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1252 PAPIER-ZEITUNG Nr. 36 Soll an der maschinellen Einrichtung geändert werden? Der Sommer bietet die beste Gelegenheit zur Auswechslung von Maschinen, Schriften usw. Aber man sollte sich schon jetzt entscheiden, damit der geeignetste Zeitpunkt des Sommers auch wirklich benutzt werden kann. Man prüfe auch, ob diese oder jene Geschäftsreklame ausgeführt werden könnte. Der Sommer bietet die beste freie Zeit für den Druck eigner Reklamesachen, die dann am vorteilhaftesten Anfang September verbreitet werden, um das Herbstgeschäft zu fördern. Wer einen Kalender ausführen will, verschaffe sich schon jetzt das Material dazu, er bestelle etwaige Zeichnungen und Klischees, sodass im Juli und August Alles in Musse gedruckt werden kann! . . . Und wenn der Geschäftswinter gut war, und der Druckereibesitzer überlegt, wohin ihn wohl eine kleine Sommer reise führen könnte, so denke er auch an seine Angestellten, an seine Setzer und Drucker, auch ihnen sind einige Wochen Ferien eine Woh tat, auch ihre Gesundheit erfordert nach der Arbeit des Winters eine Kräftigung, und bei rechtzeitiger Vor bereitung der Urlaubsliste lässt sich für Jeden wohl eine angemessene Ferienzeit festlegen! Und diese »AH’ und Jeden« des Geschäfts werden die Ferienwohltat zu würdigen wissen und mit frischer Kraft zur Arbeit zurückkehren. Sie werden — jeder nach seiner Weise — mit neuen Ideen, mit neuen Plänen die dann kommende Winter arbeit wieder beleben können, und das Skizzenbuch, das mit dem Beginn des Frühlings hervorgeholt wurde, wird eine fruchtbare Ausbeute sichern. . . . Einige Frühlingsbilder schmücken diese Frühlingszeilen, mögen dieselben zur Nach eiferung anregen. Das ist ihr einziger Zweck! G. Kulbe. Berliner Buchgewerbesaal Der Berliner Buebgewerbesaal, der am 7. Dezember 1901 als Pflegschaft des Deutschen Buchgewerbe-Vereins in dem Grundstück Friedrichstr. 231 eröffnet wurde, hat seit jener Zeit seinem Zwecke, eine Pflegstätte grafischer Interessen zu bilden, gedient. Mehrere grössere Ausstellungen grafischer Erzeug nisse wurden veranstaltet, teils vom Deutschen Buchgewerbe- Verein. teils von der Berliner Typographischen Gesellschaft, diese selbst wie auch der Berliner Faktoren-Verein, der Bund der Berliner Buchdruckereibesitzer, die Vereinigung der Berliner Schriftgiessereibesitzer, haben ihre regelmässigen Versammlungen, die Buchdruckerberufsgenossenschaft und der Deutsche Buch drucker-Verein ihre Sektions- und Kreisversammlungen in dem selben abgehalten, und allgemein hat man es als eine Wohl tat empfunden, dort unabhängig von dem Wirtshausgetriebe die Beratungen pflegen und ungestört arbeiten zu können. Sonntags war der Buchgewerbesaal vormittags von 101/2 bis 1 Uhr zur Abhaltung regelmässiger Lesestunden geöffnet. Mehr als 70 Spender, Korporationen, Firmen und Privat personen, haben dem Unternehmen Zuwendungen gemacht und sich für mehrere Jahre zu laufenden Beiträgen verpflichtet. So wurde für die Jahre 1901 und 1902 der Gesamtbetrag von 7705 M. aufgebracht, der zur Bestreitung der ersten Einrichtung, der Miete und Heizung sowie der sonstigen laufenden Aus gaben verwendet wurde und am 31. Dezember 1902 noch einen Ueberschuss von 1351 M. ergab. Um den Buchgewerbesaal aber seinem Zwecke, eine Zentralstelle für alle grafischen Interessen und ein Sammelpunkt der Angehörigen aller buch gewerblichen und grafischen Berufe zu werden, in voll kommenerer Weise dienstbar zu machen, müsste der Saal täglich wenigstens einige Stunden geöffnet sein, die Samm lungen und die Bibliothek müssten vervollständigt und ein be soldeter Beamter angestellt werden, der den Besuchern den Lesestoff zugänglich macht und während der Besuchszeit die Aufsicht führt. Hierzu aber bedarf es grösserer Mittel. Es ergeht deshalb an alle grafischen und buchgewerblichen Kreise die Bitte, das gemeinnützige Unternehmen durch einmalige Zuwendungen oder laufende Beiträge zu unterstützen, um den Buchgewerbesaal mit der Zeit zu einer der Bedeutung Berlins als Druckstadt und Buchhandelszentrale entsprechenden Ein richtung ausgestalten zu können. Die Geschäftsstelle des Berliner Buchgewerbesaales befindet sich Friedrichstr. 