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■o Verband der Postkarten-Grossisten Sitz: Hamburg I, Paulstraße 12 Bericht der Versammlung vom 15. Juli Versammlungsort: Jungfernstieg-Restaurant £ Tages-Ordnung: 1. Sollen Fabrikanten und Agenten als fördernde Mitglieder aufgenommen werden? 2. Ueber Nachbestellungen von Bromsilberkarten nach Bezug der Mindestmenge. 3. Eingabe an die Behörde auf Ernennung eines Sach verständigen für Ansichtspostkarten. 4. Wie bekämpfen wir die Auswüchse des Straßen handels. 5. Verschiedenes. Eröffnung der Versammlung um 93/4 Uhr durch den Vorsitzenden Herrn Röpke. Punkt 1 wird debattelos und einstimmig angenommen. Zu Punkt 2. Die Versammlung beschließt, den Vor sitzenden zu beauftragen, bei dem Syndikus des Verbandes für Bromsilberkarten-Fabrikanten anzufragen, wie der Ver band sich zu der Frage, Nachbestellungen auf Bromsilber karten in beliebiger Anzahl stellt, oder ob hierüber eine vorschriftsmäßige Norm festgesetzt ist. Zu Punkt 3. Die Versammlung beauftragt nach kurzen Erörterungen den Verband, mit einer Eingabe und Vor schlägen an zuständiger Stelle bei der Behörde vorstellig zu werden, dasselbe bezieht sich auch auf Punkt 4 mit dem Zusatz, alle Kleinhändler, die doch sicher am meisten durch die Schleudereien des Straßen handels geschädigt werden, bei unserer Eingabe zu ver anlassen, diese gleichzeitig durch ihre Unterschriften mit zu unterstützen. Zu Punkt 5 sind keine Anträge eingegangen. Schluß der Versammlung um 111/2 Uhr. Im Auftrage des Verbandes der Postkarten-Grossisten gez. A. Büttner Herbstkarten Im Dreifarbendruck schildern uns Koch 6 Bitriol in Dresden den Uebergang vom Sommer zum Herbst. Sommer grün und Herbstgold geben ein heiteres Bild. Der Herbst schreitet vor, die Farben werden bunter. Die Freude wandelt sich in Schwermut. Durch die einsame Birkenallee, die von buntem Gebüsch umsäumt wird, wandelt eine alte Bauernfrau in gebeugter Haltung. Die Kraft der Farben steigert sich: Goldfarbene und glutrote Bäume stehen neben dunklen Zypressen und breitästigen Eichen, die noch im grünen Sommerkleide prangen. Buntes Gewölk zieht dar über hin. Zartes Gelb, das bisweilen in ein leichtes Rot über geht, Braun, hier und da ein graublauer Ton, geben vor nehme Parkbilder nach J. G. Gerstenhauer, Chromotypien von Morks 6• Gruze in Dordrecht. Das Wasser spiegelt das alte, träumende Schloß und den Goldglanz des Waldes. Auch Wald und Wiesen geben liebliche Bilder. Dreifarbendrucke von Hans Kohler & Co. in München nach Aquarellen von Wilh. Eilers geben wuchtige Baum gruppen deutscher Waldungen wieder. Durch fast ent blätterte Kronen schaut der blaue Himmel, Sonnenlicht umzieht die bemoosten Stämme und spielt auf rot und gelb gemustertem Waldboden. Verwittertes graues Steinwerk und buntes Herbstlaub einen sich zu feinen, etwas schwer mütigen Stimmungsbildern. Eine Allee von rotgelben Herbstbäumen, die neben einem altersgrauen Pavillon da- hinziebt, lenkt den Blick auf ein lichtes Fernbild, das dem Hintergrund sonnige Tiefe gibt. Ein prächtiger Laubbaum oberhalb einer Freitreppe im Renaissancestil, feuriges Wein laub, welches das alte Gemäuer hinaufklettert, goldenes Sonnenlicht und rötliche Wolken bilden ein wirkungsvolles Farbenbild. Beide Bilder sind gleichfalls nach Aquarellen von Wilh. Eilers hergestellt. Nach Naturaufnahmen von Professor Miethe führt die Rotophot, Gesellschaft für photographische Industrie m. b. H. in Berlin^ im Dreifarbendruck die Ruinen des Heidelberger Schlosses