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den Prägedruck der Buchbinder und Prägeanstalten. Für deren Zwecke war ein durchgreifender Umbau nötig. Dieser wurde um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in gediegener Art aus geführt. Um die Ehre, die erste Kniehebel-Prägepresse in Deutsch land ausgeführt zu haben, streiten sich zwei deutsche Firmen. A. Kniehebel-Prägepressen Die Aufgabe, die sich der erste Erbauer der Kniehebel- Prägepresse stellte, hat er geschickt gelöst. Die Anordnung der einzelnen Teile war zweckentsprechend, und nach seinem Vor bild werden noch heute die weitverbreiteten Handpressen sowie im wesentlichen auch die zu Kraftbetrieb ausgebauten Motor pressen geliefert. Bei Beurteilung der Prägepressen ist es wichtig, die Anord nung derjenigen Teile ins Auge zu fassen, denen die Arbeits leistung der Druckabgabe obliegt. Diese Teile sowie der wider standsfähige Aufbau des kraft aufsaugenden Rahmens sind für die Ausdauer und Wirkungsfähigkeit der Presse maßgebend. Um in dieser Hinsicht ein sicheres Urteil zu ermöglichen, wurde in den Abbildungen stets das Wesentliche der Bauart in ihren Wirkungsteilen dargestellt. Von einer Wiedergabe des äußeren Gestelles wurde abgesehen. Die folgenden Bilder haben sche matische Bedeutung, sie sollen allgemeine Begriffe vermitteln und keine Bauart einer bestimmten Fabrik zeigen, weshalb auch der mehr oder weniger ähnlichen Wiedergabe der Gestell umrisse kein Wert beigelegt ist. Die zu Prägungen bestimmten Kniehebelpressen zeigen so ziemlich die umgekehrte Anordnung der als Vorbild dienenden alten Buchdruckhandpressen. Während bei letzteren der Knie hebel oberhalb des Drucktiegels liegt, und der Druck von oben nach unten erfolgt, liegt bei den Prägepressen der Kniehebel unter dem Tiegel, und der Druck erfolgt von unten nach oben durch Heben des Tiegels. Nach gelöstem Druck fällt der Tiegel durch eigene Schwere zurück, besondere Hilfsmittel, wie Gegen gewichte oder Federn, sind nicht erforderlich. Infolgedessen ist die Bauart der Kniehebelprägepressen im Grunde genommen einfach. Bilder 1 und 2 stellen die wesentlichen Druckteile einer der weitverbreiteten Kniehebelpressen dar. Bild 1 zeigt die Vorderansicht, Bild 2 einen Schnitt A—B. Bild 1. Kniehebelprägepresse Bild 2. Kniehebelprägepresse Vorderansicht Schnitt A—B Zerlegt man Bild 1 in seine Einzelteile, so erhält man zu nächst ein rahmenartiges Gestell, das aus dem Kopfstück ß, dem Fußstück b und den zwei Säulen c c zusammengesetzt ist. Das Fußstück b bildet ein Gußstück mit beiderseitig aufstrebenden hohlen Schäften, in deren Höhlung die schmiedeeisernen Säulen c c eingesteckt und am Fuß mit starken Keilen n oder Muttern befestigt sind. Ebenso ist das gußeiserne Kopfstück a mit senk rechten Durchlochungen über die Säulen c c gesteckt und oben durch Muttern d d, die in Gewinde der Säulen laufen, befestigt. Anstatt der Muttern werden auch Keile angewendet. Dieses Gestell ohne die inneren Teile bildet einen starren, widerstandsfähigen Rahmen. Auf seine kräftige, widerstands fähige Ausbildung verwenden die Fabriken viel Sorgfalt, denn er ha den ganzen Druck der Presse aufzunehmen. Von seiner Widerstandsfähigkeit hängt also zum nicht geringen Teil die Haltbarkeit der Presse ab. In den Rahmen sind nun die eigentlichen Preßteile ein gebaut. Diese Teile bestehen aus dem mit runden Luftkanälen versehenen Heizkasten /, der am Preßkopf a angeschraubt ist und mit diesem den feststehenden Oberteil der Presse bildet. Unter ihm befinden sich die beweglichen Preßteile. Zunächst der Tiegel g, der mit seinem Stöckchen h auf dem oberen Glied, des Kniehebels k, der sogenannten Druckstange, ruht. Das untere Glied i des Kniehebels ruht in der sogenannten Pfanne p des Fußstückes. Am Kniestück i ist ein Arm t angegossen, der die Rolle r trägt, die auf