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Je schmaler eine Schrift ist, desto empfindlicher ist sie gegen das Auseinanderzerren. Nachstehendes Beispiel, der Praxis entnommen, mag dies beweisen: Gesellschaft für chemische Präparate Spationierte schmale Schrift, Beispiel aus einer Drucksache Gesellschaft für chemische Präparate Dieselbe Schrift in normaler Weite, wie der Schriftgießer sie liefert In Versalwörtern ist das Spationieren — nicht zu ver wechseln mit dem von guten Setzern geübten Ausgleichen — unter Umständen erlaubt und von einer gewissen Breite der Schriften an sogar nötig. Als größere Figuren sollten die Versalien eigentlich weiter gegossen werden als die Gemeinen, das gebt aber wieder nicht, weil sie zu diesen in der Weite passen müssen. Bei Versalzeilen aus Grotesk-Schriften tritt dieser Mangel besonders hervor und fordert Abhilfe durch Spationieren: ORIGINAL-BINDER Versalzeile aus Groteskschrift in üblicher Weite ORIGINAL-BINDER Dieselbe Zeile mit 2 Punkt spationiert ORIGINAL-BINDER Die gleiche Zeile mit 4 Punkt spationiert Die vorstehenden drei Beispiele zeigen, daß mäßiges Sperren von Versalzeilen immer eine Verbesserung des Eindrucks be wirkt. Selbst starkes Sperren ist hier noch zulässig. Dresdener Nachrichten Farbenmischkursus. Im Buchdruck - Maschinenmeister-Verein in Dresden hält gegenwärtig der Betriebsleiter der Farbenfabrik E. T. Gleitsmann, Herr Otto Schilde einen Farbenmischkursus ab, der von etwa 65 Herren besucht wird. Der Dresdener Faktoren-Verein besuchte am 5. Januar das neu erbaute Fabrikgebäude der Dresdener Kunstdruck- und Ohromopapier fabrik von Krause & Baumann in Heidenau bei Dresden. Die vor 2 Jahren erbaute Anlage ist mit allen technischen Vervollkommnungen und Neuerungen ausgestattet, sodaß mit den beiden Papiermaschinen von je 50 m Länge eine Jahreserzeugung von 6 000 000 kg Papier erreicht werden kann. Täglich werden 250 000 kg Papier gestrichen. Angenehm berührte die an den Tag gelegte besondere Sorgfalt bei der Auswahl der Rohstoffe. Neujahrswunsch-Ablösung. Die von der Dresdener Annoncen- Expedition »Invalidendank« auch bei Gelegenheit des letzten Jahres wechsels veranstaltete Ablösung der Neujahrswünsche erreichte diesmal nicht den Umfang der früheren Jahre. Die Teilnehmer waren haupt sächlich Hotelbesitzer und Schankwirte. Von einer Beseitigung des brieflichen Glükwunsches kann eigentlich nicht die Rede sein, Ver fasser dieses sind zwei Fälle bekannt, bei denen im Verzeichnis an geführte Personen sich trotzdem Gratulationskarten haben anfertigen lassen. Der Geschäftsgang in den Dresdener Buchdruckereien hat sich in den ersten Wochen des Januar etwas verschlechtert. Mitte Januar waren 58 Setzer und 22 Drucker arbeitslos. Braunschweiger Nachrichten Der Geschäftsgang in den braunschweigischen Buch- und Stein druckereien ist recht lebhaft. Es sind weniger konditionslose Buch drucker vorhanden als um die gleiche Zeit des Vorjahres. In den Maschinensälen der Verlagsoffizinen wird für den Osterbedarf an Schulbüchern mit Ueberstunden gearbeitet. Die Unterbilanz der Ortskrankenkasse für Buchdrucker betrug 1904 etwa 1600 M. Wenn auch die Zahl der Kranken und der arbeits unfähigen Mitglieder bei dieser Kasse zur Zeit ungewöhnlich hoch ist, so darf man hoffen, daß die zweimalige Beitragserhöhung, welche der Kasse gegen früher eine Mehreinnahme von etwa 50 pOt. sichert, die Finanzverhältnisse endlich regeln wird. Die Ueber- weisung fast lauter älterer Mitglieder der am 1. Januar 1904 behördlich aufgelösten Krankenkasse Gutenberg E. H. hat viel zu zu dem großen Verlust beigetragen. H. S. Hamburger Brief Mitte Januar 1905 Das neue Jahr hat im Geschäftsgänge der Hamburger Buch druckereien keine wesentliche Aenderung gebracht. Nach einer ganz außerordentlichen Inanspruchnahme sämtlicher Betriebe anfangs und Mitte Dezember, die so groß war, daß zeitweilig hier und da Setzer von auswärts verschrieben werden mußten, folgte nach Weihnachten ein recht fühlbarer Rückschlag. Zur Zeit sind wieder 90 Setzer und Maschinenmeister in die Arbeitslosenliste eingetragen. Das verflossene Geschäftsjahr war für die hamburgischen graphi schen Gewerbe und namentlich für die Druckereien meist recht ungünstig. Zunehmende Konkurrenz auswärtiger Druckereien, gegen seitiges Kundenabjagen durch unsinnige Preisunterbietungen und fortwährend steigende Betriebsunkosten verhindern einigermaßen nutzbringendes Arbeiten. Als Beispiel sei eine hiesige mittlere Buch- und Steindruckerei, verbunden mit Verlagsgeschäft, erwähnt, die etwa 15 Personen beschäftigt. Sie schloß im letzten Jahre mit 6000 M. Unterbilanz ab, während die