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3240 PAPIER-ZEITUNG Nr. 88/1913 Pergamentpapier und Gesundheitspflege Dr. Hugo Kühl erhebt in Nr. 41 der „Umschau” gegen Pergamentpapiere des Handels den Vorwurf der Gesundheits schädlichkeit. Namentlich sollen viel Pergamentpapiere des Handels schädliche Mengen von Blei enthalten, welches vom Bleigehalt der Schwefelsäure herrühre, die zum Pergamentieren des Papiers verwendet wurde. Allerdings sollen nach Unter suchungen von Burr von 58 Pergamentpapierproben nur 11 Blei enthalten haben, der Höchstgehalt betrug nur 0,024 v. H., und da man das Papier nicht ißt, erscheint es ausgeschlossen, daß dieser verschwindend geringe Aschengehalt des Papiers die darin eingehüllte Ware gesundheitsschädlich mache. Eisengehalt des Pergamentpapiers sei höchst selten, schade aber dadurch, daß die Milchsäure der in das Papier einge schlagenen Butter den Eisengehalt des Papiers löst, und dadurch der Butter unangenehmer Geschmack verliehen wird. Sodann seien durch zu hohen Zuckergehalt, welcher von dem Zucker herrührt, der zum Geschmeidigmachen des Papiers dient, Butter und Margarine öfter verdorben worden. Manches ungenügend pergamentierte Papier sei wasserdurchlässig und übermittele deshalb die Farbe des äußeren Aufdruckes auf die in das Papier eingeschlagene Butter. Verfasser fordert sorgfältigere Fabrikation des Pergament papiers, damit die erwähnten Mißstände vermieden werden, und führt den weiteren Mißstand an, daß vereinzelte Pergament papiere bis 7 v. H. Asche enthalten, was auf Erdzusatz schließen lasse, und daß die Asche häufig Chlorcalcium oder Chlor magnesium enthalte, welche Salze offenbar zum Geschmeidig machen des Pergamentpapiers benützt wurden, aber für den Geschmack der Butter schädlich seien. Ein anderer Forscher fand im Papier Ton als Beschwerungsmittel, und in einer Handels sorte, die fast 9 v. H. Asche enthielt, bestand diese zum großen Teile aus Schwerspat. Beschwerung des Pergamentpapiers sei aber stets ungehörig. Wir baten eine hervorragende Pergamentpapierfabrik, ihre Ansicht über diese Vorwürfe uns zur Veröffentlichung mitzu teilen. Sie kam dieser Anregung nach, und wir bringen nach stehend ihre Ausführungen: Die Ausführungen des Verfassers erfordern in verschiedenen Punkten eine Widerlegung. Im großen und ganzen decken sich allerdings die Ausführungen des Verfassers mit den Grundsätzen, die für die Herstellung von echten Pergamentpapieren heutzutage maßgebend sind. Unrichtig ist jedoch die Angabe des Verfassers, daß zur Herstellung von Pergamentpapier außer Schwefelsäure auch Chlorzinklösung oder Kupferoxydammoniak als Pergamentierbäder benutzt werden. Diese Stoffe werden nicht verwendet, und für die Reinheit der Schwefel säure, die zur Behandlung des Papiers dient, übernehmen die Schwefelsäurefabriken jede Gewähr. Infolgedessen kann keine Rede davon sein, daß die Schwefelsäure, die für die Pergamentierung ver wendet wird, wesentliche Mengen Blei als schwefelsaures Salz enthalte. Als Beweis hierfür können die Analysen und Gutachten der Sachverständigen und Chemiker gelten. Mit mehr Recht hätte der Verfasser erwähnen können, daß in gewissen Pergamentpapieren zuweilen Kupferteilchen nachgewiesen werden. Wenn diese Kupferteilchen mit Butter u. dgl. in Berührung kommen, bildet sich Grünspan, wodurch