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PAPIER-ZEITUNG 3136 Nr. 88 die Preise konnten nicht in einer der Steigerung der Rohstoff preise, besonders von Holz, Schwefel und Kohle, entsprechenden Weise gehoben werden. Die Erhöhung der Schwefelpreise ist auf ein englisches Syndikat zurückzuführen, das, mit einem Kapital von 1 Million Pfd. Stetig, ausgestattet, die Erzeugnisse der sizilianischen Schwefelgruben aufgekauft hat. Grösserer Ausfuhr waren die in Kanada und Skandinavien ent standenen Fabriken im Wege, der Absatz war aber durch den regen Bedarf im Inlande gesichert. Beide Fabriken hatten unter Mangel an Arbeitern zu leiden, bei der Gröditzer infolge der lebhaften Bauthätigkeit, während in Pirna der während des Frühjahrs und Sommers besonders starke Bedarf der Stein bruchbetriebe die Löhne steigerte, und diese Lohnsteigerung wurde von den Arbeitern zu Kontraktbrüchen ausgenutzt, wo gegen das Gesetz keinen Schutz verleihe. Bei einer durch schnittlichen Arbeiterzahl von 111 Köpfen haben 367 Personen wechsel stattgefunden. Das Ergebniss der Fabrikation wird von der Pirnaer Fabrik als zufriedenstellend bezeichnet. Ueber die Fabrikation von Natronzellstoff fehlen Mittheilungen. Strohstoff. Laut Bericht der Vereinigten Strohstofffabriken in Cosniig war die Nachfrage auch 1896 recht befriedigend, der Umsatz hat sich nach dem Inlande wie nach dem Auslande gleichmässig gehoben, und die Erzeugung konnte nicht un erheblich vergrössert werden, die Erträgnisse zogen aber davon nicht viel Nutzen, da die Waarenpreise infolge des ausser ordentlich lebhaften Wettbewerbs weiter gesunken sind. Die Preise der Rohstoffe (Stroh, Chemikalien) blieben im Wesent lichen dieselben, auch in dem befriedigenden Verhältnisse zu den Arbeitern trat keine Veränderung ein. Wie schon in früheren Jahren, wird über die Erhebung von Eingangszöllen auf Chlorkalk und Soda, die die Hälfte des Werthes ausmachten, sowie gegen die zu hohen Bahnfrachten, die in keinem Ver hältnisse zu dem gesunkenen Preise des Strohstoffes stünden, Beschwerde geführt. Die Dividende beträgt 6 pCt. = 180000 M. Pappenfabrikation. Im Allgemeinen scheint der Geschäfts gang in der Pappenfabrikation zufriedenstellend gewesen zu sein. Eine Colditzer Fabrik hatte für Holz- und Lederpappen zu den Preisen des Vorjahres guten Absatz, weniger gut war das Ge schäft in grauen (Buchbinder-) Pappen, bei schleppendem Ab sätze waren die Preise recht gedrückt. In Holz- und Leder pappen machte sich der österreichische Wettbewerb, der durch die niedrigen deutschen Eingangszölle (100 kg 1 M.) begünstigt wird, sehr bemerkbar; übrigens finden diese Artikel immer weitere Verbreitung, namentlich sind sie für die Ausfuhr nach England, Spanien, Portugal, Zentral- und Südamerika, China, Japan und Austrahen gesucht. Auch im Inlande war der Absatz gut, was von einer Fabrik in Cotta bestätigt wird. Ueber den österreichischen Wettbewerb äussert sich eine Fabrik in Langen hennersdorf in demselben Sinne wie bereits mitgetheilt. Sehr lebhaften Geschäftsgang hatte eine Fabrik in Porschendorf, es konnten aber trotz starker Nachfrage keine höheren Preise für Pappen erzielt werden. Von mehreren Fabriken wird eine Lohnaufbesserung um 10 bis 15 pCt. mitgetheilt. - Papierfabrikation. Der Aufschwung, den die Papierfabrikation gegen Ende 1895 genommen hatte, dauerte nach den überein stimmenden Mittheilungen aus Weesenstein, Weissenborn, Dresden, Radeberg, Dittersbach, Heidenau, Rdbschütz, Hainsberg, Nossen, Gölzern, Lostau, Königstein, Sebnitz, Wurzen, Copitz und Muldenthal im All gemeinen auch im Jahre 1896 fort, nur zwei Berichte erwähnen ein Nachlassen der allerdings sehr regen Thätigkeit gegen Ende des Jahres. Die Fabriken waren voll beschäftigt, und Aufträge lagen so zahlreich vor, dass oft lange Liefertermine beansprucht werden mussten. Die Waarenerzeugung ist schon infolge der Anschaffung neuer Maschinen ganz beträchtlich gestiegen, damit freilich auch der Wettbewerb verschärft worden; aber wenn man auch mit der Erzeugungsmenge zufrieden sein konnte, liessen doch die erzielten Preise zu wünschen übrig. In den meisten Berichten wird davon gesprochen, dass die Ende 1895 gezahlten Preise zwar aufrecht erhalten worden seien, über eine kleine Besserung aber wissen nur zwei oder drei Fabriken zu berichten, ja einige Fabriken reden sogar von einem weiteren Druck auf die Preise. In den Preisen der Rohstoffe scheinen nach der Mehrzahl der Berichte keine grösseren Schwankungen vorgekommen zu sein, andere wieder behaupten, dass der Nutzen durch das Steigen von Kohlen, Holzschliff usw. geschmälert worden sei, auch die Löhne haben in den meisten Fabriken eine Aufbesserung erfahren. Ueber die Zahlungs- und Kredit- Verhältnisse wird nur von wenigen berichtet, eine Tapeten- Papierfabrik klagt