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NI. Q 30. Januar IT. » 1910 H API ER-VERARBEITUNG ■ Buchgewerbe Laufrichtung des Papiers Bei jedem Verarbeiten von Papier ist es außerordent lich wichtig, die Laufrichtung des Papiers zu kennen. Man kann an Büchern, Zeitschriften usw. recht häufig sehen, daß sich weder Papierhändler und Verleger, noch Buchdrucker und Buchbinder um die Laufrichtung des Papiers gekümmert haben. Viele Bücher lassen sich schlecht aufschlagen und zeigen im Bundsteg kleine Wellen; diese Wellen sind natur gemäß an denjenigen Stellen am deutlichsten sichtbar, wo ein Bogenteil oder ein Vorsatz angeklebt worden ist. Wenn solche Wellen und krausen Stellen vorkommen, so ist in • den meisten Fällen das Papier nicht in der geeigneten Richtung verarbeitet worden. Leider kommt solch unrichtige Verwendung des Papiers nicht nur bei kleinen Gelegenheits arbeiten, sondern auch bei solchen großen Werken vor, auf deren sonstige Ausstattung viel Sorgfalt verwendet worden ist. Der Bundsteg eines Werkes muß in der Laufrichtung der Papiermaschine liegen. Bei allen großen Werken, zu denen das Papier besonders angefertigt wird, läßt sich dies er- . reichen; um bei kleineren Werken wenigstens in den meisten | Fällen zu demselben Ziel zu gelangen, wäre es zweckmäßig, daß an jedem Musterbogen und vielleicht auch an jedem Ries Papier zu erkennen wäre, welche Formatseite der Lauf richtung der Papiermaschine entstammt. Bei gefälzelten Arbeiten kann man an dem krausen Aus sehen der ersten und letzten Blätter oft leicht erkennen, daß bei der Auswahl des Papiers auf seine Laufrichtung nicht Bedacht genommen worden ist. Bei Landkarten, die aus einzelnen Teilen bestehen und dann auf Leinwand auf gezogen werden, ist nie ein befriedigendes Passen der an einanderstoßenden Teile zu erreichen, wenn das Papier nicht in sämtlichen Teilen die gleiche Laufrichtung hat. Alle Kunstgriffe des Buchbinders versagen in einem solchen Fall. Besonders bei Kontobüchern kann man den Nachteil der ungeeigneten Laufrichtung des Papiers häufig recht deutlich wahrnehmen. Alle bei solchen Büchern für die Herstellung der Sprungrücken üblichen Verfahren sind nicht imstande, ein gutes Aufschlagen eines Kontobuches zu er möglichen, wenn die Laufrichtung des Papiers nicht beachtet worden ist. Zur Feststellung der Laufrichtung des Papiers ist das von Prof. Herzberg beschriebene Verfahren: Aufeinander legen zweier Streifen, die den beiden Richtungen des , Papiers entnommen sind, jetzt allgemein bekannt. Dabei wird die Eigenschaft des Papiers benutzt, daß Streifen aus der Richtung des Maschinenlaufs steifer sind als die aus der Querrichtung. In den Fällen, wo man keinen Streifen abschneiden kann, lassen aber auch folgende einfache Ver fahren die Laufrichtung des Papiers deutlich erkennen. Man zieht einen Papierbogen an zwei aneinanderstoßenden Kanten zwischen dem Nagel des Daumens und des Zeige fingers hindurch oder befeuchtet diese beiden Kanten leicht und gleichmäßig. In beiden Fällen bleibt die der Lauf richtung der Papiermaschine entstammende Papierkante völlig glatt, während die andere Kante ein welliges Aus sehen annimmt. Dieses Prüfungsverfahren ist einfach und zuverlässig. Bei stärkeren Papieren kann man auch an der Art des Federns eines zusammengelegten Papierbogens er kennen, welche Formatseite der Laufrichtung der Papier maschine entstammt. Sowie man eine Formatkante so auf t die andere legt, als ob man den Bogen falzen wollte, fühlt man an der Art des Federns dieselbe Erscheinung, die man bei der Streifenprobe sieht. Oft ist die Laufrichtung des Papiers schon beim Darüberhinsehen an der Lagerung der Fasern zu erkennen. In der Laufrichtung liegt die größere Zahl der Fasern längs gestreckt. Besonders bei Zellstoff- * papieren tritt dies häufig deutlich hervor. (Vgl. »Handbuch der Papierkunde« von Dr. Paul Klemm. In diesem Werk ist auch noch eine Prüfung mit einem runden Papierstück ' beschrieben.) In guten Buchbindereien prüft man nicht nur jedes zum Fälzeln, Beziehen usw. zu verwendende Papier, sondern auch alle Arten von Ueberzugstoffen, Leder usw. W. Ratschläge an