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3290 PAPIER-ZEITUNG Der Geschäftsbericht 1909 1910 des Tarifamtes der deutschen Buchdrucker ist soeben erschienen. Er verweist auf die bereits im Gange befindlichen Bestrebungen der beiden vertrag schließenden Teile, sich für kommende Ereignisse bereit zu halten, trotzdem erst am 30. Juni 1911 beim Tarifamt die Anträge auf Kündigung oder Abänderung des Tarifes einzureichen sind. Die klare Stellungnahme der führenden Stellen hat die Grund lage für den Fortbestand unserer Tarifgemeinschaft gegeben; trotzdem stellen sich dem Zusammengehen der beiden Tarif parteien zur Erhaltung des gewerblichen Friedens Hindernisse in den Weg, deren Größe heute nur annähernd einzuschätzen ist. Die fortdauernde Ausdehnung der Tarifgemeinschaft wird dann an Hand von Zahlen nachgewiesen, und berichtet, daß zurzeit 7605 Firmen in Deutschland tariftreu sind. Der Druckpreistarif wird in seinen bisherigen Wirkungen beurteilt und die zum Teil scharfen Angriffe gegen diese Einrichtung der Tarifgemeinschaft zurückgewiesen. Die Berichte über die Tätigkeit der Tarif schiedsgerichte und die Ergebnisse der verschiedenen vom Tarifamt veranstalteten Statistiken bilden den Schluß des Berichts. Lohnbewegungen im Steindruckgewerbe. In den Berlin- Neuroder Kunstanstalten, Abteilung Neurode, stellten die Litho graphen, Steindrucker sowie die Steindruckerei-Hilfsarbeiter und -Arbeiterinnen Forderungen auf Verkürzung der Arbeitszeit und Lohnerhöhungen. Verhandlungen mit der Direktion und einer gemeinschaftlichen örtlichen Kommission führten zu keiner Einigung, worauf die Zentralleitungen der beiden in Betracht kommenden Verbände (vom Deutschen Senefelderbund und vom Verband der Buch- und Steindruckerei-Hilfsarbeiter und -Ar beiterinnen Deutschlands) mit der Generaldirektion in Unter handlungen traten. Nach längeren Verhandlungen wurde dann ein Tarif auf vier Jahre abgeschlossen mit der Maßgabe, daß nach Verlauf von drei Jahren die Löhne einer Nachprüfung unterzogen werden sollen. Die Arbeitszeit wird ab 1. Januar 1911 für Lithographen von 8’4 auf 8 Stunden im Tag verkürzt, die der Steindrucker von 9’/, auf 9 Stunden. Bei dem gesamten übrigen Personal wird die Arbeitszeit von 91/2 auf 9‘/4 Stunden verkürzt. Bei der Verkürzung der Arbeitszeit kommen über 400 Personen in Frage. Die Feiertage werden bezahlt, für Ueberstunden in der Woche werden 25 und Sonntags 50 v. H. Aufschlag bezahlt. Der Mindestlohn wurde für Lithographen und Steindrucker im ersten Gehilfenjahre auf 18 M., im zweiten Gehilfenjahre auf 21 M. festgesetzt; von da ab unterliegt der Lohn der freien Vereinbarung. Bei den Steindruckerei-Hilfs arbeitern und -Arbeiterinnen, sowie auch bei einigen Litho graphen und Steindruckern wurden Lohnzulagen gewährt. Der abgeschlossene Tarif hat Gültigkeit vom 1. Januar 1911 bis 31. Dezember 1914. *** Kunst und Kaufmann. Eine Ausstellung dieses Namens ist vom Deutschen Museum für Kunst in Handel und Gewerbe in Hagen i. W. veranstaltet und findet vom 25. Oktober bis zum 20. November in den Räumen des Hohenzollern -Kunstgeiverbe- hauses, Inhaber: H. Hirschwald in Berlin. W, Leipziger Str. 13, statt. Sie soll zeigen, wie der Künstler mit den Vertretern