Volltext Seite (XML)
3300 PAPIER-ZEITUNG Nr. 87 Einhalten des richtigen Papiergewichts 2. Stoffmahlen für Handpapier Fortsetzung zu Nr. 82 Es gibt kaum einen Zweig der Papierfabrikation, wobei die Mahlung der Stoffe mit solch peinlicher Genauigkeit und Sorgfalt erfolgen muß, wie bei der Herstellung von Hand- papier. Wird hierbei nur ein einziger Holländerstof zu lang oder zu kurz, zu rösch oder zu schmierig gemahlen, oder nicht in der erforderlichen Dichtheit entleert, so entstehen sehr nachteilige Folgen. Diese treten dann auch sofort zu tage, weil an jeder Scböpfbütte meistens jede Holländerleere für sieh verarbeitet wird. In der Schöpfbütte muß der Stoff stets richtig und gleich mäßig verdünnt werden. Ein wesentlicher Teil der Kunst des Papiermachers, welcher das Papier schöpft, beruht darin, daß er den Stoff während der Arbeit fortwährend in der richtigen Verdünnung erhält, weil er sonst unmöglich dem Papier das richtige Gewicht geben kann. Hat er zu langen Stoff, so hat er oft die größte Mühe, ihn in genügender Menge durch sein Knotensieb zu bringen, sein Papier muß also zu dünn werden. Bei langem Stoff setzen sich zudem in der Bütte an die Siebe und Rührwellen Faserbündel an, lösen sich während der Arbeit von Zeit zu Zeit und gelangen auf die Schöpfform. Ein solcher Bogen kann nicht benutzt werden und muß wieder in die Bütte wandern, wodurch Aufenthalt entsteht und alle Arbeiter an der Bütte zu Schaden kommen. Ist der Stoff zu kurz, so treten andere Uebelstände auf. Bei Herstellung gerippter Papiere kommt es dann vor, daß der Stoff »durchbrennt«, d. h. der kurze Stoff schiebt sich zwischen die Drähte, welche die Form bilden. Der ge gautschte Bogen erhält dann rauhe Oberfläche, die Rippung und das Wasserzeichen werden undeutlich, und die Form muß gereinigt werden. Wird der Stoff für Handpapier zu schmierig gemahlen, so muß er in der Schöpfbütte weniger Wasser erhalten, sonst wird das Papier zu dünn. Dieses Wasser entweicht zudem auch viel schwieriger und langsamer während der Arbeit aus der Form, weshalb die Arbeit langsamer vonstatten geht. Die Fabrik verdient also weniger, desgleichen die meist im Stücklohn bezahlten Arbeiter. Handpapiere aus kurzen oder schmierig gemahlenen Stoffen lassen sich auch in den Pressen nicht gut entwässern, weshalb beim Auslegen aus den Filzen und beim spätem Umlegen der Bogen mehr Ausschuß gemacht wird. Hierzu kommt noch, • daß Handpapier aus schmierigem Stoff bei der später vorzunehmenden Tierleimung anderer Behandlung und anders gehaltener Leimlösung bedarf. Auch entsteht bei solchem Papier mehr Ausschuß bei der Lufttrocknung und der Satinage. weil das Papier runzelig und wellig wird. Aus schuß wird bei der Büttenarbeit nur insofern vergütet, daß der Arbeiter für ein Ries 540 Bogen Papier machen muß. Enthalten die Riese aber beim fertigen Papier keine 480 Bogen gutes Papier, so muß der Arbeiter die fehlenden Bogen ent weder unentgeltlich herstellen, oder der Lohn dafür wird ihm gekürzt. Bei gutem Stoff kommt dies nicht vor, da erzielen die Arbeiter noch Prämien. Bei schlechtem Stoff haben sie aber manchmal empfindlichen Schaden, besonders bei feinsten Papieren. Ein Holländermüller, der z. B. für 6 Schöpfbütten Ganz stoff zu liefern hat, muß sein Geschäft gründlich verstehen, weil jede dieser 6 Bütten manchmal einen besondern Stoff verlangt und oft nur 2 bis 3 kleine Holländer zur Verfügung stehen, um diesen Stoff zu mahlen. Besonders angenehm ist daher solcher Posten nicht, doch kann man in solchem Be triebe das Stoffmahlen gründlich erlernen. Die Büttenarbeiter machen den Stoffmüller auf Fehler der Mahlung aufmerksam und stellen ihn zur Rede, wenn sie sich überzeugen, daß sie durch seine Unkenntnis oder Unaufmerksamkeit zu Schaden kommen. Ein einsichtiger, gewissenhafter Arbeiter wird sich jedoch nach Inangriffnahme des Stoffs sofort bei den Bütten arbeitern erkundigen, ob die Mahlung gut ist, und wird seine Arbeit entsprechend einrichten. Ein Holländermüller, der für eine auf beste Papiere ein gerichtete Handpapierfabrik gute Ganzstoffe herstellen will, ist vor allem gehalten, sein Mahlzeug stets gut in Ordnung zu halten. Es kann vorkommen, daß er täglich, ja selbst mehrmals am Tage, andere Grundwerke einlegen muß. Auch müssen die Walzen aus bestem Material bestehen und