vor: Der Friedrichs- und Otto Heinrichsbau und der Schloßhof, beide umrankt von herbstlich schimmerndem Weinlaub. Die rötliche Tönung des Gesteins gibt den Ruinen Lebenswärme, trotz Alters und Kriegsstürme. Selbst die Schatten im Torbogen und in den Fensterhöhlen wirken lebendig und erzählen von der Vergangenheit. Die Herbst stimmung verdichtet sich zur Schwermut in dem Bilde »Ein samkeit«, die Wiedergabe einer Naturfarben-Photographie, System Prof. Miethe. Rot gibt den Hauptton. Eine weibliche Gestalt sitzt auf einer Bank im Buchenwald, der gesenkte Blick ist auf den rotgemusterten Waldboden geheftet. Die Farbentöne des Kleides, des Haares fügen sich der Haupt farbe ein, das Weiß des Sonnenschirmes und des Kragens, der Goldglanz zwischen den Laubkronen bringen Licht in die einförmige Farbenstimmung. Paul Heys’ zartes Stimmungsbild »Herbstmorgen« er scheint als Lithographie im Verlage von Hubert Köhler in München. Die Farben sind hell, wie durch einen leichten Herbstnebel gesehen. Das Licht ist fast nüchtern, es läßt den Frost ahnen und verkündet das Scheiden warmer, sonniger Tage. Die Empfindungen prägen sich in dem sinnenden Gesicht und der schlaffen, resignierten Haltung des Gastes aus, der sein Frühstück im Wirtsgarten ein nimmt. Vereinzelt hängen gelbe Blätter von oben herab, die Sonne malt helle Flecke auf Tisch und Boden. Die Darstellung des Heidelberger Schloßhofes wieder holt sich in einer Lithographie nach K. Mutter im Verlage von J. Velten in Karlsruhe. Es ist ein Bild, wie es der Künstler schaute. Die Formen sind großzügig, die Einzel heiten treten zurück. Das Licht dringt durch das Gewölk und gibt jedem Bau eine andere Farbe, einen persönlichen Charakter. Die Fenster sind eigentümlich belebt durch das Spiel des Lichts und der Wolken. Nach H. Junker gibt derselbe Verlag das Bild »Licht haus im Wiener Prater« wieder. Sonnenlicht und Herbstlaub feiern ein leuchtendes Farbenfest. Auch Bau und Kleidung der Gäste tragen bunte Farben. Kleys Bild »Blick durch die Siegesallee, Berlin« zeigt schillerndes Herbstlaub und die beweglichen Farben der Vorübergehenden im Gegensatz zu der einförmigen grünen Blätterwand, von der sich die weißen Standbilder der Hohenzollernfürsten abheben. Herbststürme wehen um das Freiburger Denkmal des Berthold Schwarz und zausen die Bäume und die Kleider der Spaziergänger. Schloß Laufenburg und Umgebung nach F. Voellmy erscheinen in der charakteristischen Oede des Spätherbstes. Der Dreifarbendruck von Theoa. Stroefer in Nürnberg schildert die Poesie des Waldes in Licht und Farben. Graue Stämme der Eichen, zarte gelbe Blätter, Gewölk am grün lich getönten Himmel und den Waldboden mit seinem wundervollen Gemisch von Herbstzeitlosen, Gräsern und roten Blättern. Verschleiert und märchenhaft wirken die Farbentöne und Baumgestalten des Waldes, dessen Ein gang zwei breitästige Eichen bilden. Hasen spielen auf der rotgemusterten Erde, ein weißer Vogel fliegt ins dunkle Waldinnere. Die schwarzen kernigen Stämme erinnern an Baumriesen des germanischen Urwaldes, der Boden schimmert blutigrot, hell und sonnig wirkt die Ferne. Ein feines poetisches Stimmungsbild liefert der Parkweiher mit Wasserrosen, überhängendem Geäst und der uralten Linde. Prächtig ist die Gruppe der Buchen im rotgoldenen Herbstgewande. Zwei Blumen suchende Kinder erinnern an Hänsel und Gretel. Auch schlanke Birken, Felsgeröll, ein rauschender Waldbach und ein rotschimmernder Bergrücken verbinden sich zu einem feinen Landschaftsbilde. A. L.