Volltext Seite (XML)
Nr. 87 PAPIER-ZEITUNG 3307 der selbstverständlichsten typographischen Regeln zusammengestellt, und der Druck sei mehr als mangelhaft. Auch inhaltlich sei die Festschrift nicht einwandfrei, so läßt der Verfasser den Grundstein einmal am 19. September, das anderemal am 19. Oktober legen. Es sei zu wundern, daß dieses »Kunstprodukt« aus den Werkstätten von F. A. Brockhaus hervorgegangen sei. Daß die Firma Gutes zu leisten imstande sei, beweise ihr Ruf und die anläßlich ihres 100jährigen Jubiläums hergestellte Festschrift. F. Altenburg. Graphische Vereiniaung. Den wichtigsten Punkt der Tagesordnung bildete am 4 Oktober die Ausstellung und Be sprechung von Johannisfestdrucksachen, welche in etwa 120 Ex emplaren aus etwa 80 Druckorten vorlagen. Der Vorsitzende, der das Referat übernommen hatte, betonte, daß man diese Festdruck sachen mit vollem Recht als Prüfstein der fortschreitenden Ent wicklung der deutschen Typographie bezeichnen könne, bieten sie doch ein übersichtliches Bild vom jeweiligen Stande des Akzidenz druckes. Im ganzen zeigen die letzten Johannisfestdrucksachen den vorjährigen gegenüber einen erfreulichen Fortschritt. An die Be- sprechung der einzelnen Arbeiten knüpfte sich eine längere Aus sprache, bei der darauf hingewiesen wurde, daß die nur mit zwei oder drei Farben hergestellten Arbeiten oft bessere Wirkungen zeigen als die unter Verwendung von fünf und mehr Farben ent standenen Drucksachen. Vorzügliches leistete die Stuttgarter Fach schule, deren Arbeiten uneingeschränktes Lob verdienen. Das von verschiedenen Gesellschaften als künstlerische Drucksache be zeichnete Hanauer Festprogramm kann wohl Anspruch auf Originalität in der Anlage erheben, doch wirkt die Satzanordnung der inneren Seiten geradezu häßlich, zumal, wenn man dieser Arbeit die Mannheimer Festkarte gegenüberstellt. Hier eine in allen Teilen genau abgewogene Drucksache von einheitlicher wohl tuender Wirkung — dort eine mittels außergewöhnlicher Schriften nach Effekt haschende und doch unschöne Arbeit. An dem vom Verband der Deutschen Typographischen Gesell schaften erlassenen Inserat-Wettbewerb beteiligten sich aus unserer Vereinigung 6 Mitglieder mit insgesamt 45 Entwürfen. Zum Schluß der Sitzung kam eine Anzahl anerkennender Zu schriften über die aus Anlaß unserer 100. S tzung herausgegebene Festschrift zur Verlesung. 6 neue Mitglieder wurden aufgenommen. A—z. Mannheim - Ludwigshafen. Typographische Gesellschaft. Am 18 Ok tober wurde der Ende Oktober beginnende Skizzierkursus besprochen. Mehrere Gießereien sandten auf unser Ersuchen ihre Neuheitenhefte und -Blätter als Vorlagen. Ferner wurden die Rundsendungen IX und XIV vom Verbände der D. T. G. ausgestellt. Sie betreffen den Wettbewerb der Graphischen Monatshefte und den Jubiläums- W ettbewerb der Berliner Typographischen Gesellschaft und umfassen 4 und 40 Tafeln. Nach eingehender Besichtigung wurden die Arbeiten vom Vorsitzenden kritisiert, ebenso die aufgelegten Präge zierate von Rockstroh & Schneider Nachf. A -G. Zum Schluß wurde eine Einladung der Schriftgießerei D. Stempel, Frankfurt a M., mit geteilt. Es wurde beschlossen, zusammen mit der Heidelberger typographischen Gesellschaft am Sonntag, 29. Oktober, die Be- sichtigung der Gießerei vorzunehmen. —di. Die schwedischen Buchdrucker