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298 PAPIER.ZEITUNG Nr. 9 muß es einen bedünken im Vergleiche zu den Bestrebungen des Herrn K. nach einem allgemeinen Aufschlag auf Papier, zumal es ja bei einzelnen Bedarisstoffen bereits erfolgreich durchgeführt sein soll. Möge man einmal versuchen, den zer fahrenen Karren anstatt mit 5 v. H. Zuschlag mühsam durch den selbstgeschaffenen Sumpf vorwärts, lieber mit vereinten Kräften rückwärts aufs Trockne zu ziehen und dann von festem Boden aus den Markt zu bearbeiten. Meiner Ansicht nach bedarf es garnicht einmal der Vereinigung sämtlicher oder selbst nur einer großen Menge Fabrikanten, sondern zunächst nur des Zu sammenschlusses einer gewissen Anzahl, die dann bestimmt auftreten gegenüber den übermütigen Syndikaten. Die Wirkung würde sicher nicht ausbleiben. F. Papier- und Papierstoffmarkt in Schweden Eigenbericht Die Lage des Papiermarktes hat sich im neuen Jahre wenig geändert. Bezeichnend für die Marktlage ist die Neigung der Preise nach unten. Der Wettbewerb mit den Fabriken be nachbarter Länder hat sich nämlich dadurch verschärft, daß diese während des schwedischen Arbeitcrausstandes den Still stand der Fabriken benutzten, um deren Kundschaft zu erobern. Nun bestreben sich die schwedischen Fabriken ihre einstigen Abnehmer wiederzugewinnen, und dabei geht es ohne Preis nachlässe nicht ab, wenn auch bei ruhigerer Uebcrlegung Preis stürze hätten vermieden werden können. Der schlechte Zellst off markt hat den altangesehenen Fabriken eigentlich wenig geschadet, denn die neuen Fabriken haben durch ihre billigen Preise nicht das erzielt, was sie anstrebten. Die alten Kunden der alten Fabriken, welche sich durch Unter angebote verlocken ließen, sind nun zum größten Teil zu den früheren Zellstoffabriken zurückgekehrt und infolge der schlechten Erfahrungen, welche sie gemacht haben, zu Preiszugeständnissen bereit. Die Holzschliff-Erzeugung ist, soweit Handelsware in Be tracht kommt, zum größten Teil auf mehrjährige Abschlüsse vergeben. Das Geschäft wickelt sich glatt ab bei befriedigender Preislage. Die fortgesetzten Neugründungen erregen einst weilen keine ernste Besorgnis, da die Nachfrage das Erzeugungs vermögen übertrifft. Wenn indessen auch in anderen Ländern die Holzschliff-Erzeugung sprunghaft erweitert wird, so kann mit der Zeit auch bei Holzschliff ein Ueberangebot eintreten. Dies steht jedoch noch weit im Felde, schlimmer ist der sich verschärfende Mangel an Schleifholz und dessen Teuerung. Die Aufmerksamkeit der Börse ist gleichwohl mehr als früher auf papierindustrielle Werte gerichtet, und unter diesen werden solche für die Holzschleiferei vorgezogen. Messen der Dicke und Schwere von laufenden Papierbahnen G. C. Chaney erhielt französisches Patent 402225 vom 20. April 1909 auf eine Vorrichtung zur ununterbrochenen Feststellung und Aufzeichnung der Schwere oder Dicke einer laufenden Papier- oder Stoffbahn. Die Vorrichtung beruht auf folgender Erfahrung: Wenn strahlende Energie aus einer beständigen Wärme- oder Lichtquelle durch einen Ueberträger auf einen Empfänger übergeht, wobei eine Papierbahn zwischen beiden läuft, so schwankt die Menge der übermittelten Energie in demselben Verhältnis wie die jeweils dazwischen geschaltete Masse. Wenn Wärme benutzt wird, so kann als Quelle eine elektrische Lampe dienen, der eine beständige Elektrizitätsmenge zu geführt wird, und der Empfänger kann eine einfache, mit einem Galvanometer verbundene Thermosäule sein. Wenn Licht verwendet wird, so können Selen oder Tellur als Empfänger dienen. Die Ablesungen auf dem Instrument müssen in allen Fällen verglichen werden mit denjenigen, die man erhält, wenn man Papier oder Gewebe von be kannter Schwere oder Dicke in gleicher Weise prüft. Die Zusammenstellung des Ueberträgers und des Empfängers besteht z. B. aus 2 parallelen Platten mit Walzen da zwischen, welche Papier- oder Stoffbahnen in gleicher Ent fernung von beiden Platten halten. Der amerikanische Pappenverband unter Anklage Die amerikanische Pappenfabrikation war bis auf wenige Ausnahmen in dem letzten Jahrzehnt