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3362 PAPIER-ZEITUNG Nr. 87 t Julius Post Am i2. Oktober entschlief nach längerem Leiden Herr Julius Post, Gründer der in Hamburg bestehenden Firma Julius Post G. m. b. H. Geboren in Lippstadt am 18. April 1844 als Sohn eines Kaufmanns, von mütterlicher Seite aus einer alten Papiermacher-Familie stammend, besuchte er in seiner Vaterstadt die Realschule erster Ordnung bis zur Pritna und trat dann als Lehrling in die Vorster'sche Papierfabrik in der Stennert ein. Nach 3 Jahren studierte er bei Fresenius Chemie, bekam dort das glänzende Zeugnis »Mit eisernem Fleiß hätte er seine Studien absolviert«, arbeitete dann 1 Jahr als Volontär in der Dresdner Papier fabrik unter Leitung des damals hochangesehenen Direktors Wilhelm Pütter und zog dann, getrieben durch einen un stillbaren Wissensdrang, als einfacher Arbeiter durch die Welt. Als Maschinenarbeiter trat er in eine belgische Fabrik ein; in England (Glasgow) bekam er eine Stelle als Werk führer. Er wurde dort entlassen, als die Direktoren in ihm den »gentleman« entdeckten und ihn beim Zeichnen von Maschinen über raschten. Obwohl erst 24 Jahre alt, bekam er sofort eine Direktorenstelle in Arnstadt bei Lieb man n&Kiesewetter; gegen höheres Ge halt vertauschte er diese Stelle nach einem Jahr mit der Direktorenstelle in Flensburg, wurde später Direktor in Hemer bei Frau v. Clausbruch, und 1871 wurde ihm der Bau und die In betriebsetzung der Königsteiner Pa pierfabrik über ¬ tragen. Die Fabrik liquidierte nach 4 Jahren, nachdem sie nur 1 Jahr in Betrieb gewesen, wegen Mangels an Betriebskapital. Von dort wandte er sich nach Altdamm bei Stettin und kam 1876 nach Hamburg, wo er sich als Papieragent selbständig machte. Während seiner Tätigkeit als Direktor gab er ein wertvolles Buch über die Hadernberechnung für die Papierfabrikation heraus, das damals von den ersten Fachleuten glänzend begutachtet worden ist und großen Erfolg hatte. Der Drang, seine eigenen Ideen zu verwerten, war aber so stark in ihm, daß er neben der Agentur eine Fabrik für seine Papierwagen gründete, die dann später durch Aufstellung seiner großen Rollmaschine für Telegraphenrollen und Zigarettenpapier eine bedeutende Erweiterung erfuhr. Später folgte die Er findung seiner Kopiermaschinen »Humidus« und »Simplex« sowie seiner Rapidrollen. Der eiserne Fleiß hat ihn bis zu seinem Ende nicht verlassen; obgleich er während der zwei letzten Jahre seines Lebens an einer Seite gelähmt war, hat er bis zum letzten Tag an seinem Zeichenbrett gearbeitet, um unter unsäglichen Mühen und seltener Geduld mit einer Hand seine Ideen zu Papier zu bringen. Seine Präzisions wagen, seine Rollmaschine und Kopiermaschinen sind Er zeugnisse seines Geistes, er bemühte sich rastlos auf ver schiedenen Gebieten und erwarb viele Patente. Wie aber das Leben der meisten Erfinder, so war auch das seine reich an Enttäuschungen. Der treueste Ehegatte und zärtlichste Vater, hat er in seinem Familienleben Trost und Ersatz gesucht für Vieles, was das Leben ihm versagt hat. Hrbeitslage in Schweden In einem großen Teil der Eisenwerke herrscht immer noch der Ausstand; so arbeiteten nach der amtlichen Zählung vom 9. Oktober bei den Mitgliedern des Eisen werkvereins nur 12300 Mann, während 14000 noch aus ständig waren. Disponent E. J. Ljungberg der Stora Kopparbergs Bergslags A.