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Agenten-Provision Das Kgl. Kammergericht in Berlin hat an die Münchner Handelskammer folgende Zuschrift gerichtet: Berlin, 11. Juni 1898 In Sachen des Kaufmanns Hermann Kieling zu Berlin, Beklagten und Berufungsklägers gegen den Kaufmännischen Verein zu München, Kläger und Berufungsbeklagten, wegen abgetretenen Provisions anspruchs, ist in Gemässheit eines unter dem 26 Februar 1898 ge fassten Beweisbeschlusses die Frage zu prüfen, ob, wie Kläger be hauptet, nach einem in ganz Deutschland geltenden allgemeinen Handeisgebrauche der kaufmännische Agent auch ohne besondere Vereinbarung die Provision auch von denjenigen Aufträgen verlangen kann und zu beanspruchen hat, welche ein von ihm, dem Agenten, engagirter Kunde dem Geschäftsherrn direkt ertheilt. Seitens der Aeltesten der hiesigen Kaufmannschaft ist die ab schriftlich beigefügte Auskunft vom 20. April 1898 ertheilt worden. Indem wir hiermit auch die Vorstandschaft um ein Gutachten über die oben bezeichnete Beweisfrage ersuchen, bemerken wir ergebenst, dass es sich wesentlich darum handelt, ob der betreffende Handelsgebrauch auch speziell in München gilt. Der Vorsitzende Das Gutachten der Aeltesten der Kaufmannschaft Berlin hat folgenden Wortlaut: Berlin, 20. April 1898 In Sachen Kieling contra Kaufmännischen Verein ertheilen wir die mittels des gefälligen Schreibens vom 5. v. M. erforderte Auskunft ergebenst dahin, dass nach hiesigem Handelsgebrauch der kauf männische Agent auch ohne besondere Vereinbarung die Provision auch von denjenigen Aufträgen verlangen kann und zu beanspruchen hat, welche ein von ihm, dem Agenten, engagirter Kunde dem Geschäftsherrn direkt ertheilt. Ob dieser Handelsgebrauch über ganz Deutschland verbreitet ist, vermögen wir zufolge der engeren Begrenzung unseres Geschäftsbezirks nicht zu bekunden. Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin Die Münchner Kammer gab zur Antwort, es sei in München sowie in Süddeutschland überhaupt Handelsbrauch, dass der Agent im Allgemeinen auch von schriftlichen Aufträgen der ihm überwiesenen und von ihm bearbeiteten Kundschaft Provision zu fordern berechtigt ist, wenn Anderes nicht be dungen wurde. Insbesondere aber ist der Agent nach be stehendem Handelsbrauch berechtigt, Provision zu fordern aus solchen Aufträgen, welche von einem von ihm engagirten Kunden dem Geschäftsherrn schriftlich ertheilt werden, auch wenn keine besondere Vereinbarung getroffen wurde. Probenschau Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Faches die Neues oder Bemerkenswerthes bieten, kostenfrei beschrieben Wiener Künstler-Postkarten. Druck und Verlag von Philipp & Kramer, Wien. Diese in Nrn. 55 und 59 beschriebene Sammlung wurde durch Reihen XXIV—XXVI bereichert. In Reihe XXIV schildert R. Konopa die Bauten des neuen Wien. Die nach Aquarellen gefertigten Dreifarbendrucke zeigen stimmungsvolle Strassenbilder in künstlerischer Vollendung. In zehn Jagd- Karten (Reihe XXV) malt Alex. Pock mit köstlichem Humor Jäger ganz' besonderer Art, z. B. den Waldgott Pan auf der Hasenjagd, eine Sportsdame auf der Parforce-Jagd, eine un erschrockene Jägerin, die eben einen Eber erlegt hat usw. Die Darstellungen weiblicher Figuren sind besonders reizvoll. Für die Kartenreihe XXIV malte A. Kircher die schönsten uud grössten Schiffe der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine. Alle drei Reihen Karten sind Meisterwerke des Dreifarben druckes. 30 Künstler-Postkarten. Reise-Erinnerungen in Holzbrand von Carl Hahnel. Verlag von W. Schultz-Engelhard, Berlin W. Diese Reihe bildet die Fortsetzung der bereits erschienenen, durch DRGM 81314 geschützten Karten desselben Künstlers. Die Briefseite ist holzartig gemasert, und darauf ist eine Städte oder Gebäude-Ansicht in Sepia-Farbe gedruckt. Die Nach ahmung des Holzbrandes.ist vorzüglich, Zeichnung und Druck der Bilder sind durchaus künstlerisch. Die neue Reihe enthält Ansichten aus vielen grösseren deutschen Städten sowie von denkwürdigen Schlössern, Ruinen usw. Diese Karten bieten dem Sammler viel Reiz. Gratulationskarten von Schuppe & Augustin, Berlin. Die dies jährigen Neuheiten der Firma sind reichhaltig und hübsch. Die meisten stellen kleine Hefte dar und enthalten äusser dem Glückwunsch ein Gedicht, das zu der gegebenen Gelegenheit passt. Die Ausstattung ist durchweg vorzüglich. Druck, Präge- und