unlohnend, weil die Verkaufspreise durch zügellosen Wettbewerb und häufige Uebererzeugung immer tiefer gedrückt wurden. Um diesem Uebel abzuhelfen, wurden im Laufe der Jahre eine ganze Reihe von Zusammenschlüssen der Fabriken gleicher Sorten in bestimmten Gegenden zustande gebracht, wie die American Straw Board Co., die United Box Board and Paper Co. und andere. Diese Zusammenschlüsse erhielten die Form von Aktiengesellschaften, diese brachten jedoch keine Erträg nisse, und ihre Aktien wurden wertlos. Die Ursache des Mißerfolges lag darin, daß ein Teil der konkurrierenden Fabriken außerhalb der Gesellschaften blieb und diesen scharfen Wettbewerb machte. Im September 1905 gelang es dem berufsmäßigen Trust- Organisator John H. Parks die genannten großen Gesell schaften und fast alle außerhalb dieser stehenden bedeuten den Pappenfabriken im östlichen und mittleren Teil der Vereinigten Staaten für einen sog. »pooling plan« zu ge winnen, welcher ungefähr auf derselben Grundlage beruhte, die in Nr. 103 der Papier-Zeitung von 1909 durch K. unter der Ueberschrift »Besserung des Papiermarktes« für den Zusammenschluß sämtlicher deutschen Papierfabriken vor geschlagen wurde. Von dieser Zeit an machten die Pappen fabriken gute Geschäfte, denn die Preise konnten beträcht lich erhöht und die Erzeugung dem Bedarf angepaßt werden. Eine ähnliche Organisation hatte John H. Parks um etwa dieselbe Zeit auch für die Hersteller von Pack papieren in den Vereinigten Staaten zustande gebracht, die sog. Manila and Fibre Association. Dieser Verband wurde jedoch nach ein paar Jahren des Vergehens gegen das amerikanische Antitrustgesetz beschuldigt und auf Anklage des Bundesstaatsanwalts durch das Gericht dieses Ver gehens auch schuldig erkannt. Er wurde gerichtlich auf gelöst, und seinen Mitgliedern wurden Geldstrafen auferlegt. Nun hat der Bundesstaatsanwalt auch gegen die Paper Board Association, den eingangs erwähnten Pappenverband, dieselbe Anklage erhoben und nicht nur diesen Verband, sondern auch dessen sämtliche Mitglieder, das sind 39 Firmen, darunter auch die erwähnten großen Verbände, sowie die 54 Leiter aller dieser Firmen unter Anklage gestellt. Dagegen wurden John H. Parks, der Gründer des Ver bandes, und E. C. Walker, dessen früherer Vorsitzender, nicht angeklagt. Sie sollen, wie es heißt, als Hauptzeugen gegen den Verband aussagen, und deshalb wurde ihnen Straflosigkeit zugesichert. Die Anklagepunkte lauten: Der Verband wurde am 1. September 1905 mit dem Sitz in New York gegründet und erhielt dann tägliche Berichte seitens der ihm angehören den Fabriken. In den vierteljährlichen Versammlungen der Mitglieder wurden die Preise, zu welchen die Pappe seitens der Mitglieder während des nächsten Vierteljahrs verkauft werden soll, vereinbart und festgesetzt, und von diesen Preisen durfte keines der Mitglieder ohne die Zustimmung aller Mitglieder abweichen. Jedes Mitglied des Verbandes zahlte in dessen Kasse monatlich 8 Dollar die Tonne für alle Pappe, die von ihm während des vorhergegangenen Monats versandt wurde. Hiervon wurden die Ausgaben des Verbandes gedeckt, und 25 Cents für die Tonne wurden außerdem zurückbehalten zur Bildung eines Fonds für die allgemeinen Zwecke des Verbandes. Der Nutzen wurde monatlich an die Mitglieder verteilt, je nach der Menge Pappe, die sie herstellen durften. Kein Mitglied durfte mehr erzeugen, als ihm zugewiesen war, außer es kaufte von einem andern Mitglied einen Teil von dessen Be teiligung, die dieses abtreten wollte. Die Anklagepunkte werden durch Vorlage sämtlicher Protokolle über die Sitzungen gestützt, welche der Verband seit seinem Bestehen abgehalten hat. So wurde am 1. Sep tember 1907 den Mitgliedern mitgeteilt, daß der Reingewinn in 262/3 Monaten fast 5 000 000 Dollar betrug. Der Verkaufs wert der in dieser Zeit versandten Pappe wird auf über 32 000 000 Dollar angegeben und die Menge der verkauften Pappe auf über 850000 t. Der durchschnittliche Gewinn auf die Tonne betrug also 5 bis 6 Dollar. Anfang Januar 1910 waren die 39 Firmen und ihre 54 Leiter vor die große Bundes-Jury in New York ge-