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Nr. 35 PAPIER-ZEITUNG erkalten. Lose Seide und loser Samt oder Plüsch ist auf der Kartonunterlage festzuspannen, um beim Nachdrucken wieder gut in den Vordruck zu kommen. Gut ist es auch, wenn man die Druckstelle dünn unterkleben kann. Wird Seide auf Firnisfarbe vergoldet, so ist auch sie (auf den Karton gespannt) scharf vorzudrucken, damit man sich in den Vordruck wieder hineinfühlen kann. Das Gold wird ohne Pulver aufgelegt und angedrückt; die Farbe soll vor dem Golddruck ganz trocken, die Platte nur wenig warm sein, muß vor dem Auflegen über die Haare gezogen werden und in der Presse erkalten. Gold braucht die geringste Druckwärme, Silber und Folie etwas mehr, Schlagmetall und Aluminium ziemliche Hitze. Alle Drucke verlangen reine, blanke Platten, nach vielen Drucken müssen sie von neuem geputzt werden. Ueberschießendes Gold wird möglichst vollkommen in einen Kasten abgekehrt, und sobald die Menge es lohnt, in Seiden papier festgedrückt und auf einer Koblenschaufei glühend gemacht. Man erhält für dieses durch Ausbrennen staub frei gewordene Gold 1,60—1,80 M. für das Gramm. Leider können wir bei Handvergoldung das überschüssige Gold nicht so gut sammeln, wir müßten denn Lappen und Watte mit Oel oder Fett tränken, welches aber das Gold blind und helle Farben fleckig macht. Am besten läßt sich das Gold mit Knetgummi abtupfen, welcher mit Benzin erweicht werden kann. Silberabfall hat nur geringen Wert, der Abfall unedler Me talle fast gar keinen, es lohnt nicht, ihn zu sammeln. Folien abfälle lassen sich vielleicht zu Schnittfarben verwenden. Leichter und sicherer ist das Prägen und Ver golden in der Presse, wenn man die Prägeplatte an der Ausziehplatte der Presse anhängen und die Decken an Winkel auf dem Tische anschieben oder auf Punkturen aufstecken kann. Dann machen wir auf einer Decke oder einem gleich großen Pappstück einen nach den Rändern ausgerichteten freihändigen Abdruck der Platte und legen Decke oder Pappstück in die Mitte des Pressentisches oder so darauf, daß der stärkste Druck auf den schwereren Teil des Satzes trifft. Alsdann schneiden wir starke Pappstück chen von etwa 2X4 cm, bestreichen diese sowie zwei Stel len des Pressentiscbes hinter der Decke (dem Pappstücke) in Nähe der Ecken und eine Stelle des Tisches am Kopfe der Decke mager mit kräftigem Leim, legen dort die Papp stückchen mit einer Schmalseite dicht an die Decke an und pressen sie fest Darauf setzen wir die Prägeplatte in den Vordruck auf der Decke oder dem Pappstück, schieben gut an die Pappwinkel an, machen auf der Satzpappe an den Ecken und Rändermitten kleine Leimtupfen, schieben den Tisch bis zum Anschläge hinein, ziehen den Hebel nieder, stellen den Druck, pressen zu und heizen die Presse. Handelt es sich nicht um eine fertige Decke, so kann die Druck platte jetzt eingepreßt bleiben. Wir stellen die Flammen klein, sobald die Platte für den Vordruck warm genug er scheint, ziehen die Auszieh- mit der Prägeplatte heraus, putzen letztere nochmals, wischen nach Wegnahme der V01 druckpappe den Schweiß vom Pressentische, schieben die Ausziehplatte wieder ein, stellen sie fest, und können nun den Vordruck beginnen. Sind noch nicht eingeschlagene Decken oder Rücken zu prägen, oder die Decken so groß, daß ihre zweite Hälfte, weil sie auf dem Pressentische nicht genug aufliegt, die an den Winkeln liegende Hälfte von diesen zurückzieht, so muß »auf Punktur« gedruckt werden. Dann werden zu nächst starke Papierstückchen bei Kalikodecken (und Kaliko stückchen bei Lederdecken) über und unter der Decken- mitte so auf den Deckeneinscblag angetupft, daß man sie vor dem Einschlagen wieder abreißen kann. Sind bei ganzen Decken nur die Rücken zu prägen, so können die Decken samt den Rücken eingeschlagen werden. Dann werden unter die Rücken längere Schrenzstreifen mit Leimtupfen be- testigt, deren vorstehende Enden nötigenfalls auch durch Kalikostückchen verstärkt werden. Die Punkturlöcher werden mit feiner Ahle nach Schablone in der Verlängerung der genauen Mittellinie 6—10 mm von den Kanten der Decken oder Enden des Rückens von hinten nach vorn auf Pappunterlage gestochen. Zu den Punkturen verwendet man starke Reißzwecken, welche man durch Stückchen dünnen aber festen Schrenzes sticht, und zwar nabe einer Kante. Die Schrenzstückchen sollen möglichst groß, unten rauh, oft geritzt und gebrochen sein, damit sie recht gut kleben. Man kann aber