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314 PAPIER-ZEITUNG Nr. 15/1915 Preß- und Prägearbeiten Von F. Keilhack Nachdruck verboten Zu Nr. 88 von 1914 S. 2528 Das beschriebene Verfahren läßt sich auch in der Druckerei mit Vorteil anwenden. Besonders wirkungsvoll ist es, wenn bessere Katalogumschläge mit glatten Umschlagpapieren oder geeignetem prägefähigem Karton mit gemusterter Prägung versehen werden. Die zusammensetzbaren Prägeplatten, welche man sich für solche Zwecke anfertigen läßt, sollen eine ähnliche Musterung tragen, wie man sie bei geprägten Kalikosorten vorfindet, z. B. ledernarben, moire oder geriffelt. Man ist mit solchen Platten imstande die Um schläge mit unterbrochener Prägung herzustellen, z. B. kleinere runde oder ovale Flächen, oder eine solche in Form eines Eisernen Kreuzes, eines Hufeisens usw. Derartige Prägungen lassen sich auch bei Plakaten, Kalenderrückwänden, Reklame-, Wein-, Speise- und Glückwunschkarten anwenden. Es sind bei diesen Prägeverfahren aber auch noch weitere Verzierungsmöglichkeiten vorhanden, in dem man z. B. die in der Mitte eines Katalog-Umschlages heraus gehobene medaillonartige Prägung mit einem feinen Goldlinien rand umgrenzt oder umrahmt. Diese Verzierung läßt sich entweder als Steindruck, als buchbinderischer Prägedruck oder auch in Buch druckereien, wo man Heißprägepressen besitzt, herstellen. Man druckt erst die Goldumrahmung und dann die Prägung. In Buch druckereien können solche Umrahmungen auf kaltem Wege mittels Bronzedrucksangefertigtwerden. Die Prägeunterlagen, welche nur den Teil der Platte unterstützen, welcher in Erscheinung treten soll, sollen etwa eine Gesamthöhe von 1 — 1 % cm haben, man stellt sie her, indem man gute graue Bücherpappe verwendet und in ausreichender Höhe aufeinanderklebt. Unterlagen in geringerer Höhe würden weniger ausdrucksvolle Prägung ergeben, weil die Federung der Unterlage zu gering wäre. Eine gewisse Elastizität ist bei jeder Prägeunterlage notwendig, weil sie bei verschieden starkem Material, was bei Kartonpapieren nicht selten vorkommt, die nötigen Aus gleiche vermittelt und schärfere Prägung gewährleistet. Aus diesem Grunde sind auch Unterlagen aus Blei oder anderem Metall zu ver werfen. Um die notwendigen bildlichen Formen zu erzielen, kann man die in Buch- und Steindruckereien sowie Buchbindereien vor handenen Stanzschnitte mit heranziehen, man stanzt die Papp stücke zuvor, ehe man sie aufeinanderklebt. Sind Stanzschnitte nicht zur Hand, so bedarf es der Stichel, Stemmeisen, scharfer Papp messer, um die Formen bearbeiten zu können. Es ist hierbei nicht notwendig, daß die zu formende Prägeunterlage von der Bild fläche bis zum Fundament die genaue Prägeform aufweist, sondern nur die oberen Pappschichten von einigen Millimetern Stärke. Das Pappfundament kann viereckig sein, und man richtet dessen Größe so ein, daß man an den linken und rechten Außenkanten die Punkturen für die Anlage anbringen kann. Zunächst klebt man die zum Fundament gehörigen Pappstücke, welche man vorher auf die entsprechende Größe schneidet, aufeinander und gibt möglichst heißen Druck. Erst nach vollständigem Austrocknen klebt man die geformte Schicht auf und läßt das Ganze in heißer Presse einige Zeit stehen. Durch die Hitze bildet sich die Präge unterlage ohne weiteres Zutun aus, so daß