darüber, dass Aussenstände bei ihren Kunden in der Regel mindestens 50 pCt., zu Zeiten sogar 70 pCt. des Umsatzes betrugen, und dass Zahlungen nach sechsmonatlichem Ziele zu den Ausnahmen gehörten. Die Ausfuhr hat sich im Allgemeinen wenig verändert, nach England hat sie nach dem Bericht einer Fabrik fast ganz aufgehört, weil, als man dahinter kam, dass das indirekt der englischen Regierung gelieferte Papier »made in Germany« war, diese sofort die Verbindungen abgebrochen habe; von anderen wird aber von flottem Geschäft nach England berichtet, freilich muss man den Wettbewerb der schwedischen und norwegischen Papierfabriken bestehen. In zwei Berichten wird ein schon mehrfach geäusserter Wunsch wiederholt, dass nämlich die Eisenbahnen den Tarif, namentlich für Stückgut, herabsetzen und Staffeltarife einführen sollten. Die Aussichten für das laufende Jahr werden von einigen als nicht so günstig bezeichnet, da sich schon im De zember 1896 Nachlassen der Aufträge bemerkbar gemacht habe. Von den Aktienfabriken gab die Dresdener 8 (7) pCt., die Hainsberger VI» (0) pCt. und die Weissenborner 11 (81/2) pCt. Dividende. Bunt-, Chromo- und Luxuspapier, Drellpapier. Eine Dresdener Fabrik von Buntpapieren war so gut beschäftigt, dass der Be trieb durch einen Neubau vergrössert werden musste, im Uebrigen hat sich Wesentliches nicht geändert. Ebenso sprechen sich eine andere Fabrik in Dresden und eine in Königstein, die bei gedrückten Preisen erhöhten Umsatz hatten, ferner zwei Dresdener Firmen, die in der Hauptsache mit Luxuspapieren handeln, von dem Geschäftsgänge befriedigt aus; die beiden letzteren hatten den Hauptabsatz im Inlande, nach Oester reich und der Schweiz, während von der einen das Geschäft nach Amerika, Russland, Dänemark, den Donaufürstenthümern, Italien usw. als sehr unbedeutend bezeichnet wird. Beide be schweren sich über die zollamtliche Behandlung, die ihre Waaren in Oesterreich erfahren; der österreichische Zoll be trage 18 fl. für 100 kg (Luxuspapeterien), sobald aber nur irgend eine Spur von Metallbestandtheilen an der Waare sei, trete so gleich die Vernehmung als »Metallwaaren, feinste« mit 40 fl. ein; derartiges Verfahren führe zu häufigen Streitigkeiten mit der Kundschaft. Die eine Firma hebt den österreichischen Zollschutz gegenüber dem deutschen Zolle (12 M. für 100 kg) hervor; unter diesem Zollschutze entwickle sich die öster reichische Luxuspapier-Industrie von Jahr zu Jahr und gewinne immer mehr Boden in Deutschland, das seine Ueberlegenheit zur Zeit nur noch der Mannigfaltigkeit seiner Erzeugnisse und dem höheren Alter seiner Industrie verdanke. Die Preise blieben normal, der Wettbewerb ist aber wesentlich gewachsen; Geschäftsunkosten steigen nach dem einen Bericht fortwährend, namentlich werden immer längere Ziele verlangt. Die Fabrik von Drellpapieren in Niedersedlitz nimmt in allen Stücken auf ihren vorjährigen Bericht Bezug. Eine Fabrik von präparirten Papieren in Löbtau konnte ihre Fabrikate in weiterem Umkreise mit befriedigendem Erfolge absetzen; als neue Abnehmer sind Spanien und Portugal hinzugetreten. Von den Rohstoffpreisen sind nennenswerthe Veränderungen nur bei Zeresin vor gekommen, da die österreichische Länderbank die gesammten galizischen Erzeugnisse aufgekauft hatte und daraufhin die deutschen Zeresinfabriken zu einer Konvention zusammen- getreten sind, die die Preise zu einer noch nicht dagewesenen öhe gebracht hat. Eine Mügelner Pergamentpapierfabrik hat für ihre Erzeugnisse unter den Ausfuhrhändlern immer weitere Anerkennung gefunden, da es vollständig gleichwerthig mit Oeltuch sei. Ueber die Tapetenfabrikation kann eine Wurzener Fabrik auch für 1896 keinen günstigen Bericht geben, die Lage der Waare hat sich nicht zum Besseren gewendet. Papierwaaren, Kartonnagen. Ueber die Fabrikation von Daten, Beuteln usw. berichtet eine Meissener Fabrik, dass bei gleichen Verhältnissen der Geschäftsgang zufriedenstellend war; eine andere Göllner Fabrik hat ihrem vorjährigen Bericht nichts Neues hinzuzufügen, nur hätte sich das Geschäft womöglich verschlechtert, der Verbrauch von Apotheker-Kartonnagen gehe im Inlande immer mehr zurück, für die Ausfuhr würden nur billige Waaren verlangt. Die Aktiengesellschaft für Cartonnagen-Industrie zu Loschwitz hatte einen um 40 pCt. gesteigerten Umsatz, obgleich die Preise im Allgemeinen niedriger waren als in dem vergangenen Jahre, infolge des Auftauchens verschiedener Wettbewerbbestrebungen. In der Abtheilung für Kartonnagen war die Fabrik in ganz aussergewöhnlichem Maasse, sowohl für Privatkunden, als auch für Regierungen beschäftigt; die durchschnittliche Zahl der Arbeiter, 150, musste zeitweilig auf 650 erhöht und Nothbauten zur Unterbringung errichtet werden, die Löhne haben dabei keine wesentliche Veränderung erfahren. Mit dem Verhalten