und der schwedisch deutsche Handelsvertrag Zur Zeit können in schwedischer Sprache gedruckte Bücher aus dem Auslande zollfrei in Schweden eingeführt werden. Früher ver- ursachte diese Zollfreiheit den schwedischen Buchdruckern keinen pennenswerten Schaden, weil in schwedischer Sprache gedruckte Bücher nur aus Finland eingeführt wurden, und man dies ja nicht Grschweren wollte. Neuerdings werden jedoch aus Schweden be- Deutende Druckaufträge nach Deutschland und Holland erteilt, zum Schaden der schwedischen Druckereien und Papierfabriken. Mit Rücksicht auf die in Gang befindlichen Verhandlungen über den Handelsvertrag mit Deutschland, richtete der Allgemeine shwedische Buchdrucker-Verein an den König eine Eingabe, der "ir nach »Svensk Pappers Tidning« folgendes entnehmen: An den König! »Während der letzten Jahre haben deutsche Buchdruckereien mmmer häufiger mit den schwedischen wegen des Druckes von küchern in schwedischer Sprache erfolgreich konkurriert. Diese Konkurrenz wird den deutschen Firmen dadurch leicht, daß be- Irucktes Papier in Bogen, geheftet oder zu Büchern gebunden (in etz terem Falle mit Ausnahme von schwedischen Bibeln und Gesang- uchern) zollfrei eingeführt wird, während dagegen alle zu dessen Herstellung dienenden Maschinen und Stoffe, vor allem das Papier, ®lche die schwedische Buchdruck-Industrie benötigt, mit be- rachtlichen Zollsätzen belegt sind. Für Papier beträgt der Zoll 10 ' s 20 aufs Kilo, je nach der Beschaffenheit. Dieser Zustand teht im Widerspruch zur Grundlage unseres Wesens, wonach die artige Ware höher verzollt wird als der Rohstoff. Durch Einstellung von schwedischen Setzern in deutschen Buch- uruckereien können dort schwedische Arbeiten leicht ausgeführt werden. Die schwedischen Druckwerke, welche jetzt aus dem Anslande eingeführt werden, beschränken sich nicht auf mit Abbildungen ver sehene Bücher, sondern es sind darunter Preislisten, Kataloge und größere, mehrere Bände umfassende Werke. Deutsche Handels reisende suchen Bestellungen auf den Druck von Bianketten, Kata logen und Büchern unter Hinweis auf den Vorteil, daß das Papier, wenn bedruckt, zollfrei ist. Daher haben sich die Buchdruckereibesitzer in Stockholm dafür ausgesprochen, daß der Zollsatz für Papier auch für im Auslande in schwedischer Sprache bedrucktes Papier gelten möge, gleichgiltig ob es in Bogen oder als fertige Bücher, geheftet oder eingebunden, eingeführt wird. Wir wünschen dagegen keinen Zoll auf Drucksachen oder Bücher in anderen Sprachen als der schwedischen, denn es liegt im Interesse der geistigen Entwicklung, daß Bücher in fremder Sprache zollfrei hereinkommen.« Lohnbewegung der Kartonnagen-Arbeiter Zu Nr. 88 S. 3151 Aus Baden Die Herren Sozialdemokraten scheinen ihre Fühler auch in unseren Fabrikationszweig auszustrecken. Dies ist eine sehr ernste Mahnung an die Kartonnagen-Fabrikanten, sich bei Zeiten gegen eine Ueberrumpelung zu decken. Dagegen etwas auszurichten, ist aber nur möglich, wenn auch sie sich zu einem großen Ganzen einigen. Ich meine damit, daß wir uns zu einem großen Verband zusammenschließen, um Anmaßungen, wie sie in letzteren Jahren in verschiedenen Fabrikationszweigen zu Tage getreten sind, gleich im Keime unterdrücken zu können. Wir haben ja vor einigen Jahren einen Verband mit dem Sitz in Lahr gegründet, dem