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PAPIER-ZEITUNG Nr. 34 Briefkasten Der Frage muß Io-Pf.-Marke beiliegen. Anonyme Anfragen bleiben unberücksichtigt. Antwort erfolgt ohne Gewähr. Kostenfrei nur wenn Abdruck ohne Namen gestattet. Hartes Papier auf Pappe kleben Zur Frage 10576 in N. 32. Während meinet Tätigkeit in einer Pappenfabrik, wo neben Pappen in ganzen Tafeln auch Papp scheiben, Pappkegel, Schuhkappen usw. hergestellt werden, be währte sich Kollodin als bestes und billigstes Kleb- und Binde mittel, und ich glaube, daß sich dieser Klebstoff auch zum Auf kleben von Hartpapier auf Pappe, ganz gleich ob Holzlederpappe oder Hartpappe, sehr gut eignen dürfte. Auch zum Aufkleben von Leder auf Pappe oder Hartpapier eignet sich dieser Stoff vorzüglich. H. K. Wie gehabt. — Chlor- und säurefreies Tauenpapier 10589. Frage: Seit Jahren habe ich von einer Papierfabrik Papier bezogen wie die beifolgende Probe. Meine letzte Be stellung lautete: »wie gehabt«, und nun schickt mir die Fabrik Papier, wovon ich Ihnen ebenfalls Muster 2 beifüge. Dieser Stoff ist aber, wie Sie selbst sehen, ganz anders, als ich jedes Jahr bekommen habe, und ich kann ihn zu dem be treffenden Zweck nicht gebrauchen. Ich habe dies der Fabrik geschrieben, sie will sich aber auf nichts einlassen und be hauptet, das »wie gehabt« könne sich nur auf die Zusammen stellung des Stoffes beziehen und nicht auf Farbe und Glätte, ich möge nur Sachverständige fragen, die würden ihr Recht geben. Diese Ansicht kann aber unmöglich richtig sein. Wie denken Sie über diesen Fall? Meine Kundschaft, welche Musterbeutel aus dem Papier i bestellt, würde mir diese zur Verfügung stellen, wenn ich das jetzt erhaltene Papier 2 ver wenden würde. Antwort: Das früher bezogene Papier ist grau und ein seitig glatt, das gelieferte ist braun und beiderseits rauh. Auch die Stoffzusammensetzung scheint anders zu sein, denn in dem jetzt gelieferten Papier sind kleine Faser bündel von Bindfaden und dgl. zu sehen, im früher ge lieferten aber nicht. Dagegen sind beide Papiere an Festig keit ziemlich gleich. Die Lieferung ist also von der Vor lage zu sehr verschieden, um als mustergetreu gelten zu können. Wenn man »wie gehabt« bestellt, so bezieht sich diese Bedingung auf alle Eigenschaften, also auch auf Farbe und Glätte. * * * Wir haben mit der Firma X in A Streit wegen Lieferung eines Papiers, und X hat Sie, auf unsere Anregung hin, zu einem Gutachten veranlaßt, ohne sich zuvor über den Wortlaut der Anfrage mit uns zu verständigen. Uns liegt nun Ihre oben abgedruckte Aeußerung vor, die zugunsten der Firma X lautet. Wir unterbreiten Ihnen aber nachstehend die Bedingungen, die an die Bestellung des Papiers geknüpft waren, wodurch Sie zweifellos zu einem andern Urteil gelangen werden. Wir liefern der Firma X seit 1897 regelmäßig ein bestimmtes Format und eine bestimmte Stärke Manilapapier, fast alljährlich und immer für den gleichen Zweck. Mit Brief vom 26. November 1896 fragte X bei uns an, ob das ihr schon zuvor gelieferte Tauenpapier absolut säurefrei sei, und ob wir dafür einstehen könnten. Sie hätte nämlich Tüten zu liefern, in welchen Medaillen verschickt werden sollen, die nicht schwarz werden