die Ware ungenießbar wird. Jedoch lassen sich derartige schädliche Bestandteile nur in minderwertigen Fabrikaten nachweisen. Wir haben heute, in Deutschland einzelne Pergamentpapierfabriken, deren betriebs technische Einrichtungen mustergültig sind, und deren Fabri kationsweise die Gewähr bietet, daß das Pergamentpapier aus diesen Fabriken in jeder Richtung einwandfrei ist. Diese Tatsache wird durch die von Sachverständigen, Gerichtschemikern usw. regel mäßig vorgenommenen Analysen bestätigt. Die Frage der Geschmeidigmachung des Pergamentpapiers ist verschiedentlich in Fachzeitschriften usw. behandelt worden. Die von unseren angesehenen Chemikern, darunter auch den von dem Verfasser angeführten Herren Dr. A. Burr und Dr. A. Wolff, wiederholt angestellten Versuche haben einwandfrei dargetan, daß mit Zucker oder Traubenzucker ahergestelltes Pergamentpapier sehr wohl geeignet ist, zum Verpacken von Fettwaren zu dienen, freilich darf eine gewisse Grenze nicht überschritten werden. Bei den verschiedenen Anforderungen an die zweckmäßigen Eigen schaften von Pergamentpapier als Packstoff wird aber schwerlich eine Verallgemeinerung hinsichtlich des Zuckergehalts stattfinden können. Was für die Behandlung von Pergamentpapier mit Zucker gilt, trifft in weit höherem Maße auch für die Verwendung von Glycerin zu. Die bedeutendsten Finnen der Butter- und Margarine Industrie gehen immer mehr dazu über, für ihre Zwecke nur glyce- riniertes Papier zu verwenden. Glycerin in chemisch reiner Be schaffenheit eignet sich am vollkommensten dazu, Pergament papier schmiegsam zu machen und Schimmelbildung zu verhüten. Wie aber der Verfasser treffend bemerkt, ist Glycerin sehr teuer, und hierin liegt die Lösung der Frage, warum statt Glycerin mit unter Zuckerlösungen verwendet werden. Es läßt sich eben mit den heutigen, stets ungünstiger sich gestaltenden Herstellungs bedingungen nicht vereinen, daß immer höhere Anforderungen an die Güte und einwandfreie Herstellung des Pergamentpapiers gestellt werden, während die Mehrzahl der Abnehmer und Ver braucher darauf ausgehen, die Preise immer mehr zu drücken. Diesem Umstande ist es auch zuzuschreiben, daß, wie in dem Aufsatz bemerkt wird, gewisse Beschwerungsmittel angewendet werden. In der Tat suchen bestimmte Pergamentpapierfabriken für einen Teil der immer teurer werdenden reinen Baumwollfasern Ersatz in der Weise zu schaffen, daß sie Ton, Kaolin, Asbestine usw. ver wenden, um auf solche Weise die Herstellung ihres Papiers zu ver billigen. Derartige Beschwerungsmittel finden sich nur in vereinzelten minderwertigen Fabrikaten, denn ein derart zubereitetes Pergament papier kann nicht wasserdicht sein und gilt nicht als einwandfrei. Die künstlichen Beschwerungsmittel lassen sich eben nicht wie reine Baumwollfasern pergamentieren, infolgedessen bleibt das Papier stellenweise unpergamentiert und wasserdurchlässig. Papiermarkt in Aegypten Nach dem Bericht des österr.