die Kartonnagenfabriken von Baden, Elsaß, Lothringen und der Pfalz angehören sollten. Wir wissen aber nicht, ob dieser Verband noch besteht oder nicht. Seit Jahren haben wir nichts mehr von ihm gehört, und bis jetzt wurde weder eine Ver sammlung abgehalten noch ein Rechenschaftsbericht abgelegt. Nicht einmal über die wichtigen Zollfragen haben die Herren an der Spitze etwas Leben gezeigt. Damals wurde der Verband ge gründet, weil die Rohstoffpreise von Tag zu Tag stiegen, dabei aber unsere Erzeugnisse, dank der Konkurrenz, von jedem Tage ab billiger wurden. Trotzdem der Verband nur kurze Zeit sein Leben fristete, hat er doch soviel zustande gebracht, daß der Auf schlag unserer Kundschaft nicht unerwartet kam, und man beim größten Teil derselben auf gar keinen Widerstand gestoßen ist. Heute aber gehen wir einer viel größeren Gefahr entgegen. Wie die Herren Kollegen aus der Mitteilung in Nr. 83 gelesen haben werden, haben sich die Arbeiter und Arbeiterinnen bereits organisiert. Jedenfalls bleiben die Herren Agitatoren nicht auf halbem Wege stehen und werden von da aus weiter vordringen. Ist aber diese Organisation einmal in Deutschland perfekt, dann kommen die Forderungen, und diese werden für Lohn, Arbeitszeit usw. so maßlos gestellt werden, das es gleichbedeutend ist mit Aufhören des Ausfuhrgeschäfts, denn wir müssen geben, was diese verlangen. Das Ausfuhrgeschäft ist aber insofern schon schwierig, weil im Ausland sich nach und nach die Kartonnagen-Fabrikation entwickelt hat, und wir nur noch durch unsere günstigeren Arbeits verhältnisse mit dem Ausland im Gleichgewicht bleiben. Dies würde dann aber sein Ende erreichen. Nun, meine Herren Kollegen, lernen wir von den Sozialdemo kraten, daß durch Einigkeit alles zu erreichen ist. Lasset alle Vor urteile schwinden, habet nur das eine Ziel im Auge, dieser Gefahr gewappnet entgegentreten zu können. Die Koalitionsfreiheit ist für Jedermann, nicht nur der Arbeiter, auch der Arbeitgeber kann daraus Nutzen ziehen. Ich bitte die Herren Kollegen, sich auszu sprechen, und zweifle nicht daran, daß die Papier-Zeitung uns dafür ihre Spalten öffnen wird. T). Das Museum des Deutschen Buchgewerbe-Vereins in Leipzig hat zur Zeit buchgewerbliche Arbeiten Deutscher Kunstschulen ausgestellt. Vertreten sind: die Königl. Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig, die Kunstgewerbeschulen in Krefeld, Düsseldorf, Magdeburg, die Städt. Gewerbeschule in Frankfurt a. M. und die k. k. Kunstgewerbeschule in Wien. Angeschlossen sind Erzeugnisse der Sächsischen Werkstatt in Deuben bei Leipzig, die von früheren Mitgliedern der Steglitzer Werkstatt, den Malern Belwe, Kleukens und Salzmann, geleitet wird. Die Ausstellung läßt zu ihrem Teile das Maß erkennen, in dem sich die moderne Bewegung im Kunsterziehungswesen durchgesetzt hat und gewährt natürlich auch Einblicke in die Kunsttendenzen der heran wachsen, den Jugend. Die Ausstellung ist somit für Jedermann, dem die Zukunft des Buchgewerbes am Herzen liegt, von Interesse, nicht blos für Leiter und Lehrer von Kunstgewerbeschulen. Das Buch gewerbemuseum wird gut tun, die Beziehungen, die es durch diese Ausstellung mit den Kunstschulen angeknüpft hat, weiter zu pflegen. Während der Dauer der Ausstellung finden zweimal in der Woche erläuternde Führungen statt. W.