Besteller von Druckwerken Die Erledigung von Druckaufträgen wird oft verteuert und verzögert, weil die mit den druckgewerblichen Verhält nissen und technischen Ausdrücken nicht genügend ver trauten Besteller ungenügende, unverständliche oder un ausführbare Angaben machen, sodaß erst durch Rückfragen . die Ausführungsform festgestellt werden muß. Dadurch ent stehen Verluste an Zeit und Geld. Diese Erfahrung hat in einem großen Druckereibetrieb dazu geführt, die für die Ausführung von Druckaufträgen in Betracht kommenden wichtigsten Punkte in einem sorgfältig ausgestatteten Heft kurz und übersichtlich zu erklären. Eine Anweisung zum Korrekturlesen bildet den Schluß des interessanten Heftes, das von den Auftraggebern sehr geschätzt und häufig mit , Vorteil für beide Teile benutzt wird. Ein solches Heft ist | zugleich eine wirksame Empfehlung jeder Druckerei; es überzeugt den Besteller, daß er auf sachgemäße Erledigung ' seines Auftrages rechnen darf. Einige Seiten mit den ge bräuchlichsten Brotschriften und einige Proben von Ab bildungen dürften in manchen Fällen einen zweckmäßigen Anhang bilden. Wenn auch die besonderen Verhältnisse jeder Druckerei die Abfassung eines solchen Heftes ver schieden gestalten werden, so dürfte doch manches aus den nachstehenden Angaben für viele Geschäfte verwendbar sein. i. Bei jeder Bestellung ist ein Druckmuster erwünscht, das für die Ausführung als Vorlage dient, oder es sind genaue An gaben für die Drucklegung erforderlich. Dazu gehören: Schrift gattung; Format, am besten nach Zentimetern in Länge und Breite; Schriftgröße; Bestimmung über das zu verwendende Papier; Druckfarbe; Auflage; Art der Buchbinderarbeit usw. Papiermuster und Probeband oder -heft sind erwünscht. Wenn das Druckmuster in einer anderen Druckerei hergestellt worden ist, sind geringe Abweichungen in den Schriften unvermeidlich; dies gilt besonders für Akzidenzen. Bei der Bestimmung des Formats von Werken ist zu berücksichtigen, daß zu breite For mate die Lesbarkeit der Schrift beeinträchtigen, und daß sehr schmale Formate aus technischen und wirtschaftlichen Gründen nicht zu empfehlen sind. Im allgemeinen sollten die Zeilen mindestens 45 und tunlichst nicht viel mehr als 60 Buchstaben enthalten. 2. Das Manuskript soll nur einseitig beschrieben sein. Die ' Manuskriptblätter sind fortlaufend zu numerieren. Ein schaltungen im Manuskript sind nicht auf die Rückseite -der vorausgehenden Blätter zu schreiben, sondern auf besondere Blätter, weil die Blätter einzeln an die Setzer verteilt werden. Schwer leserliches, ungeordnetes oder durch Streichungen, Ein schaltungen usw. erschwertes Manuskript verteuert und ver langsamt die Arbeit. Im Manuskript vorkommende Zeichnungen, die im Text unterzubringen sind, werden am besten auf be sonderen Blättern dem Manuskript beigegeben; dann können Satz und Abbildungen nebeneinander fertiggestellt werden. 3. Am Schluß des Heftes ist eine Anweisung für das Lesen der Korrekturbogen und das Anzeichnen der Fehler oder Aende- rungen zu bringen. Bei Benutzung der darin angegebenen Zeichen werden Irrtümer bei Ausführung der Korrekturen nicht vorkommen. Nachträgliche Textänderungen im Satz sind zeit raubend und kostspielig. Scheinbar geringfügige Aenderungen können im Satz, besonders bei Tabellen, große Schwierigkeiten und Kosten verursachen. Das Manuskript soll deswegen, ehe es f in die Druckerei gesandt wird, sorgfältig durchgesehen werden. Jede Aenderung ist zudem eine Fehlerquelle. In den Korrektur abzügen brauchen unvollständig ausgedruckte Buchstaben nicht angezeichnet zu werden. Diese Abzüge werden auf einer Ab ziehvorrichtung oder einer Handpresse hergestellt. Beim Rein druck auf der Schnellpresse drucken die anscheinend fehler- ; haften Buchstaben voll aus. Wenn vorauszusehen ist, daß nach ’ dem Absetzen einer Handschrift beim Lesen der Korrektur noch • größere Einschaltungen oder Streichungen nötig sein werden, । so ist der Schriftsatz nicht zu umbrechen, d. h. nicht zu Seiten ' zu formen. Die Druckerei liefert dann Fahnenabzüge, das sind ein- ’ seifige Abzüge in verschiedener Spaltenlänge, wie sie der Zufall