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Nr. 87 PAPIER-ZEITUNG 3289 Verarbeitung hochgeprägter Umschläge Hochgeprägte Umschläge verteuern die Bindearbeit, weil sie sehr vorsichtig behandelt werden müssen, was bei einem schlichten Katalogeinband nicht notwendig ist. Bei weniger umfangreichen Katalogen, wo die Heftung durch den Rücken falz in einer Lage ausgeiührt werden kann, verfährt man wie folgt: Sind die Kataloge komplettiert, so werden die Buchblöcke am Kopf und am Rücken sorgfältig aufgestoßen. Wenn möglich, stellt man die Exemplare zu hohen Stapeln, partienweise die Rücken wechselnd, aufeinander, wodurch sich die gefalzten Bogen durch ihre eigene Schwere an den erhöhten Falzbrüchen niederpressen. Späteres Umbauen des Stapels, sodaß die obenliegenden Exemplare nach unten kommen, ist der nachfolgenden Schneidearbeit förderlich. Man beschneidet die Kataloge vor dem Heften, erst dann wird der hochgeprägte Umschlag umgelegt. Nachdem die Buchblöcke beschnitten sind, schneidet man die Umschläge auf die richtige Größe, sodaß der Umschlag oben und unten sowie auch vorn einige Millimeter größer bleibt und über steht. Es wäre gar nicht möglich, den Umschlag zu dem Buchblock genau passend zu schneiden. Am besten schneidet man schon den Karton vor der Prägung, dadurch wird die Bindearbeit verbilligt, denn das Schneiden fertig geprägter Umschläge erfordert wesentlichen Zeitaufwand und gelingt nicht immer in befriedigender Weise. Die Kartonschere wie auch die Rollschere tun beim Schneiden gute Dienste. Soll das Schneiden in der Schneidemaschine geschehen, so bedient man sich der schon öfter beschriebenen Leiste, welche man an den Preßbalken anklebt, wodurch der Druck des Preßbalkens auf eine schmale Stelle beschränkt wird. Durch kleine Schneidestapel wird man befriedigende Arbeit erzielen. Frische Umschläge ziehen vielfach ab. Man lege daher vor dem Schneiden zwischen die Umschläge Seidenpapier oder auch unsatiniertes Druckpapier. Nach dem Beschneiden der Umschläge werden sie um die Buchblöcke gelegt. Diese sowie auch die nachfolgende Heftarbeit muß von kundiger Hand geschehen, denn die Einzelblätter dürfen sich in dem Umschlag nicht verschieben. Schließlich muß man beim Heften die richtige Mitte der Heftlage finden, sonst fallen die beim Heften nicht mitge faßten Blätter später heraus. Werden die vorgenannten Arbeiten gut ausgeführt, so behalten die hochgeprägten Umschläge ihr schönes Relief. Bei stärkeren Katalogen, welche nicht mehr in einer Lage geheftet werden können, empfiehlt sich ein fester Einband an Stelle des Umschlags. F. K. Die Lithographen und Steindrucker in Hamburg haben be schlossen, den Prinzipalen einen neuen Tarif vorzulegen. Dieser enthält u. a. folgende Punkte: Arbeitszeit für Lithographen 8 Stunden, die bisherige gstündige Arbeitszeit für Steindrucker soll auf 81/2 Stunden herabgesetzt werden. Die Mindestlöhne für Ausgelernte sollen im ersten Gehilfenjahre auf 24 M., im zweiten auf 27 M. und im dritten Gehilfenjahre auf 30 M. erhöht werden und sollen von da ab nicht unter 33 M. für die Woche betragen. Für Ueberstunden in der Woche sollen statt seither 25 dann 331/3 v. H. Aufschlag gezahlt werden. Das Lehrlings verhältnis ist so vorgeschlagen, daß auf je fünf Lithographen und auf je vier Steindrucker nicht mehr als ein Lehrling aus gebildet werden darf. Ferner werden je nach den Beschäftigungs- Jahren Sommerferien bei Fortzahlung des Lohns verlangt. Die Tarifdauer soll drei Jahre betragen. *** Tarifabschluß in Augsburg. Mit der Kunstanstalt Wilh. Fiek ’n Augsburg einerseits und dem deutschen Buchbinderverband und dem Verband der Buch- und Steindruckerei-Hilfsarbeiter und -Arbeiterinnen Deutschlands andererseits wurde der am 3i. Dezember ablaufende Tarifvertrag aufs neue auf 21/2 Jahre abgeschlossen. Dabei wurden folgende Verbesserungen erreicht: rur männliche Arbeiter (Buchbinder und Hilfsarbeiter) eine wöchentliche Lohnzulage von 3 bis 5 M., für die Arbeiterinnen eine solche von wöchentlich 1 M. 50 Pf. bis 3 M. Die Feiertage Werden bezahlt. Die Akkordpreise wurden für die Etiketten stanzer um durchschnittlich 10 v. H. erhöht; bei Ueberstunden srhalten die Akkordarbeiter einen Extrazuschlag von 10 Pf. Die in Wochenlohn stehenden Arbeiter und Arbeiterinnen erhalten De Ueberstunden 30 v. H. Zuschlag. Je nach den Dienstjahren Wurde auch ein Sommerurlaub von 3 bis 6 Tagen bewilligt. Das Arbeitspersonal soll durch den Arbeitsnachweis der in Betracht ommenden Organisationen bezogen werden. *** Rus den Typographischen Gesellschaften Glogau. Typographische Vereinigung. »Kunst und Reklame« betitelte sich die Ausstellung moderner Drucksachen für Kunst und Handel, die am 16. und 17. Oktober im Weißen Saal des Rathauses dem Publikum geöffnet wurde. Nach Eröffnung der Ausstellung hielt Obermaschinenmeister Krüger einen Vortrag: »Wie entsteht ein Vierfarbendruck?