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Nr. 35 PAPIER-ZEITUNG 1321 Vordrucke mit daran hängendem Kopierblatt Zu Nr. 34 S. 1285 Es ist Tatsache, daß auch die Berufung abgewiesen ist. Der Erfolg der eventuellen Revision bleibt abzuwarten. In eine Erörterung der Materie soll nicht eingetreten werden. Nur so viel ist zu bemerken: Die Herstellung der Schreibmaschinenpapiersätze aus einem Stück dient nicht allein zur Erleichterung der Herstellung dieser Doppelblätter (solche sind die Schreibmaschinenpapiersätze), sondern in hohem Maße auch dem Gebrauchszweck und bewirkt den denkbar größten Vorteil für die Verbraucher. Ferner ist die Herstellung der Schreibmaschinenpapiersätze, also der Doppelblätter aus einem Stück, laut Beschluß des Kaiserlichen Patentamts vom 21. April 1910 durch Erteilung des deutschen Reichspatentes Nr. 222392 der Firma Gustav Hollborn in Alfeld, Leine, ganz allgemein geschützt. Näheres hierüber wird bald durch laufende Anzeigen in der Papier-Zeitung von der Firma Gustav Hollborn bekannt gemacht werden. Ueber den zweifelhaften Wert des deutschen Musterschutzes Erörterungen anzustellen, lohnt nicht, da schon vielfach von be rufener Seite darauf hingewiesen ist, daß das Musterschutz gesetz einer einschneidenden Remedur bedarf. Gustav Hollborn, Alfeld (Leine) Hus den Typographischen Gesellschaften Breslau. Typographische Gesellschaft. Am 10. April be sichtigte die Gesellschaft die Schlesische Lichtdruck-Anstalt vorm. Fabian & Comp. Nach kurzem Aufenthalt im Photo graphischen Atelier wurde der Lichtdruck in seinen einzelnen Phasen vorgeführt. Nachdem das Original auf die lichtempfind liche Platte kopiert ist, wird diese mit einer Gelatineschicht übergossen und sodann in das Wasserbad gestellt; durch diese Manipulation erhärtet die Gelatinemasse und es bildet sich ein Relief. Eine Eigenart des Lichtdrucks besteht darin, daß die tiefsten Stellen am ehesten Farbe annehmen, weil sie von der Säure am wenigsten angegriffen werden und darum härter als die Halbtöne und Lichter sind. Nach ausführlicher Erklärung dieser Arbeiten wurde das umfangreiche Lager für Ansichts karten besichtigt, in dem fast alle hervorragenden Orte Deutsch lands vertreten sind. Den Schluß bildete der Besuch im Ma schinensaal. Die Sitzung vom 20. April wurde vom Vorsitzenden Herrn Winkler mit der Bekanntgabe verschiedener Eingänge eröffnet. Es waren dies Prospekte und Zirkulare verschiedener Verkehrs anstalten. Der Vorsitzende empfahl den 10. Jahrgang von Klimschs Jahrbuch sowie einige andere Lehrbücher dieses Ver lages zur Anschaffung, ebenso das neu erschienene Lehrbuch für Schriftsetzer von Unger sowie die »Graphischen Künste« von Campmann. Hierauf brachte Herr Neugebauer einige wich tige Angelegenheiten aus den Mitteilungen Nr. 16 des V. D. T. G. zur Kenntnis der Mitglieder, dabei besonders auf den Wett bewerb zur Erlangung von Entwürfen für das Einladungszirkular zum 4. Vertretertag in Kassel hinweisend. Herr Maslankowski berichtete für die technische Kommission über zwei Wettbewerbe aus Posen, Neujahrskarten und Brief bogen. Ueber »Stellung und Beschriftung von Illustrationen« sprach Herr Bunke sehr ausführlich an Hand eines in einer Fachzeitschrift erschienenen Artikels. An dieses Referat schloß sich eine lebhafte Aussprache. Den Bericht über die II. Be rechnungsaufgabe betreffend ein Quartzirkular erstattete Herr Winkler. Danach waren 17 Lösungen eingegangen, die mit kleinen Unterschieden zum großen Teil mit dem von der tech nischen Kommission berechneten Preis übereinstimmten. Eine neue Aufgabe wurde mangels genügender Zeit nicht aufgegeben. Ueber die Frage »Was versteht man unter Reißlänge des Papiers?« entspann sich eine längere Aussprache. Die Frage wurde der technischen Kommission zur Beantwortung über wiesen. Herr Schultes sprach über den Satz des Rückentitels und empfahl, den Titel stets von unten nach oben zu setzen. Nach Aufnahme von 15 neuen Mitgliedern teilte der Vorsitzende mit, daß für die Pfingsttage des nächsten Jahres ein mehrtägiger Ausflug nach Leipzig geplant ist. G—e. Leipzig. Typographische Gesellschaft. In der letzten Sitzung wurden Schülerarbeiten der hiesigen Buchdrucker-Lehranstalt, die schon anläßlich der Osterprüfungen im Buchgewerbehaus öffentlich ausgestellt waren, besprochen. Die beiden anwesenden Fachlehrer, die Herren Wetzig und Kupfer, gaben einen kurzen Veberblick über den jetzigen Lehrgang an der Fachschule, deren Programm mit der im vorigen Jahr erfolgten Reorganisation Wesentlich anders geworden ist. Nächst Berlin besitzt Leipzig die meisten Schüler, die in Tagesklassen, von 4 Uhr nach- mittags an, dreijährigen Unterricht genießen. Der Besuch des vierten Schuljahrs ist freiwillig und die Schülerzahl beschränkt. Die ausgestellten Drucksachen