dürfen. Darauf antworteten wir ihr am 28. November 1896, daß das schon früher gelieferte Manilapapier vollständig frei von Säure sei. Die Rohstoffe würden erst vor züglich ausgewaschen, zum Leimen werde nur Harzleim mit •etwas Alaun genommen, also gar keine Säure, sodaß das Papier zu dem gedachten Zweck unseres Erachtens verwendet werden könne. Am 2. Januar 1897 sandte uns nun X folgenden Brief seines Auftraggebers: »Das Papier muß nicht allein säurefrei, sondern auch chlor frei sein. Wenn Ihr Lieferant bestätigen kann, das Papier ent halte kein Chlor, so dürfen Sie die Tüten herstellen.« Darauf antworteten wir am 5. Januar 1897, daß wir bei Be stellung von mindestens 700 kg die Gewähr übernehmen, daß das Manilapapier vollständig chlorfrei ist, da wir es dann ohne jegliche Anwendung von Chlor herstellen, daß wir aber zur Bedingung machen, daß die Farbe keinen Grund zu Be anstandungen geben darf, denn wir lassen das Papier in der Farbe, wie sie der Rohstoff bringt; es sei also auch möglich, daß die Farbe ab und zu etwas dunkler ausfällt. Daraufhin bestellte X am 19. Januar 1897 700 kg Manila in absolut chlor- und säurefreier Ware, und seitdem liefern wir ihm dieses Papier in ganz genau gleicher Anfertigung. Wir können dies an Hand unserer Fabrikationszettel nachweisen. Gefärbt wurden die Papiere niemals. X selbst schreibt z. B bei seiner Bestellung vom 18. November 1908 naturellfarbig vor. Um bei der Herstellung seines Papieres die Bedingung »chlor- und säurefrei« zu erfüllen, mußten die Rohstoffe mit *307 der allergeringst möglichen Menge Alkalien gekocht und sorg fältig ausgewaschen werden. Die Leimung mit Harzleim wurde aus gleichem Grund so niedrig genommen, daß die geringst mögliche Menge schwefelsaurer Tonerde zur Festhaltung des Leims in der Papiermasse genügte. X beschwerte sich nun mit seinem Brief vom 6. Januar 1910 über die rötliche Farbe unserer letzten Lieferung vom 23. De zember 1909; im Brief vom n. Januar 1910 macht er noch die weiteren Anstände, das früher gelieferte Papier sei viel dicker, fester und glätter gewesen. Was die Farbe betrifft, so haben wir unsern Vorbehalt schon erwähnt, und so sind die vielen Lieferungen dieser Sorte Papier an X in den verschiedensten Färbungen ausgefallen, ohne daß X jemals Klage darüber ge führt hätte. Diese Bedingung haben wir s. Zt. gestellt, weil wir wußten, daß Manila-Rohstoffe beim Kochen und Vermahlen zu verschiedenen Zeiten andere Farbe annehmen. Wir verwiesen X infolge seiner neuesten Beschwerde in dieser Beziehung auch auf Ihre Briefkastennotiz, Seite 1782, Nr. 67 vom Jahrgang 1891, lautend: »Wenn Manilataue beim Kochen rötlichen Schein an nehmen, so ist dies eine Wirkung der an den Fasern haftenden Inkrustationsstoffe, welche durch verdünnte Alkalien nur wenig angegriffen werden. Konzentrierte Alkalien beseitigen den rötlichen Schein, indem sie die Inkrustationsstoffe lösen. Ihre Anwendung empfiehlt sich jedoch nicht, weil durch konzentrierte Alkalien auch die Fasern mehr als wünschenswert angegriffen werden, sodaß der erzielte Vorteil nur scheinbar ist. Der rötliche Schein der Manilafaser, welcher durch Kochen mit Alkalien ent steht, wird aber durch Chlorkalklösung leicht