239. B. Das Tarifamt der Deutschen Buchdrucker versandte in den letzten Tagen des April die Fragebogen zur Aufstellung einer Berufsstatistik, die ein möglichst übersichtliches Bild der Tarif- Verhältnisse in ganz Deutschland ergeben soll. Es ist zu wünschen, dass die Fragebogen recht genau und vollständig ausgefüllt werden, denn nur durch die Uebereinstimmung der von Arbeitgebern und -Nehmern ausgeführten Aufnahme kann wirklich zuverlässiges Material für statistische Nachweise ge schaffen werden. Die gewissenhafte Ausfüllung ist mit keinerlei geschäftlichen Nachteilen verbunden, da der Fragebogen der Arbeitgeber in den Händen des Prinzipalsvorsitzenden, der der Arbeitnehmer in Händen des Gehilfenvorsitzenden bleibt und nur das Ergebnis der Umfrage in summarischen Ziffern ver öffentlicht wird. Briefköpfe Der Druck von Briefköpfen ist eine gute Einnahmequelle für viele Druckereien. Man braucht dazu nur einige Lieb- habersebriften, die augenblicklich Mode sind, und kann durch Anordnung im Sinne der neuen Richtung auch ohne umständ lichen Farbendruck Arbeiten erzeugen, die von der Kundschaft gut bezahlt werden. Wer die Verwendung feinen Papiers durchsetzen kann, der steht sich in der Regel besser, als ein billiger Drucker, über den man sich beim Schreiben jedes Briefes ärgern muss. »Wer hat die schlechten Briefbogen ge liefert?« heisst es dann wohl gelegentlich mit dem zornigen Zusatze: »Bei dem kaufen wir nichts mehr!« Kluge Drucker halten mindestens die Musterbogen feiner und feinster Brief papiere zur Hand, andere drucken gelegentlich ein kleines Pöstchen gerade in der Maschine laufender Briefköpfe auf ver schiedenen feinen Papieren mit oder machen in flauer Zeit be sondere Muster, bei denen sie noch den Vorteil haben, sich den Text so wählen zu können, dass ein vorteilhaftes Bild herauskommt. Der Druck kann meist ein-, höchstens zwei farbig erfolgen. Sehr gut eignen sich zu solchen Zwecken die hochgeschürzten sezessionistischen Schriften, denen eine eigen artige Wirkung innewohnt. Diese Schriften sehen immer vor nehm aus, man mag sie drucken wie man will. Allerdings ge hört dazu auch eine passende Zeilen-Anordnung — man ver suche immer, etwas hineinzulegen, was manchmal nur durch Umstellen des vorgeschriebenen Textes oder durch kleine Aenderungen geschehen kann, die der Auftraggeber dankbar vermerkt, wenn die Arbeit dadurch wirklich gewinnt. Auf nebenstehender Seite haben wir eine Anzahl Brief köpfe zusammengestellt, die aus Anwendungsheften der Firmen H. Berthold-Berlin und Bauer & Co.-Stuttgart entnommen wurden. Das Blatt enthält sehr wertvolle Master in allen Arten der neuen Richtung und wird manche Anregung geben können. Zur Verwendung kamen ausschliesslich die bekannten Sezessionsschriften der genannten Firmen, die sich, wie man sieht, für diesen Zweck trefflich eignen. Eine der ersten Forderungen der neuen Richtung ist die Verwendung einer Schriftgattung durch die ganze Arbeit. Bei Briefköpfen hat man bisher stark gegen dies künstlerische Prinzip verstossen, indem die Hauptzeilen, wohl auch besondere Nebengruppen, aus andern Schriftarten gesetzt wurden. Wie fein und gediegen die Wirkung ist, wenn man bei einer geeigneten Schriftart bleibt, dafür sind die nebenstehenden Muster ein beredtes Beispiel. Bund der Berliner Buchdruckereibesitzer (Innung). In der am 27. April abgehaltenen Versammlung wurden 61 Lehrlinge, die hei Bundesmit gliedern ihre Lehre beendet hatten, von dem Vorsitzenden Herrn Kommerzienrat Büxenstein freigesprochen. Aufgenommen wurde als Mitglied Herr Kommerzienrat Deyhle in Firma Gebr. Deyhle & Wagner und die in der vorigen Sitzung aufgenommenen Mitglieder auf die Satzungen verpflichtet. Dem verstorbenen Senior unter den Berliner Buchdruckereibesitzern und langjährigen, auch im Fachschulausschuss bis zu seinem Tode tätig gewesenen Mitgliede Herrn Carl Hermann Müller widmete der Vorsitzende warme Worte dankbarer Anerkennung. In die Tagesordnung eintretend sprach der Vorsitzende sein lebhaftes Bedauern aus, dass die Ernennung einer Anzahl von Mitgliedern des Bundes zu Beauftragten der Handelskammer infolge einer missver standenen Auffassung in der »Freien Vereinigung Berliner Buch druckereibesitzer« dort zu der Annahme geführt habe, der Bund habe sich danach gedrängt, ein Aufsichtsrecht über alle Berliner Buch druckereien auszuüben. Tatsächlich habe der Bund lediglich aus Opportunitätsgründen der Aufforderung der Handwerkskammer, Be- auitragte zu ernennen, Folge geleistet, da andernfalls von Seiten der Handwerkskammer irgend welche andere Gewerbetreibende zur Aus übung der Beaufsichtigung unseres Lehrlingswesens ernannt worden wären. Die Beauftragten hätten ihres Amtes in kollegialem Sinne und mit Taktgefühl zu walten und würden zunächst nur da ein schreiten, wo von Seiten der Eltern Klagen geführt werden über die Lehrverhältnisse ihrer Kinder. Diejenigen Mitglieder aber, bei denen ein Beauftragter erscheint, möchten denselben nicht als lästigen Re visor, sondern als einen Kollegen aufnehmen, der lediglich seine Pflicht erfüllt. Zum Obmann der Beauftragten wurde das Vorstands-