von Handel und Gewerbe zusammenarbeiten kann. Die ausgestellten Plakate, Drucksachen und Packungen sind bis auf vereinzelte Stücke sämtlich der Praxis des Deutschen Geschäftslebens ent nommen. Eingänge Gravierproben von Georg Reinhard Franz in Bachholz i.Sa. Die Firma sandte uns einige Muster von neuen Gravuren, sowohl Schrift in neuer moderner Form wie auch allerlei Schmuckvignetten, die sorgsam geschnitten und gut aus geprägt sind. Büchertisch Deutsches Reichs-Rdreßbuch für Industrie, Handel und Gewerbe. Unter Benutzung amtlicher Quellen heraus gegeben von Rudolf Mosse in Berlin. Ladenpreis 30 M., bei Vorherbestellung 20 M. Die Ausgabe für 1911, die elfte seit dem Jahre 1899, ist er schienen. Das dreibändige Werk umfaßt rund 6800 Seiten Quart format und enthält etwa 21/2 Millionen Adressen von Industriellen, Gewerbetreibenden, Kaufleuten, Aerzten, Rechtsanwälten, städti schen Behörden usw. aus mehr als 40000 Orten des Deutschen Reichs und seiner Kolonien. Es bringt Speziallandkarten, Stadt pläne, statistische Notizen, die Angabe der Messen und Märkte. Der dritte Band enthält ein Ortsregister, das den Schlüssel zu dem Adressenverzeichnis bildet, sowie ein Branchenverzeichnis, das mit einem Register in sechs Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch und Spanisch versehen wurde. Durch dieses Register wird das Adreßbuch auch für jeden Aus länder ohne Beherrschung der deutschen Sprache brauchbar, denn er ist in der Lage, durch die gegebenen Zahlenhinweise die Firmen jedes Faches an jedem Orte aufzufinden. Durch die Anwendung allgemein verständlicher Zeichen für Post, Telegraph, Fernsprecher, Eisenbahn- und Schiffsverbindungen wurde eine erhebliche Raumersparnis erzielt, die zur Einschaltung zahl reicher Stadtpläne ausgenutzt wurde. Auch die Anleitung zum Gebrauch des Werkes wurde in sechs Sprachen gegeben. Redaktionelle Ausgestaltung und typographische Ausstattung stellen das Reichs-Adreßbuch an die erste Stelle aller derartigen Nachschlagewerke. Für die Fachwelt dürfte es von Interesse sein, daß der Satz des ganzen Werkes von einem Jahr zum anderen stehen bleibt, um die Herstellung möglichst zu be schleunigen. Dessenungeachtet werden mit der Umarbeitung für jede neue Ausgabe 100 bis 120 Setzer beschäftigt, und die redaktionelle Tätigkeit für das folgende Jahr beginnt bereits gleich nach der Vollendung des vorhergehenden im Druck. B. Der praktische Sortimentsbuchbinder. I. Der Preis berechner. Von Carl Kolbe. Leipzig, Kommissionsverlag Friedrich Schneider. Preis 80 Pf. Dieses 10X15 cm große Büchlein enthält Vordrucke für die Preisberechnung von 50 Buchbinderarbeiten und kurze Leitsätze zum Gebrauch dieser Vordrucke. Im angefügten Inhalt soll der Benutzer angeben, welche Art von Arbeiten auf den einzelnen Blättern eingetragen sind, um beim Wiedervorkommen gleicher oder ähnlicher Arbeiten die Preisberechnung nachsehen zu können. Das Büchlein ist in Kartonpapier geheftet. Kaufmann und Bank im Kontokorrentverkehr. Von J. Chenaux-Repond. Muth’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart. 63 Oktav-Seiten. Geheftet. Preis 1 M. Durch Benützung von Bankkredit erfährt der Bankkonto korrentverkehr des Kaufmanns eine Erweiterung, und damit