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Nr. 34 PAPIER-ZEITUNG 1497 Der Fabrikationsbetrieb beginnt im Kellergeschosse des Hauptgebäudes, und die hellen, hohen und trockenen Räume daselbst lassen nicht vermuten, daß sie anderthalb Meter unter dem Grundwasserspiegel liegen. Ueberall, selbst dort, wo die Schreib- und Kopiertinten, die Kleb stoffe, die Farbbänder, Kohlenpapiere usw. her gestellt werden, herrscht peinlichste Reinlichkeit, und es ist ein Vergnügen, zu sehen, wie dieser Teil des Betriebes, den man sich eigentlich ohne Verunreini gung der Räume nicht denken kann, so sauber und ruhig vor sich geht. Die Tintenfabrikation beginnt mit dem wissen schaftlichen Laboratorium des Chemikers, an das sich das Rohstofflager und der Abwiegeraum anschließen. Aus diesem gelangen die abgewoge nen Stoffe auf Wagen nach dem Betriebslabora torium, wo sie in großen geschlossenen eisernen und kupfernen Kesseln zu Tinte verarbeitet und alsdann durch einen Lutfkompressor nach dem Tintenkeller ge schafft werden, wo die Rohtinte in Bottichen von dieses zwei Spülkammern an, in denen in der Fabrik selbst destilliertes Wasserzum Spülen verwandt wird Ein weiteres Glaslager folgt, hierauf ein Lager für Kapseln und Pack material, das Etiketten-, Stöpsel- und Kartonlager und ein Füllraum für Klebstoffe. 1000—4000 1 Inhalt ge ¬ lagert wird. Täglich können ungefähr 30000 1 Tinte fertiggestellt werden. Aus dem Tintenkeller gelangt die fertige, aufs sorgfältigste geklärte und filtrierte Tinte in hellen und sauberen lüft- und staubdicht schließenden Fässern nach dem Tintenfüllsaale, wo Frauen, an zahl Füllen der flüssigen Tuschen Für den zweiten Hauptzweig der Fabrik, die Herstellung der Tusche, lagern die Rohstoffe gesondert. Da das anfangs von Zeichnern verwandte Material, die echte chinesische Tusche, bei dem riesigen Bedarf nicht mehr in genügender Farbentrocknen Menge zu beschaffen war, schuf die Firma Ersatz in der flüssigen »Pelikan«-Tusche. In dem Raume neben dem Rohstofflager treibt ein Motor Walzen, welche die Roh stoffe wiederholt zerkleinern und mischen. Die fertige Tusche wird von hier aus durch den Fahrstuhl in den Füllraum geschafft. In einem anderen Raume werden Farben, die sich maschinell nicht verarbeiten lassen, im Handbetriebe von Arbeitern gerieben. Einen Raum weiter findet die Auslese des Gummis statt, der selbst in der besten Qualität noch allerlei Unreinigkeiten, wie Holzstückchen, Rinde usw. aufweist. In diesem Geschosse liegt auch das Laboratorium des Chemikers dieser Abteilung und das Betriebsbureau. Im ersten Stockwei ke be findet sich der Filterraum für die bunten Tuschen, die in einer Unmenge von großen Flaschen und Trichtern dem Eintretenden entgegenleuchten. Dahinter liegt ein Raum für Materialien des Tuschefüllsaales, sowie ein großer Spül- und ein Trockenraum für Korke und Pergament. Es folgt der luftige Füllsaal für flüssige Tuschen, in dem zahl reiche Arbeiterinnen füllen, überbinden, etikettieren und versandfertig packen. Eine weitere Reihe von Räumen erfordert die Herstellung von Künstler-, Studien- und Kinderfarben: der dritte, nicht minder wichtige Hauptzweig der Firma. Auch er hat ein besonderes reichen langen Tischen sitzend, die Tinte in Flaschen füllen und verpacken. Neben Tinte wird hier auch ein Teil der Klebstoffe verfüllt und für den Versand her gerichtet. An den Füllsaal schließt sich ein Flaschenlager, an wissenschaftliches Laboratorium, ein Be triebslaboratorium, einen Abwiegeraum und maschinelle Hilfsmittel, wie Mühlen, Kollergänge, Pressen und Walz werke. Hier werden die Rohfarben gemahlen und in Kuchen gepreßt, diese alsdann in Platten ausgewalzt, in Stückchen geschnitten und gepreßt. Papier von Krause &• Baumann in Dres/ien, Zweigniederlassung Berlin