stets gut scharf gehalten werden. Meist werden Walzenmesser ans Hartbronze genommen. Diese erhalten auf der Arbeits fläche oft Rillen, welche von Zeit zu Zeit durch einen Feilen strich beseitigt werden müssen, sonst erhält man verminderte Arbeitsleistung. Wenn man dann die Stoffeintragung den Rohstoffen und dem herznstellenden Papier anpaßt und das Rührscheit fleißig und verständig handhabt, so wird man imstande sein, bei geringem Verbrauch an Triebkraft stets guten Stoff zu liefern, woraus gutes Papier von richtigem Gewicht her gestellt werden kann. Bei der Fabrikation von Maschinen papier müssen die Stoffe meistens eine andere Mahlung er fahren als bei Handpapier. Es kommen hier nicht allein andere Rohstoffe in Betracht, sondern sie müssen auch eine andere Behandlung erfahren, namentlich wenn es sich um Massenerzeugung handelt. Bei Handpapier werden tags über vielleicht kaum 100 kg Papier an jeder Schöpfbütte ge fertigt, wogegen die Papiermaschine in derselben Zeit davon mehrere tausend Kilo erzeugt. In solchen Großbetrieben ist es nun unmöglich, daß man den einzelnen Holländern fort während die peinliche Sorgfalt zuwendet, die beim Mahlen der Stoffe für Handpapier geboten ist. Das Bestreben der Fabrikleitung muß beim Großbetrieb darauf gerichtet sein, daß die Holländeranlage eine größere Menge gleichmäßigen Stoffs liefere, wobei dann die einzelnen Holländer und deren Mahlfläche nur geringen Veränderungen durch Abnutzung usw. unterworfen sind. Immerhin ist man bei jeder Holländer anlage mehr oder weniger von der Tüchtigkeit der Arbeiter abhängig, und man hat stets danach gestrebt, die Holländer in der Weise einzurichten, daß sie’ mehr automatisch arbeiten. Ein Schritt auf diesem Wege ist die Einrichtung der großen Holländer. Diese brauchen selbstredend längere Zeit, um den Stoff fertig zu mahlen, als kleine Holländer. In diesen kann oft der Stoff während einer halben Stunde verdorben werden, weil der Arbeiter einmal nicht aufpaßt, während dies bei einem größeren Holländer kaum bemerkbar wäre. Für Massenerzeugung sind daher große Holländer un bedingt erforderlich, namentlich auch in Hinsicht auf die Gleichmäßigkeit des Stoffs und das Einhalten des richtigen Papiergewichts. Noch bessere Gleichmäßigkeit als bei großen Holländern erzielt man mittels der Stoffmühlen für einmaligen Durchgang des Stoffs. Bei den Jordan- und Marshallmühlen und ähn lichen Einrichtungen kann die Mahlung stets während des Betriebes geändert und geregelt werden, wenn sich dies bei der Verarbeitung des Stoffs als wünschenswert erweist. Auch fließt der Stoff in bestimmter Menge und gleichmäßiger Ver dünnung aus diesen Mühlen den Zeugbütten zu. Dieses hat man in Amerika wohl erkannt, und es dürfte dort nur wenige Fabriken geben, die nicht mit solchen Mühlen ausgestattet sind. • Für deutsche Verhältnisse sind diese Stoffmühlen, sowie auch die großen Holländer oft in sofern ungeeignet, als der deutsche Papierfabrikant meistens zu viele kleinere und verschiedenartige'Papiersorten auf einer und derselben Papiermaschine herstellt. Für Anfertigungen von 500 bis 1000 kg Papier in besonderer Stoffmischung, Farbe und Stärke taugen Stoffmühlen für einmaligen Stoff durchgang nicht, weil dabei manchmal die Papiersorte an der Papiermaschine fertig wäre, ehe die Mühle richtig eingestellt ist. Man kommt aber auch bei uns immer mehr zur Erkenntnis, daß die Fabrikation von vielerlei verschiedenartigen Papiersorten auf einer Papiermaschine unlohnend ist, und legt sich viel mehr auf die ausschließliche Erzeugung gleichartiger Papier sorten. Die Erfolge der Fabriken, die nach diesem Grund satz ihren Betrieb eingerichtet haben, beweisen, daß man hier das richtige getroffen hat. Viele andere Fabriken werden dem Beispiele jener Fabriken wohl oder übel folgen müssen, wenn sie überhaupt bestehen und lebensfähig bleiben wollen. Fortsetzung folgt Schwedens Papier-Außenhandel. Ausfuhr iu den drei ersten Viertel jahren 1906 (und in der gleichen Zeit des Vorjahres). Zellstoff trocken, 166 185 Tonnen (160 506), desgl. feucht 17 971 Tonnen (13 790), Holzschliff, trocken, 30 678 Tonnen (39 603), desgl. feucht 43 064 Tonnen (58 010), Papier aller Art 77 308 Tonnen (66 959), Pappe aller Art 9567 Tonnen (7926). Die Einfuhr von Papier aller Art betrug 1685 Tonnen (1550). f.