und Entwürfe, Arbeiten aus dem 3- und 4. Schuljahr, zeigten, in welcher Weise die Schüler im Unterricht beschäftigt werden, zeugten aber auch von außer ordentlichem Fleiß. Neben den Akzidenzarbeiten wird guter Werksatz gefertigt, und bei dem wenigen Material und der ge ringen Zeit, die zur Verfügung steht, sind die guten Leistungen doppelt anzuerkennen. Jeder Schüler erhält eine besondere Aufgabe, wodurch die Wiederholung gleicher oder ähnlicher Arbeiten vermieden wird. In derselben Weise erfolgt der Unterricht in den Druckerklassen. Durch zeichnerische Uebungen wird das Verständnis für Licht und Schatten geweckt, durch Farbenproben Sicherheit in der Anwendung von verschiedenen Farben und Papieren geschaffen. Auch Prägung kommt zur Anwendung. Bei allen Arbeiten wird besonderer Wert auf die Praxis gelegt und hierbei nicht allein dem Tagesgeschmack Rechnung getragen, sondern auch den verflossenen Stil richtungen. Der Direktor der Buchdrucker-Lehranstalt wies darauf hin, daß die Schule keine Lehrwerkstatt sein solle, daß aber der praktische Unterricht zur Ergänzung und Erweiterung des theoretischen dient. Ferner teilte er mit, daß noch ver schiedene Aenderungen in bezug auf die Prüfungen, Schülerzahl in den einzelnen Klassen usw., vorgesehen sind. Im Anschluß hieran ging der Vorsitzende nochmals auf die im Buchgewerbe haus befindliche Ausstellung kaufmännischer Drucksachen ein, diegsich: guten Besuchs erfreute, dt., Unfälle. Durch eigene Unvorsichtigkeit erlitt’der Maschinen meister M. in einer Berliner Buchdruckerei einen schweren Unfall. Er bediente eine mit Anlegeapparat versehene Doppel schnellpresse. Die Antriebsräder für den Anlegeapparat be finden sich unter dem ungewöhnlich breiten Trittbrett der Ma schine. M. hatte nun eine beim Frühstück nicht völlig geleerte Bierflasche unter das Trittbrett gestellt. Als er dieselbe später hervorholen wollte, griff er, ohne einen Blick dahin zu werfen, unter den Tritt und geriet mit der rechten Hand in die Antriebs räder. Dabei wurden ihm vier Finger der rechten Hand so schwer verletzt, daß sie als verloren anzusehen sind; nur der Daumen blieb erhalten. — Auf eigene Leichtfertigkeit ist auch ein anderer Unfall zurückzuführen, den der Maschinenmeister H. erlitt. Er hatte einen scharf angespitzten Bleistift in die Hosen tasche gesteckt und dieser drang ihm, als er sich bei der Arbeit über die Form beugte, mehr als 2 Zentimeter in den linken Oberschenkel. Eingänge Die moderne Geschäftsbücherfabrikation. Unter diesem Titel hat die Geschäftsbücherfabrik von Otto Enke in Cottbus ein hübsch ausgestattetes Druckheft heraus gegeben, in welchem unter Hinweis auf die Einrichtungen ihrer Fabrik der Werdegang eines Geschäftsbuches ge schildert wird. Das Heft ist mit zahlreichen Abbildungen ausgestattet und dient zugleich als Beispiel für die Leistungs fähigkeit der genannten Firma in der Ausführung von Druckaufträgen. So ist auf dem vorletzten Blatt ein Land schaftsbild in Dreifarbendruck, wiedergegeben. Die Fabrik wurde in unserer Nr. 89 von 1909 ausführlich beschrieben. Büchertisch Büchlein des Gebermuts. Gedichte von Hugo Lucius. Dresden und Leipzig, E. Piersons Verlag. Preis 1 M. 50 Pf. Dieses Buch enthält auf 153 Oktavseiten 30 Gedichte. Sie schildern meist humoristische Erlebnisse und Begebenheiten. Der Verfasser fühlt sich glücklich, wenn er, der Großstadt bewohner, in der an herben Schönheiten reichen Umgebung Berlins herumwandert und dort Naturgenuß und Ruhe findet. Doch ebenso gern verweilt er offenbar im Kreise guter Freunde am Stammtisch, und die von ihm in Versform gebrachten launigen Anekdoten eignen sich auch gut zum Vortrag in heiterer Tafelrunde. Was den Versen an Vollendung und den Gedanken an Tiefe fehlt, wird für solche Anlässe durch die behagliche Breite der Darstellung wettgemacht. S. F. Bemrose’s Reference Book (Taschenbuch). Issued in the Interests of the Anglo-German Trade. 1910. Bemrose & Sons, Ltd., Art Printers (Graphische Kunstanstalten), Derby, Engi. Preis six pence = 50 Pf. Dieses in Karton geheftete Büchlein, enthaltend 70 Seiten von 9X12 cm Größe, soll ein Hilfsmittel für den Handelsverkehr zwischen Deutschland und England sein. Es bringt auf Kunst druckpapier die Bildnisse des deutschen Botschafters in London und des englischen Botschafters in Berlin, ferner von Gebäuden, welche für den Deutschen in England bedeutungsvoll sind. Der Text ist durchweg deutsch und englisch. Aus dem Inhalt heben wir hervor: Auszüge des deutschen und englischen Handels rechts; Schiffsfrachten zwischen den wichtigsten Häfen; Fracht tarife; Verzeichnis der deutschen Konsulate in England und der englischen Konsulate in Deutschland. Die hübsche Ausstattung des nützlichen Büchleins dient der herausgebenden Kunstanstalt als Empfehlung.