Stanzarbeit, sowie Atlas- und Seidenschnürchen erzielen äusserst anmuthige Gesammtwirkung. Die Karten sind für Neujahrs wünsche, zur Verlobung und Hochzeit und für Ge burtstage bestimmt. Zur Verzierung wurden lithographischer Farbendruck, farbige und Metall-Prägung, Stanzarbeit, Glimmer staub usw. herangezogen. Eigenartige Reklamekarten bringt das Gutenl)erg-Haus Franz Franke, Berlin-Schöneberg in den Handel. Die Karten können in jeder beliebigen Grösse und Form hergestellt werden, sie bestehen aus einem Stück Kunstdruckpapier, auf dessen Rück seite Löschkarton geklebt ist. Die Vorderseite trägt ein Reklamebild in gutem Drei- oder Mehrfarbendruck, sie kann ausserdem mit einem Kalendarium oder dergl. versehen werden. Das Löschblatt soll den Empfänger der Reklamekarte veran lassen, diese längere Zeit aufzubewahren und zu benutzen, wo durch die Reklame wirksamer wird. Die Karten geniessen Gebrauchsmusterschutz. Glückwunschkartenvordrucke von J. P. Bachem, Köln. Die Firma ist auch in diesem Jahr mit einer reichen Sammlung kunstvoll auf der Buchdruckpresse hergestellter bunter Vor drucke erschienen. Bei dem derzeitigen grossen Wettbewerbe in Karten dieser Art, wobei Steindruck, Lichtdruck, Helio- und Photogravure, ja sogar Handmalerei zur Verwendung kommen, bedeutet es viel, wenn sich der Farbendruck des Buchdruckers mit Ehren behaupten kann. Die Bachemschen Karten stehen an Zartheit der Farben, Genauigkeit und Sauberkeit der Aus führung, an künstlerischer Wirkung und Mannigfaltigkeit der Motive hinter keinem Erzeugnisse dieses Zweiges zurück. Blumenschmuck, figürliche Darstellungen jeder Art und stimmungsvolle Landschaften bieten jeder Geschmacksrichtung etwas. Die allgemeine Anerkennung, welche die Karten bisher fanden, dürfte auch den diesjährigen Neuheiten zu Theil werden. Illustrirte Postkarte mit Gutschein, DRGM 98195 von Theodor Hornthai in Hildesheim. In Konditoreien, Kaffeehäusern usw. sollen illustrirte Postkarten zum Verkauf liegen, welche die Aufschrift tragen: »Empfänger dieses erhält gegen Vorzeigung dieser Karte eine Portion Eis (oder ein Stück Torte usw.) in der Konditorei von X. X.« Man kauft diese Karte gegen den Werth des dem Adressaten auszuliefernden Genussmittels oder Geschenkes. Der Empfänger erhält den ihm gewährleisteten Gegenstand und fügt die durch Abstempelung oder durch Abtrennung eines perforirten oder sonst abtrennbaren Kupons entwerthete Gutscheinkarte seiner Sammlung bei. In gleicherweise kann die Karte für eine ganze Reihe von Waaren, z. B. Handschuhe, Duftstoffe, Blumen usw. Anwendung finden. Karten dieser Art können auch von solchen Firmen in Umlauf gesetzt werden, deren Erzeugnisse in jedem Orte zu finden sind, z. B. Chokoladefabriken, Parfum- oder Eau de Cologne-Fabriken usw. Man kauft z. B. in Hildes heim Gutschein-Postkarten auf 1/2 Pfund Stollwerck-Chokolade, sendet die Karte nach Königsberg und giebt dadurch dem Adressaten eine Anweisung auf ein kleines Geschenk, das sonst infolge der nicht im Verhältnisse zum Werth des Gegenstandes stehenden hohen Portokosten sicher unterbleiben würde. Die Königsberger Chokolade-Handlung trennt den Kupon ab und verrechnet denselben bei nächster Gelegenheit mit dem Lieferanten. Näheres ist aus Anzeige in dieser Nummer ersichtlich. Napoleon-Postkarten von Ludurig Feist, Kunstverlag in Mainz. Zur Neige des Jahrhunderts steht die Gestalt Napoleons I. neuer dings im Mittelpunkt künstlerischer Bestrebungen. In Romanen, Theaterstücken und bildlichen Darstellungen werden er und seine Zeitgenossen gefeiert, ja selbst die Mode der Frauen kleidung und der Wohnungs-Ausstattung lehnt sich mit Vor liebe an die Ueberlieferungen des ersten Kaiserreichs an. Kein Wunder, dass Napoleon auch auf Postkarten verewigt wurde, u. z. zunächst in Frankreich. Obengenannte Firma liess sechs Postkarten in chromolithographischer Ausführung nach Bildern englischer Meister herstellen, die den grossen Eroberer in ver schiedenen volksthümlich gewordenen Stellungen und Um gebungen zeigen. Wir sehen ibn im Krönungs-Ornat, vor den Pyramiden, bei Austerlitz, in seiner Lieblings-Uniform usw. Eine Karte ist mit dem Bilde der durch Sardous Theaterstück berühmt gewordenen Madame Sans Gene verziert. Die Karten fanden in Frankreich sowie auf mehreren Postkarten-Ausstellungen Deutschlands viel Beifall, was die Firma zur Herausgabe der selben Bilder mit deutschem Text veranlasste.