wird auch dessen genaue Verfolgung, sowie die Prüfung der Kontokorrentauszüge schwieriger. Ein Ratgeber in solchen Fragen ist obiges Buch. An die Bedingungen für den Rech nungsverkehr mit Banken schließt sich darin die Anleitung zur Nachprüfung des Kontokorrentauszuges an, sowie die Erklärung der drei Kontokorrentabschluß-Verfahren. Den sich dabei er gebenden Rechtsfragen ist der Schlußabschnitt gewidmet. Der kleine Toussaint Langenscheidt: Japanisch. Mit Angabe der Aussprache nach dem phonetischen System der Methode Toussaint Langenscheidt. Zur schnellsten An eignung der Umgangssprache durch Selbstunterricht. Von Rennosuke lujisaura. Mit einer Karte von Japan und einer Münztafel. Taschenformat, 504 Seiten. Preis gebunden 3 M- Verlag der Langenscheidt’sehen Verlagsbuchhandlung in Schöneberg bei Berlin, Bahnstr. 29/30. Die Eisenbahn trägt den deutschen Reisenden heute schon in einem halben Monat von Berlin aus durch das asiatische Rußland nach den Gestaden Nippons, und die Zahl der Deutschen, die in Japan eintreffen, steigt rasch. Mag man sich nun auf unserem heimatlichen Boden mit Japan beschäftigen oder sein Interesse für das Land durch eine Reise dorthin zum Ausdruck bringen, stets wird derjenige, der die japanische Sprache nicht kennt, im Nachteil sein. Bisher fehlte es an einem geeigneten Lehrbuch. Diesem Mangel hat die Langenscheidtsche Verlags buchhandlung dadurch abgeholfen, daß sie ihre bisher für Englisch, Französisch und Italienisch erschienene Sammlung »Der kleine Toussaint Langenscheidts auf die japanische Sprache ausdehnte. Das Werk soll in seinem bescheidenen Umfang als erste Grundlage zur Erwerbung japanischer Sprachkenntnisse dienen. Es enthält deshalb eine kurzgefaßte, aber ausreichende Grammatik; eine Sammlung von Gesprächen, die teils als Muster dienen, teils das heutige japanische Leben nach allen Richtungen hin beleuchten; ferner ein deutsch japanisches Wörterbuch und ein Sachwörterbuch. Das Ganze ist so zusammengestellt und ineinandergefügt, daß es nicht nur dem Anfänger als Sprach führer dienen, sondern auch dem, der die japanische Welt aus eigener Anschauung kennen zu lernen wünscht, als nützlicher Reisebegleiter Hilfe leisten kann. Die Aussprache der japani schen Wörter ist mit Sorgfalt behandelt worden, und die Be zeichnung dafür entspricht in allen wesentlichen Zügen dem Toussaint Langenscheidtschen Systeme. Eine sehr nützliche, aber keineswegs unumgänglich notwendige Ergänzung zu dem Werk sind die gleichzeitig herausgegebenen Platten für Sprechmaschinen, die dem Lernenden den japanischen Lehrer ersetzen. Trowitzsch’s Damenkalender für 1911. Tioivitzsch & Sohn, Berlin SW 48, Preis geb. 1 M. 50 Pf. Dieser Kalender, dessen handlich kleines Format und ele gante Ausstattung geeignet ist, den Schreibtisch einer Dame oder ihr Handtäschchen zu zieren, und dessen weiße Blätter zu täglichen geschäftlichen Notizen oder zu tagebuchartigen Aufzeichnungen dienen können, ist auch dem Inhalt nach für ein so kleines Buch recht reich. Auf dem Titelblatt steht eine schöne Heliogravüre: »Liebesfrühling», nach dem Gemälde von A. Klitzberger. Dichterische Beiträge, eine Erzählung, Genealogie, Hoffeiertage, Posttarif bilden den weiteren Inhalt.