Hamburgische Verlagsanstalt von J. F. Richter (Königlich Schwedische Hofbuchdruckerei) ein Defizit von über 32000 M. (im Vorjahr 40000 M.) buchen mußte, wodurch die gesamte Unterbilanz dieses Geschäfts auf 1700000 M. gebracht wird; das Aktienkapital beträgt 2000000 M. Von beiden Betrieben wird als Hauptursache dieses schlechten Ergebnisses rücksichtslose Preis drückerei der Konkurrenz angeführt, die besonders bei größeren Arbeiten einen Gewinn vollständig ausschließt. Und so geht es den meisten Druckereien, die vor allem auf Akzidenz- und Gelegenheits arbeiten angewiesen sind. Aber auch auf Gehilfenseite sieht man der Entwicklung dieser Dinge mit stiller Sorge entgegen; die Lage der Gehilfenschaft wird von Tag zu Tag unbehaglicher und unsicherer, besonders für ältere, verheiratete Gehilfen, die auf höheren Lohn Anspruch erheben. Sobald einer dieser Berufsangehörigen ein paar Tausend Mark aufzutreiben vermag, macht er sich, auch unter den ungünstigsten Umständen selbständig. Solche kleinen Druckereien schießen wie Pilze aus der Erde; in allen Stadtteilen, an den ent legensten Plätzen und Straßen führen sie ein kümmerliches, arbeits reiches Dasein und schaden dem gesamten Gewerbe. Die hiesige Buchdrucker-Innung hat im Interesse ihrer Mitglieder eine ^Schwarze Listen eingeführt, in die alle »böswilligen und mittel losen Auftraggeber« aufgenommen werden sollen. In Hamburg schädigt eine ganze Reihe skrupelloser Personen das Gewerbe jahraus jahrein durch übermäßig lange Kreditforderung oder Nichtbezahlung. Diese Liste solcher faulen Kunden ist nach dem Zettelverfahren ge ordnet nnd steht jedem Innungsmitglied kostenlos zur Verfügung; die Handhabung ist so einfach, daß jede Auskunft meistens in wenigen Minuten durch den Fernsprecher zu erledigen ist. Auf diese Weise hofft man auch, fragwürdigen Lieferanten und auswärtigen Firmen, die das hamburgische Druckgewerbe andauernd durch unlautere Konkurrenz schädigen, erfolgreich entgegenarbeiten zu können. Auf nahme haben u. a. bereits gefunden: eine Stuttgarter Firma, die hiesige Papierhändler aufforderte, Druckereien einzurichten, und eine Berliner Kunstanstalt, die den Hamburger Druckereien zwar recht gern Autotypien, Galvanos usw. liefert, gleichzeitig sich aber nicht scheut, hiesigen Firmen Druczaufträge, an denen noch etwas zu ver dienen ist, durch Unterbietung abzujagen. Es soll erwogen werden, ob solche Namen nicht zu veröffentlichen oder auswärtigen Innungen zur Warnung mitzuteilen wären. Die Dresdner Innung will ebenfalls eine Auskunftsstelle nach Hamburger Muster einrichten. Die hamburgische Bürgerschaft hatte sich kürzlich mit einem Antrag Rohde und Genossen auf staatsseitige Herausgabe eines zweiten Adreßbuches zu beschäftigen. Die Antragsteller wünschten verschiedene »Verbesserungen«, wie Wahl einer größeren Schrift, Petit statt Non pareille, Fortfall des Anzeigen-Anhangs und der Reklamen im Text, Gratisaufnahme und Fettdruck der handelsgerichtlich eingetragenen Firmen und zuletzt eine wesentliche Verbilligung des Kaufpreises, der bisher 9 M. betrug, Forderungen, auf die sich der Verlag des Adreß buches (Hermanns Erben) nicht einlassen konnte. Darum sollte nun durch den Staat gewissermaßen ein Konkurrenz-Unternehmen ge schaffen werden. Herr Persiehl, Vorsitzender der hiesigen Buch drucker-Innung und gleichzeitig Mitglied der Bürgerschaft, wies unter Anführung von Beispielen darauf hin, daß die amtliche Herausgabe eines Stadt-Adreßbuches sehr schwierig wäre, die bei dem behördlich gewohnten umständlichen und langweiligen Verfahren jedenfalls sehr viel teurer als bisher kommen würde, daß man ohne Anzeigen bei einem solchen gemeinnützigen Unternehmen finanziell nicht bestehen könne, wenn nicht anders der Preis des Werkes bedeutend erhöht werden sollte, und daß die Nonpareilleschrift nur gewählt sei, um das ganze Buch, vielfachen Wünschen aus Interessentenkreisen ent sprechend, kleiner und handlicher zu gestalten. Mit dieser Auskunft gaben sich die Herren zufrieden. Die Zeitschrift für die evangelisch-lutherische Kirche in Hamburg, herausgegeben von A. von Broecker, stellte mit dem soeben er schienenen X. Bande, Heft 10—12, ihr Erscheinen ein, und zwar, wie der Herausgeber, ein hiesiger Hauptpastor, in seinem Schlußwort andeutet, aus taktischen und disziplinarischen Gründen. Die Lohnbewegung der Bxichbinder ist nunmehr als beendet zu be trachten, da die Forderungen der Gehilfen: 24 M. Mindestlohn und 9stündige Arbeitszeit von den meisten Firmen bewilligt sind. Nur in einigen kleineren Betrieben, wo die Gehilfenforderungen kurzerhand abgewiesen wurden, wird die Sperre noch aufrecht erhalten. Mit der