-ungar. Konsulats in Alexandrien hatte im Jahr 1912 Schreib- und Druckpapier günstigen Geschäfts gang. Die stetige Ausgestaltung des Unterrichtswesens, der Aus bau der ägyptischen Verwaltung und zum großen Teil auch die Vermehrung der Zeitungsausgaben, insbesondere für die griechischen und arabischen Blätter, haben den Absatz von Schreib- und Druck papier erhöht. So weist die Einfuhr hiervon abermals eine Steigerung auf, und zwar von 118 480 L. E. im Jahr 1911 auf 123 832 L. E. im Berichtsjahre. An erster Stelle steht die österreichische Ein fuhr mit 34 458 L. E., welcher aber knapp die englische mit 33 745 L. E. folgt. Außerdem lieferte Deutschland für 14 675 L. E., Frankreich für 12 743 L. E., Schweden für 7422 L. E., Holland für 7390 L. E., Italien für 5250 L. E. und den Rest Belgien, Nor wegen und einige andere. Die Preise waren im Berichtsjahre nament lich gegen Ende desselben etwas geringer als im Vorjahre. Oester reich lieferte hauptsächlich gutes holzfreies Schreib-, Druck- und auch billigere holzhaltige Sorten. Zeitungsdruck kommt haupt sächlich von Schweden und Norwegen. Unsatiniertes Zeitungs druck, welches am meisten gekauft wird, kostet 27 % bis 28 Frank die 100 kg in den Maßen von 65 X 95 und in Gewichten von 47 g/qm aufwärts. Deutschland liefert auch Schreibdruck in guten und etwas härteren Sorten, auch etwas Zeitungsdruck. Affichenpapier kommt hauptsächlich aus Schweden. England besorgt den größten Teil der Lieferungen an die Staatsverwaltungen und liefert außerdem für den Handel Postpapiere, Schreibmaschinenpapiere und die guten Sorten für Geschäftsbücher. Frankreich liefert feine Briefpapiere und sonstige Luxuspapiere. Aus Italien kommen Schulhefte und Geschäftsbücher, beide in geringwertigen, sehr billigen Arten,welche namentlich von Arabern viel gekauft werden. Packpapier und Pappe. Die Einfuhr stieg von 148 238 L. E. im Jahre 1911 auf 151 164 L. E. im Berichtsjahre. An der Spitze steht nach wie vor die österreichische Einfuhr mit 53 862 L. E., dann kommen Frankreich mit.32 413 L. E., Italien mit 18 440 L. E., Deutschland mit 15 115 L. E. und ferner noch Holland, England, Belgien, Norwegen und Schweden. Frankreich liefert feinere Pack papiere und England die stärkeren Sorten. Pappe wird auch von Holland stark geliefert. Strohpapier kommt hauptsächlich aus Italien. Zigarettenpapier. Im Einklang mit der stetig fortschreitenden Zigarettenerzeugung nimmt die Papiereinfuhr stark zu und stieg von 39 248 L. E. im Jahre 1911 auf 42 075 L. E. im Berichtsjahre. Oesterreich steht mit 23 355 L. E. noch immer an führender Stelle und liefert hauptsächlich Bogenpapier. In Bücheln wird ihm starker Wettbewerb seitens der Türkei, Italiens und Frankreichs geboten, welches Land auch Bogenpapier liefert. Lübeck und Finland. Der Stadt Lübeck, die in der Verbindung der deutschen Häfen mit Finland den ersten Platz zu behaupten gewußt hat, widmet die finländische Handelszeitschrift „Mercator“ (Helsingfors) ihr mit Ansichten, Bildnissen und Häusern aus Lübecks Geschäftswelt reich und gut illustriertes Heft vom 10. Ok tober 1913. (Preis 1 Reichsmark) Es enthält in schwedischer Sprache Schilderungen von Handelskammer, Bank, Industrie-, Handels und Speditionsfirmen Lübecks und deren Anzeigen. Die Ent wicklung von Lübecks Handel mit Finland stellt Dr. E. Wallroth (Lübeck) dar. Nach den statistischen Tabellen des Aufsatzes betrug Lübecks Einfuhr aus Finland im Jahre 1890: 57 822 t, darunter 1910 t Papier und Waren daraus; im Jahre 1912: 141 026 t, dar unter 4357 t Papierholz, 2384 i Papier und Papierwaren, 1235 t Holzschliff und Zellstoff. Lübecks Einfuhr von Papier und Papier waren aus Schweden betrug dagegen im Jahre 1912 nur 96 t, bg.