sie nach einigen Stunden brauchbar ist. Nur bei größeren Flächen bedarf die Unterlage längeren Druckes und der Hitze. Es ist ratsam, bevor man die beiden Werkstücke Platte und Unterlage in heißer Presse stehen läßt, ein oder zwei Blätter dünnen zähen Papiers einzulegen, da durch wird dem Zusammenkleben, durch etwa unvorsichtigerweise dazwischengekommenen Leim, vorgebeugt. Eine oben auf die Bildfläche geklebte Schicht aus zähem Papier macht die Unterlage für größere Auflagen widerstandsfähig und fördert die gute Aus bildung. Je tiefer die Gravur der Platten ist, desto mehr Papier schichten klebt man auf. Um die Prägung genau in den vorgedruckten Goldrand zu bringen, müssen beim Buch- und Steindruck an der linken und rechten Außenkante eines jeden Umschlages Merkmale in Gestalt von Punkten mitgedruckt werden und zwar an solchen Stellen, wo sie später bei der Weiterbearbeitung durch den Be schnitt fortfallen. Aus den Typographischen Gesellschaften Breslau. Typographische Gesellschaft. Die Generalversammlung am 7. Februar wurde vom Vorsitzenden Herrn Gedalje mit Ver lesung einiger Briefe aus dem Felde eröffnet. Hierauf berichtete er über das abgelaufene Jahr. Auch im abgelaufenen Vereinsjahr 1914 wurde eifrig gearbeitet, wenn auch der Krieg nicht alle Pläne reifen ließ. Die Mobilmachung entzog der Gesellschaft ein reich liches Drittel der Mitglieder, darunter die eifrigsten Sitzungs besucher, so daß der Vorstand monatlich nur noch eine Sitzung ansetzte. Die Veranstaltungen erfreuten sich während der Kriegs zeit leidlichen Besuchs. 17 Sitzungen wurden im Berichtsjahre abgehalten, an denen stets Vorträge und Referate auf der Tages ordnung standen. Die Weihnachtsnummern unserer Fachzeit schriften sowie die Neuschöpfungen unserer Schriftgießereien wurden eingehend gewürdigt. Zwei Wettbewerbe für auswärtige Gesellschaften wurden bewertet. Die Gesellschaft hatte nur einen eigenen Wett bewerb zur Erlangung von Entwürfen für die Geschäftsdrucksachen aufzuweisen, der durch den Kriegsausbruch nicht zum Abschluß kam. An Vergnügungen wurde das Stiftungsfest am 4. April, das Sommerfest am 26. Juli gefeiert. Dem Bericht des Kassierers Herrn Klippel war zu entnehmen, daß die B. T. G. trotz der im letzten Halbjahr stark verminderten Mitgliederzahl und der Zuwendung' von 100 M. an den Unterstützungsfonds des Breslauer Buchdrucker- Gehilfen-Vereins sich günstig entwickelt hat. Während am Jahres ende 1913 ein Bestand von 389 M. 21 Pf. zu verzeichnen war, schließt das Jahr 1914 mit einem solchen von 458 M. 30 Pf. ab. Einnahme- und Ausgabe schließen mit 2056 M. 46 Pf. ab. Die Mittel für Wett bewerbe betragen noch 50 M. Auf Antrag der Revisoren wurde dem Kassierer Entlastung erteilt. Die Wahl des Vorstandes fand schnelle Erledigung, da die Herren R. Gedalje, Breslau 10, Kreuz- burger Str. 24, 1. Vorsitzender; Paul Scholz, 2. Vorsitzender; Fritz Klippel, Kassierer; Gustav Schneider, 1. Schriftführer; Hartmann, Keitzig, Dindas, Bibliothekare; Basler, Beisitzer, wieder- und Herr Kurt Geier als 2. Schriftführer neugewählt wurden. Die technische Kommission besteht aus den Herren Basler, Hendel, Lindner, Mai, Rippel, Fritz Scholz, Pietsch und Winandi, während die Herren Schumann und Milde Revisoren sind. Ein Antrag, dem ersten Bibliothekar Herm Hartmann für seine zeitraubende Tätigkeit