auch kleinere Schrenzstückchen 1361 mit größeren Stückchen eines weichen Stoffes oder Papie- res bedecken, welche dann gut am Pressetisch kleben und die Punkturen sicher festhalten. Für dieses Halten ist jedenfalls zu sorgen, und man preßt die Punkturen, nachdem man sie nach der Schablone an die richtigen Stellen auf dem Pressentiscbe geklebt hat, wobei diese Stellen ebenfalls Leim erhalten, mit Pappstücken, deren Dicke größer ist wie die Höhe der Reißstifte, ebenfalls so an wie früher die Winkel. Die Schablone oder eine Decke hat man schon freihändig vorgedruckt, hängt sie nun auf die Punkturen, legt die Platte auf und verfährt im weiteren so wie beim Anlegen von Decken an Winkel. Hat man bei Rücken nicht schon Schrenzstreifen untergetupft, was man sich ja bei nicht eingeschlagenen Rücken ersparen kann, so muß man nun einen Streifen Schrenz als Preßunterlage zwischen die Punkturen kleben, ebenso ein ausreichend großes Stück Schrenz, wenn die Decken nur auf Schrenz aufgezogen, also sehr dünn sind. In solchen Fällen kann man aber be sondere Punkturen sparen und die Reißzwecken gleich durch die Preßunterlage stechen. Muß man beim Prägen von Rücken Linienstücke verwenden, deren Länge die Breite der Rücken überschreitet, so muß die Preßunterlage so stark sein, daß nur die Rückenbreite Druck erhält. Sind die Rücken verschieden breit, verlangt jeder eine andere Unter lage, mit den Punkturlöchern auf seiner Mittellinie. Sind Decken mit einer Platte zu prägen, deren Zeichnung vom Rücken auf die Deckel oder umgekehrt übergreift, so muß, wenn die Decke nicht ebenfalls nur aus Rücken- schrenz besteht, die Preßunterlage für den Rücken mit der Rückeneinlage zusammen genau so dick sein, wie die Pappe der Deckel, und an diese anstoßen. Damit aber auch die Fälze volle Prägung erhalten, nimmt man zu den Rücken einlagen zunächst nur schwaches Papier und klebt erst nach dem Prägen Schrenz ein. Muß man bei schon fertigen Decken für den Rücken zu lange Linienstücke verwenden, so muß die Preßunterlage viel dicker wie die Deckelpappe und sehr hart sein, mindestens stark gewalzte Pappe. Eisenstäbe sind natürlich noch besser und bei den bekann ten Rückendruckapparaten vorgesehen, doch müssen sie zur Schonung der Prägeplatte mit Schrenz beklebt werden. Man kann aber auch erst die Rücken aufziehen und prägen, und dann erst die Decken fertig machen. Wird beim Deckenmachen nicht der Kaliko sondern die Pappe angeschmiert, so wird ersterer oft hohl oder springt besonders an den Kanten von der Pappe leicht ab. Den Grund dafür bildet eine Fettsubstanz in der Schlichte des Kalikos und seine Glätte, der Uebelstand tritt auch bei Leinwand und Büchertuch (Doppelkittai) ein, während auf der Rück seite etwas wollige oder haarige Stoffe gut kleben. Man vermeidet das Abspringen des Kalikos usw. bei Decken, bei welchen der Kaliko nicht angeschmiert wird, weil sie nicht gleich eingeschlagen werden, entweder durch Ver wendung langsam trocknenden Leims oder indem man die Pappe mit dünnem Leim fett anschmiert, auf den Kaliko legt, schnell anreibt, und wieder abzieht, nochmals mager ansebmiert, und nun erst endgiltig auflegt und anreibt. Langsam trocknenden Leim bereitet man auf folgende Weise: Man weicht t kg Leder oder Knochenleim inkleinen Stückchen 24 Stunden in kaltem Wasser ein, gießt dieses dann ab, löst den Leim im Wasserbade klar auf, wobei er jedoch nicht zum Kochen kommen darf, gießt ihn dann auf */a kg Fischleim, setzt 40—50 g Glyzerin und 5 g Karbol säure zu, rührt tüchtig durcheinander und gießt zuletzt etwas Wasser obenauf, damit kein Pelz entsteht. Das Wasser verrührt man nach Abkühlung des Leims mit diesem. Solcher Leim und die mit ihm überzogenen Decken trocknen sehr langsam, sie müssen einige Zeit an der Luft liegen, soll der Leim beim Prägen nicht durchschlagen. Um beim Aufziehn der Decken ohne Anschmieren des Kalikos Ziehblasen zu vermeiden, emp fiehlt es sich, die Kalikoteile durch leichtes Anfeuchten der Rückseiten, . welche man dann gegeneinanderlegt, schon vor der Berührung mit dem Leim auszudehnen. Einen andern Leim macht man langsam trocknend, wenn man seiner noch beißen Lösung von 1 kg Trockengewicht 100 gr erwärmten venezianischen Terpentin zusetzt; dieser Leim muß aber während der Verarbeitung oft umgerührt werden. August Weichelt empfiehlt in der Papier-Zeitung gegen das Absprirgen des Kalikos von Papier oder Pappe einen Zusatz von etwas Salmiak zum Lederleim. Schluß folgt.