-B. in Falun hat einem Ausfrager des »Svenska Dagbladet« folgende Darstellung der Arbeitsverhältnisse bei seiner Firma gegeben: Diese betreibt außer Sulfitstoff fabrik, Holzschleiferei und Papierfabrik auch bedeutende Eisenwerke, deren Arbeiterzahl gewöhnlich 2000 Mann, seit Anfang September, wo nach einem Monat völliger Unter brechung die Arbeit wieder begann, bis heute nur 530 Mann beträgt — fast alles Leute, die nicht organisiert waren. Uebcr die Lage in ihrer Papierfabrik Kvarnsveden äußerte er: Gegenwärtig (am 23. Oktober) arbeiten darin 450 von im ganzen sonst 600 Mann, d. h. so viele, wie man wieder an stellen konnte. Von den 6 Papiermaschinen gehen 4. Die Arbeiter konnten in dem Maße, wie für sie Arbeit vor handen war, zurückkehren. Da sie nicht ausgesperrt waren, brauchten sie die Verpflichtung, welche gemäß den Be dingungen des Arbeitgebejvereins von den Eisenwerk-, Holzschleiferei- und Sulfitstoffabrik-Arbeitern verlangt wird (aus dem Fachverein auszutreten und die Ausgesperrten oder deren Organisation nicht durch Beiträge zu unter stützen), nicht zu unterzeichnen. Fast sämtlich gehören sie dem Fachverein sowie der Landesorganisation an. Der schwedische Typographenverband soll nach »Söder- köpings-Posten« beschlossen haben, für 1—3 Jahre diejenigen Provinzabteilungen aufzuheben, deren Mitglieder ohne Er laubnis des Verbandsvorstandes die Arbeit wieder aufge nommen haben; die Mitglieder sollen gleichwohl ihre Bei träge zahlen. Ferner hat man, wie verlautet, ein paar Ab teilungen, darunter die in Söderköping, wegen ihrer Weigerung, am allgemeinen Ausstand teilzunehmen, aus dem Verband ausgeschlossen. Der, wie gemeldet, von einer großen Anzahl Stock holmer Buchdruckereien und Zeitungen gegen den Typo graphenverband gestellte Konkursantrag wurde am 21. Ok tober vom Stockholmer Rathausgericht abgelehnt, »da die Kläger nicht nachgewiesen haben, daß sie eine Forderung gegen Beklagten besitzen, und somit nicht als Gläubiger an- zuschen sind«, bg. Papiermarkt in Schweden Eigenbericht Stockholm, 25. Oktober 1909 Wenn man im Ausland die Berichte über die jüngsten hiesigen Ereignisse gelesen hat und sich nun persönlich nach den Arbeitsstätten der Papiermacher begibt, so glaubt man kaum mehr an die verschiedenen Kriegsberichte aus der Ausstands zeit. Die Arbeit läuft wieder wie zuvor, und der sonst so ruhige Charakter der schwedischen Arbeiter bürgt dafür, daß in absehbarer Zeit Verirrungen wie diesmal nicht vorkommen werden. Während die vom Ausstand nicht berührten Fabriken fort laufend glänzende Geschäfte machten, haben die andern nun den Vorzug reicher Bestände von Aufträgen. Wenn auch während der Ausstandspause namhafte Aufträge norwegischen und finnischen Fabriken zufielen, so ist doch der Verlust an Kundschaft, besonders an englischer, nicht so bedeutend, wie man ursprünglich annahm. Die Nachfrage nach Druck- und anderen holzhaltigen Papieren ist sehr lebhaft, aber auch die nach reinen ein- wie doppelseitig glatten Zellstoffpapieren ist gut, und zwar werden meist Papiere aus gebleichtem Zellstoff verlangt. Außerdem tritt Amerika als Käufer für Kraftpapiere immer mehr in den Vordergrund, denn die Versuche, solches selbst herzustellen, scheinen dort bisher mißlungen zu sein. Aber auch der Markt für Sulfit- und Sulfatzellstoff hat sich in folge der Stillstandszeit erholt, und es ist zu hoffen, daß die lebhafter gewordene Nachfrage nach Amerika den erwarteten Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage bringen wird. Dies würde namentlich den neueren Zellstoffabriken zugute kommen, die sich durch allzu häufiges Angebot billiger Fehlpartien und durch Unterbietungen viel Schaden zugefügt haben. An Holz schliff herrscht nach wie vor Mangel, und die für die kalte Jahreszeit wünschenswerten Vorräte können anscheinend in diesem Herbst so wenig wie im vorigen Jahr herbeigeschafft werden. Es scheint, daß auf weitere günstige Gestaltung des Papier und Papierstoffgeschäfts gerechnet werden kann. Wenn auch zunächst keine Preisbesserungen vorliegen, so ist doch der Ab-