«. An der Ausstellung be teiligten sich etwa 40 hiesige und auswärtige Druckereien, Kunst anstalten, Farbenfabriken, Maschinenfabriken, Schriftgießereien usw. Rund 5000 Personen haben die Ausstellung besucht, die auch Radierungen berühmter Künstler und geschmackvolle Exlibris aufwies. Die Vereine Typographische Vereinigung, Maschinen meisterklub und Ortsverein des Verbandes der Deutschen Buch drucker waren die Veranstalter. R—t. München. Typographische Gesellschaft. In der Monatsver sammlung vom 13. Oktober wurden 13 neue Mitglieder auf genommen. Der Vorsitzende gab bekannt, daß im November Lehrkurse beginnen und zwar wieder ein Kalkulationskurs im Anschluß an den letztjährigen Vorbereitungskurs sowie ein Vor bereitungskurs zu Meisterprüfungen. Wie alljährlich, so wurden uns auch heuer die Johannisfestdrucksachen vom hiesigen Orts verein des Verbandes schenkungsweise überlassen unter der Auflage, über die Arbeiten an einem Versammlungsabend zu berichten. Kollege Leßmann wird zu diesem Abend einen Be richt ausarbeiten. Nach Bekanntgabe mehrerer Eingänge hielt Herr Rupert Weiß einen vorzüglich ausgearbeiteten Vortrag über Drucksachen der K. K. Graphischen Lehr- und Versuchs anstalt in Wien. Zum Festschriftwettbewerb teilte der Vor sitzende, Herr Friedrich Sommer, mit, daß trotz wieder holtem Ersuchen die Breslauer Typogr. Gesellschaft bis heute keine Antwort gesandt hat. Laut Beschluß der Versammlung im September trat der Vorsitzende wegen dieser Angelegenheit mit der Leipziger Typogr. Vereinigung in Verbindung, von dem Schreiben letzterer nahm die Versammlung Kenntnis. Die Ver sammlung beschloß nun, den 1. Preis wegfallen zu lassen, dem Ver fertiger jedoch sowie weiteren vier Herren, die sich den ersten vier Preisträgern anreihen, laut Punktzahl eine Arbeitsent schädigung von je 5 M. zukommen zu lassen. Den 2. Preis er hielt Herr Karl Vogl; 3. Josef Markert; 4. Karl Vetzig; 5. Max Dorn; 1. Anerkennung: Hans Bauriedl; 2. Otto Wenzel; 3. Josef Liedl; 4. Paul Reinhardt. An dem Vortragsabend am 27. Oktober wird der Syndikus der Handwerkskammer für Oberbayern, Herr Dr. Knoblauch, über: »Den kleinen Befähigungsnachweis und die Meister prüfungsarbeiten« sprechen. Hdl. Exlibris. Durch die Kunsthandlung von C. G. Boerner, Leipzig, gelangen vom 21. bis 26. November die Sammlungen von Heinrich Eduard Stiebel, Frankfurt a. M., zur Versteigerung. Heinrich Eduard Stiebels Exlibris-Sammlung rangiert mit ihren etwa 20000 Blatt an zweiter Stelle der bekannten deutschen Sammlungen, nach ihrem inneren Wert und der Zahl kostbarer Seltenheiten, die sie enthält, dürfte sie überhaupt von keiner anderen Sammlung übertroffen werden. — Das gedruckte Exlibris ist deutschen Ursprungs, seine frühesten Anfänge fallen in das letzte Drittel des 15. Jahrhunderts, wo es den schon mittelalter lichen Brauch, mit gemalten Wappen oder handschriftlichem Eintrag das Eigentum im Buche zu vermerken, ablöst. Im 16. Jahrhundert fand das Bücherzeichen in Deutschland, dem Ursprungslande, seine höchste künstlerische Ausbildung. In dieser Zeit betätigen sich zahlreiche unserer besten Künstler, ein Albrecht Dürer, Lucas Cranach, Jost Amman, Barthel und Sebald, Beham, Virgil Solis, der Meister J. B. und viele andere auf diesem Gebiete. Von Albrecht Dürer befinden sich die zwei berühmtesten Blätter in der Sammlung: das Exlibris Willi bald Pirkheimers und das des Probstes Hektor Poemer. Nach einem Rückgang im 17. Jahrhundert hatte das Exlibris im 18. Jahrhundert eine Epoche hervorragender, künstlerischer Ent wicklung zu verzeichnen. Ein weiterer Aufschwung des Inter esses für das Exlibris läßt sich in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts feststellen. In dieser Zeit widmeten sich wieder erste graphische Künstler der Zeit deren Erzeugung. Um die Wiedereinführung des künstlerischen Exlibris haben sich besonders Professor A. Hildebrandt und Emil Doepier ver dient gemacht. Die Stiebelsche Sammlung umfaßt nicht nur deutsche sondern auch ausländische Exlibris, ferner eine eben falls reichhaltige und hervorragende Sammlung von altem Buch schmuck. Sie verkörpert gleichsam die Geschichte des gedruckten Buches. Von künstlerisch hohem Werte sind besonders die Holbeinschen Arbeiten, bestehend in klassischen Bordüren und Initialen. Daneben begegnet man Namen wie Dürer, Cranach, Baldung, Moreau le Jeune, Boucher, Gravelot, St. Aubin. Den Schluß der Stiebelschen Sammlungen bilden Druckerzeichen und Buntpapiere, die instruktiv und interessant zugleich sind. Die bevorstehende Auktion der Stiebelschen Sammlungen dürfte zweifellos großem Interesse begegnen.