eine Entschädigung zu gewähren, wurde einstimmig angenommen. Der Vorsitzende gedachte der im Felde stehenden Mitglieder und forderte die Mitglieder auf, sich zum Andenken an die gefallenen Mitglieder Niebisch und Reichelt von den Plätzen zu erheben, was geschah. Dem Vorsitzenden, der seit 10 Jahren im Vorstand tätig ist, wurden Dank und Anerkennung ausgesprochen, sowie Geschenke überreicht. G—e München. Typographische Gesellschaft. Am 6. Februar hielt die Gesellschaft ihre ordentliche Generalversammlung ab. Der Vor sitzende verlas eine Anzahl Feldpostkarten von im Felde stehenden. Mitgliedern. Die Firma D. Stempel übersandte ihre patriotischen Erzeugnisse. Ferner teilt der Vorsitzende mit, daß am Samstag, 20. Februar, im Gewerkschaftshause ein Lichtbildervortrag „Die Kunstschätze Belgiens und Kriegsbilder“ stattfindet. Herr Haupt lehrer W. Willax von der Fachschule für Buchdrucker sprach über „Deutschlands wirtschaftliche Entwicklung“. Er schilderte den volkswirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands seit Anfang des vorigen Jahrhunderts. Ein Hemmnis für die handelspolitische Entwicklung bildete die Splitterung Deutschlands in 60 kleine Ländchen mit deren Zollschranken. Der im Jahre 1833 gegründete Zollverein bereitete diesem Zustande ein schnelles Ende. Die Ein führung der Eisenbahn, des Telegraphen und Telephons, Ver besserung des Postwesens und die Hebung der Schiffahrt förderten Gewerbe, Handel und Industrie. Weiter schilderte Redner den kulturellen Aufschwung nach Gründung des Deutschen Reiches, streifte das Zollschutzgesetz, die Ausfuhr, die hieraus sich ent wickelnde Kapitalisierung der Landwirtschaft und Industrie usw. England befürchtete eine Ueberflügelung und bildete die Veran lassung zum gegenwärtigen Kriege, der als reiner Wirtschaftskrieg anzusehen ist. Mit warmen Worten an Deutschlands Größe und Einheit schloß Redner seinen Vortrag, für welchen ihm reicher Beifall der Anwesenden lohnte. Der Jahresbericht umfaßt 10 Vor träge, zum Teil mit Ausstellungen; 3 Rundsendungen des Verbandes der D. T. G. mit Referaten; 1 Familienunterhaltungsabend; 3 Be sichtigungen. Zwei Wettbewerbe wurden veranstaltet, außerdem: beteiligten sich an dem vom Münchener Ortsverein des V. d. D. B. ausgeschriebenen Wettbewerb zur Erlangung eines Johannisfest programms unsere Mitglieder in hervorragender Weise, sämtliche- Preise fielen ihnen zu. Fünf auswärtige Schwestergesellschaften betrauten uns mit dem Preisrichteramt. Die Zahl der Mitglieder betrug 620, hierunter 2 Ehrenmitglieder, 8 außerordentliche und 3 auswärtige. Ins Feld wurden 210 Mitglieder eingezogen, arbeitslos und krank waren 90, verbleiben demnach 320 steuernde. Ein Mit glied starb, auf dem Felde der Ehre verloren wir acht Mitglieder. Diesem Bericht schloß sich der des Kreisvorsitzenden an. Infolge der durch den Krieg hervorgerufenen schweren wirt- schaftlkhen Lage, welche auch das Vereinsleben in Mitleidenschaft zieht, wurde dem Wunsche der Versammlung, der Ausschuß möge in Gesamtheit für das kommende Vereinsjahr seine Aemter wieder übernehmen, entsprochen, nur machten sich einige zum Teil durch Verzug und Einrücken notwendige Ergänzungen notwendig, ebenso- im Kreisausschuß die Neuwahl eines Sammlungsleiters. Als Ver schiedenes wurden noch einige innere Vereinsangelegenheiten er ledigt. H.