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3236 PAPIER-ZEITUNG Nr. 87/1913 Briefkasten Der Frage muß lO-Pf.-Marke beiliegen. Anonyme Anfragen bleiben unberücksichtigt. Antwort erfolgt ohne Gewähr. Kostenfrei nur, wenn Abdruck ohne Namen gestattet. Denkmal der Arbeit 12891. Frage: Ich habe großes Interesse an dem „Denkmal der Arbeit" von Max Krause. Wo ist dieses Werk erhältlich ? Antwort: Die in unserm Nachruf für den jüngst verstorbenen Herrn Kommerzienrat Max Krause erwähnte Schrift ist im Selbst verläge der Firma Max Krause in Berlin S, Alexandrinenstr. 93, erschienen und wird Fachgenossen auf Wunsch kostenfrei übersandt. Wir erhielten eine Anzahl ähnlicher Anfragen und übergaben sie der Firma Max Krause. Anilinfarben auflösen 12892. Frage: Ich benötige zum Bedrucken meiner Pappen flüssige Anilinfarben. Wie werden diese pulverisierten Farben aufgelöst ? Es darf keine Flüssigkeit zugesetzt werdn, welche die Gummiwalzen der Maschine angreift. Antwort: Zum Bedrucken von Papier und Pappe eignen sich leichtlösliche Anilinfarbstoffe. Diese werden durch Ueber- gießen mit kochendheißem Wasser am besten in einem Holz gefäß unter gleichzeitigem gutem Umrühren gelöst und sind dann gebrauchsfertig. Soll stark saugfähige Pappe bedruckt werden, so kann man als billiges Verdickungsmittel der Farb lösung etwas Dextrin, auf den Liter Farbflotte bis zu 50 g, eben falls vorher in heißem Wasser gelöst, zusetzen. Anilinfarben-Fabrik Schalldämpfung in Fabriken aus Eisenbeton 12893. Frage: Ueber meinen Geschäftsräumen, welche sich ebenerdig befinden, werden im ersten Stock Maschinen betrieben, was die darunter liegenden Kontorräume durch das Geräusch fast unbrauchbar macht. Ich suche Abhilfe zu schaffen. Das Gebäude hat, wie neuerdings alle Fabrikgebäude, Betonboden, und dieser leitet die Geräusche ungeschwächt nach allen Richtungen hin. Vor etlicher Zeit gab in Ihrer Zeitung ein Ingenieur eine Erfindung an, durch welche das Geräusch der Maschinen auf ein Geringes herabgemindert werden soll. Ich bitte Sie um nähere Angaben hierüber. Antwort: In unserer Nr. 47 von 1911 wird von fachkundiger Seite „Eisenbetonfilz” als geeignete Unterlage für die Maschinen empfohlen. Maschinen für die Buntpapier-Fabrikation 12894. Frage: Mit welchen Maschinen wird gestrichenes- Glace- und farbiges Glanzpapier hergestellt ? Wie ist der Vorgang, und in welcher Verbindung werden die Farbenstimmungen auf das Papier durch die Maschine aufgetragen ? Antwort: Beschreibung und Abbildung von Maschinen für Buntpapierfabrikation, ihre Verwendung und Vorschriften für die Bereitung der Streichfarben sind in August Weichelt’s „Bunt papierfabrikation” ausführlich enthalten. Außerdem sind in dieses Buch über 200 Muster gestrichener und gefärbter Papiere geklebt, ferner ist angegeben, in welcher Weise der Strich jeweils hergestellt wird. Dieses Buch ist im Verlag der Papier-Zeitung erschienen und kostet gebunden 15 M. Unsichtbare Druckschrift 12895. Frage: Wurde in Ihrer Zeitschrift ein Verfahren be sprochen, wonach man Drucksachen mit unsichtbarer Schrift durch Verwendung einer besonderen Farbe herstellen kann, die durch den Dunst einer chemischen Lösung nachträglich hervorgerufen wird ? Antwort: Dr. Bertsch’ Chem. Techn. Lexikon (A. Hart, lebens Verlag, Wien) führt auf Seite 737 einer älteren Ausgabe, zwölf Vorschriften für die Herstellung sogen, sympathetischer Tinte auf. Die unsichtbaren Tintenstriche werden danach auf dem Papier teils dadurch sichtbar gemacht, daß man das Papier erwärmt, teils dadurch, daß man es mit der Lösung eines be stimmten Salzes befeuchtet. Für Druckschriften, die auf dem Wege des Buchdruckes hergestellt werden, dürften sich nur die-: jenigen Vorschriften eignen, nach denen das Papier später er wärmt wird, denn der Fettgehalt des Firnisses wird die Einwirr kung eines Lösungsmittels, mit welchem das Papier überfahren würde, erschweren oder verhindern. Der wirksame Bestandteil der sympathetischen Tinte, welcher durch Erwärmen sichtbar gemacht wird, ist ein Kobaltsalz, besonders Kobaltchlorid, welches farblos ist, beim Erwärmen aber blau wird. Dieses Salz, müßte also mit möglichst hellem Leinölfirnis angerieben und als Druck farbe verwendet werden. Briefumschlagfenster 12896. Frage: Wie Sie ersehen werden, sind die beiliegenden Fenster mit „Blüten“ vollständig übersät. Der Uebelstand tritt aber nicht sofort nach Herstellung der Briefumschläge auf, denn'zu- nächst sind die Fenster sehr schön klar und