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1844 PAPIER -ZEITUNG Nr. 96/1915 Wahl des Papiers für Halbtondrucke Hierüber hielt H. P. Carruth, Oberchemiker der Feinpapier- Fabriken der American Writing Paper Company in Holyoke, Mass., V. St. v. Amerika, auf der ersten Jahresversammlung des Vereins amerikanischer Papier- und Zellstoff-Chemiker einen durch Lichtbilder erläuterten Vortrag, dem wir folgendes entnehmen: Trotz der großen Bedeutung des Halbtondruckes und der vielen Verbesserungen, die er erfahren hat, scheint es, daß die Fortschritte hauptsächlich auf handwerksmäßigen Erfahrungen beruhen. Na mentlich gilt dies von der Grundlage der Drucke, dem Papier. Zum Gelingen eines Halbtondruckes müssen vier Dinge Zusammenwirken: die Druckplatte, die Druckpresse, das Papier und die Druckfarbe. Die fertige Druckplatte ist eine ebene Kupferplatte, auf deren Oberfläche ein auf photographischem Wege erhaltenes Bild geätzt ist. Dieses besteht aus verschieden großen Punkten oder Löchern, deren Größe von der Menge des im photographischen Negativ vor handenen Lichtes abhängt: die Schatten werden weniger geätzt als die hohen Lichter, und zwischen beiden bestehen alle möglichen Abstufungen. Die ungeätzten Teile dieser Platte sind mit einer dünnen Lage von Druckfarbe bedeckt, die dann auf das Papier übertragen wird. Zwei Arten von Papier werden hauptsächlich für Halbtondrucke benutzt: sogenannte gestrichene und hochgeglättete Papiere. Die gestrichenen Papiere linden im Halbtondrucke ihre wichtigste Ver wendung und werden zu solchen Drucken mit Vorliebe verarbeitet. Hochgeglättete Papiere sind ein Ersatzmittel, welches jedoch manche Vorzüge vor dem gestrichenen Papier besitzt. Dasjenige Papier wäre für Halbtondrucke am geeignetsten, welches den Zustand der Druckplatte vollständig genau wiedergeben könnte. Jeder Fleck müßte gleichmäßig gefärbt und ebenso groß sein wie der entsprechende Fleck auf der Platte. Dieses Ideal wird in der Wirklichkeit niemals erreicht, aber der Grad, bis zu welchem es erreicht wird, bestimmt den Wert des Papiers für vorliegenden Zweck. Das Papier für Halbtondrucke kann nur beurteilt werden, wenn man gleichzeitig die Beschaffenheit der für den Druck verwendeten Farbe berücksichtigt. Die Druckfarbe besteht aus einer Mischung verschiedener Oele, Farbstoffe und Pigmente. Diese Mischungen sind unter sich wie in ihrer Verwandtschalt zu den Papieren verschieden. Bei Beurteilung eines Papiers muß' man in erster Linie dessen Ober fläche prüfen. Bei ungestrichenem Papier besteht diese gleichsam aus einer Reihenfolge von Hügeln und Tälern, welche durch die Verfilzung der Fasern entstehen. Durch das Glätten werden diese Hügel flachgedrückt und gelangen dadurch mehr oder weniger in eine Ebene; das Quetschen der Fasern hat jedoch bedeutenden Einfluß auf die Aufnahme der Druckfarbe. Gestrichenes Papier dagegen hat ebene Oberfläche, die dadurch erzielt wird, daß die er wähnten ,,Täler“ mit einem fein verteilten Mineralstoff ausgefüllt werden, der mit Hilfe eines Klebemittels an seinem Platz festgehalten wird. Ueberdies ragt die Klebschicht mit einem gewissen Betrag über die höchsten Spitzen der ,,Hügel“ hinaus, so daß das fertig gestrichene Papier einer Ebene nach einem starken Schneefall ähnelt, welcher die Vertiefungen der Ebene gefüllt und das Ganze durch eine Decke von ungleicher Dieke auf gleichmäßige Höhe ge bracht hat. Druckt man eine Halbtonplatte auf handgeschöpftes oder ma schinengeglättetes Papier, so kommen ihre eingefärbten Flächenteile nur mit den höheren Teilen der Papierfiäche in Berührung. Das Ergebnis ist ein Brechen des Bildes, indem einzelne Teile davon nicht drucken. Dadurch erzielt man eine gesprenkelte, unebene Wirkung, namentlich, wenn die zur Erzeugung des Halbtonbildes benützte Glasplatte, der Raster, fein geteilt war. Eine andere Un gleichheit der Papierfläche, welche tast allgemein auftritt, rührt von der verschiedenen Dicke der Papierbahn her, wie sie sich auf der Papiermaschine bildet: die Papierbahn hat gleichsam Längs wellen, und die Dicken-Unterschiede zwischen den dünnsten und dicksten Stellen betragen mitunter bis 10 v. H. Dieser Mangel wird jedoch durch die Zurichtung der Druckmaschine leicht ausgeglichen. Neben der Oberfläche ist für den Erfolg des Halbtondruckes auch die Verwandtschaft des Papiers zur Druckfarbe sehr wichtig. Kann nämlich die Papierfläche die Druckfarbe nicht in dem kleinen Teil einer Sekunde einsaugen, der vergeht zwischen dem Augenblick, wo es mit der äußeren Fläche der Farbe auf der Druckplatte in Be rührung kommt, und dem Augenblick, in welchem die Druckmaschine mit ihrer quetschenden Wirkung einsetzt, so wird die Druckfarbe von der Fläche des Fleckes weggepreßt und sammelt sich um dessen Rand, geht auch teilweise in die Vertiefung, aus welcher sie fort- gerissen wird, wenn das Papier die Druckplatte verläßt. Das,Er