papier läden Süddeutschlands eine Beschlagnahme der Postkarten statt gefunden hätte, wie Ihnen aus der Papier-Zeitung bekannt sein dürfte. Au; diesem Grunde habe ich leider nur Karten mit meinem Firmadruck vorätig. Wenn Sie oder der erwähnte Großhändler- Verband befürchten, daß die Kleinhändler veranlaßt würden, ihre Aufträge unmittelbar beim Fabrikanten aufzugeben, so können Sie bei mii sicher sein, daß ich solche Aufträge nicht ausführe, denn ich habe schon jetzt alle derartigen Anfragen den nächstgelegenen Großhändlern zugewiesen. Sie irren aber auch mit der Annahme, daß meine Karten nicht unter die fallen, die der Behörde zur Genehmigung vorzulegen sind. Dies muß immer geschehen, wenn Texte patriotischen Inhalts darauf sind, und s Iche mit Kriegsdarstellungen erst recht. Ich pflege schon die Entwürfe vorzulegen, und dabei ist mir in einigen Fällen bereits die Herausgabe von Karten untersagt worder. Eine Grenze läßt sich da schwer ziehen, daher ist der volle Firmenaufdruck immer noch der sicherste Weg. Einschränkung der Neujahrsglückwünsche. Von amtlicher Seite wird der „Nürnberger Zeitung“ mitgeteilt, daß Mitte Dezember eine Bekanntmachung der Heeresverwaltung über die Einschränkung der Neujahrsglückwünsche zu erwarten sei, da der Austausch von Neujahrskarten zwischen der Heimat und dem Felde unterbleiben müsse. Ha. Aufgehobenes Ausfuhr-Verbot Durch Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 27. November wird das Verbot vom 22. Oktober 1915 (Reichsanzeiger vom 23. Ok tober 1915 Nr. 251) u. a. für nachstehende Ware unter den unten näher aufgeführten Bedingungen aufgehoben: Sprechmaschinen (Phonographen, Grammophone usw.), ein schließlich der mit ihnen in fester Verbindung stehenden elektrischen Maschinen, der Nr. 891 b des Statistischen Waren verzeichnisses; feine Zinkwaren der Nr. 859 b des Statistischen Warenverzeichnisses. Die Ausfuhr dieser Waren ist frei, wenn sie vor dem 22. Ok tober 1915 angefertigt, tatsächlich verkauft, die Adresse des Käufers angegeben und die Sendungen bis zum 15. Dezember 1915 bei einem Postamt oder Bahnamt aufgeliefeit sind. Beschlagnahme künstlerischer Ansichtskarten. Im sächsischen Landtage äußerte sich kürzlich der Kultusminister Dr. Beck über die in der vorigen Tagung lebhaft beklagte Beschlagnahme künst lerischer Ansichtskarten. Er sagte u. a., daß sich die General direktion der Königlichen Sammlungen mit dem Justizministerium ins Einvernehmen gesetzt habe, damit bei der künftigen Revision des Strafgesetzbuchs darauf Bedacht genommen werde, daß die Nachbildungen hervorragender künstlerischer Erzeugnisse gegen solche Beschlagnahmen geschützt seien. Diese Worte des Ministers wurden im Landtage freudig begrüßt. P. Sfr. Graphit-Bergbau in Bayern. Unter der Firma Niederbayerische Graphitgesellschaft m. b. H. haben die Erste Bayerische Graphit bergbau-Akt.-Ges. in Untergriesbach und das Bankhaus S. Bleich- röderin Berlin laut „Münchner Neuesten Nachrichten“ eine Ge sellschaft gegründet behufs Ausbeutung eines der erstgenannten Gesellschaft zustehenden Vorkaufsrechts auf etwa zweitausend Tagwerk Graphitlager. K- Probenschau Schützengrabenspiele für Feldpostsendungen von Wezel & Naumann A^-G. in Leipzig. Um die Langeweile im Schützen graben und* auch im Quartier zu vertreiben, hat obige Firma für unsere Feldgrauen allerlei Kurzweil in Gestalt von „Wenau ” - Unterhaltungs- und Geduldspielen heraus gebracht, deren billiger Preis bei zweckmäßiger gefälliger Auf machung jedem ermöglicht, seine Lieben im Felde damit zu bedenken und die der Händlerschaft selbst bei nur geringer Werbetätigkeit einen schönen Absatz verheißen dürften. An das bereits eingeführte und verbreitete ,,Feldherrnspiel" — Bild 1 Bild 2 ein neues deutsches Kartenspiel (40 Karten) — reihen sich an: Nr, 315 „Das Eiserne Kreuz”, ein Kreislegespiel; Nr. 316 „Wirrwarr”, ein Bilderlegespiel; Nr. 319 „Das Sternrätsel” (Bild 1), ein Zahlenspiel; schließlich zwei Geschicklichkeits- spiele: Nr 320 „Der Wenau-Magnet” nebst „Schlüsselwunder ring” und Nr 321 „Aus den Fesseln befreit!” (Bild 2) Jedem Spiele liegen genaue Unterweisungen bei. Auch auf die sonstigen vortrefflichen Unterhaltungs-Künstlerspiele der Firma W. & N. A.G., Leipzig, sei nochmals ausdrücklich hingewiesen. Vergl. Anzeige in dieser Nummer.