einem Exzenter s läuft. Bei Handpressen ist an Stelle des Exzenters s eine Hebelverbindung angeordnet, die den Schwengel mit dem Kniehebel verbindet und dessen Be tätigung vermittelt. Betrachtet man Bild 2, so sieht man im Durchschnitt, wie die Druckstange k mit ihrem unteren, halbrunden Teil in der gleichfalls halbrunden Höhlung des Kniestückes i und ebenso wieder das halbrunde Stöckchenende in der Höhlung der Druck stange k ruht. Dieselbe Verbindung besteht zwischen Kniestück i und Pfanne p des Fußstückes. Jede dieser drei Verbindungen hat die Bedeutung eines Halblagers, das sich über die ganze Breite des Kniehebels erstreckt. Der Kniehebel allein würde, derart aufgebaut, in sich Zusammenstürzen, wenn er keinen Halt er hielte. Diesen Halt und zugleich die Bewegungsvermittelung gewährt der Arm t mit Rolle r und der Exzenter s in Bild 2. Rolle r liegt fest am Exzenter s an und verhindert das Durch brechen des Kniehebels nach dieser Seite. Nach der entgegen gesetzten Seite ist das Durchbrechen dadurch verhindert, daß der Kniehebel nie bis zu einer geraden Linie gestreckt wird, sondern in der Verbindung von k und i stets einen stumpfen, nach dem Exzenter s zu gekehrten Winkel bildet. Infolge dieser Winkelbildung drückt der schwere Tiegel den Kniehebel stets in Richtung des Exzenters s durch, und die Rolle r liegt stets fest an jenem an. Der Exzenter s sitzt auf einer starken, schwarz gezeichneten Welle v und ist mit dieser in Gestellagern drehbar. Die Drehung wird durch Räderantrieb vermittelt. Wird der Exzenter so weit herumgedreht, daß sein großer Halbmesser die Rolle r verläßt, so rollt letztere, entsprechend dem kleiner werdenden Halb messer, immer tiefer, und der Arm t senkt sich. Die Senkung des Armes t bewirkt Schrägstellung des Kniestückes i und damit Beugen des Kniehebels i k, wie es in der Nebenzeichnung rechts von Bild 2 dargestellt ist. Infolge dieser Beugung sinkt der Tiegel g nach unten, und der Raum zwischen ihm und dem fest stehenden Heizkasten vergrößert sich. Es entsteht der sogenannte „Hub", der stets von der Form des Exzenters, oder bei Hand pressen von der Länge der Zugstange abhängt und ohne Ver änderung dieser nicht größer oder kleiner gestaltet werden kann. Bei Handpressen versieht man zuweilen die Zugstange mit mehreren Bolzenlöchern, was Verlängern oder Verkürzen dieser und somit Verändern des Hubes gestattet. Da der Hub stets gleichbleibt, der Raum zwischen Tiegel und Heizkasten beim Arbeiten jedoch bald höher, bald niedriger gebraucht wird, so wird die Höhenveränderung durch Stell- barkeit des Tiegels ermöglicht. Der Innenraum des Tiegels ist hohl. In ihn greift das Stöckchen h (Bild 2) hinein. Ueber dem Stöckchen lagert der verstellbare Keil l, welcher zwischen jenem und der oberen Tiegelhälfte mittels einer Stellschraube m hin und her geschoben werden kann. Wird der Keil nach links ge stellt, so senkt sich der Tiegel, wird er nach rechts gestellt, so hebt er sich. Der Keil lagert in ganzer Stöckchenbreite im Tiegel, ergibt also eine höchst widerstandsfähige Stellvorrichtung- Bei seinem Hoch- und Niedergang läuft der Tiegel in Prismen führungen e e (Bild 1). Diese Führungen sind verstellbar und gewährleisten eine gegen das seitliche Verschieben gesicherte Tiegelführung. Durch jede Umdrehung des Exzenters s sinkt die Rolle r einmal zurück und wird einmal gehoben. Beim Zurücksinken nimmt der Kniehebel i k eine Beugestellung ein, wie das Neben bild 2 zeigt, beim Heben eine Geradstellung, wie sie das Haupt bild 2 darstellt. In der Beugestellung liegt der Tiegel tief, es erfolgt das Einlegen; in der Geradstellung ist der Tiegel gehoben und es erfolgt der Druck. Der Druck ist also ein Ergebnis der Geradstreckung des Kniehebels, und seine Prägewirkung ergibt sich aus der Art, wie sich der Kniehebel hierbei betätigt. Nicht jeder Druck