gebnis ist, daß an Stelle eines schwarzen Fleckes von genau der gleichen Größe wie der Fleck auf der Platte ein grauer Fleck ent steht, der Von einem tiefschwarzen Ring umgeben ist, daß der Fleck auf dem Papier bedeutend größer ist als auf der Druckplatte, und daß die Stellen, die weiß bleiben sollten, einen leichten grauen Schleier zeigen. Der Grad, in welchem dieser Mangel eintritt, schwankt sehr, je nach dem Papier und der Druckfarbe. Im allgemeinen nimmt bei ungestrichenen Papieren das Uebel mit dem Glättegrad zu, aber auch der Mahlungszustand der Papierfasern, die Art und Menge des Leimes, die Bildung des Papiers auf dem Maschinensiebe und die Art des verwendeten Faserstoffes spielen dabei eine Rolle. Schwankungen der gestrichenen Papiere in dieser Beziehung hängen wahrscheinlich wesentlich von der Zusammensetzung der Streich farbe ab, sowohl in bezug auf mineralische Masse als auch auf das Bindemittel. Bei beiden Arten von Papieren ist für die Aufsaugung der Druckfarbe neben der Aufsaugung durch Haarröhrchenwirkung auch die chemische Verwandtschaft der Oele und Farbstoffe in der Druckfarbe zu dem Zellstoff von Bedeutung, was in das Gebiet der Kolloid-Chemie gehören dürfte. Redner führt vergrößerte Licht bilder von Halbtondrucken auf Verschiedenen Papieren vor, welche das von ihm Gesagte bekräftigen. Die Bilder zeigen besonders, daß gestrichene Papiere genauere Wiedergabe des Farbfleckes geben als hochgeglättete Papiere: die Ränder der Flecke treten weniger hervor und der Schleier an den weißen Stellen ist geringer. Unter vielen auf diese Weise geprüften Papieren war nur ein un gestrichenes, maschinenglattes, sehr weiches Bibelpapier frei von Rand und Schleier. Kraftwagen-Reifen aus Hartpapier Von B. Haas Zu Nr. 94 S. 1803 In Leipzig sind mit solchen Reifen vor einigen Wochen umfangreiche Fahrversuche veranstaltet worden. Viel früher hat eine Behörde solche Fahrversuche durchgeführt, die an geblich so gute Ergebnisse aufgewiesen haben, daß die Behörde umfangreiche Benützung der Papierreifen veranlaßte. Diese bestehen nicht aus Hartpapier, sondern aus zahlreichen Lagen drinnen Papiers, das anscheinend mit Teeröl getränkt ist. Die aufgewickelten Papierlagen, die zwischen zwei Metallreifen sitzen und mit diesen fast bündig abschneiden, sind nicht sehr straff gewickelt, was dem Papierreifen ziemliche Elastizität verleiht. Festgehalten wird dieser einesteils durch entsprechende Form gebung der beiden Metallreifen, andernteils durch Verbindungs dörner der beiden, die den Papierreifen an zahlreichen Stellen durchdringen. Unter Einfluß der Eigen- und Nutzlast der Kraft wagen ist merkliche Zusammendrückung der Papierreifen kaum feststellbar, und seine Lagen oder Schichten verraten erst bei Bewegung des Kraftwagens eigenartige und wellenförmig ver laufende geringe Bewegungen. Diese dürften das Auftreten von Prellungen oder Stößen mildern und unter Umständen unschädlich machen. Solche Bewegungen können in den Lagen und Schichten der Papierreifen deshalb auftreten, weil der zu ihrer Tränkung verwendete Fettstoff das straffe Anliegen der einzelnen Papierlagen verhindert. Lieferpflicht Zur Osteimesse bestellte bei mir eine Firma 4 Groß Spiele, für welche mir im September die Sortierung aufgegeben werden sollte. Ich konnte deshalb in der Zwischenzeit die Spiele nicht fertig stellen. Nachdem der Abruf nicht erfolgte, ersuchte ich vor kurzem, mir die Sortierung der Spiele aufzugeben und verlangte infolge der inzwischen erfolgten Steigerung aller Rohstoffe einen geringen Aufschlag auf die im März genannten Preise, Der Kunde weigert sich diesen zu bezahlen mit der Behauptung, ich hätte mich recht zeitig eindecken müssen. Ist mein Verlangen gerechtfertigt, oder muß ich die im März eingeräumten Preise auch jetzt noch einhalten ? Pappwareti-Fabrik Dadurch, daß der Kunde nicht rechtzeitig abrief, ist der Vertrag nicht hinfällig geworden, und auch erhebliche Preis steigerung berechtigt, wie gerichtliche Urteile dartun, nicht zum Rücktritt vom Vertrag. Folglich durfte Fragesteller den Preis nicht einseitig ändern. Erst wenn der Kunde eine für den Abruf eingeräumte angemessene Nachfrist nicht einhält, darf Fragesteller vom Vertrag zurücktreten. Büchertisch Gesundbrunnen 1916, Kalender des Dürerbundes. Georg D. W. Callwey, Verlag in München. Preis dauerhaft geheftet 60 Pf., hübsch gebunden 1 M. Der 9. Jahrgang des Dürerbundkalenders ist erschienen. Durch eine Auswahl von Gedichten und Feldpostbriefen, eine Sammlung von Aussprüchen der Führer auf allen Gebieten sowie durch mehrere Aufsätze umreißt er zunächst ein Bild der ernsten Zeit. Eine schöne Reihe wertvoller Aufsätze enthält der Kalender auf seinen 192 Seiten, und auch für den häuslichen Kreis bringt er mancherlei schöne, auch lustige Gaben. Audh unsere Feldgrauen im’Osten und Westen und Süden werden sich sicher über das schmucke Bändchen freuen.