entfernt. Eine 6—8prozentige Lösung genügt hierfür, wenn die ge kochte Manilafaser mit einer 2—3prozentigen Lösung von Schwefelsäure gekocht wird. Gespannter Dampf ist hierfür nicht erforderlich; ein mit Blei ausgelegter Eisenbehälter genügt. Diejenigen Inkrustationsstoffe der Manilafaser, welche durch Alkalien nicht gelöst werden und sich mit Alkalien rötlich färben, werden von Schwefelsäure leicht umgesetzt bezw. in die wasserlösliche Form verwandelt, sodaß Bleichflüssigkeit auf die Faser bleichend wirken kann.« Schon zur Vermeidung jeder Säure in den Papieren mußten wir bei der Kohung der fragl. Lieferung mit der geringst zu lässigen Menge Alkalien arbeiten. Für die fragl. Partie wurde auch eine ganz besondere Kochung Manila-Rohstoffes gemacht, und es wurde wohl beobachtet, daß diese schon nach der Kochung und während des Mahlens eine etwas rötlichbraune Farbe annahm, ändern durften wir aber nichts mehr mit Rücksicht auf die erwähnte Bedingung Bei Papieren, bei denen diese Bedingung nicht gestellt wird, wäre es leicht gewesen, dem Stoff etwas hellere Färbung dadurch zu verleihen, daß man ihm im Holländer.ein klein wenig Chlor zugesetzt hätte, dies durfte jedoch bei den Anforderungen, die X an das Papier stellte, nicht gemacht werden. Man könnte nun einwenden, man hätte die Partie für einen andern Zweck verwenden sollen, aber es lag keine Bestellung in Manilapapier vor, wir hatten die Kochung eigens für X ge macht, auch haben wir uns ja Unterschiede in der Farbe Vor behalten. Die nachträgliche Beanstandung der Firma X, daß Papier sei früher viel dicker und fester gewesen, ist nicht zutreffend, und auch Sie bezeichneten in Ihrer Aeußerung an die Firma X die Festigkeit als ziemlich gleich. Wir haben Rohstoffe verwendet, die ungeheuer zäh waren, und es ist unmöglich, etwas Zäheres, Festeres zu liefern. Gerade weil die Rohstoffe so zäh waren, wurde der Stoff etwas schmierig und die einseitige Glätte infolgedessen ein wenig beeinträchtigt; die Glätte spielt aber zu dem Zweck, zu dem das Papier verwendet wird, keine Rolle, also kann diese Be anstandung der Firma X nicht ernst sein. Die weitere Behauptung, das früher gelieferte Papier sei viel dicker gewesen, ist ebenfalls unrichtig; wir schrieben an X darüber am 13. Januar: »Wir haben Ihnen geliefert 7000 Bogen = netto 683 kg, also durchschnittlich 98 kg die 1000 Bogen, vorgeschrieben waren etwa 100 kg die 1000 Bg. Wir haben also die vorgeschriebene Stärke genau eingehalten; einzelne in der Lieferung vor kommende schwächere Bogen dürfen nicht zur Beurteilung herangezogen werden, damit würden Sie uns Unrecht tun; siehe auch die Bedingungen des Vereins Deutscher Papierfabrikanten § 6.« Im übrigen verwiesen wir betr. Qualität und Farbe auf die in Ihrer Zeitung schon öfter, z. B. in Nr. 23, S. 830 vom Jahre 1897 erschienene Angabe, daß es dem Papierfabrikanten unmöglich ist, zu verschiedenen Zeiten ein stets in allen Teilen gleiches Fabrikat zu erzielen mit Rücksicht auf die stets wechselnde Beschaffenheit der Rohstoffe. Da das Papier für Tüten verwendet wird, so hat die Glätte keine nachteiligen Folgen für die Verwendung. Die Haupt sache ist doch, daß das Papier, wie verlangt, chlor- und säurefrei