rein. Werden sie dann aber längere Zeit der Luft, und dem Licht ausgesetzt, dann erst beginnen sich die „Blüten“ zu bilden, die dann in immer stärkerem Maße auftreten. Worin hab:n diese „Blüten“ ihren Grund und wie sind sie zu vermeiden ? Hat das Papier die Schuld oder der Fensterlack ? Antwort: Was Fragesteller Blüten nennt, sind weiße Flecke in dem durchsichtigen Fenster. Sie rühren nicht von mangel hafter Beschaffenheit des Papiers sondern daher, daß der durch sichtig machende Lack nicht richtig beschaffen war. Näheres hierüber ist in dem Aufsatz „Fensterbriefumschläge” in Nr. 4 von 1913 S. 108 und in der Briefkastenantwort in Nr. 74 S. 2684 von 1912 gesagt. Japanisches Seidenpapier 12897. Frage: Wie werden beiliegende zwei Papiersorten hergestellt und wer erzeugt sie ? Muster A ist Rohstoff, B das fertige imprägnierte Papier. Antwort: Beide Papiere bestehen aus feinen japanischen Fasern. Das eine hat ein qm-Gewicht von 14 g, das andere von 56 g. Das schwerere Papier fühlt sich wie mit Guttapercha getränktes Gewebe an und ist so außerordentlich zäh, daß es fast nicht zerstört werden kann. Anscheinend ist das schwerere Papier aus dem dünnen Seidenpapier durch kräftiges Tränken mit einem in Lösung befindlichen, wasserabstoßenden Mittel in Japan hergestellt worden. Druckfirma auf Reklamemarken 12898. Frage: Wir erhielten von einer anderen Druckerei einen Auftrag auf 1 000 000 Marken von der mitfolgenden Reklame marke. Die Vorarbeiten zogen sich monatelang hin, und die Probe drucke legten wir bereits im Mai 1913 vor. Bei der Auftragserteilung wurde uns geschrieben, die Druckfirma bei dieser Auflage nicht anzubringen, während die Druckerei sonst bei allen Arbeiten die Firma anbringen läßt. Nun wurde bei der Drucklegung im Juli die Anmerkung vom Mai übersehen, daß bei dieser Auflage die Druckfirma wegfallen soll, und dadurch sind wir jetzt in Streit mit unserer Auftraggeberin, da ihr Besteller die ganze Auflage aus diesem Grunde zur Verfügung stellen wollte. Wir boten unserm Auftraggeber einen Nachlaß von 10 v. H., da wir annahmen, daß durch die Anbringung der Druckfirma die ganze Arbeit nicht wertlos ist. Die Firma in E. verlangt aber einen Nachlaß von 30 v. H. Wir haben uns infolge dieser Forderung bereit erklärt, 20 v. H. zu ge währen, halten aber eine Forderung von 30 v. H. für unbillig und bitten um Ihre Ansicht darüber. Wir sind der Meinung, daß bei einer gerichtlichen Entscheidung der Umstand, daß hier nur ein Ver sehen vorliegt, in Anrechnung gebracht wird, und glauben nicht, daß wir zu einem Nachlaß von 30 v. H. gezwungen werden können, zumal keine stichhaltige Begründung uns bis jetzt mitgeteilt wurde. Antwort: Nach dem BGB darf der Besteller vom Vertrage zurücktreten und Schadenersatz verlangen, wenn der Ware eine dem Besteller zugesicherte Eigenschaft fehlt. Im vorliegenden Falle war vereinbart worden, daß die Reklamemarken keine Druckfirma enthalten dürfen, und dies gilt deshalb als zu gesicherte Eigenschaft der Ware. Infolgedessen durfte der Be steller die Annahme der mit Druckfirma versehenen Reklame marken verweigern, kann also zur Annahme selbst unter Ge währen von noch so viel Nachlaß nicht gezwungen werden. Daß die Druckfirma versehentlich aufgedruckt wurde, dürfte bei der gerichtlichen Entscheidung des Falles keine Rolle spielen. Nachweis des Oeffnens von Briefen 12899. Frage: Läßt sich das unbefugte Oeffnen von Briefen, die dann vom Oeffner sorgfältig geschlossen - wurden, auf irgend eine Weise, vielleicht durch einen Chemiker, nachweisen, a) wenn kein neuer Klebstoff dazu verwandt wurde, b) wenn ein Klebstoff (Leim o. dgl.) benutzt wurde ? Können Sie mir Adressen von Herren angeben, an die man sich zum Zwecke der Untersuchung wenden könnte ? • Antwort: Gewöhnliche Briefumschläge können von'darin geübten Leuten so geöffnet und wieder verschlossen werden, daß die stattgehabte Oeffnung nicht erkennbar ist. Es gibt deshalb viele „Sicherheits-Briefumschläge”, die solche geheime Oeffnung verhindern oder erkenntlich machen. Dieselben sind größtenteils patentiert und man kann die Beschreibungen in deutschen, amerikanischen und anderen Patentschriften nach lesen. Viele dieser Patente sind verfallen und können beliebig benützt werden, bieten also eine reiche Fundgrube für Er findungen dieser Art. Verantwortlicher Schriftleiter Siegmund Ferenczi, Friedenau. Zuschriften nur an Papier-Zeitung, Berlin SW 7 11, erbeten Druck von A. W. Hayn’s Erben, Berlin SW 68, Zimmerstraße 29